Reichenbacher Str. 4
Die Baugeschichte dieses Hauses vor 1548 kann nicht sicher rekonstruiert werden. 1548 kann in B 84 ein Hans Groß entweder diesem Haus oder dem Haus Reichenbacher Str. 7.1 zugeordnet werden. Demnach hätte ein Jergen Schmid das Haus hier zwischen 1518 und 1548 neu erbaut. Sicher ist die Zuordnung 1548 von Jergen Schmids Nachkommen. Der Familienname Schmid dürfte hier auch den Beruf bezeichnet haben, denn bis 1788 kann hier eine Schmiede nachgewiesen werden.
1551 ist der Schmied Blesy Wideman hier ansässig, ab 1587 Blasy Wiedemanns Erben, dann Martin Bruckhner. Von 1553-1559 ist Enderlin Schneyder als Miteigentümer genannt. 1598 folgt Jacob Bruckner, 1614 bezeichnet als Behausung, Hofraithen und Garten; Wert 260 fl. 1620 gehört das Haus Jacob Bruckner und Bernhard Riß, dieser ab 1623 Alleineigentümer. 1636 haben wir Jacob Schmidt, Hufschmied, mit einem von Wert 260 fl. 1651 wird dieser Wert zunächst auf 412 fl 230 x angehoben, dann auf 600 fl. Diese große Wertsteigerung lässt einen Neubau vermuten.
Die nächsten Transaktionen sind unklar. 1660 verkauft Jacob Schmidts Witwe an Ehrentreich Maylender, wahrscheinlich nur als Zwischenerwerb, denn noch in diesem Jahrzehnt wird ein Jacob Schmidt, Bräuer, vorher Reichenbacher Str. 11, Eigentümer. Hier ist nicht zu erkennen, ob dies eine andere Person als Jacob Schmid, Hufschmied, ist oder vielleicht ein namensgleicher Sohn. Von 1674 bis 1682 gehört auch die Stahlschützenhütte Reichenbacher Str. 8 zum Anwesen RB04.
1674 wird Thomas Schwinghammer, Schmied, Eigentümer. Jetzt ist auch eine Schmiede als Gebäude erwähnt. 1706 folgt der Schlosser Lorenz Stägele. Dieser Lorenz Stägele, Bürger, Schlosser und Mitglied des äußeren Rates verkauft am 26.10.1728 seinem Sohn Andreas Stigele, Uhrmacher und Schlosser, Behausung, Stadel, Hofraiten und Schmiede u. Garte, in der ob. Vst. zw. Matheus Metzger, Kupferschmied und des inneren Rates sel. Stadel und Michael Seybold, Bräu für 1200 ULF 2 Vierling Wachs. Am 14.12.1728 heiratet Andreas Stigele die Maria Antonia Stuppert von Oberelchingen. 1743 erbt Andreas Stigele von seiner Schwiegermutter Anna Maria Stuppard aus Elchingen einiges Vermögen. Als seine Ehefrau Maria Antonia stirbt, heiratet Andreas Stigele eine Johanna NN. Die Daten sind hier nicht bekannt, nachdem aber 1773 sein Sohn Philipp aus 2. Ehe das Anwesen übernimmt, muss dieser mind. 21 Jahre alt gewesen sein. Bei der Übergabe wird der Besitz bezeichnet mit Behaußung Hofraithin Gärtle und Schlosserschmiedstatt; demnach dürfte die Werkstatt neu erbaut worden sein. Vom 09.11.1761 ist das Testament des Andreas Stigele überliefert. Am 02.01.1788 stirbt Andreas Stigele, das Erbe wird aufgeteilt. Grundbesitz wird im Inventarium nicht mehr aufgeführt. Das Haus mit Werkstatt wurde ja schon 1773 übergeben.
Am 04.03.1788 geht das Haus an den Taglöhner Anton Buchmiller. Hiermit endet die seit ca. 1550 hier bestehende Tradition einer Schmiede. Anton Buchmüller stirbt am 15.03.1794 kinderlos, es fällt Erbsteuer an. Das Haus geht am 25.08.1797 an Leonhard Kohler, Kürschner. Ursula Buchmiller stirbt am 21.03.1804, das Erbe wird aufgeteilt, Immobilien sind nicht mehr vorhanden.
Am 09.04.1818 wird die ledige Marianna Inhofer Eigentümerin. Im Jahr 1819 werden die Bewohner des Hauses genannt als: Marianna Inhofer,Söldnerin; Kreszentia Innhofer, Söldnerin; und Johannes Klotz (auch RB02) als Eigentümer; Maria Anna Forstner, Spinnerin; Joseph Gillardon, Taglöhner und Maria Anna Hornung, Pfründnerin, als Mitbewohner.
1831 kauft der Bauer Xaver Beck von Holzheim, LG Günzburg, das Anwesen der ledigen Marianna Inhofer für 1450 fl und siedelt sich in Weißenhorn an. Der Eigentumsübergang erfolgt zum 17.01.1832. Als Bewohner des Hauses werden Maria Anna Inhof, Xaver Böck und Maria Anna Forstner, Witwe, genannt.
Am 22.03.1832 beantragt Xaver Böck eine Lizenz zum Handel mit Branntwein. Der Magistrat stimmt dieser Lizenz nicht zu, da es schon genug Händler und Wirte hier gebe. Trotz eines Widerspruchs gegen diesen Beschluss bestätigt die Regierung die Entscheidung, da der Branntwein nicht selbst hergestellt wurde. Weil ihm die Konzession zum Handel nicht erteilt wurde, beantragt er am 17.09.1832 eine Lizenz zum Brennen von Branntwein aus eigenen Früchten, die er auch erhält. Nach dem Tod ihres Mannes 1836 erwarb Josepha Böck von Johann Sohler aus Weißenhorn die Lizenz zum Branntweinbrennen für 208 fl und stellte ihren Onkel Karl Rott aus Ichenhausen als Werkführer ein. Der Magistrat stimmte der Übertragung der Lizenz zu.
Am 24.02.1838 heiratet Anton Maier die Witwe Böck und wird durch Heiratsvertrag Eigentümer. Gleich danach erweitert er das Haus um einen Stadelanbau nach Osten. Die Genehmigung wurde vom LG Roggenburg unter der Bedingung erteilt, dass zumindest die Straßenfront in ausgemauertem Fachwerk und nicht in Holz ausgeführt werde.

