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Robert-Bosch-Str. 1, 3, 15 – ehem. Stabsgebäude des Lufttanklagers

Die Stabsgebäude des ehemaligen Lufttanklagers blieben bei den Luftangriffen weitgehend unbeschädigt. Sie wurden nach dem Krieg als Lehrerinnenbildungsanstalt genutzt und gingen 1962 wieder an die Bundeswehr zurück, die sie als Büro- und Lagerräume des Korpsdepots 262 nutzte. Nach dem Ende der militärischen Nutzung wurden das Stabsgebäude und das Arzthaus von der Polizei übernommen, das Wirtschafts- und Sozialgebäude wurde von einem Medienunternehmen gekauft und als multifunktionales Gebäude genutzt.

1937-1945 Stabsgebäude des Lufttanklagers

Die drei Gebäude wurden 1937 als Funktionsgebäude des Lufttanklagers errichtet und waren wohl zur Betriebsaufnahme des Lagers am 01.12.1938 fertiggestellt. Sie wurden von Norden aus erschlossen und waren über die 1937 ausgebaute heutige Daimlerstr. an die Ulmer Str. angebunden.

Wirtschafts- und Sozialgebäude – Robert-Bosch-Str. 15

In diesem Gebäude befanden sich die Unterkünfte der Soldaten, die Dusch- und Waschräume, die Küche mit Speisesaal, in diesem ein Offiziersbereich und die Verwaltungsräume. Auf den umgebenden Freiflächen konnte die Freizeit verbracht werden.

Stabsgebäude – Robert-Bosch-Str. 3

Im Stabsgebäude war die militärische Führung mit Büros und Wohnräumen der Offiziere untergebracht.

Arzthaus – Robert-Bosch-Str. 1

Das Arzthaus diente zur medizinischen Versorgung in Notfällen und war auf die Behandlung eventueller Verletzungen und Krankheiten durch das hochgiftige Bleitetraethyl ausgerichtet. Es fungierte außerdem als Revier für erkrankte Mitarbeiter.

1946-1962 Lehrerinnenbildungsanstalt und Deutsches Gymnasium

Die drei Stabsgebäude überstanden die Luftangriffe 1944 weitgehend unbeschädigt. Nach dem Krieg suchte man nach einer adäquaten Nutzung, wobei über mehrere Jahre ein Streit über die Eigentumsverhältnisse bzw. Verfügungsgewalt geführt wurde.

Verworrene Grundstückssituation

Die Eigentumsverhältnisse wurden im III. Reich überwiegend durch vorzeitige Besitzeinweisungen geregelt. Das führte nun dazu, dass am Ende des Krieges noch nicht alle Grundstücksgeschäfte abgewickelt, bezahlt und im Grundbuch eingetragen waren. Die Stadt beschloss nun am 31.10.1945, die Grundstücke wieder in ihren Besitz zu bringen. Es sollten die in den Jahren 1937/39 abgetretenen Teilflächen zu 14,6571 ha zum heutigen Schätzpreis zurückerworben werden, weil die abgetretenen Waldflächen zur Eschachwaldung gehören und Ausgleichsgrundstücke in entsprechender Größe nicht erworben werden können. Der weitere Verkauf von 14,0343 ha sei zwar verbrieft, im Grundbuch aber noch nicht aufgelassen worden. Grundstückseigentümerin sei also die Stadt. Der geleistete Vorschuss für den Holzbestand werde nach Abzug des fehlenden Holzbestandes zurückgezahlt. Ob und in welcher Weise die vorhandenen Gebäulichkeiten und die Tankanlage verwertet werden können sei bisher noch nicht geklärt.

