Autohäuser und Werkstätten,  Handwerk,  Nicht mehr vorhandene Gebäude,  Wohnhäuser

Untere Mühlstr. 16

Lageplan

Das Haus hatte früher die Bezeichnung Peter-Arnold-Str. 4. Nach der Schließung der Peter-Arnold-Str. zwischen den Häusern Ulmer Str. 5 + 7 im Jahr 2013 wurde das Grundstück der Unteren Mühlstr. zugeordnet und umbezeichnet. Auf dem Grundstück befand sich von ca. 1610 bis ca. 1636 noch ein kleines Austragshaus, hier als Peter-Arnold-Str. 4x bezeichnet.

Anwesen Untere Mühlstr. 16 (Peter-Arnold-Str. 4)

Das Grundstück wurde erst nach dem angenommenen Hochwasserereignis um 1485 im Jahr 1492 erstmals bebaut. Als Eigentümer stehen Hans Gegelman und Hanns Gegkelma jung im Steuerbuch, 1491 nur noch Hanns Göggelman. 1504 werden Hans Goggelman und Ulrich Schotten Witib, (neu, vorher GZ28) als Einwohner genannt. Da Ulrich Schotts Witwe erst am Ende der Liste aufgeführt wird (ab 1505 dann an der richtigen Stelle), kann angenommen werden, dass hier ein Anbau erfolgte. 1511 wird der Besitzer Hanns Gögkelman geschrieben, Ulrich Schotts Witwe ist nicht mehr genannt. Im Zinsbuch B 302 von 1515 ist Ulrich Schotts Witwe jedoch noch als Steuerpflichtige verzeichnet. 1517 endet die Liste mit Hanns Gogklman.

Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 steht Jheronimus Hertel in der Steuerliste, beschrieben als Behausung und Stadl. 1553 ist das Haus an den Loderer Thoma Uol übergegangen. 1578 stehen Thoman Ull und Jörg Ull in der Liste und 1581 Thoman Ulls Witwe, Peter und Jörg Ull, die 1587 alleine als Eigentümer aufgeführt sind. 1598 wird Jürgen Velims Witwe (wohl Jörg Uhl, Schreibweise) gelistet. 1607 ist es nur Thomas Uhl und 1610 Georg Uhl, Hütter, sein Sohn. Nach der Übergabe an seinen Sohn zieht Thomas Uhl um 1610 auf das Austragshaus Peter-Arnold-Str. 4x. 1614 ist Georg Uhl, Hütter, mit Behausung und Garten und einem Wert von 205 fl noch eingetragen.

Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.

Ohne genaue Jahresangabe steht nach 1630 Andreas Bayer, Schneider, mit einem Wert von 126 fl 30 kr als Eigentümer im Steuerbuch B 88. Der geringe Wert legt einen Hochwasserschaden an dem Gebäude nahe.

1651 kauft Andreas Bayer den 1610 abgetrennten Bauplatz PA04x wieder zurück (samt Hansen Heinrichs dazu erkaufte Hofstatt). 1674 verkauft er dieses Grundstück an Hans Thalhofer für 45 fl. Thalhofer gehört das Grundstück Günzburger Str.15, so dass die dazu gekaufte Hofstatt an seinen Garten grenzt. Die Steuer von 10 Schilling blieb aber auf dem Grundstück PA04 (UM10).

1684 kauft Jakob Widemann, Rotgerber, Behausung und Garten, zum Wert von 225 fl. Wiedemann hatte schon 1682 den Bauplatz UM06x von Jakob Höllwirt für 65 fl gekauft. 1690 verkauft er diesen an Hans Jörg Fischer weiter. 1696 kauft Widemann die Werkstatt auf dem Anwesen Untere Mühlstr. 7 von Hans Faulhaber für 80 fl hinzu.

Jakob Wiedemann stirbt 1702, sein Sohn Martin übernimmt das Haus in der Erbteilung Ein Hofstatt, darauf sein Werkstatt stehet, zw. Mathes Schmehe, Schneider u. Jakob Höllwirths Hofstatt, von Hans Faulhaber erkauft, 80 fl. Martin Wiedemann hat das Haus dann vor 1706 an Josef Fuchslocher verkauft, denn er wird nicht mehr als Eigentümer geführt. Martin Widemann stirbt 1721, bei seiner Vermögensaufzeichnung ist von dem Haus keine Rede mehr.

1706 gehört das Haus Josef Fuchslocher, Rotgerber, Wert 450 fl, einschl. der Werkstatt auf UM07. Am 25.07.1706 kauft Fuchslocher den an UM06x angebauten Stadel einschl. eines Plätzleins für 100 fl von Hansjörg Fischer. NB: hat aber für circa S: Jacobi ohngefehr, bevorg Kauf prothocolls von dieser Behausung ds Städelin, so aneinand gewesen, nebst einem plätzlen von dem hierangelegenen gärthlin, so lang es Städelin ist, geg Joseph Fuchslohner, rothgerbern Verkhaufft. 1716 verkauft Fuchslocher diesen Stadel weiter an Christoph Müller, Günzburger Str. 1. Mehr das von Ferdinandt Füscher hievornen erkauffte Städelin, nebn dem platzlin von hieran gelegenem gärtlen. Dafür kauft er am 08.02.1716 vom Nachbarn Ignaz Haberes, Untere Mühlstr. 6a, einen Garten für 40 fl neben Franz Handels Garten (Günzburger Str. 11). Item ein garthe so Er von Ignaty Haberessen Schuhmacher per 40 fl erkaufft hat seinem aignen gärtlen, und Franz Handels garten gelegen.