1840 möchte Anton Maier sein Ökonomie-Gebäude nochmals nach Osten um eine Remise erweitern. Die Nachbarin Mariana Frick (Beethovengasse 6) lässt wegen Krankheit ihre Schwester Josepha Mausperger Einspruch gegen den Plan erheben, da sie hierdurch ihre Aussicht verliere und ihr Haus weniger wert wäre. Das LG Roggenburg erteilte dennoch die Genehmigung.

1851 greift Anton Mayer zu einer radikalen Maßnahme: Wegen Baufälligkeit erneuert er auf altem Platz fast das gesamte Wohnhaus. Im Bauplan sind die erhalten gebliebenen Teile schwarz dargestellt.

1859 stirbt Anton Mayer. Seine Witwe Josefa wird am 15.03.1859 Eigentümerin, gibt das Anwesen aber schon am 06.06.1859 an ihren Sohn aus erster Ehe, Xaver Böck, ab. Dieser macht sich auch sofort an weitere Baumaßnahmen. 1860 baut er einen Stadel nach Osten an. Hierbei wurde der alte Stadel abgebrochen und der Neubau nach Osten verlängert.

Damit war aber die Kette der Baumaßnahmen noch nicht zu Ende und es wird etwas unübersichtlich. Für das Jahr 1864 liegt ein Bauantrag für das Haus Reichenbacher Str. 6 vor. Nach diesem Akt hat der Holzhändler Moritz Grünwied (der zu dieser Zeit als Makler auftrat) von Joseph Wagner dessen Nebenhaus in der Spatzengasse (Reichenbacher Str.) Hs.Nr. 173 gekauft, um hier zwei Wohnungen einzubauen. Die Genehmigung wurde am 04.02.1864 erteilt. Bei diesem Nebenhaus muss es sich nach den Plandarstellungen um den Anbau A 118-B25 aus dem Jahr 1860 handeln. Ein Verkauf von Böck an Wagner wird zwar in den Akten nicht erwähnt, muss aber offenbar doch stattgefunden haben.
Mit Kaufvertrag vom 13.03.1865 erwerben die Ökonomenseheleute Xaver und Barbara Böck die ehem. Obere Badstube Illerberger Str. 9 und verlegen ihr Geschäft dorthin. Das Haus in der Reichenbacher Str. übernimmt Zimmermeister Thomas Ott, der damals anfing, eine Art Bauträgergeschäft aufzubauen. Zusammen mit einem Herrn Amberg aus Buchs, Schweiz1, lässt er einen Bauplan fertigen, nach welchem in den mittleren Teil des Gebäudes eine weitere Wohnung eingebaut werden soll. Diese Wohnung erhielt die Hs.Nr. 173/4 und wurde von Jakob Jehle erworben. Im Jahr 1882 wird bei der Neuvergabe der Hausnummern dieser Wohnung keine eigene Nummer mehr vergeben und die Wohnung dem Haus RB04 zugeschlagen. Das bereits 1864 erbaute Gebäude Reichenbacher Str. 6 ist auf diesem Plan zwar mit dargestellt, war aber nicht Teil der Baugenehmigung.



Das Haus Reichenbacher Str. 4 wurde an Anton Kircher verkauft, der im Einwohnerverzeichnis 1875 als Eigentümer gelistet ist. 1877 gehört das Haus Karl Kircher, der 1882 als Bäcker bezeichnet wird.
Wohl um 1890 ging das Haus an den Bäcker Ottmar Vogel, der 1891 einen neuen Kamin einbaut und 1892 Teile der Umfassungsmauer erneuern lässt. 1909 erneuert Ottmar Vogel den Backofen.
Wohl um 1921 wurde das Haus an den Chirurgen Dr. Albert Reichold verkauft, der einen neuen Kamin einbauen lässt. Am 26.02.1926 verkauft Dr. Reichold das Haus an seinen Nachfolger Dr. Otto Veit, ebenfalls Chirurg. Wegen der Preisentwicklung während der Inflationszeit fiel eine Wertzuwachssteuer von 4.566 RM an, von der aus Billigkeitsgründen 1.066 RM erlassen wurden. Dr. Veit steht noch 1942 im Adressbuch, 1948 dann seine Witwe Lilly Veit. 1959 gehört das Haus Anna Pfaff.

1961 gehört das Haus Ferdinand Oliva, dessen Frau Fried hier ein Textilgeschäft einbaute und dieses ca. 30 Jahre lang hier betrieb. Anna Stempfle übernahm den Laden um 1990 und richtete hier eine Quelle-Agentur ein, für die 1993 eine Werbeanlage angebracht wurde.


Um das Jahr 2000 wurde der Laden als Computer-Shop genutzt.


Um 2010 wurde die Ladennutzung aufgegeben und die Fassade zurückgebaut.
- Johann Kaspar Amberg aus der Schweiz erhielt nach Nachweis eines Vermögens die Aufenthaltsbewilligung auf ein Jahr, nachdem sein Vetter, der Müller Martin Wiedemann aus Biberach, für ihn bürgte. ↩︎


