Schulen, Kindergärten, Bildung,  Stadtentwicklung

Schulen in Weißenhorn – Teil 5 Schulverband

Anfang der 60er-Jahre musste man feststellen, dass die kleineren selbstständigen Gemeinden den wachsenden Aufgaben in organisatorischer und finanzieller Hinsicht nicht mehr gewachsen waren. Außerdem könnten viele gemeindliche Aufgaben in größeren Einheiten fachlich und sachlich besser bewältigt werden. Diese Erkenntnis führte im politischen Raum dann zur Gemeindereform 1972-79, bei der die kleineren Gemeinden zu größeren Nachbarorten zusammengschlossen oder eingemeindet wurden. Dies führte verständlicherweise oftmals zu Widerständen und Problemen.

Auch die Dorfschulen waren ein Teil dieses Problems. Die kleinen Schulen, oftmals mit mehreren Schulklassen in einem Raum und in veralteten Gebäuden untergebracht, waren meist nicht mehr in der Lage, das erforderliche Bildungsangebot zeitgemäß zu vermitteln. Seit ungefähr 1963 versuchte man daher, kleinere benachbarte Schulen zu einem Verbund zusammenzuschließen.

Gründung eines Schulverbands

In Weißenhorn wurde am 15.05.1964 das erste Mal über eine Zusammelegung beraten. Die Oberstufen der Volksschulen Grafertshofen und Hegelhofen sollten gem. Verfügung des LRA NU vom 04.05.1964 in die Volksschule Weißenhorn eingeschult werden. Hierfür müssten die Kellerräume der Schule genutzt oder u.U. auch ein Erweiterungsbau vorgesehen werden. Aus diesem Anlass wurde auch mit anderen Nachbargemeinden gesprochen. Am 10.06.1964 beschloss man, mit Attenhofen, Hegelhofen, Grafertshofen, Biberachzell, Oberreichenbach, Bubenhausen und Unteregg einen Schulverband zu gründen. Im November 1964 wurde der Antrag der Gemeinde Witzighausen auf Gründung eines Schulverbandes allerdings abgelehnt, zumindest bis eine überörtliche Schulplanung erfolge.

Nach dieser Absichtserklärung dauerte es aber noch bis zum Juli 1967, dass vorbereitende organisatorische Maßnahmen zur Bildung eines Schulverbandes veranlasst wurden, und das auch nur mit Hegelhofen, Grafertshofen und Attenhofen. Am 17.07.1967 wurde versuchsweise ein Schulverband mit Hegelhofen (Klasse 1-4) und Grafertshofen (Klasse 5) eingerichtet. Das LRA verfügte mit Schreiben vom 30.08.1967, dass auch die Kinder aus Oberreichenbach nach Weißenhorn verschult werden.

Am 12.09.1967 wurde bekannt, dass die Volksschulen Oberhausen und Emershofen auch nach Weißenhorn verschult werden sollen.

Es dauerte aber noch bis zum 16.06.1968, dass der Stadtrat einen zustimmenden Beschluss zur Gründung eines Schulverbandes mit Attenhofen, Biberachzell, Bubenhausen, Grafertshofen, Hegelhofen und Oberreichenbach fasste. Die Stadt Weißenhorn brachte ihr Schulvermögen in den Verband ein, welches bei den Baukosten eines Erweiterungsbaus voll angerechnet wurde. Im Januar 1969 stellte die Gemeinde Oberhausen auch den Antrag, in den Schulverband aufgenommen zu werden. Der SR stimmte dem unter Vorbehalt der Genehmigung des LRA bzw. der Regierung zu.

Daraufhin legte das LRA den Schulsprengel für die Verbandsschule Weißenhorn mit Attenhofen, Biberachzell, Bubenhausen, Grafertshofen, Hegelhofen, Oberreichenbach und Weißenhorn fest. Für die Klassen 7-9 kamen Biberach, Emershofen, Illerberg, Ingstetten, Meßhofen, Schießen und Thal hinzu.

Dem stimmte der Stadtrat am 29.04.1969 zwar zu, meinte aber, die Gemeinden Emershofen, Illerberg und Thal möchten mit Billigung des Schulamtes sich dem Schulverband Vöhringen angliedern. Dafür nahm man am 05.05.1969 noch die Klassen 5+6 der Gemeinde Schießen in den Schulverband auf.

