 
	Untere Mühlstr. 6 x
Das Haus trug bis 1882 die Hausnummer 91 und von 1882-1920 die Hausnummer 129. Es wurde nicht mehr in das neue System von Straße und Hausnummer überführt.
Inhalt
Vorgängerbebauung – Das Schinderhaus
Ungefähr an dieser Stelle hat sich im 15. Jahrhundert das sog. ‚Schindhaus‚ befunden, welches im Steuerbuch B 303 hier genannt wird. Eigentümer vor 1480 sind archivalisch nicht feststellbar. 1492 wird das Schindhaus nicht mehr erwähnt.

Im Bereich der Unteren Mühlstraße befinden sich einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben.
Das Schinderhaus muss das Hochwasser auch relativ gut überstanden haben, denn es wird 1507 noch erwähnt und wurde erst um später aufgegeben. Leider sind für die Jahre 1518-1548 keine Aufzeichnungen vorhanden. Während dieser Zeit dürfte das Schinderhaus an die heutige Günzburger Str. 35 verlegt worden sein. Wahrscheinlich spielte es auch eine Rolle, dass man zu dieser Zeit die unsaubere und gesundheitsgefährdende Arbeit des Abdeckers nach außerhalb der Stadt verlegen wollte.
Neubebauung 1551
1551 wird erstmals wieder ein Gebäude auf diesem Grundstück verzeichnet, was einen Neubau nahelegt. Als Eigentümer wird Hans Stenglin (Stenglen) genannt. 1567 ist Simon Vielster (Vielser) verzeichnet, 1575 dessen Witwe. 1578 steht Peter Schmidt, Maurer, im Steuerbuch, 1604 seine Witwe und 1607 Andreas Schmidt, Maurer, vermutlich der Sohn. 1614 wird das Anwesen beschrieben: Behausung und Gärtlin; Wert 250 fl. Es muss ein sehr kleines Grundstück gewesen sein, denn es ist keine Hofraite (Hofraum) aufgeführt. Hier wurde offenbar die Straße mitbenutzt. 1636 ist Andreas Schmidts Witwe mit einem Wert von 200 fl eingetragen.
Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.
1651 wird immer noch Andreas Schmidts Witwe geführt, es ist aber kein Wert mehr eingetragen. Daher die Vermutung, dass auch dieses Haus durch das Hochwasser wohl so stark geschädigt wurde, dass es abgebrochen werden musste.
Nach 1651 übergibt Ulrich Höllwirth (Untere Mühlstr. 8), sein Haus an seinen Sohn Jacob, kauft die leere Hofstatt hier und das Anwesen Wettbach A und zieht dorthin. Item ein Hofstat und viertel von Andrea Schmidt Maurer herrürend; Wert 10 fl.
Unbebaute Hofstatt, ~1651 – 1692
Das Grundstück verblieb nun ca. 40 Jahre lang unbebaut. Es gehörte zunächst zum umfangreichen Besitz des Ulrich Höllwirth, Untere Mühlstr. 8.
Ulrich Höllwirth kaufte 1629 das halbe Haus Untere Mühlstr.8. 1636 erwarb er die andere Haushälfte hinzu. 1651 kaufte er die beiden Hofstätten Untere Mühlstr. 10 mit dem Grundstück des ehem. Dietschschen Stadel UM08x. 165x erwarb er noch die Hofstatt UM06x und das Haus Wettbach A. Er übergab die Grundstücke UM08 und UM10 an seinen Sohn Jacob Höllwirth und zog selber nach Wettbach A. 1674 starb Ulrich Höllwirth. Sein Sohn Jacob erbte UM06x und Wettbach A, gab dieses Haus weiter an seinen Sohn Matheus und verkaufte UM06x 1682 an Jacob Wiedemann. Jacob Höllwirth starb 1696.
1682 erwarb Jacob Widemann, Rotgerber, Peter-Arnold-Str. 4 (jetzt Untere Mühlstr. 16), die Hofstatt mit einem Wert von 65 fl. 1690 kaufte Hannß Jörg Fischer die Hofstatt von Jacob Widemann.
Wiederbebauung 1692
Hannß Jörg Fischer, Schuhmacher, bebaut das Grundstück 1692 neu. Im Steuerbuch B 93 steht der Vermerk Behausung neuerbaut und Gärtlein, wieder ist kein Hofraum erwähnt. Der Wert wird auf 250 fl taxiert.
Am 25.07.1706 verkaufte Fischer seinen angebauten Stadel einschl. eines Plätzleins für 100 fl an Josef Fuchslocher, Peter-Arnold-Str. 4 (jetzt Untere Mühlstr. 16). NB: hat aber für circa S: Jacobi ohngefehr, bevorg Kauf prothocolls von dieser Behausung ds Städelin, so aneinand gewesen, nebst einem plätzlen von dem hierangelegenen gärthlin, so lang es Städelin ist, geg Joseph Fuchslohner, rothgerbern Verkhaufft. Josef Fuchslocher verkaufte 1716 den an Untere Mühlstr. 6x angebauten Stadel weiter an Christoph Müller, Günzburger Str. 1. Mehr das von Ferdinandt Füscher hievornen erkauffte Städelin, nebn dem platzlin von hieran gelegenem gärtlen. Christoph Müller gab den Stadel vor 1720 an Ferdinand Fischer zurück (ist rebahsiert worden).
1716 wird Ferdinand Fischer, Maurer, mit Behausung und Gärtlein geführt, der Wert beträgt nun 486 fl. 1729 heißt es Behausung und Städelin aneinander und Gärtlein, der Wert steht nur noch mit 236 fl im Buch. Um 1760 gehört das Haus Fidelis Fischer, Maurer, wohl einem Sohn. Dieser verkauft das Anwesen an Johann Schweiggart, Zimmermann, welcher das Gebäude 1786 an Anton Frick, Rothgerber, weiterverkauft. Die Familie Frick ist bis ca. 1861 jetzt hier ansässig. Für den 22.12.1899 ist zwar ein Verkauf an einen Anton Spörber protokolliert, aber kurz danach (ohne Datum) steht wieder Anton Frick als Eigentümer im Buch. Vielleicht ist dieser Verkauf gar nicht vollzogen worden.
Am 16.09.1821 übernimmt Frick Mathias, Rotgerber, Wohnhaus, Stall und Stadel mit Wurzgarten. Als nächster übernehmen Frick Josef und Ehefrau Katharina, Rotgerber, am 11.09.1852 das Haus und sind dort auch noch 1855 verzeichnet. 1861 ist das Haus unbewohnt.
Am 15.05.1862 wird das Haus von Theres Bader, Metzgerswitwe, erworben. 1875 steht Nepomuk Bader im Einwohnerverzeichnis, 1882 Johann Bader, Söldner und 1896 ist Karl Bader genannt, als er den Kamin erneuert. Karl Bader, Ökonom, steht auch noch 1906 im Einwohnerverzeichnis.

Das Anwesen muss bis ca. 1920 abgebrochen worden sein. In der Neuvermessung 1921 ist es nicht mehr enthalten. Die kleine Grundstücksfläche wurde in die Straßenfläche einbezogen.
Leider ist von diesem Gebäude weder ein Plan noch eine alte Fotografie überliefert. Auch vor Ort erinnert nichts mehr an dieses kleine Anwesen.
 
	
	 
	
			
			