1729 verkauft Joseph Fuchslocher die Hofstatt UM07 an Jakob Huber, der dort ein neues Wohnhaus baut. Die Werkstatt behält er weiterhin, sie geht 176x an seinen Nachfolger Johannes Kurz über, bei dem sie bis 1773 auf dessen Steuerblatt verzeichnet ist. Sachlich wird vermutet, dass die Werkstatt noch bis 1799 bestand, solange noch Rotgerber auf Peter-Arnold-Str. 4 (Untere Mühlstr. 16) saßen.1

Joseph Fuchslocher macht 1729 eine weitere Hausgerechtigkeit2 geltend, da Andreas Bayer beim Verkauf des Grundstücks Peter-Arnold-Str. 4x an Hans Thalhofer im Jahr 1674 die Steuerlast weiter getragen hat. Ihm wird daher eine neue Hofstatt mit 10 fl Wert zugestanden. Item und fehrners gdger Herrschaft wegen der Hannß Thalhofer Satler seel Verkauften Hofstatt uff disser Behaußung behalten 10 fl.

Um 1760 wird das Haus an Johannes Kurz, Rotgerber; Behausung und Garten, Wert 340 fl, verkauft. Am 28.02.1765 verkauft Hans Jörg Dräxler (Günzburger Str. 11) die Hälfte seines Gartens an Johann Kurz, mit einem Wertanteil von 80 fl. 1773 besitzt Johannes Kurz‘ Witwe das Haus.

Am 23.10.1775 wird das Haus an Anton Hornung verkauft, der die Rotgerberei hier fortsetzt. Eigenartigerweise ist im ersten Einwohnerverzeichnis von 1786 noch Joseph Kurz, Rothgerber, hier eingetragen. Vielleicht bezieht sich die Angabe auf seine Witwe, die noch weiterhin im Haus wohnte. Im Akt P 104 von 1790 wird die Waisenrechnung bis 1791 für Viktoria, Magdalena und Johann Kurz behandelt. Eine sichere Zuordnung ist nicht möglich. Nach der Konstellation wird die Zuordnung hier für am wahrscheinlichsten gehalten. Nachdem müsste die Witwe Kurz noch bis zu ihrem Tod 1790 hier gewohnt haben.

Am 25.01.1794 übernimmt Johann Hauf, Maurer, das Anwesen, wohnhaft Günzburger Str. 21. Aus der Formulierung ‚übernimmt‚ kann entnommen werden, dass Hauf eine Tochter des Joseph Kurz geheiratet hat. Johann Hauf ist zwar Eigentümer geworden, bleibt aber noch bis 1817 auf seinem Haus GZ21 wohnen. Die Rotgerberei geht mit Vertrag vom 03.06.1796 an Peter Paul Riedt, Rotgerber. Am 26.01.1799 geht das Haus an Josef Remmel, Taglöhner. Hiermit dürfte die Rotgerberei auf diesem Grundstück beendet worden sein.

1817 verkaufte Johann Hauf sein Haus Günzburger Str. 21 und zog hierher, mit Eleonora Bader, Spinnerin,
als Mitbewohnerin. 1831 steht Michael Hauf, Söldner, wohl der Sohn, im Einwohnerverzeichnis. 1843 wird zusätzlich Georg Wörsings Witwe genannt. Am 15.05.1862 kauft Josef Frick von Michael Hauf das Haus. Frick wird zwar im Hausnummernverzeichnis 1882 als Gerber benannt, es wird aber nicht als wahrscheinlich angesehen, dass er die Gerberei hier noch betrieben hat.

Zu einem nicht dokumentierten Datum um 1885 ging das Eigentum an Jakob Liebler. Unter ihm werden einige Baumaßnahmen durchgeführt, 1889 eine Kaminerneuerung, 1895 ein Kelleranbau und 1904 der Anbau eines Getreideviertels. 1923 erscheint noch eine Zaunerstellung.

1932 wird Georg Dukek als Eigentümer genannt. Er erneuert 1972 den Giebel. 1948 ist seine Frau Barbara Dukek Eigentümerin. Um 1959 richtet Gottlieb Mayer, Kfz-Mech., (wohnhaft Herzog-Ludwig-Str.23), hier eine Kfz-Werkstatt ein, Eigentümerin bleibt Barbara Dukek.

Vor 1962 wurde Gottlieb Mayer Eigentümer des Gebäudes. Er brach das alte Haus, das vermutlich noch von 1492 stammte, ab und errichtete ein neues Wohnhaus mit Werkstatt im Stil der Zeit. 1965 kam eine Werkstatt-Tankanlage der Hugo Stinnes AG hinzu, 1966 wurde die Werkstatt erweitert. Die Werkstatt wurde bis Ende der 1990er-Jahre betrieben.

