
Die Günzburger Straße – Teil 2
Wegen Ihrer Länge und der unterschiedlichen Entwicklung der Abschnitte erfolgt die Behandlung der Günzburger Str. in Abschnitten.
Teil 1 – Vom Unteren Tor bis Hausnummer 28
Teil 2 – Von Hausnummer 29 bis Hegelhofen


Teil 3 – Von Hegelhofen bis Attenhofen
Inhalt
- 1 Benennung
- 2 Lage und Größe
- 3 Ausbau
- 4 Historische Entwicklung
- 4.1 1833 Bau des Krankenhauses
- 4.2 Ab 1838 beginnende Bebauung
- 4.3 1925 Ansiedlung des Claretinerordens
- 4.4 Ab 1951 Erweiterung des Krankenhauses
- 4.5 Ab 1951 Wohn- und Gewerbegebiet ‚Industriestraße‘
- 4.6 1967 Autohaus Wieländer
- 4.7 1973 Verlegung der Ulmer Straße
- 4.8 1977 Bebauungsplan A 7 – Spitalweg
- 4.9 1992 Bebauungsplan Z 8, Kreuzung Günzburger Str./Ulmer Str.
- 4.10 2000 Grundschule Nord
- 4.11 2000 Anbindung Nordstraße
Benennung
Die Benennung folgt der geografischen Lage als nach Günzburg führender Fernverbindung. Diese Bezeichnung hatte die Straße von alters her, schon vor der Vergabe von Straßennamen im Jahr 1921.
Lage und Größe
Die Straße beginnt am Unteren Tor und führt bis zum nördlichen Ortsausgang von Hegelhofen. Ab dem Kreisverkehr am Krankenhaus ist die Günzburger Str. als Staatsstr. ST 2020 klassifiziert. Die Straße setzt sich in Attenhofen mit der Bezeichnung Römerstraße fort. Die Länge der Straße beträgt in Weißenhorn 800 m, in Hegelhofen 450 m, zusammen 1250 m.
Der Teil 2 umfasst den Bereich der Straße ab Günzburger Str. 289 bis zur Gemarkungsgrenze Hegelhofen mit einer Länge von ca. 580 m.
Ausbau
Der Ausbau der Günzburger Str. ist nicht lückenlos dokumentiert, besonders nicht der erst ab dem 19. Jahrhundert bebaute Bereich.
Wie alle historischen Straßen war auch die Günzburger Str. bis Anfang des 20. Jhdts. nur wassergebunden befestigt und wies weder Randsteine noch Entwässerungseinrichtungen auf. Das Straßenwasser sammelte sich in Gräben neben der Straße um dort zu versickern. Erst 1937 wurde die Günzburger Str. durch den Bezirk (jetzt Landkreis) geteert und mit Randsteinen versehen. Die Stadt beteiligte sich an dieser Maßnahme mit einem Kostenbeitrag von 4.690,55 RM.




1973 Verlegung der Ulmer Straße
Die Verlegung der Ulmer Straße ist im Artikel über die Ulmer Straße umfassend dargestellt.
Knoten beim Krankenhaus
Die Kreuzung beim Krankenhaus, wo die Kaiser-Karl-Str. spitzwinklig in die Günzburger Str. einmündet und zudem noch der Spitalweg und die Zufahrt zum Krankenhaus zu beachten ist, stellte mit zunehmendem Verkehr ein immer größeres Problem dar. Ursprünglich war es einfach nur eine große Fläche, auf der sich jeder Verkehrsteilnehmer seinen Weg wählen konnte.




Nachdem sich die Kaiser-Karl-Str. immer mehr zu einer geraden Durchfahrtsstraße ohne Passage der engen Tordurchfahrtenm entwickelte, musste der Verkehr hier geregelt und kanalisiert werden. Das Straßenbauamt entwickelte 1965 eine Knotenpunktsplanung, die der Kaiser-Karl-Str. eine zügigere Durchfahrt ermöglichte, gleichzeitig aber auch dem von Norden kommenden Verkehr ein zügiges Abbiegen in die Günzburger Str. ermöglichte. Diese Planung bewährte sich und wurde bis ins Jahr 2000 beibehalten.


Um das Jahr 2000 wurde das Krankenhaus wesentlich erweitert. Um den Bau zu errichten, waren auch einige Vorarbeiten seitens der Stadt erforderlich. So musste der quer über das Baugrundstück verlaufende Entlastungskanal aus dem Regenüberlauf in der Günzburger Str. an den Grundstücksrand verlegt werden. Um diesen aufwändigen Bau zukunftssicher auszuführen, ließ die Stadt für den nördl. Stadtbereich unter Berücksichtigung späterer Neubaugebiete eine neue hydraulische Berechnung durchführen. Diese ergab erwartungsgemäß, dass der Kanal auf einen Durchmesser von 1,60 m erweitert werden musste. Außerdem war zur hydraulischen Entlastung hinter den Regenüberlauf noch ein Rückhaltebecken zu bauen. Weil diese Bauwerke im Zufahrtsbereich des Parkplatzes lagen, war die Höhenlage beschränkt, so dass die beiden Bauwerke getrennt errichtet werden mussten. Zu guterletzt musste die aufgestaute Nebenroth noch mit einem Düker unterfahren werden, bis mit der Roth eine leistungsfähige Vorflut erreicht werden konnte.









Und weil somit ohnehin eine große Baumaßnahme erforderlich war, nutzte die Stadt diese Gelegenheit und drängte das Straßenbauamt Neu-Ulm, gleichzeitig die alte spitzwinklige Einmündung der Günzburger Straße in die Kaiser-Karl-Str. zu einem Kreisverkehr umzubauen und eine neue Haupterschließungsstraße – die Nordstraße – für eine spätere Bauentwicklung an diesen Kreis anzuschließen. Als Ergebnis wurde durch den Bau des Kreisverkehrs der Durchgangsverkehr durch die Günzburger Str. zur Ulmer Str. abgeleitet und dadurch die Kaiser-Karl-Str. entlastet. Der Kreisverkehr ging im Jahr 2001 in Betrieb.

Historische Entwicklung
Die historische Bebauung der Günzburger Str. endete am schon 1475 erwähnten Doppelhaus Günzburger Str. 25 u. 27 auf der westlichen und dem Ziegelstadel (heute Friedhofsweg 2) auf der östlichen Straßenseite. Bei den Nachbarbeschrieben ist zwischen 1614 und 1678 von einem Tor hier die Rede, danach heißt es nur ‚die Gemeind‘. Nimmt man den Beschrieb wörtlich, müsste hier ein Tor gewesen sein. Das hätte aber nur einen Sinn, wenn es sich auch in einer Mauer oder einem Zaun fortsetzen würde. Diese Frage konnte bislang nicht geklärt werden. Eine ähnliche Anmerkung aus dieser Zeit kommt auch bei der heutigen Reichenbacher Str. vor.
Um 1550 wurde das Haus des Schinders (Abdecker, Wasenmeister, Kleemeister etc.; Tierkörperbeseitigung) von der Unteren Mühlstr. 06x zum Grundstück Günzburger Str. 35 (jetzt Dietschstr.4) verlegt. Der Schinder versah auch das Amt des Scharfrichters. Er galt als unreiner Beruf und musste daher außerhalb der Stadt wohnen.
Ungefähr an der Stelle des heutigen Kreisverkehrs am Spitalweg befand sich laut Darstellung im Urkataster 1823 ein kleiner Tümpel. Dieser ist bis 1906 noch in den Katasterplänen eingetragen, bei der Neuvermessung 1921 aber nicht mehr. Vermutlich wurde er innerhalb dieses Zeitraums verfüllt. Hier befinden sich auch zwei Sühnekreuze, eines davon 1439 errichtet, ein Feldkreuz von 1878 und ein Bildstock von 1946.


1833 Bau des Krankenhauses
Etwa 400 m außerhalb der Stadtgrenze des 15. Jahrhundert lagen die schon 1426 erwähnte St.-Leonhards-Kirche und das 1464 erbaute Leprosenhaus, zusammen mit dem etwas später dazu gebauten Benefiziatenhaus. Auch dieses Krankenhaus für ansteckend Kranke, die außerhalb der Stadt untergebracht werden mussten. Hieraus entwickelte sich ab 1833 das heutige Krankenhaus.


Ab 1838 beginnende Bebauung
Erst 1838 setzte langsam eine Bebauung außerhalb der Stadt ein, indem auf dem Grundstück Günzburger Str. 30 eine Wohnung in ein bestehendes Okonomiegebäude eingebaut wurde und im gleichen Jahr der Traubenwirt Joseph Schweikart in seinen Garten Günzburger Str. 32, auf welchem bereits ein Ökonomiegebäude stand welches eingefallen war, ein neues Wohnhaus mit Stallung baute. Hinzu kam 1840 auf dem Nachbargrundstück Ulmer Str. 2 (früher Albrecht-Dürer-Str. 2) ein Stadel, der 1851 zu einem Wohnhaus umgebaut wurde.


