Schulen, Kindergärten, Bildung

Schulstraße 5 – Alte Schule

Lageplan

Alte Schule, dreigeschossiger klassizistischer Bau mit flachem Walmdach, erbaut 1816; Abortanbau 1951, dieser 1975 wieder abgebrochen; Aufgabe der Schulnutzung 1975, danach Verkauf des Gebäudes und Sanierung 1977 ff.

Nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Bayern war das alte Deutsche Schulhaus in der Martin-Kuen-Str. x zu klein geworden. Schon 1813 beschäftigte sich der Magistrat mit dem Neubau einer neuen Schule und stellte einen Finanzierungsplan auf. Aus den Local-Stiftungen des Cultus und der Wohltätigkeit fallen jährlich 1119 fl 31 x jährlich Überschuss an, das sind in 8 Jahren 8950 fl 8 x, so dass hieraus die für den Schulhausbau erforderlichen 2000 fl ohne Belastung des Communalvermögens entnommen werden können (A 75/2). Am 12.03.1816 erging die Bewilligung der Planung an den ‚Munizipalrath‘ der Stadt Weßenhorn durch das LG Roggenburg. Doch die kgl. Generalkommission des Illerkreises war mit dem Standort des Schulgebäudes am alten Stadel (?) nicht einverstanden und forderte eine Situierung ‚mitten an der Seite des Gartens gegen die Straße‘.

Am 13. Oktober 1817 wurde die Schule feierlich eingeweiht und eröffnet. Maurermeister war Josef Betz. Eine über dem westlichen Eingang befindliche Steinplatte trägt die Inschrift: ‚Erbaut von Weißenhorns Bürgern der Jugend zur Erziehung in Weisheit, in Sitten, in christlicher Tugend 1816‘. Der Kauf des Grundstücks von Jos. Wagner wurde jedoch erst am 04.07.1836 vollzogen.

In jedem Stockwerk wurde aber nur 1 Raum als Klassenraum verwendet. Hinzu kam in jedem Stockwerk eine Lehrerwohnung.

1854 war die Schule bereits zu klein geworden. Es wurde ein viertes Klassenzimmer benötigt. Hinzu kam, dass am Gebäude Bauschäden festgestellt wurden und sich die Lehrer über den Zustand ihrer Wohnungen beschwerten. Der Standortsuche für die Schulerweiterung ist ein eigener Beitrag gewidmet. Letztlich wurde am 07.08.1859 in einer gemeinsamen Sitzung des Magistrats und der Gemeidebevollmächtigten beschlossen, ein neues Schulhaus nur mit 4 Schulzimmern zu bauen und das alte Schulhaus zu Lehrerwohnungen umzubauen und die Bausubstanz zu sanieren. Mit dem Bau sollte sofort begonnen werden, der Auftrag erfolgte im Submissionswege.

Schon am 20.06.1859 hatte sich der Lehrer Walther beschwert, in seinem Keller sei die Außenwand durch den davorliegenden Abtritt völlig durchnässt und es würden Steine herausbrechen. Die städt. Baukommission mit Maurermeister Kerner besichtiget den Schaden und stellte keine Einsturzgefahr fest. Dennoch ließ man den technischen Baubeamten Kröber vom Bezirksamt Illertissen den Bau besichtigen und ein Gutachten fertigen. Am 14.10.1859 beschloss der Magistrat, die angegebenen Sicherungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen und beauftragte Zimmermeister Bettighofer und Maurermeister Kerner.

Am 02.05.1860 wurde der Umbau der alten Schule zu Lehrerwohnungen in Angriff genommen. Maurermeister Deibler legte Pläne und Kostenanschlag für den Umbau der alten Schule zu Lehrerwohnungen vor, die am 04.05.1860 vom Magistrat beschlossen wurden.

Bei diesem Umbau wurden zwar teile der Ostwand erneuert (Roteintrag), aber es wurden nicht alle Mängel beseitigt. Am alten Schulhaus ist am 01.09.1865 das Hauptgesims auf der Nordseite herabgestürzt und die Hintermauerung wies eine Ausbauchung auf. Auch die Innenmauern wiesen Risse auf. Maurermeister Kerner ampfahl die Abtragung und Neuaufmauerung des Giebels. Er legte hierzu einen Kostenanschlag über 316 fl 48 x vor zzgl. für die Sicherung des Giebels mittels Schlaudern und die Erneuerung des Gesimses in leichterer Bauart weitere 69 fl 15 x.

Maurermeister Deibler erklärte als Ursache des Gesimsabsturzes die zu schwere Bauart des Gesimses. Er legte einen Vorschlag für eine leichtere Bauweise des Gesimses vor. Um der weiteren Ausbauchung zu begegnen, schlug er den Bau von Strebepfeilern auf der Nordseite vor.

Sanierungsvorschlag Maurermeister Deibler; Stadtarchiv

Am 29.09.1865 beschloss der Magistrat, diesem Sanierungsvorschlag zu folgen. Doch damit war noch nicht genug. Bei der Durchführung von Putz-Ausbesserungen im Okt. 1868 stellte Maurermeister Deeibler fest, dass auf der Westseite die Außenwand zahlreiche Risse aufweise und erstellte hierüber eine Skizze und ein Gutachten.

Der Magistrat beschloss, die Risse auch noch von Maurermeister Kerner und Zimmermeister Gaiser begutachten zu lassen. Zusätzlich beschloss man noch, auch ein Gutachten des kgl. Baubeamten in Illertissen einzuholen. Am 10.02.1868 wurde das Gutachten vorgelegt und kostete 13 fl 48 x.