Der Pachtvertrag vom 25.03./24.04.1941 über 1,8193 ha Grundstücke wurde noch im November 1945 gelöst. Die Weiterverpachtung blieb bis zur weiteren Klärung zurückgestellt, zumal die ausbedungene Wiederinstandsetzung der Grundstücke in ihren früheren Zustand (wie vertraglich ausdrücklich geregelt) nicht erfolgt ist. BM Wolf sprach am 04.12.1945 beim Finanzministerium und der Landesforstverwaltung, am 06.12.1945 bei der Regierungsforstabteilung in Augsburg und am 14.12.1945 bei Ministerpräsident Dr. Högner und beim Finanzministerium wegen der Rückauflassung der Eschachwaldparzelle zu 14,7098 ha vor. Sämtliche Staatsbehörden haben sich für die Rückauflassung ausgesprochen. Die Genehmigung werde sobald als möglich erteilt werden. Die von der amerikanischen Militärregierung in Aussicht genommene Zwangsverwaltung für das frühere Lufttanklager hielt der Stadtrat an sich nicht für erforderlich, weil sich die Gebäulichkeiten auf städt. Grundbesitz befänden, also im Eigentum der Stadt stünden. Anstelle des vorgesehenen Zwangsverwalters Lüneburg solle die Stadt als Custodian eingeschaltet werden. Mit Pachtvertrag vom 01.04.1947 wurde die Stadt Weißenhorn dann Treuhänderin des Tanklagers.

Im Januar 1951 wurde bekannt gegeben, dass nach einer Entschließung des Finanzministeriums die Stadt das Eschachgelände zum Schätzpreis wieder erwerben könne. Anschließend begannen Verhandlungen mit der Vermögensverwaltung zur Wiedererwerbung des Eschachgeländes. Am 16.05.1951 wurde mit dem Finanzminister eine Einigung erzielt. Demnach sind die Grundstücke 1034 und 1033/3 zu 14 ha noch Eigentum der Stadt. Der erhaltene Vorschuss von 110.000 RM muss im Verhältnis 1:10 zurückgezahlt werden. Die Gebäude weisen einen Wert von 260.000 DM auf, der abzügl. der geleisteten Renovierungskosten von 22.900 DM erstattet werden muss. Das Grundstück 1033/6 wird mit Ausnahme der Tankanlage zum Schätzpreis zurückerworben. Die Stadt steigt in die Erbbaurechtsverträge Oetinger, Laatsch, Reichmann und Backeler ein bzw. schließt neue Verträge ab. Mit der LBA wird ein Mietvertrag abgeschlossen. Über den Erwerb wurde am 26.07.1951 noch einmal im Stadtrat ausführlich diskutiert. Während der Beschluss, die Grundstücke 1034 und 1033/3 gegen Rückzahlung des abgewerteten Zuschusses wieder in städt. Besitz zu nehmen bestehen blieb, setzte sich die Meinung durch, ein Erwerb der ganzen Grundstücksfläche und die Weitergabe der bebauten Grundstücke im Erbbaurecht würde zuviel städt. Kapital bilden. Es wurde daher beschlossen, die bereits bebauten und genutzten Grundstücksteile unter Einräumung eines Vorkaufsrechts beim Freistaat Bayern zu belassen und hierfür eine Ersatzfläche im östlichen Teil der Fl.Nr. 1033/6 zu bekommen.

Die Lehrerinnenbildungsanstalt (LBA)

Am 01.04.1942 war in Weißenhorn auf Betreiben der NS-Verwaltung eine Lehrerinnenbildungsanstalt mit Internatsbetrieb errichtet worden. Die Ausbildung der Volksschullehrer erfolgte damals nicht wie heute universitär, sondern als Ausbildung und konnte mit der damaligen Mittleren Reife angetreten werden. Die Anstalt wurde in Räumen des requirierten Claretiner-Kollegs eingerichtet, weshalb die dort untergebrachte städt. Knaben-Oberschule das Gebäude räumen musste. Sämtliche Mädchen wohnten im Gemeinschaftsheim des Kollegs, das der Staat für diese Zwecke gemietet hatte. Der Unterricht fand in dem städtischen Schulgebäude in der Bahnhofstraße 11a statt. Diese Lehrerinnenbildungsanstalt war damals die einzige im Gau Schwaben.