Sehr zögerlich begann im 20. Jahrhundert ab 1908 (GZ34) eine Bebauung mit acht Wohnhäusern auf der Ostseite der Günzburger Str. Das letzte Haus in dieser Zeile (GZ48) wurde erst 1992 errichtet.
1925 Ansiedlung des Claretinerordens
1925 begann der Claretinerorden den Bau eines Klosters mit Progymnasium gegenüber dem Krankenhaus an der Grenze zu Hegelhofen. Der 1925 errichtete Mittelbau wurde 1954 durch einen Ost- und 1957 durch einen Westflügel mit Kapelle erweitert. Das Claretinerkolleg wurde bis 2002 als Progymnasium geführt und beherbergt heute Seminar- und Tagungsräume sowie eine private Montessorischule.


Ab 1951 Erweiterung des Krankenhauses
1951 begann die Erweiterung des Krankenhauses, die sich bis heute fortsetzt und einen wichtigen Beitrag für die Attraktivität der Stadt leistet. Die Geschichte des Krankenhauses wird in mehreren eigenen Artikeln behandelt.


Ab 1951 Wohn- und Gewerbegebiet ‚Industriestraße‘
Bereits 1922 ertauschte die Stadt umfangreiche Grundstücke westlich der Günzburger Str. im Rahmen des Pfarrhofneubaus Fuggerstr. 2b. Der Stadt oblag zwar die Baulast für den Pfarrhof, das Grundstück musste aber von der Pfarrpfründestiftung gestellt werden. Es fand also ein Grundstückstausch zwischen dem Grundstück in der Fuggerstraße und dem Grundstück an der Günzburger Str. statt. Baumeister Luitpold Gaiser schätze am 14.03.1922 beide Grundstücke und hielt sie mit je 106.000 M (Inflationspreise!) für annähernd wertgleich.
Nach dem II. Weltkrieg nutzte die Stadt diese Grundstücke für dringend benötigten Wohn- und Gewerbebau. Ursprünglich wurde eine Ringstraße (Industriestraße) geplant, die aber nicht verwirklicht wurde. Stattdessen entstanden zwei Stichstraßen, die Dekan-Schmid-Str. im Norden und die Dietschstr. im Süden. Die Bebauung begann 1951 mit einem Wohnblock der städtischen Wohnbaugesellschaft in der Dekan-Schmid-Str. 1957 begann die gewerbliche Bebauung in der Dietschstr. mit einer Werkstatt der BayWa und einer Produktionsstätte der Fa. Blösch. Zeitgleich errichtete der Neu-Ulmer Lederwarenhändler Jerôme Leplât in der Günzburger Str. 33 ein damals hochmodernes Fabrikgebäude für Feintäschnerarbeiten.


Die übrigen nicht benötigten Grundflächen wurden seitens der Stadt für kleingärtnerische Nutzung freigegeben. Hieraus entstand die jetzt noch vorhandene Kleingartenanlage.

1967 Autohaus Wieländer
Im Jahr 1967 verlegte das Opel-Haus Wieländer seinen Betriebssitz von der Schulstr. 24 auf die Günzburger Str. 54. Die Kfz-Werkstatt mit Wohnhaus und Tankstelle wurde mehrfach erweitert und den Bedürfnissen angepasst.


1973 Verlegung der Ulmer Straße
Die Einmündung der alten Ulmer Str. in die Günzburger Str. war ab ca. 1955 dem zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen. Seit 1960 gab es Pläne zur Verlegung der Staatsstraße, die jedoch erst 1973 realisiert wurden. Die Schließung der Straße brachte eine spürbare Entlastung der Altstadt mit sich. (Siehe hierzu eigenen Beitrag). 1973 wurde die neue Straße für den Verkehr freigegeben und die Einmündung der Peter-Arnold-Str. geschlossen. 1975 wurde die Albrecht-Dürer-Str. ausgebaut und der Verkehr bis zur Einmündung in die Kaiser-Karl-Str. weitergeleitet.


1977 Bebauungsplan A 7 – Spitalweg
Bereits Anfang der 50er-Jahre hatte am Spitalweg eine disperse Einzelbebauung ohne Bauleitplanung eingesetzt. 1968 wurde hier ein städtebauliches Konzept einer Mehrfamilienhausbebauung ausgearbeitet. Dieses ließ sich aber nicht umsetzen, weswegen im Jahr 1978 die Aufstellung eines Bebauungsplanes für Wohnhäuser beschlossen wurde. Das Aufstellungsverfahren zog sich bis 1984 hin. Wegen erkannter Formmängel wurde der B-Plan anschließend 1986 erneut aufgestellt.