Um die vorhandenen Schulräume besser nutzen zu können, sollte zwischen Weißenhorn, Grafertshofen und Bubenhausen ein Schüleraustausch stattfinden. So wurden zwei Schulräume in Weißenhorn für die 9. Klassen geschaffen. Besonders die Gemeinde Bubenhausen konnte ein damals neues Schulgebäude in den Verband einbringen.

Durch die Gründung des Schulverbandes zum 01.09.1969 und die Einführung des 9. Schuljahres benötigte die Schule nun 27 Klassenzimmer. Zur Verfügung standen 20 Klassenzimmer in der neuen Volksschule Reichenbacher Str. 26, zwei in Grafertshofen und zwei in Bubenhausen. Nachdem die ev. Kirche ihren Gemeindesaal nicht mehr für schulische Zwecke zur Verfügung stellte, benötigte die Mädchenrealschule einen weiteren Klassenraum in Schulstr. 7. Das Volksbildungswerk musste seinen Raum in Schulstr. 4 räumen und in das Kolpingsheim oder die neue Landwirtschaftsschule gehen. Eine Schulklasse wurde in der Kreisberufsschule (Adolf-Wolf-Str. 26) untergebracht, eine weitere im Werkraum der Schule Bubenhausen. Die vier 3.Klassen wurden in Bubenhausen und Grafertshofen unterrichtet, was zu großer Verstimmung der Eltern führte, von der Stadt aber nicht zu ändern war.

Im Rahmen der Eingemeindungsverhandlungen zur Gebietsreform wurde noch einmal über Witzighausen gesprochen. Bei einer evtl. Eingemeindung Witzighausens könnten die 1.+2. Klassen nur dann in Witzighausen verbleiben, wenn es sich um genügend Schüler handele.

Der Schulverband nahm ab 01.09.1969 seine Aufgaben wahr, 5 Jahre nach den ersten Gesprächen. Es begann mit einem Personalproblem: es gab nicht genug Lehrer. Nachdem der Schule nur 26 Lehrkräfte zugewiesen wurden, konnten auch nur 26 Klassen (zu 38 Schülern!) gebildet werden. Somit konnte das Volksbildungswerk noch in SH04 verbleiben.

Nach dem Abschluss der Gebietsreform wurden die meisten der einbezogenen Gemeinden in die Stadt Weißenhorn eingemeindet. So konnte der Schulverband in dieser Form aufgelöst werden. Nur mit der Gemeinde Roggenburg und den in diese eingemeindeten Ortsteilen besteht heute noch der Schulverband. Weil die Gemeinde Roggenburg eine eigene Grundschule mit Teilhauptschule besitzt, besteht der Vertrag nur noch über die höheren Klassen der Hauptschule (heute Mittelschule).

Standortsuche Hauptschule

Es war klar: so konnte es nicht weitergehen. Es wurde ein weiteres Schulgebäude als Hauptschule benötigt. Am 26.01.1970 wurde das erste Mal über einen Standort für eine neue Volksschule diskutiert: Grundstück Realschule1 oder Turnplatz Westliche Promenade.

Die SPD schlug am 06.04.1970 offiziell vor, für den Standort der Real- und Hauptschule Teile des Ohnsangwaldes östlich des Birkenwegs ins Auge zu fassen. Sie verfolgte diese Idee hartnäckig, konnte sich aber letztlich doch nicht argumentativ gegen den dann gewählten Standort an der Kolpingstr. durchsetzen.

Der Standort einer Schule im Wald wurde von allen Beteiligten abgelehnt: Schulleitung und Elternbeirat der betroffenen Schulen, Forstamt, Regierung und Ortsplanungsstelle. Zudem träten hier Erschließungsprobleme hinsichtlich der Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung auf. Nach Diskussion entschied der SR einstimmig, an der Herzog-Ludwig-Str. nur die Realschule zu bauen und dem Landkreis das ganze Grundstück zur Verfügung zu stellen. SR Ziegler (SPD) beantragte eine Standortdiskussion über die neue Hauptschule in der nächsten Stadtratssitzung.

So wurde in der Sitzung am 01.06.1970 eingehend über den Raumbedarf der verschiedenen Schulen diskutiert. Es sollten jetzt auch noch die 7.-9. Klassen aus Roggenburg hinzukommen, dadurch wurde der Raumbedarf noch einmal vergrößert. Man dachte daran, auch Räume des ehem. Amtsgerichts im Neuffenschloss zu benutzen.

Im Januar 1971 brachte die SPD Fraktion mit einer 4-seitigen Denkschrift den Standort für eine neue Hauptschule im Ohnsang-Wald noch einmal auf die Tagesordnung. Im Laufe der Diskussion brachte SR Horber von der WÜW den Standort in der 3. Gewanne des Johannisfeldes (Ecke Kolpingstr./Reichenbacher Str.) ein. Dieser Vorschlag wurde auch von der CSU aufgegriffen. Man solle aber lieber die Grundschule dorthin verlagern, weil Fachräume in der Reichenbacher Straße bereits vorhanden seien, die von der Grundschule nicht mehr benötigt würden. Die SPD hielt die Grunderwerbs- und Erschließungskosten bei diesem Grundstück für zu hoch und beharrte auf ihrem Vorschlag einer Waldschule. Letztlich wurde einstimmig beschlossen, die Erschließungskosten für beide Standorte zu ermitteln und Grunderwerbsverhandlungen zu führen.

Am 12.07.1971 berichtete der BM, die für den Neubau einer Hauptschule erforderlichen Grundstücke an der Reichenbacher Straße mit einer Fläche von 19.580 m² könnten zum Preis von 27 DM/m², somit 589.950 DM, erworben werden, wovon die Stadt 62% zu tragen habe. Die Ortsplanungsstelle der Reg. v. Schwaben sprach sich für diesen Standort aus. Die SPD hielt aber an ihrem Vorschlag des Baus einer Waldschule fest, wo man sich die Grunderwerbskosten sparen würde. Die anderen Fraktion hielten wiederum trotz der Kosten die Lage an der Reichenbacher Str. für besser.

Zum Schuljahresbeginn 1972/73 umfasste die Grund- und Hauptschule 1172 Schüler in 19 Klassen, von denen 10 im neuen Volksschulgebäude untergebracht waren. Drei 2. Klassen waren in der Volksschule Bubenhausen, eine 3. Klasse in Grafertshofen und zwei 3. Klassen im Pavillon bei der alten Schule untergebracht. In der alten Schule Schulstr. 7 selbst wurden drei 5. Klassen und zwei 6. Klassen unterrichtet.

Die SPD ließ nicht locker und brachte am 19.03.1972 noch einmal den Standort der neuen Hauptschule ins Gespräch und schlug vor, die hierzu mittlerweile erworbenen Grundstücke als Baugebiet zu verkaufen, hiermit könnten die Mehrkosten der Erschließung einer Waldschule abgedeckt werden. Der Stadtrat hielt diese Idee aber für unlauter, man habe den Verkäufern vom Schulbau erzählt.

Zunächst mussten aber einmal die Probleme des Schuljahrs 1973/74 gelöst werden. Eine Ermittlung der Kosten für eine Renovierung des Gebäudes Schulstr. 5 zur Aufnahme von Schulklassen ergab 58.000 DM. Diese Kosten erschienen für ein Provisorium zu hoch. Stattdessen sollte, um das Raumproblem zu lösen, die Stadtkapelle in Schulstr. 4 untergebracht werden, der Sitzungssaal für Schulzwecke zur Verfügung gestellt und das alte Schulhaus Attenhofen mit 2 Klassen belegt werden. Im Notfall könnten auch 2 Räume im OG des Feuerwehrhauses Attenhofen eingerichtet oder die alte Schule Wallenhausen belegt werden.

Am 18.02.1974 wurde dann der Bau der neuen Hauptschule beschlossen, die Schule wurde pünktlich zum Schuljahr 1976/77 fertig.

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 1, bis 1806

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 2, 1807-1919

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 3, 1919-1945

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 4, nach 1945

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 5, Schulverband, Standortsuche Hauptschule

  1. Die Aufplanung des bereits erworbenen Grundstücks an der Herzog-Ludwig-Str. war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. ↩︎

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