Nach dem Krieg beanspruchten die Claretiner ihre Räume verständlicherweise wieder für sich. Die Stadt wollte gerne die Bildungseinrichtung in der Stadt halten und wurde in dieser Sache am 04. und 14.12.1945 beim Kultusministerium in München und der Regierung in Augsburg vorstellig. Auch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hoegner wurde die Angelegenheit erörtert. Während der Ministerpräsident und der Ministerialreferent sich für Weißenhorn aussprachen, nahm der Schuldirektor in Augsburg einen ablehnenden Standpunkt ein, weil nur Wettenhausen und Augsburg für größere Anstalten infrage kämen. Zur Wahrung der Interessen wurde eine schriftliche Eingabe mit Begründung beim Kultusministerium eingereicht, was zur Kenntnis dient. Sollte sich die Anstalt wider Erwarten nicht erreichen lassen, so solle vorläufig ein Internat für die Oberrealschule eingerichtet werden. Zu diesem Zweck sollen die von der UNRRA [1]Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen, kurz UNRRA von engl. United Nations Relief and Rehabilitation Administration für ukrainische Arbeiter abtransportierten 50 Matratzen der Stadt nachdrücklichst zurückgefordert werden.

Am 30.11.1945 regelte das bayerische Staatsministeriums für Unterricht und Kultus durch eine Entschließung die Wiederaufnahme der Ausbildung von Volksschullehrkräften neu. Da die Einschreibung der Schülerinnen zwar bei der Lehrerinnenbildungsanstalt Weißenhorn nach dieser Ministerialentschließung erfolgen konnte, die Unterrichtsaufnahme vorerst aber unterbleiben musste, wies der Stadtrat darauf hin, dass er unter allen Umständen auf den Sitz der Anstalt in Weißenhorn bestehen bleibt. Der Anstalt würden die Gebäulichkeiten im Eschach zur Verfügung gestellt, sobald die Voraussetzungen hierfür geschaffen seien. 240 Schülerinnen meldeten sich an. Die Schwäbische Landeszeitung vom 11.01.1946 schrieb: „Die Lehrerinnenbildungsanstalt hat ihre Pforten wieder eröffnet. Sämtliche Schülerinnen werden vorläufig nur zur Probe angenommen.” Im Oktober 1946 werde der Unterricht in ihrem neuen Heim im Eschach aufgenommen.

Am 04.02.1946 wurden die Gebäude im Eschach von Beauftragten des Kultusministeriums besichtigt und nicht abgelehnt. Die Dachgeschossräume der Gebäude im Eschach sollten zu Verwaltungs- und Wirtschaftsräumen umgebaut werden. Am 08.03.1946 verhandelte die Stadt mit dem Landbauamt über die Umbaumaßnahmen und beschloss am 05.04.1946, die 3 Verwaltungsgebäude von der Zwangsverwaltung zu pachten und der LBA (Lehrerinnenbildungsanstalt) zur Verfügung zu stellen. Am 26.04.1946 stellte das Kultusministerium bei der Militärregierung den Antrag auf Freigabe der Gebäude für die LBA und die Genehmigung der Einrichtung.

Am 16.05.1946 war der Schuloffizier Dr. Fivian der amerikanischen Militärregierung Bayern mit zwei Vertretern des Landratsamts beim Bürgermeister, um die abschließenden Besprechungen wegen Wiedereröffnung der LBA zu halten. Während der Vertreter des Landrats die Ansiedlung einer Industrie im Eschachgelände zwecks Beschäftigung der Flüchtlinge für äußerst notwendig hielt, stellte sich der Schuloffizier auf Vortrag des Bürgermeisters auf den Standpunkt, dass die Industrieansiedlung trotz Unterbringung der LBA im Eschachgelände möglich sei und auch erfolgen werde. Dr. Fivian beauftragte schließlich die Stadtverwaltung, sofort mit dem Zwangsverwalter Feser einen Pachtvertrag hinsichtlich der drei Gebäude abzuschließen. Bei Nichtabschluss solle ihm sofort Bericht unter Angabe der Gründe gegeben werden. Der Zwangsverwalter Feser wandte nach der sofort herbeigeführten Unterredung ein, er könne ohne Genehmigung der Militärregierung den Abschluss nicht tätigen. Am 17.05.1946 fand bei der Militärregierung mit dem Angestellten Dr. Bartok eine Besprechung statt. Deren Ergebnis war, dass zwei Gebäude verpachtet werden und das dritte Wirtschaftsgebäude für ein Textilunternehmen zur Verfügung stehen müsse. Am 20.05.1946 erschien der Zwangsverwalter Feser freiwillig und erklärte, er werde am 22.05.1946 mit der Militärregierung verhandeln, dass alle drei Gebäude verpachtet würden. Sollten die Gebäulichkeiten bis zur Genehmigung der Anstalt nicht frei sein, stelle die Stadt Ausweichunterkünfte zu Verfügung.