1998 konnte durch den Bau eines Mehrfamilienhauses an der Ecke Kaiser-Karl-Str./Spitalweg die städtebauliche Situation weiter verdichtet werden.

1992 Bebauungsplan Z 8, Kreuzung Günzburger Str./Ulmer Str.
Im Jahr 1990 kam eine erste Anfrage zur Bebauung des Grundstücks Günzburger Str. 29 auf Restflächen der alten Peter-Arnold-Str. Die Stadt stand diesem Vorhaben positiv gegenüber und stellte hierfür den Bebauungsplan Z 8 auf, um auch für die anderen Grundstücke an dieser Kreuzung Vorgaben zu schaffen, die in Zukunft eine verdichtete Bebauung als Akzent an der Stadteinfahrt sicherstellen sollte. Das Mehrfamilienhaus wurde 1992 erbaut. Die Neubebauung der anderen Grundstücke an dieser Straßenkreuzung ließ bzw. lässt auf sich warten. 2013 konnte das Konzept durch die Neubebauung des Grundstücks Günzburger Str. 30 weiter fortgesetzt werden. Das Haus Günzburger Str. 32 wurde 2022 abgebrochen, das Nachbargebäude Ulmer Str. 2 steht seit einiger Zeit leer. Das Grundstück harrt einer Neubebauung. Die Stadt hätte es gerne gesehen, wenn auch auf dem BayWa -Grundstück Günzburger Str. 31 eine Wohnbebauung entstanden wäre. Als 2008 die Modernisierung der Werkstatt anstand, wünschte die Stadt die Werkstatt mit auf das BayWa-Grundstück Am Eisenbahnweiher / Rudolf-Diesel-Str. zu verlegen, um hier eine attraktive Wohnbebauung zu ermöglichen. Leider gelang das aus firmeninternen Gründen nicht.




2000 Grundschule Nord
Ab 1996 suchte die Stadt nach einem Standort für eine weitere Grundschule. Den freien Platz gegenüber dem Krankenhaus und südlich des Claretiner-Kollegs hielt man für geeignet. Ursprünglich sollte dieser Bereich aus städtebaulichen Gründen als Trenngrün zwischen Weißenhorn und Hegelhofen unbebaut bleiben und war auch so im Flächennutzungsplan dargestellt. Nach Abwägung verschiedener Standorte wurde wegen der guten Verkehrsanbindung und der zentralen Lage zu anderen öffentlichen Gebäuden der Standort südlich des Claretinerkollegs ausgewählt. Diese Entscheidung führte zu Überlegungen der städtebaulichen Neuordnung in diesem Bereich.
Um die Fläche bebauen zu können, musste der FNP geändert werden. Da langfristig eine Erweiterung der Wohnbauflächen im nördlichen Stadtbereich vorgesehen war, wurde zeitgleich ein Bebauungsplan aufgestellt, der auch eine Verkehrsanbindung zukünftiger Bauflächen vorsah. Um einen reibungslosen Verkehrsfluss zu gewährleisten, wurde der Umbau des Knotenpunktes Günzburger Straße / Kaiser-Karl-Straße / Spitalweg zu einem Kreisverkehr geplant. Aus dem Grundstück des Autohauses Wieländer, Günzburger Str. 54, konnten Flächen zur Anlage dieser Straße erworben werden.
Zur gleichen Zeit wuchs auch der Bedarf an Kindergartenplätzen. Da der zweigruppige städt. Kindergarten in der Kaiser-Karl-Str. 19 deutliche Baumängel zeigte und eigentlich hätte saniert werden müssen, beschloss der Stadtrat, im Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Schule auch einen neuen viergruppigen Kindergarten zu errichten um so Synergieeffekte zu nutzen.
1998 wurde der Bauantrag gestellt und zum Schuljahr 2000/2001 konnte die Schule in Betrieb gehen.


2000 Anbindung Nordstraße
Die durch die Erweiterung des Krankenhauses und den Bau der Grundschule Nord veranlasste städtebauliche Neuordnung führte zum Bau der Nordstraße, einer neuen Hauptverkehrsstraße, die langfristig eine leistungsfähige nördliche Verbindung zwischen Günzburger Straße und Oberhauser Straße herstellen und weitere Bauflächen erschließen soll. Diese Vorstellung wurde in den Flächennutzungsplan 2006 aufgenommen.

