historische Stadtentwicklung,  Nicht mehr vorhandene Gebäude,  Straßen und Plätze

Die Untere Mühlstraße

Lageplan

Benennung

Benannt nach der Unteren Mühle (Stadtmühle, Untere Mühlstr. 3), zu der die Straße hinführt; früher auch als Mühlgasse bezeichnet.

Lage und Größe

Die Untere Mühle wurde 1379 erstmals urkundlich erwähnt, die Straße gehört somit zu den ältesten Straßenverbindungen der Stadt. Bis zum Bau der Bahnhofstraße um 1870 war die Untere Mühlstr. nur mit der Gutenberggasse verbunden und trug den Namen Mühlgasse. Bis 2014 zweigte in der Mitte der Straße die Peter-Arnold-Str. nach Nordosten ab. Diese war zur Zollstr. (früher Ulmer Str.) aber nur mit einem Fußweg verbunden, nach dem 2014 kein Verkehrsbedürfnis mehr bestand, so dass der Fußweg aufgelassen und an den beidseitigen Anlieger verkauft wurde. Die Gebäude Peter-Arnold-Str. 4 und 4a wurden als Hs.Nr. 14 und 16 der Unteren Mühlstr. zugeordnet, die hier jetzt eine platzartige Aufweitung aufweist.

Die Untere Mühlstr. verbindet die Bahnhofstraße mit der Zollstr. und weist eine Länge von 205 m auf.

Ausbau

Die Untere Mühlstr. war eine der letzten unausgebauten Straßen der Stadt und wurde erst 2010 befestigt.

Die Stadt wollte die Untere Mühlstr. im Jahr 2001 ausbauen. Seitens der Anlieger gab es Widerstände, diese fanden den Ausbau überflüssig und fürchteten den Verlust ihrer ‚dörflichen‘ Idylle, außerdem hielten sie die Kosten für zu hoch. Man einigte sich auf einen einfachen Ausbau ohne Gehwege und eine Verschiebung der Maßnahme. 2010 wurde die Straße ausgebaut.

Im Rahmen der Altstadtsanierung konnte von der Stadt der rückwärtige Grundstücksteil von Günzburger Str. 1 erworben und 2007 zu einem Quartiersparkplatz ausgebaut werden.

Historie

Die Untere Mühlstr. war früher nur mit der heutigen Gutenberggasse verbunden. Die Bebauung der Straße hat sich innerhalb der letzten 500 Jahre wesentlich geändert, sowohl hinsichtlich der städtebaulichen Situation als auch der Einzelgebäude. Einzig die Untere Mühle befindet sich noch am ursprünglichen Standort. Der Stadel des Anwesens Untere Mühlstr. 5 dürfte das älteste bestehende Gebäude sein.

Die Nähe zur Roth verursachte häufig Überschwemmungen mit sich, die zu städtebaulichen Veränderungen führte. Im Bereich der Unteren Mühlstraße sind einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben.

Nach diesem Hochwasserereignis fand u.a. wegen des jetzt anderen Uferverlaufs eine Neustrukturierung statt. Die Garnsiede wurde auf eine wohl bei diesem Hochwasser entstandene Insel in der Roth verlegt und eine Brücke hierher gebaut. Auch das Haus des Schinders wurde aus der Stadt verbannt und an die Günzburger Str. 35 umgesiedelt.

Die alte Garnsiede auf der Rothinsel wurde um 1750 aufgegeben. Auf dem Grundstück Untere Mühlstr. 10 entstand eine neue Landwirtschaft, die evtl. auch als Garnsiede genutzt wurde.

Die Peter-Arnold-Str. ist im Urkataster 1823 bereits als Wegverbindung eingezeichnet, obwohl eine Bebauung in dieser Straße erst nach 1840 erfolgte.

Beim Bau der Bahnhofstr. um 1870 wurde ein Abzweig von dieser neuen Straße zur Unteren Mühlstr. über den damaligen Stadtgraben hinweg hergestellt.

Das Gebäude Untere Mühlstr. 6x wurde um 1920 ersatzlos abgebrochen.

1921 wurde die Zufahrt zur Roth bei der (Witzighauser) Ulmer Straße auf Antrag der Ökonomen in der Unteren Vorstadt wieder geöffnet.

Wegen ihrer tiefen Lage an der Roth wird die Untere Mühlstr. relativ häufig überschwemmt. Durch den Ausbau der Roth konnte diese Gefahr zwar teilweise gebannt werden, die letzte Überschwemmung war aber erst am 01.06.2024.

1969 befand sich das Gebäude Untere Mühlstr. 7 in einem derart schlechten Zustand, dass das Landratsamt am 30.04.1969 den Abbruch anordnete.

1973 wurde die Ulmer Straße verlegt und die beiden alten Rothbrücken abgebrochen. Die Untere Mühlstraße verlor hierdurch ihren direkten Anschluss an die Hauptverkehrsstraße nach Senden/Ulm.

Am 15.06.1976 brannte das Gebäude Untere Mühlstr 10 , welches wohl aus dem Jahr 1750 stammte, ab und wurde anschließend durch eine neue landwirtschaftliche Bergehalle ersetzt, die eine völlig andere Dimension in das Gebiet brachte.

2014 wurde auf Antrag des Eigentümers Zollstr. 5+7 der als Fußweg bestimmte Teil der Peter-Arnold-Str. wegen mangelnden Verkehrsbedürfnisses aufgelassen und verkauft. Die Gebäude Peter-Arnold-Str. 4 und 4a wurden als Hs.Nr. 14 und 16 der Unteren Mühlstr. zugeordnet, die hier jetzt eine platzartige Aufweitung aufweist.

2024 wurde die Untere Mühle grundlegend saniert und gefühlvoll dem historischen Bild angeglichen.

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