Die kgl. Baubehörde wurde auch gleich beauftragt, die Reaparatur zu veranlassen und zu beaufsichtigen.

Um 1890 wurde die Abortanlage auf der Ostseite erneuert und vergrößert. 1893 wurde eine neue Waschküche und eine neue Remise errichtet. Gegen den Bauantrag der Stadt 1904 zum Anbau einer Holzremise für die Schulen erhob der Spengler Schuler Einspruch, weswegen der Bau so verschoben wurde, dass das Fundament und der Dachvorsprung nicht über die Grenze gingen.

Ab 1936 wurde das 2. OG der alten Schule mit als Internatsräume der landwirtschaftlichen Haushaltungsschule Schulstr. 4 genutzt. 1942 mussten die Patres und Brüder des Claretinerkollegs das
Haus verlassen und in das Schulhaus Schulstr. 5 in Weißenhorn übersiedeln. Nach dem Ende des II. Weltkriegs konnten die Patres ins Claretinerkolleg zurück.

Die Zunahme der Bevölkerung nach dem II. Weltkrieg durch Vertriebene und Flüchtlinge führte schnell zu einem Anwachsen der Schülerzahlen und dem Bedarf nach einem neuen Schulgebäude. Bevor dieses jedoch 1960 begonnen und 1963 bezogen werden konnte, mussten die Schüler in anderen Gebäuden untergebracht werden. Im Jahr 1956 zählte man 560 Volksschüler in 15 Schulklassen, aufgeteilt auf die Gebäude Schulstraße 7 (sechs Klassen), Schulstraße 5 (sechs Klassen) und Hauptstraße 8 (drei Klassen).

Nach Auszug der Schulklassen wurde das Gebäude an die Südd. Trikotwarenfabrik, Ulm, für 3 Jahre zu 8000 DM/a vermietet. Die Fa. Triumph Interdress AG übernahm zum 01.07.1964 den Mietvertrag der Süddt. Trikotwarenfabrik für das Gebäude. Im Zuge des Mieterwechsels wurde die Miete angepasst und um 5-10% erhöht. Erst 1967 wurden endlich die Trockenaborte durch eine WC-Anlage ersetzt.

1969 wollte die Fa. Südtrikot auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks eine Fabrikationshalle errichten. Die Stadt stimmte einem Erbbaurechtsvertrag auf max. 30 Jahre zu. Hierzu kam es jedoch nicht mehr. Die Firma Südtrikot hat die Räume zum 31.12.1971 gekündigt.

Am 28.09.1971 bisichtigte der Bauausschuss das Gebäude nach dem Auszug der Firma Südtrikot. Man stellte fest, dass der Gesamtzustand in Ordnung sei. Im EG könnte man die Türe zur Schulstraße wieder öffnen und dort die Stadtbücherei einbauen. Für den Anstrich der Fenster und der Fassade sollten Angebote eingeholt werden. Schon 1963 wurde das alte Schulhaus neu verputzt. Die Renovierung unterblieb jedoch. An dem leer stehenden Gebäude wurden im März 1973 auf der Rückseite die Fenster eingeworfen, das Gebäude wies einen verwahrlosten Zustand auf. Eine Benutzung der Räume durch die Hauptschule, die bereits wieder Platzprobleme hatte, war nicht möglich. Das Nebengebäude sollte abgebrochen werden. Durch den Abbruch des Schuppens an der alten Schule wurde aber die Fassade des Nebengebäudes Blumengasse der Spenglerei Strobel beschädigt. Strobel erhielt 3000 DM Schadensersatz.

Das leerstehende Gebäude warf für die Stadt immer mehr Probleme auf. Am 10.07.1974 beschloss der Bauausschuss, das gebäude abzubrechen und hierfür Kostenanschläge einzuholen. In der Bürgerschaft wurden aber Stimmen laut, die den Abbruch der alten Schule ablehnten. SR Ziegler stellte fest, dass der BA den Abbruch bereits beschlossen habe und die SPD werde einem Grundstücksverkauf nicht zustimmen. Auch das Landesamt für Denkmalpflege stimmte einem Abbruch nicht zu. Dennoch beschloss der Stadtrat am 20.05.1975 gegen die Stellungnahmen des LfD und des Kreisheimatpflegers den Abbruch der alten Schule. Das Landratsamt erteilte dem Abbruch aber keine Genehmigung. So wurde am 08.09.1975 beschlossen, das alte Schulgebäude zum Verkauf anzubieten, nachdem eine Abbruchgenehmigung nicht erteilt wurde.

Schnell fand sich auch ein Käufer. Der Verleger und Heimatpfleger Anton H. Konrad erwarb am 17.05.1976 das ehem. Schulgebäude für 70.000 DM und sanierte es als Verlagsgebäude, Buchhandlung und Wohnhaus in behutsamer Form. Der Abortanbau wurde abgebrochen. Auf der Ostseite des Grundstücks wurde ein barocker Ziergarten angelegt.

In dieser Form blieb das alte Schulhaus 50 Jahre lang bis 2023. Nach dem Ton Anton H. Konrads wurde der östliche Grundstücksteil verkauft, der Garten aufgegeben und zusammen mit dem Grundstück des abgebrochenen Gebäudes Beethovengasse 6 eine Neubebauung vorgenommen. Leider geschah diese Neubebauung städtebaulich uneinheitlich und nahm nicht den historischenn Charakter der Umgebung auf.

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