Am 04.06.1946 besichtigte eine Kommission des bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus die für die LBA vorgesehenen Gebäude im Eschach. Einwendungen gegen die Gebäude wurden nicht erhoben. Der Vertrag der Stadt mit dem Treuhänder für das Eschachgelände wurde genehmigt. Am 09.08.1946 erteilte die Militärregierung die Genehmigung zur Eröffnung der Lehrerinnenbildungsanstalt. Der Anstaltsbetrieb wurde am 03.09.1946 aufgenommen. Am 09.11.1946 fand die offizielle Eröffnungsfeier der LBA statt.

1947 hatten die Architekten Dreetz & Savegnani einen Rahmenplan für eine Industrieansiedlung im Eschach im Auftrag der Firmen Gruschwitz und Fichtner – die damals an einer Ansiedlung interessiert waren – erarbeitet, die Stadt aber in diese Planung nicht einbezogen, was zu einer Verstimmung führte. Zudem hatte Arch. Dreetz für die LBA einen Erweiterungsbau mit 3 Stockwerken eigenmächtig geplant. Dieser wurde von der Stadt abgelehnt, weil 3 Stockwerke nicht in die Umgebung passen und für die Planung kein Auftrag erteilt wurde. Der Architekt wurde seiner Aufgabe als bauaufsichtlicher Architekt der Flüchtlingsbauten enthoben, da nach dessen gesamter Einstellung ein weiteres gedeihliches Zusammenarbeiten kaum möglich erscheine. Am 25.07.1947 wurden in der Streitsache mit Arch. Dreetz über die Entwürfe des LBA-Anbaus und des Heimgebäudes die Verhandlungen abgebrochen und die Honorare ohne Anerkennung einer Rechtspflicht liquidiert.

Am 03.09.1948 wurde der Schuppen 3 im ehem. LTL frei und wurde zum Umbau in eine Turnhalle und Aula der LBA angepachtet.

Das Dachgeschoss des Wirtschaftsgebäudes wurde zu Schlafräumen des Internats ausgebaut. Hierzu wurden sehr breite Dachgauben in das DG eingebaut.

Schon zwei Jahre nach Eröffnung der LBA verabschiedete der bay. Landtag im Jahr 1948 ein Gesetz zur Reform des Schulwesens. Ein wesentlicher Punkt hierbei war, die Lehrerausbildung fortan auf Hochschulbasis durchzuführen. Das bedeutete schon das Aus für die LBA, die nun in eine allgemeinbildende, in sechs Jahren zur Hochschulreife führende staatliche höhere Schule umgewandelt werden sollte.

Doch ganz so schnell ging die Umwandlung nun doch nicht. Erst mit Schuljahresschluss des Jahres 1955 endete die Ausbildung der Lehrerinnen. Am 12.07.1955 wurden die letzten 23 Absolventinnen von der Leiterin, Frau OStD Dr. Hoechstetter bei einer Feierstunde in der Stadthalle verabschiedet.

Fortführung als Deutsches Gymnasium

Mit dieser Umwandlung würden aber in Weißenhorn zwei höhere Lehranstalten bestehen, was auf Dauer nach Ansicht der Stadt nicht möglich sein werde. Es müsse daher die städtische Anstalt in der staatlichen Anstalt aufgehen. Zur Klarstellung dieses Verschmelzungsprozesses soll beim Kultusministerium entsprechende Aufklärung über den gesamten Fragenkomplex erbeten werden, um eine Entscheidung treffen zu können. Die vom Staat verfügte Umwandlung der LBA im Zuge der Schulreform in ein sog. ‘Deutsches Gymnasium’ mit 7-jähriger Kurzform wurde dem Stadtrat am 03.06.1949 bekannt gegeben.

Die LBA wurde als sog. Deutsches Gymnasium fortgeführt. Dieser Schultypus war ein rein staatliches Gymnasium, was unmittelbar dem Kultusministerium unterstand und nicht in der Trägerschaft eines Landkreises war. Die Schulleitung oblag bis zur Schließung der Schule 1962 bei der ehem. Leiterin der LBA, Frau OStD Dr. Hoechstetter. 1956 wurde bemängelt, dass dieses Deutsche Gymnasium im Eschach in „kläglichsten Gebäudeverhältnissen” untergebracht sei, dazu noch in der Nachbarschaft einer Industrieansiedlung. Es wurden auch Bestrebungen bekannt, das Gymnasium in eine andere Stadt zu verlegen. Als staatliches Gymnasium waren diese Bestrebungen natürlich eng mit der beabsichtigten Wiederaufnahme der militärischen Nutzung verbunden. Aber noch im April 1960 wurde für Schüler des nächsten Schuljahres geworben.

NUZ 1960/83-19

Am 24.03.1961 wurde die Stadt informiert, dass das Deutsche Gymnasium zum Sept. 1962 nach Marktoberdorf verlegt werde. Es sollen nun Übernahmeverhandlungen bzgl. der Gebäude geführt werden. Die Verwaltungsgebäude stehen auf dem Grund und Boden, der nunmehr wieder der Stadt gehört. Die Gebäude wurden von der BRD an das Bay. Kultusministerium vermietet. Es bestehen keine Vertragsverhältnisse zwischen Stadt und Freistaat. Daher kommen auch hier Ansprüche in Betracht. Die hiesigen Industriebetriebe hätten Interesse an Grundstück und Gebäuden.

Am 17.07.1962 fand in der Stadthalle die letzte Schlussfeier mit 15 Abiturienten des Deutschen Gymnasiums statt.

Mit Schuljahresende im Juli 1962 wurde das Gymnasium geschlossen und nach Marktoberdorf verlegt, wo es bis heute als Gymnasium Marktoberdorf besteht. Die Gebäude standen längere Zeit leer, weil durch die Grundstücksverhältnisse das Grundstück der Stadt gehörte, die Gebäude aber dem Freistaat.

Jahrelanger Leerstand

Hierüber musste nun eine Lösung gefunden werden. Mit der Interessenvertretung der Stadt in Sachen der Gebäude des ehem. Deutschen Gymnasiums wurde RA Zirn aus Memmingen beauftragt, der die Kanzlei des RA Voigt übernommen hat, welcher seinerzeit die Stadt bei den Grundstücksverhandlungen mit dem Bund über das Eschachgelände vertreten hatte. Das Landbauamt und Arch. Sevegnani haben den Wert der Gebäude auf 460.000 DM geschätzt. Dieser Wert wurde allerseits als zu hoch angesehen. Nach einer neuen Schätzung vom 03.05.1963 wurden die Gebäude des Deutschen Gymnasiums nur mit einem Wert von 384.413 DM angesetzt. Dennoch hatte die Stadt nicht das Geld, die Gebäude zu erwerben. Der Stadtrat beschloss, das Grundstück dem Bund zum Erwerb anzubieten.

Die staatlichen Stellen hatten aber keine Eile mit dem Grunderwerb. Wohl in der Meinung, die Stadt könne mit diesen Grundstücken ohnehin nichts anfangen, zogen sich die Verhandlungen über viele Jahre hinweg.

Am 21.09.1964 bemängelte der Stadtrat, die Bundeswehr habe das Gelände im Eschach zwar bereits bezogen und ausgebaut, den Grund aber noch nicht erworben. Es gehe um eine Fläche von ca. 27.000 m² aus dem Eschachwaldgrundstück 1034 mit 37.303 m². Der BM wurde ermächtigt, mit den Beauftragten der BRD über diesen Verkauf zu verhandeln. Als Kaufpreis wurden 15 DM/m² festgesetzt einschl. des Waldbestandes.

Erst am 05.04.1966 fand eine Besprechung mit der Bundesvermögensstelle über den Verkauf des Bundeswehrgeländes statt. Es ging jetzt um eine Fläche von 28.318 m² und eine weitere Teilfläche von 2890 m² zu einem Preis von 14 DM/m² zzgl. 15.000 DM für den Holzbestand. Die Bundeswehr traf keine Aussage, was mit dem Gelände langfristig geschehen soll. Der Stadtrat wollte daher eine Absicherung, dass die umliegenden Gewerbebetriebe und Wohnbauten keine Nachteile zu befürchten haben.

Am 29.08.1966 wurde der Veränderungsnachweis über die Neuvermessung des Eschach vollzogen. Die OFD legte endlich am 07.11.1966 einen Kaufvertragsentwurf vor. Der SR stellte zunächst eine Entscheidung zurück, da in dem Vertragsentwurf die Interessen der betroffenen Firmen Oetinger und Groer nicht klar berücksichtigt wurden. Dies geschah jedoch bis zur Sitzung am 09.12.1966, in der der Kaufvertrag gebilligt wurde. Am 09.01.1967 wurde der Kaufpreis in Höhe von 437.000 DM bezahlt.

Der Bund war nun zwar Eigentümer von Grundstück und Gebäuden, nutzte dies aber nicht. SR Georg Ziegler wandte sich im Sept. 1973 an die örtlichen Bundestagsabgeordneten der CSU und SPD, dass öffentliches Vermögen hier ‘verlottere und vergammele’. Es sei unverantwortlich, die Gebäude 12 Jahre lang leer stehen zu lassen, wenn anderenorts Bedarf bestehe und ein Verkauf der Gebäude damals an zu hohen Preisen gescheitert sei.

1974-1998 Gebäude des Korpsdepots 262

Die Anfrage brachte ein halbes Jahr später doch etwas Bewegung in die Sache. Der Umgriff der Gebäude wurde gerodet und Fenster und Türen vom Unkraut freigeschnitten. MdB Fellermaier gab bekannt, nunmehr würden die Gebäude zur Unterbringung von Geräten für die Bundeswehr dienen. Nach Auskunft des Bundesverteidigungsministeriums würden die Gebäude im Laufe der Zeit noch stärker genutzt und deswegen auch gepflegter werden. Mit der Unterbringung der Gerätschaften in den Gebäuden seien in Weißenhom 10 bis 20 krisenunabhängige Arbeitsplätze geschaffen worden.

Die Gebäude wurden als Verwaltungsräume, Werkstätten und Lager genutzt. Sie befanden sich außerhalb der Lagerumzäunung.

Aus dieser Zeit sind noch keine Dokumente oder Fotos gefunden worden.

1999-heute Private Nutzung

Nach der sog. ‘Wende’ fand ab 1996 eine Neuordnung der militärischen Strategie statt. Die Anlage wurde als Militärgelände nicht mehr benötigt. Das Bundesvermögensamt wollte die Immobilien verwerten. Zuerst erhielten staatl. und kommunale Stellen ein Zugriffsrecht auf Gelände und Gebäude. So nahm der Freistaat Bayern zwei der Stabsgebäude für die Umsiedlung der Polizei von der Fliederstraße hierher. Das Straßenbauamt erhielt einen Bauplatz für den Bau einer Salzlagerhalle. Die übrigen Flächen außerhalb des eigentlichen Militärgeländes erwarb die Stadt Weißenhorn und stellte hierfür den Bebauungsplan “E 8 – Robert-Bosch-Str.” auf, der am 11.12.1998 rechtsverbindlich wurde.

Zum 01.04.1998 wurde das Korpsdepot offiziell aufgelöst. Die von der Stadt übernommenen Grundstücksflächen und Gebäude wurden öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben und verkauft.

Das Gebäude Robert-Bosch-Str. 15 wurde 1998 von einem Medienunternehmer erworben und unter weitgehender Beibehaltung des Originalzustands für seine Zwecke umgebaut.

Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes ‘E 8 – Robert-Bosch-Str. wurde eine Erschließungsstraße auf das Gelände gelegt, von der neben den Altgebäuden und der Salzlagerhalle des Straßenbauamtes zwei weitere Baugrundstücke erschlossen wurden, die ebenfalls an Privatpersonen verkauft und gewerblich bebaut wurden.

Quellen:

Quellen:
1 Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der Vereinten Nationen, kurz UNRRA von engl. United Nations Relief and Rehabilitation Administration

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