Nach Aufgabe der Werkstatt wurde diese nach 2015 zu Wohnräumen umgebaut und das Haus insgesamt modernisiert.

Peter-Arnold-Str. 4x

Lageplan

Nördlich des Gebäudes Peter-Arnold-Str. 4 muss sich ein weiteres Gebäude bzw. Baugrundstück befunden haben, dessen Existenz aus den Nachbarbeschrieben bei Peter-Arnold-Str. 4 (heute Untere Mühlstraße 16) abzuleiten ist. In Wylicils Aufzeichnungen sind die Daten irritierenderweise bei Hs.Nr. 91 (UM06x) aufgeführt, ohne dass aber ein Zusammenhang behauptet wird.

Vermutlich baute Thomas Uhl nach der Übergabe des Anwesens Peter-Arnold-Str. 4 (heute Untere Mühlstraße 16) an seinen Sohn Georg sich hier 1610 ein Austragshaus. Der sehr geringe Steuersatz von nur 10 Schilling an Herrschaft und Stadt lässt auf ein recht kleines Gebäude schließen. Das Baugrundstück dürfte davor zum Anwesen Peter-Arnold-Str. 4 gehört haben. Thomas Uhl gab das städt. Bürgerrecht aus unbekannten Gründen auf. 1614 ist er noch hier verzeichnet.

Nach 1614 wohnt hier zunächst Simon Sauter, ab 1620 Hans Fahrenschon und 1626 Hans Lehenherr.

1629 wird Hans Heinrich Eigentümer, Behausung und Gartlin; Wert 250 fl. In der Wertangabe dürfte der 1629 ihm zugeschriebene Stadel Untere Mühlstr. 8x enthalten sein, der vorher Anton Dietsch (Hauptstr. 20) gehörte. So wird sein Eigentum auch 1636 im Steuerbuch beschrieben: Behausung und Gartlin; sowie ein Stadel zw. Ulrich Höllwirt und Hans Mayr.

Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.

Für den Bau hier sind keine Werte mehr angegeben. Da die Grundstücke in den folgenden Steuerbüchern nur noch als Hofstätten verzeichnet sind wird angenommen, dass die Gebäude bei dem vermuteten großen Hochwasser abgegangen sind.

Eine Hungersnot im Jahr 1634, eine Pestepidemie 1635 und ein Hochwasser um 1636 führte im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen im Rahmen des 30-jährigen Krieges in unserem Gebiet zu großen Zerstörungen und zu Armut. Insgesamt konnten 32 Haushalte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und kamen in die Gant (Privatinsolvenz mit Versteigerung). In zwei großen Gantprozessen am 06.08.1637 und am 21.07.1639 wurde das Eigentum liquidiert, so auch dieses Haus.

1651 kauft Andreas Bayer, Schreiner, (Nachbar Peter-Arnold-Str. 4, heute Untere Mühlstraße 16), die Hofstatt zu seinem Anwesen hinzu samt Hansen Heinrichs dazu erkaufte Hofstatt. Andreas Bayer verkauft das Baugrundstück (Hofstatt) 1674 an Hans Thalhofer für 45 fl. Thalhofer gehörte das Grundstück Günzburger Str. 15, so dass die dazu gekaufte Hofstatt an seinen Garten grenzte. Die Steuer von 10 Schilling blieb aber auf dem Grundstück PA04. Um 1690 ging das Eigentum an den Sohn Peter Thalhofer.

Regina Thalhofer, Witwe des Peter Thalhofer, stirbt am 11.05.1726. Das Erbe wird aufgeteilt. Nachdem kein Hausbesitz im Erbe aufgeführt ist, muss das Haus schon früher an den Sohn Peter Thalhofer jun., Säckler, überschrieben worden sein, evtl. beim Tod des Vaters. Das Erbe der Regina Thalhofer wird bis 1740 von verordneten Pflegern verwaltet. Am 25.06.1743 verkauft Georg Amman als Pfleger aus der Erbschaft landwirtschaftliche Flächen an Herrn Anton Meister, Mitglied des Inneren Raths.

Um 1760 verkauft Peter Thalhofer jun. die Hofstatt an den Rotgerber Johannes Kurz, Peter-Arnold-Str. 4 (heute Untere Mühlstraße 16). Somit ist das Grundstück wieder bei seinem Stammgrundstück zurück. Das Grundstück wird fortan nicht mehr selbstständig dargestellt und gehört zum Anwesen Peter-Arnold-Str. 4 (heute Untere Mühlstraße 16).

  1. Johann Hauf als Maurer ab 1794 brauchte die Werkstatt nicht mehr. 1799 ist sie als Nachbarbeschrieb bei UM06x noch als ‚Kurzische Werkstatt‘ genannt. Sie wurde dann wohl abgebrochen, denn im Urkataster 1824 ist kein Gebäude mehr eingetragen, nur aus der Grenzführung ließe sich ein Standort ableiten. ↩︎
  2. ein Baurecht ↩︎

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert