Nicht mehr vorhandene Gebäude,  Wohnhäuser

Blumengasse 8

Lageplan

Ursprüngliches Gartenhaus, zw. 1827 und 1846 erbaut, 1847 zu einem zweigeschossigen Wohnhaus umgebaut, 1901 durch Stiftung an die Stadt übergegangen, Nutzung als Armenhaus, 1996 Abbruch des Hauses wegen Unbewohnbarkeit, 2014 Neubebauung im Zuge der städtebaulichen Neuordnung Kaiser-Karl-Str. 11-19

Der Apotheker Böhm (Memminger Str. 10) baute hier vor 1823 ein Gartenhaus, welches bereits im Urkataster eingentragen ist.

Der Küfermeister Joh. Nep. Hinträger stellte 1847 im Namen seiner Mutter Witwe Theres einen Bauantrag. Sie hatte von Apotheker Böhm den Garten an der Heerdgasse (Kaiser-Karl-Str.) erworben und beabsichtigte, das vorhandene Gartenhaus als Wohnhaus für sich und ihre Familie umzubauen. Die Baukommission empfahl, das Gebäude vollständig abzureißen und auf der Seite der Kaiser-Karl-Str. zu erbauen, weil man hier in den nächsten Jahren eher eine Bauentwicklung sehe. Der Magistrat schloss sich mehrheitlich dieser Meinung an, obwohl Fr. Hinträger erklärte, ein vollkommener Neubau sei ihr zu kostspielig. Fr. Hinträger änderte daraufhin den Plan und verzichtete auf den Anbau eines Ökonomieteils. Das ehem. Gartenhaus sollte jetzt nur noch geringfügig vergrößert werden.

Nach diesem Anbau beantragte Joh. Nep. Hinträger 1848 im Namen seiner Mutter Theres den Anbau eines Stadels an das Wohnhaus. Hiermit setzte Hinträger seinen ursprünglichen Willen zum Bau eines Ökonomiegebäudes doch noch durch.

1855 gehörte das Haus den Erben (Hinträger Relikten) und wurde von Anton Schmid und Johanna Wiedmann bewohnt, vermutlich Mietern. 1856 beantragte die ledige und großjährige Magdalena Hinträger, das mit ihren übrigen Geschwistern bewohnte Haus durch einen Anbau auf der Südseite zu erweitern.

1869 ist ein Mathias Grünwied hier gemeldet und 1879 A. Spiegler. Das Gebäude ging zu einem nicht dokumentierten Zeitpunkt an den Glaser Joseph Heckel (ab 1868 auf Östliche Promenade 10) über. Ab 1888 ist Heckel nicht mehr auf ÖP10 genannt, vermutlich hat er zu dieser Zeit das Haus in der Blumengasse erworben.

Am 28.05.1901 vermachte Joseph Heckel das Haus Blumengasse 8 mit dem Garten der Stadt zum Bau einer Kinderschule. Diese Bezeichnung für einen Kindergarten war durchaus noch bis in die 70-er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein verbreitet. Die Stadt legte hierzu eine Stiftung an.

Die Stadt ließ das Gelände 1902 einzäunen, nutzte es jedoch nicht sofort zweckbestimmt, sondern verpachtete es zunächst bis 1912 an den benachbarten Gärtner Paul Ziegler (Blumengasse 4). Der Pachtvertrag wurde dann bis 1920 verlängert.

Es ist aber dennoch möglich, dass das Haus Blumengasse 8 als Kleinkinderbewahranstalt genutzt wurde. In den Einwohnerverzeichnissen 1906, 1922 und 1932 ist nur die Stadt als Eigentümer von BL08 angegeben, keine weiteren Bewohner, aber auch keine Bezeichnung der Nutzung als Kinderschule. 1911 ist die Anschaffung einer Schaukel für die Kleinkinderbewahranstalt dokumentiert. Diese hätte man auf dem Grundstück Hauptstr. 8 aus Platzgründen gar nicht aufstellen können. 1914 wurde beschlossen, Kindern von Kriegsteilnehmern den Beitrag zur Kinderbewahranstalt zu erlassen. Am 14.09.1917 bekam die Oberin der Institutsschule nach Antrag den ganzen Heckel’schen Garten zur Errichtung eines Gemüsegartens und zur Haltung von Kaninchen überlassen. Paul Ziegler stimmte der vorzeitigen Kündigung des Pachtvertrags zu. Diese Fakten deuten auf die Nutzung des Gebäudes und des Garten für die Institution hin.

1933 wurde dann endlich über den Neubau einer Kinderbetreuungseinrichtung auf dem Heckel’schen Grundstück beraten, ein Bauantrag gestellt und das Gebäude Kaiser-Karl-Str. 19 errichtet. Die notwendigen Geldmittel wurden von privater Seite gegen 4%-ige Verzinsung vorgeschossen und von der Stadt ab 1936 in Jahresraten bis zu 1.000 RM getilgt.

Das Haus wurde fortan als Armenhaus genutzt. 1937 wurde der Kamin erneuert.

1980 wurde der nördliche Stadelanbau abgebrochen.

Wegen des schlechten Bauzustandes wurde das Haus 1996 wegen Unbewohnbarkeit abgebrochen. Die Bewohner wurden in das zu dieser Zeit sanierte städt. Wohnhaus Heilig-Geist-Str. 7 umgesiedelt.

2014 wurde das Grundstück in die Neubebauung ‚Stadtgarten Weißenhorn‚ einbezogen und mit einer Wohnanlage bebaut.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert