Adolf-Wolf-Str.,  Aktuell,  Gewerbe,  öffentliche Gebäude und Einrichtungen

Die Adolf-Wolf-Str. – Gewerbe- und Siedlungsgebiet

Die Adolf-Wolf-Str. führt vom Bahnhof in das Gewerbegebiet der Stadt. Sie wurde 1938 als südliche Zufahrtsstraße zum damaligen Lufttanklager angelegt. Nach dem Krieg entwickelte sich hier ein Gewerbegebiet und ein größeres Siedlungsgebiet für Heimatvertriebene und Flüchtlinge.

Siedlungsgeschichte

Nach dem Krieg und der Zerstörung des Lufttanklagers konnte die Stadt über dieses Gelände verfügen. Nach der Bombardierung und Zerstörung des Tanklagers war das Gelände offen. Die Gebäude und Hochtanks waren teilweise Ruinen, der Wald halb verbrannt. Nur acht Tage nach der Übernahme wurde einigen Angehörigen des LTL der Auftrag erteilt, mit Aufräumungsarbeiten zu beginnen. Diese wurden erst im Frühjahr 1946 abgeschlossen. Zu dieser Zeit war die Not groß und die öffentliche Ordnung nicht immer gegeben. Viele bedienten sich an den Ruinen selbst, besonders der Wald war als Brennholz sehr gefragt.

Zunächst begann man mit der Wiederherstellung der Straßen und Stromversorgung, der Auffüllung der Bombentrichter und der Beseitigung der verbrannten Bäume. Viele Betriebe arbeiteten noch nicht wieder regelmäßig, so dass die Aufräumarbeiten auch von vielen freiwilligen Helfern durchgeführt wurden, die sich durch Mitnahme brauchbarer Materialien selbst entlohnten.

Relativ früh wurde auch mit der Teildemontage der Gleisanlagen begonnen. So wurde der östliche Anschluss an die Strecke einschl. der Schutzweiche ausgebaut und der ehem. Benzinbahnhof verkürzt, so dass das Gleis vor der Adolf-Wolf-Str. in einem Stutzen endete. Auch im Benzinbahnhof wurde eine Weiche ausgebaut, sie war wohl durch die Bombardierung zerstört und nicht mehr ersetzt worden.

Aber es begann auch eine mehr oder weniger ungeordnete Bebauung mit Baracken oder, im angrenzenden Krautgartengebiet an der heutigen Rudolf-Diesel-Str., wurden Gartenhütten zu Wohnhäusern erweitert. Das geschah zwar oft ohne die erforderlichen Baugenehmigungen, aber man war wegen der großen Wohnungsnot froh, wenn überhaupt durch Eigeninitiative Wohnraum geschaffen wurde und schaute nicht so genau hin. Über diese Vorgänge wurden keine Akten angelegt und auch Fotodokumente fehlen. In einer sehr guten Luftbildserie aus dem Jahr 1957 sind diese Bauten gut zu sehen und zeigen, wie auch 10 Jahre nach dem Krieg noch längst nicht alle Kriegsschäden beseitigt waren.

Benannt wurde die Straße nach Bürgermeister Adolf Wolf (1945-1952) der maßgeblich an der Entwicklung des Gebiets und der Siedlung für Flüchtlinge und Heimatvertriebene beteiligt war. Adolf Wolf wurde am 30.05.1880 in Echlishausen im Landkreis Günzburg geboren. Am 22.07.1933 zog er zusammen mit Ehefrau Helene, geb. Sommer (*18.05.1884, Wallenhausen) nach Weißenhorn. Der erste Aktenvermerk der Dienstakte ist von 1940, als sich der gelernte Maurer um eine Stelle im Lufttanklager in Weißenhorn bewarb. Auf demselben Bewerbungsbogen gab er an, früher bei der SPD gewesen zu sein. Aufgrund eines Hinweises auf der Meldekarte wissen wir, dass Adolf Wolf vom 27.08. bis 14.09.1944 im Konzentrationslager Dachau interniert war. Die Gründe dafür sind uns nicht bekannt. Bei den ersten demokratisch durchgeführten Wahlen nach 1945 wurde Adolf Wolf am 01.10.1945 zum Bürgermeister der Stadt Weißenhorn gewählt. Die Wahl wurde zwar wegen Formfehlern annulliert, bei der nächsten Wahl am 16.06.1946 wurde er aber endgültig als Bürgermeister gewählt. Bei der Wahl am 31.05.1948 wurde er wiedergewählt. Dieses Amt hatte Adolf Wolf bis zu seinem Tode, am 14.04.1952, inne, als er an den Folgen eines Schlaganfalls im Krankenhaus Ulm verstarb. Sein Begräbnis wurde von der Stadt organisiert.

Das größte Problem: der Zuzug von Flüchtlingen

Schon sehr bald nach dem offiziellen Kriegsende am 08.05.1945 wurde die Stadt mit dem Flüchtlingsproblem konfrontiert. Noch während des Krieges waren Millionen Deutsche im Osten vor der heranrückenden Roten Armee geflohen, unmittelbar nach Kriegsende begann auch die systematische Vertreibung der Deutschen aus den besetzten Gebieten und aus dem Sudetenland (z.B. ‘Todesmarsch Brünn am 30/31.05.1945). Die Vertreibung wurde im Potsdamer Abkommen am 17.07.1945 von den Siegermächten beschlossen. Bis dahin waren schon 750.000 Deutsche ‘wild’ vertrieben worden. Ab Januar 1946 wurden weitere 2,3 Mio. aus der Tschechoslowakei vertrieben. Insgesamt verloren 12-14 Mio. Deutsche ihre Heimat.

Weil die Großstädte völlig zerstört waren, siedelte man diese Flüchtlinge im ländlichen Raum an. Weißenhorn war nahezu unzerstört geblieben. In den Landkreis strömten monatlich 500-1000 Flüchtlinge und in Weißenhorn waren Ende 1945 zu 3000 Einwohnern bereits 900 Flüchtlinge gekommen (+30%), bis August 1946 kamen 1672 Flüchtlinge zu 3094 Einwohnern, was einer Bevölkerungszunahme von 54% entsprach! Es liegt auf der Hand, dass eine solche Situation zu sozialen und organisatorischen Problemen führt.

Die Beseitigung der Wohnungsnot, die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Integration der neuen Bürger waren die höchste Anforderung der damaligen Kommunalpolitik. Die damaligen Stadträte und Bürgermeister Adolf Wolf konnten diese Probleme jedoch beispielgebend lösen.

Die Adolf-Wolf-Straße

Die Straße wurde 1939 als südliche Zufahrtsstraße des Lufttanklagers durch den Reichsfiskus Luftfahrt hergestellt. Für den Ausbau der südlichen Zufahrtsstraße zum Lufttanklager wurden 1941 500 RM Zuschuss an die Wifo gezahlt. 1967 wurde sie auf Staatskosten für den militärischen Verkehr besonders stark ausgebaut.

Im Jahr 1964 wünschte die Bundeswehr einen Ausbau der Adolf-Wolf-Str. vom Bahnhof bis zum 1962 in Betrieb genommenen Korpsdepot. Die Stadt vertrat die Meinung, dass sich die Straße in einem für den zivilen Verkehr ausreichenden Zustand befinde und sich die Stadt ausschließlich mit den Kosten einer Teerung in Höhe von ca. 12.000 DM an dem Straßenbau beteiligen könne. Am 22.03.1965 wurde der Planungsauftrag an Arch. Sapper erteilt. Dieser stellte am 29.07.1965 den Bauentwurf vor. Es wurde ein Fußweg mit 2 m Breite auf der Südseite gefordert. Der Beginn der Bauarbeiten war für den 03.02.1966 festgelegt. Die Wehrbereichsverwaltung teilte aber mit, dass die Pläne noch beim Bundesinnenministerium lägen, welches noch eine andere Zufahrtsmöglichkeit prüfe. BM Baur gab am Tag darauf bekannt, dass die WBV dem Ausbau der AW doch zugestimmt habe, allerdings werde es noch ca. 1 Jahr dauern, bis die Pläne durch die Oberste Baubehörde behandelt worden wären. Die Oberste Baubehörde regte dann einen umfangreicheren Planungsumfang mit Verlegung des Bahnübergangs am Bahnhof an, den die Stadt jedoch mit Beschluss vom 10.10.1966 ablehnte. Als am 03.07.1967 von der Wehrbereichsverwaltung noch immer keine Zusage zum Ausbau der AW erfolgt war und die Gelder erst im nächsten Jahr freigeben wollte, schlug die SPD-Fraktion vor, den Ausbau der Straße entlang der Häuser alleine durchzuführen um die unhaltbaren Zustände zu beenden. Plötzlich wurde der Zuschuss für den Ausbau am 12.09.1967 doch noch bewilligt, jetzt aber unter der Voraussetzung, dass noch dieses Jahr mit dem Bau begonnen werde und die Zufahrtsstraße keine Erschließungsstraße sei. Der Zuschuss betrug 367.000 DM zu Baukosten von 402.000 DM. Die Stadt gab die geforderte Erklärung ab. Am 26.09.1967 wurde der Auftrag an die Fa. Unglehrt erteilt, die Fertigstellung erfolgte bis 15.12.1967.

Im Zuge des Ausbaus der Daimlerstr. als Haupterschließungsstraße des Gewerbegebiets E 2 wurde um 1975 die Adolf-Wolf-Str. mit dieser als Ringstraße vereint.

1996 wurde beim Übergang der Adolf-Wolf-Str. in die Daimlerstr. ein Regenüberlaufbecken gebaut.

1998 wurde die Daimlerstr. durch einen neuen Bahnübergang nach Süden bis zur Illerberger Str. fortgeführt. In diesem Zusammenhang wurde die Adolf-Wolf-Str. mit der Daimlerstr. durch eine T-Einmündung verbunden.

Dem Bau der Eschachsiedlung, der Berufsschule und dem späteren Korpsdepot 262 sind jeweils eigene Beiträge gewidmet. Nachfolgend werden die übrigen Bauten dieser Straße dargestellt:

Adolf-Wolf-Str. 22 – Getränke Hitz

Franz Hitz führte bereits 1932 ein Kolonialwarengeschäft mit Limonadenfabrikation in der Memminger Str. 34. 1948 war er mit dem Geschäft in der Hauptstr. 14 ansässig. Dort richtete er 1948 auch ein Café ein, in dem er die Backwaren der Fa. Fröhler, Maria-Theresia-Str. 8, verkaufte. 1948 wagte er den Schritt zu einem eigenen Gebäude und kaufte von der Stadt ein Grundstück im Eschach, was er mit einer Limonadenfabrik und Wachszieherei bebaute.

Ursprünglich wollte Hitz ein Betriebsgebäude an der Illerberger Str. (jetzt Emershofer Str.) errichten. Der Stadtrat lehnte dies aber am 17.10.1947 ab, da es sich hier nicht um Bauland handele. Ab 1953 wurden dann dort doch einige Wohnhäuser zugelassen.

Der Standort war gut gewählt, denn durch die intensive Neubebauung der Eschachsiedlung war genug Kundschaft in der Umgebung. 1954 wurde ein Sprudelfabrikationsgebäude angefügt, 1961 eine Lagerhalle und 1982 weitere Lagergebäude. Der Betrieb wurde vom Sohn Eugen Hitz, der viele Jahre auch 2. Bürgermeister war, bis zu seinem Tod 2008 fortgeführt.

Mittlerweile hatte sich der allgemeine Getränkehandel mehr hin zu größeren Getränkemärkten entwickelt, so dass die Fa. Hitz den Getränkehandel zum 26.07.2008 nach dem Tod des Seniorchefs Eugen Hitz aufgab. Die Gewerberäume wurden zu Wohnzwecken für Monteure umgebaut.

Adolf-Wolf-Str. 26-28 – Wilhelm-Busch-Förderschule

Die Stadt ließ 1947 an der Adolf-Wolf-Str. ein Altersheimgebäude planen, welches sowohl für die Landwirtschaftsschule als auch für ein Altersheim verwendet werden konnte. Es beherbergte von 1952-1994 die Kreisberufsschule und danach die Wilhelm-Busch-Förderschule. Diesem Gebäude ist ein separater Beitrag gewidmet.

Adolf-Wolf-Str. 34 – ehem. Laden Hannig

Als im Jahr 1947 mit dem Bau der Flüchtlingssiedlung begonnen wurde, entstand ein großer Bedarf an Lebensmittel. Der Händler Rudolf Hannig nutzte diese Möglichkeit und baute schon 1947 auf der der Siedlung gegenüberliegenden nördlichen Straßenseite ein kleines Wohnhaus mit Lebensmittelladen. Ein Bauantrag für dieses Vorhaben ist nicht überliefert. Erst über den Garagenanbau 1951 gibt es einen Akt. Wir wissen also auch nicht genau, wann dieser Laden eröffnet wurde.

1953 wurde ein Lebensmittelladen und Milchladen angebaut.

Im Zuge der Reaktivierung des Lufttanklagers zum Korpsdepot 262 wurde das Gebäude zwischen 1962 und 1964 abgebrochen. Die Bundeswehr erbaute in diesem Bereich ein neues Wachgebäude als Haupteingang des Tanklagers.

Nach der Umwidmung der ehem. Militärfläche zu einem Gewerbegebiet wurde auch diese Anlage abgebrochen. Heute erinnert außer restlichen Randsteinen der ehem. Einmündung nichts mehr an die alte Situation.

Adolf-Wolf-Str. 36 – ehem. Lokschuppen

Das Gebäude wurde um 1939 als Lokschuppen für die betriebseigene Diesel-Lokomotive des Lufttanklagers erbaut. Es hatte die Luftangriffe aber scheinbar nicht überstanden. Auf einem Luftbild von 1957 ist der Schuppen nicht mehr zu sehen, aber die Untersuchungsgrube im Gleis ist noch vorhanden. Das angegliederte Nebengebäude steht aber noch und sieht auf dem Foto sogar frisch angestrichen aus.

Die spätere Nutzung des Gebäudes und die Eigentumsverhältnisse konnten noch nicht abschließend geklärt werden. Es wird angenommen, dass das Gebäude bis ca. 1958 bewohnt wurde. Ein Bewohner konnte dem Gebäude anhand der Adressbücher nicht zugeordnet werden. Offenbar wurde das Gebäude aber zu Wohnzwecken genutzt und auch ein Garten angelegt. Auf einem Luftbild von 1976 ist es noch zu sehen, offenbar aber unbewohnt, 1982 steht es dann nicht mehr.

Adolf-Wolf-Str. 44 – ehem. Fa. Reichmann

Der Firma Reichmann, Elektromotorenbau, wurde Anfang 1948 ein Grundstück mit Gleisanschluss im ehem. Lufttanklager zugesprochen. Am 09.04.1948 stimmte der Stadtrat einem Bauantrag zu. An dieser Stelle befand sich schon vorher ein Nebengebäude des Lufttanklagers. Es ist nicht bekannt, ob dieses Gebäude in den Neubau integriert oder abgebrochen wurde. Anfang 1949 stellte Reichmann den Antrag auf einen Erweiterungsbau.

Franz Reichmann war auch einer der Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland. Sein Vater Josef hatte 1918 in Langgrün bei Karlsbad bereits eine Maschinenfabrik gegründet. Trotz dieses Verlusts begann der umtriebige Unternehmer sofort, in der neuen Heimat wieder einen Betrieb aufzubauen.

Vielleicht auch wegen der in Weißenhorn ansässigen Skifirma Laupheimer spezialisierte sich die Firma neben Werkstattschleifmaschinen und Poliermotoren und später Entgrat- und Trennmaschinen für Gießereien auf Schleifmaschinen für Skikanten und brachte es damit zum Marktführer.

Die Firma etablierte sich gut am Markt und baute 1953 und 1954 weitere neue Werkhallen, 1956 wurde eine Schleiferei angebaut und das Verwaltungsgebäude erweitert. 1960 wurde ein weiteres Büro eingebaut und die Fassade umgestaltet.

Schon am 04.03.1958 gab Herr Reichmann in seiner Eigenschaft als Stadtrat vor diesem Gremium bekannt, dass das LTL in nächster Zeit wieder aufgemacht werde. Daher solle der Eschachweg entsprechend ausgebaut werden, weil die Hauptstraße im Eschach dann nicht mehr zur Verfügung stehe.

Als die Bundeswehr das alte Lufttanklager wieder reaktivieren wollte, benötigte sie das Gebäude der Fa. Reichmann, weil dieses genau an der Gleistrasse lag. Die Bundesvermögensverwaltung kaufte der Fa. Reichmann das Gebäude ab. Diese benötigte aber natürlich einen Ersatzbau. Um 1962 begann die Stadt, den nördlichen Teil des ehem. Lufttanklagers zu einem Gewerbegebiet zu entwickeln. Der dort verlaufende Feldweg wurde zur späteren Rudolf-Diesel-Str. ausgebaut. Die Fa. Reichmann erwarb ein entsprechendes Grundstück an der Rudolf-Diesel-Str. 6-8 und errichtete dort einen Neubau. Nach dem Bezug dieses Neubaus wurde die alte Liegenschaft an den Bund verkauft.

Die Bundeswehr nutzte die Hallen und Büros als Lager. Aus der Zeit des Bundeswehrbesitzes sind keine Umbauten überliefert, da Bauvorhaben des Militärs nicht der Genehmigungspflicht unterliegen.

Um 1980 erbaute die Bundeswehr neben den alten Betriebsgebäuden ein neues massives Gebäude als Waffenkammer.

Nach der sog. ‘Wende’ ab 1991 fand eine Neuordnung der militärischen Strategie statt. Die Anlage wurde als Militärgelände nicht mehr benötigt. Das Bundesvermögensamt wollte die Immobilien verwerten. Zuerst erhielten staatl. und kommunale Stellen ein Zugriffsrecht auf Gelände und Gebäude. So erhielt der Freistaat Bayern zwei der Stabsgebäude (Robert-Bosch-Str. 1+3) für die Umsiedlung der Polizei von der Fliederstraße hierher. Das Straßenbauamt erhielt den Bauplatz Robert-Bosch-Str. 11 für den Bau einer Salzlagerhalle. Die übrigen Flächen außerhalb des eigentlichen Militärgeländes konnte die Stadt Weißenhorn erwerben und stellte hierfür Bebauungspläne auf.

Die Stadt behielt aus dem Konvolut die ehemalige Waffenkammer und baute diese zum Museumsdepot um.

Am 01.03.1999 wurden die militärischen Restflächen an die Stadt Weißenhorn als Generalmieter übergeben. Bis zu einer Entscheidung über die weitere Verwertung des Geländes vermietete die Stadt einzelne Grundstücke und Gebäude übergangsweise an Gewerbetreibende. So wurde auch das Gebäude der ehem. Fa. Reichmann zunächst vermietet und später an den Mieter verkauft. So kam das Gebäude nach fast 40 Jahren militärischer Nutzung wieder in Prvatbesitz zurück. Der neue Besitzer begann umgehend mit Um- und Neubaumaßnahmen.

2011 wurde eine neue Lager- und Unterstellhalle errichtet, 2012 kam eine vertikale Kleinwindkraftanlage mit10 kW Leistung und einer Gesamthöhe von 14,25 m hinzu. 2013 benötigte der Betrieb eine weitere Leichtbauhalle und überdachte 2014 den Zwischenraum. Der Zugang zum Museumsdepot führt rechtlich gesichert über das Betriebsgelände.

Adolf-Wolf-Str. 46 – Kleingärten, Trafostation, Kesselwagen-
entleerung, unterirdische Tankanlage

Diese jetzige Brachfläche umfasst die ehemalige Kesselwagenentleerung mit Nebengebäuden. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung wurden ab 2015 alle Anlagen beseitigt und die Fläche altlastensaniert. Derzeit ist es eine Brachfläche, die noch nicht wieder baulich genutzt wird.

Nach dem Krieg wurde diese Fläche überwiegend kleingärtnerisch genutzt, besonders von den Heimatvertriebenen der Eschachsiedlung. Auf dem Luftbild ist in der Nähe der Trafostation auch noch die ehemalige Löschstation zu sehen.

Auf dem Grundstück bei der ehem. Tankwagenentleerung errichteten die E-Werke Weißenhorn AG im Jahr 1951 eine neue Trafostation.

Nach der Übernahme durch die Bundeswehr 1962 wurde die Trafostation im Gelände nur noch für die Elektrizitätsversorgung der militärischen Liegenschaft verwendet, für die zivile Elektrizitätsversorgung wurde um 1962 eine weitere Trafostation an der Adolf-Wolf-Straße errichtet.

Die Bundeswehr reaktivierte auch die unterirdische Tankanlage. Nachdem das Zugangsgebäude hierzu bereits kurz nach Kriegsende abgebrochen worden war, errichtete der Bund neue Gebäude für Zugang und Entlüftung der Anlage.

Auch die Gleisanlagen und technischen Einrichtungen zur Kesselwagenentleerung wurden durch die Bundeswehr erneuert. Die Gleise wurden – soweit noch vorhanden – auf ein Gleis zurückgebaut und die Entleerungseinrichtungen erneuert.

Die Stadt Weißenhorn pachtete mit dem Generalmietvertrag vom 01.03.1999 auch dieses Gelände. Ein großes Problem stellten die auf dem Gelände vorgefundenen Altlasten dar. Hierüber entstand eine lange Auseinandersetzung mit dem Bund über Verantwortlichkeit und Kostenübernahme. Letztlich trug der Bund die Kosten für den Abbruch und die Altlastenbeseitigung und verkaufte die Grundstücke danach selber.

Adolf-Wolf-Str. 48 – ehemalige Kantine Backeler

An dieser Stelle befand sich ein Gebäude des ehem. Lufttanklagers. Es ist nicht bekannt, ob dieses Gebäude im Zuge der Luftangriffe zerstört wurde oder ob es zur Kantine umgebaut wurde. Die Kantine befand sich aber an genau dieser Stelle, so dürften zumindest die Fundamente weiterverwendet worden sein.

Am 09.08.1946 erhielt die Fa. Oetinger den Zuschlag für das Grundstück zum Bau eines Aluminiumschmelzwerkes. Frau Maria Backeler sah daher Bedarf an einer Kantine für die Arbeiter und stellte einen entsprechenden Antrag an die Stadt. Am 28.03.1947 erhielt sie die Erlaubnis zum Betrieb einer Betriebskantine, allerdings nur für deren Mitarbeiter und nur an Werktagen. Dem Bauantrag hierzu wurde am 05.09.1947 zugestimmt, es wurde aber angeregt, diese beim ehem. Lokschuppen zu bauen und nicht im Industriegebiet. Frau Backeler folgte diesem Rat nicht. Der Plan sah ein Fachwerkgebäude mit 8,9 / 9,0 m vor. Die Planzeichnung trägt den Vermerk “Gemäß Pachtvertrag vom 01.10.1947; Custodian of the Tanklager Eschach”. Die Genehmigung wurde befristet bis zum 31.12.1950.

Offenbar wurde die Kantine deutlich größer und massiv gebaut. In der Tekturplanung von 1950 ist das Gebäude 9/18 m groß und hat noch einen WC-Anbau auf der Nordseite. 1951 wurde eine weitere Vergrößerung geplant.

1965 benötigte die Fa. Oetinger diese Fläche zur Betriebserweiterung. Sie kaufte das Grundstück auf, brach das Gebäude ab und bebaute die Fläche neu mit Betriebsgebäuden. Interessant ist, dass die neue Blocklagerhalle über die Kantine hinweg erbaut wurde; die Kantine wurde erst später abgebrochen.

Adolf-Wolf-Str. 50 – ehem. Mech. Werkstätte Laatsch (MWE)

Das Gebäude wurde um 1939 durch Angehörige des ehem. Lufttanklagers in Eigenregie als Werkstattgebäude für die Schlosserei, die Schmiede, die Malerei, die Tischlerei und die Elektrowerkstatt errichtet. Es überstand den Luftangriff auf das Lager relativ unbeschädigt.

Am 31.10.1947 bekam die Fa. Laatsch, Mietsch & Co. die Zusage für die Anpachtung das Werkstattgebäude des ehem. Lufttanklagers von der Vermögensverwaltung. Am 09.01.1948 wurde der Pachtvertrag abgeschlossen. Die Fa. Laatsch firmierte unter ‘Mechanische Werkstätten Erbach (MWE)’ und beschäftigte gleich 50 Mitarbeiter. 1949 wurde noch ein Lagergebäude und eine Werkstatt hinzugebaut.

Im Mai 1955 geriet die Fa. Laatsch in Konkurs. Der Konkursverwalter verkaufte das Gebäude an die Jagd- und Sportwaffenfabrik Wendel aus Ulm, früher Suhl in Thüringen. Die Stadt war mit einer Übertragung des Erbbaurechts einverstanden. Die Firma beantragte 1955 einen unterirdischen Schießstand einzubauen, in welchem eine der 3 zu errichtenden Beschussabfertigungsstellen in Bayern etabliert werden sollte. Aus den Akten ist nicht ersichtlich, ob dies auch geschah.

Um 1958 wurde das Werkstattgebäude umgebaut und mit einem Schornstein versehen.

Um 1965 wurden Grundstück und Gebäude von der Fa. Oetinger übernommen und zunächst weiter genutzt. Das Hauptgebäude wurde ca. 1990 abgebrochen, das Werkstattgebäude um 1997. Das Lagergebäude steht noch immer.

Adolf-Wolf-Str. 93 – zuerst Baracke, dann Wohnhaus.

Im Jahr 1952 konnte Emanuel Polzer, Heimatvertriebener und Vater von 13 Kindern, eine gebrauchte RAD-Baracke in Oberelchingen erwerben und beantragte deren Aufstellung anschließend an den letzten Block der Flüchtlingssiedlung.

1968 widmete die NUZ dieser Baracke einen eigenen Artikel.

Im Jahr 1977 brannte diese Baracke ab. Es wurde der Bauantrag auf einen massiven Ersatzbau gestellt, der auch genehmigt wurde. So entstand an dieser Stelle ein zeitgemäßes Einfamilienhaus.

Da die Nähe des Wohnhauses zu den lärmintensiven Betriebsanlagen der Fa. Oetinger brachte zunehmend immissionsschutzrechtliche Probleme mit sich. Daher erwarb die Fa. Oetinger 1991 das Haus und nutzte es fortan als Labor- und Bürogebäude, ab 2000 für den Hausmeister.

Adolf-Wolf-Str. 95 – Wohnbaracke

1954 stellte die Bundesbahn im westl. Eschachteil eine Baracke auf. Als Bau der DB war keine Baugenehmigung erforderlich. Sie wurde von Bahnbediensteten bewohnt.

1972 hat die Stadt diese Baracke nach dem Auszug des letzten Bewohners erworben und sie anschließend abgebrochen.

Der Vollständigkeit halber

Zur Gesamtdarstellung der Bebauung der Adolf-Wolf-Str. seien hier noch die übrigen Bauten in der Adolf-Wolf-Str. erwähnt.

Adolf-Wolf-Str. 6 – Fa. Dauner

1961 wurde das Grundstück erstmals bebaut. Hier wird bis heute ein Gewerbebetrieb mit Heizöllager und -vertrieb geführt. 1970 kam ein Bürogebäude hinzu.

1965 kaufte die Firma Rast & Steiger, die auf dem Grundstück Herzog-Georg-Str. 18 einen Baustoffhandel betrieb, eine Teilfläche und errichtete hier eine Transportbetonanlage. Die Zufahrt zu dieser Anlage erfolgte von der Straße Am Eisenbahnweiher aus. 1972 wurde diese Zufahrt auch bituminös befestigt, um Staubbelästigungen zu vermeiden.

Da die Firma Rast und Steiger für ihr Betonwerk einen Wasserdruck von 6 atü benötigt, beantragte sie 1971 den Bau eines eigenen Brunnens. Dies wurde jedoch abgelehnt und der Kauf einer Druckerhöhungsanlage empfohlen. Am 13.10.1971 wurde festgestellt, dass die Fa. Rast & Steiger diesen Brunnen ohne Genehmigung hergestellt hat. Der BA beauftragte die Verwaltung, gegen diesen Brunnen rechtlich vorzugehen. Der Brunnen wurde daraufhin geschlossen.

2002 erweiterte sich der Betrieb zur Entsorgung von Altölen und anderen Flüssigkeiten (besonders überwachungsbedürftige Abfälle). 2006 kam eine Tankwageninnenreinigung hinzu.

Adolf-Wolf-Str. 16-18 – ehem. Fa. Kräss, jetzt PERI

1978 kaufte die Weißenhorner Gewächshausbaufirma Kräss (Schulstr. 37) wegen fehlender Erweiterungsmöglichkeiten auf ihrem Stammgrundstück in der Schulstraße hier ein Grundstück von der Stadt und errichtete eine neue Fertigungsanlage. 1993 kam eine weitere Lagerhalle hinzu.

Um 2002 geriet die Firma Kräss in Konkurs und musste ihren Betrieb aufgeben.

Das Grundstück mit Gebäude wurde von der benachbarten expandierenden Firma PERI aufgekauft und in deren Betriebsgelände integriert. PERI führte verschiedene Um- und Anbauten zur Anpassung an die eigenen Erfordernisse durch.

Quellen:

Quellen:
1, 2, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 16, 17, 20, 21, 23, 24, 25, 26, 28, 29, 30, 31, 34, 35 Foto: Heimatmuseum Weißenhorn
3, 4, 27 Foto: NUZ
7 Stadtarchiv Weißenhorn, Foto: Heimatmuseum Weißenhorn
13 Luftbild Fa. Oetinger
15, 22, 32, 33 Foto: Archiv Fa. Oetinger
18, 19 GIS – Neu-Ulm

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