
Günzburger Str. 6
Die ersten archivalisch nachgewiesenen Eigentümer sind 1465 Haintz Butzger und Contz Butzeger. Wie so oft differiert die Schreibweise der Namen ständig, sie werden Butzger, Butzeger, Butzogogenes, Butzogan, Burziger und Bugegeyr geschrieben, wobei es sich immer um dieselbe Familie handelt. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1489 ist Conrat Burziger sel. genannt, 1492 seine Witwe Cuntzn Bugegeyr.
1496 ist Ulrich Metz genannt, der 1475 als Volz Metz auf Günzburger Str. 4 wohnhaft war. 1499 sind Ulrich Metz und Jorig Claus (vorher Gutenberggasse 1) und Hainrich Pretzel (vorher St.-Leonhards-Pfründ Günzburger Str. 41) hier steuerpflichtig. 1505 sind Hainrich Wagner und Hannsen Jäckens Witib hier verzeichnet. Ulrich Metz übernimmt wieder das Nachbarhaus Günzburger Str. 4; Jorig Claus geht auf die Sankt-Leonhards-Pfründ Günzburger Str. 41 zurück. 1508 wohnen hier Hainrich Wagner und Peter Schoppers Witib (vorher Günzburger Str. 9), 1515 Hainrich Wagner und Georg Stecklings Witib und 1517 Hainrich Wagner alleine. Für die Jahre 1518-1545 liegen keine Aufzeichnungen vor.
1506 ist Veitt Wagner Eigentümer und 1562 Hans Klaiber jung und Mitten Mayers Witwe. 1567 ist Hans Klayber genannt, 1572 seine Witwe. 1587 ist niemand hier verzeichnet. Wahrscheinlich ging das Erbe von Hans Klaybers Witwe an (ihre Söhne?) Matheus Klayber (Memminger Str. 7) und Anthoni Klayber (Wettbach B), deren Steuerzahlungen sich in diesem Jahr erhöhen.
1594 wird Hans Miller, er kommt von Wettbach 7, neuer Eigentümer. 1601 wird Georg Threw aufgeführt und 1614 ist es Paul Schaz mit Behausung, Hofraiten, Stadel und Garten; Wert 650 fl. 1636 ist Hans Schaz‘ Witwe genannt.
Nach 1636 kommt Jost Barthelme [Wehe], Bäcker, der Wert beträgt nur noch 300 fl. 1651 schreibt sich der Eigentümer Bartle Wehe und 1660 Bartholome Wehe. Um 1680 hat Hans Wehe, Bäcker, das Anwesen übernommen.
1692 ist Martin Schwinghammer, Bäcker, der Eigentümer. 1706 wird erstmals eine Bäckergerechtigkeit erwähnt. Am 19.04.1792 verkauft Martin Schwinghammer das Anwesen an Jörg Mayer, Lammwirt (Hauptplatz 7), für 500 fl. Zuvor hatte er das Haus wohl neu gebaut, denn am 05.07.1729 kaufte Johannes Stigele, Bäcker, Stiefsohn des Jörg Meyer, die neuerbaute Behausung mit der Bäckergerechtigkeit für 1000 fl. Zugleich heiratete er die Jungfrau Maria Weikmann, Tochter des Johann Weikmann von Weißenhorn. Ein Johann Weikmann (oder ähnlich) ist zu dieser Zeit in Weißenhorn aber nicht als Hauseigentümer genannt. Nach dem Text der Eintragungen und der Wertsteigerung
von 500 auf 1000 fl hat Jörg Mayer in den nur 3 Monaten seines Besitzes das Anwesens neu erbaut. Der Kaufpreis muss noch andere Werte enthalten haben, denn im Steuerbuch ist das Anwesen auch 1729 nur als ‚Behausung, Hofraithen, Stadel, Garten samt der Böckhen gerechtigkeit, Wert 325 fl zzgl. 100 fl wegen dem neuen Bau‚ beschrieben.
Um 1750 zieht Johann Stigele auf das Haus Seb.-Seiler-Str. x, es erscheint ein Franz Zeydelmayer als Zwischeneigentümer, denn 1758 wird Joseph Stigele, Kupferschmid, als Eigentümer genannt, Wert 405 fl samt der Bäckergerechtigkeit. Vermutlich war Joseph Stigele der Sohn des Johann Stigele, der das Haus übernahm, als sich der Vater auf das Haus Seb.-Seiler-Str x aufs Altenteil zurückzog. 1767 übernahm dann der Enkel Joseph Stigele die Bäckerei. Sein Eigentum währte nur kurz, denn noch vor 1770 wird Anton Vogt, Bäcker, als Eigentümer genannt, kurz darauf gefolgt von Leonard Lutzenberger, Loderer. Am 10.10.1773 dürfte die Bäckergerechtigkeit auf das Nachbarhaus Günzburger Str. 4 übertragen worden sein.
Am 09.01.1819 wird das Haus auf Georg Lutzenberger übertragen. 1835 wendet sich Lutzenberger gegen einen Bau seines Nachbarn Marckthaler (Jägergasse 1), weil er an dieser Stelle einen Garten und ein 50 Ellen (41,65 m) langes Gestell zum Trocknen der Webstücke besitze, welches durch den Neubau beschattet würde. Er fordert einen Mindestabstand von 4′ (1,17 m).

Am 05.04.1839 kauft der Schreiner Alois Schwager das Haus. 1843 baut Xaver Bachtaler von Witzighausen (er war aber zu dieser Zeit nicht Eigentümer!) ein Vieh-Haus an, versetzt den Stadel und baut eine Wagen-Remise an. Hierzu wurde der alte im Osten quer stehende Stadel abgebrochen.

Alois Schwager geriet in Zahlungsschwierigkeiten. 1852 wohnte er zwar noch hier, Eigentümer waren aber seine Gläubiger. Aus der Alois Schwagerschen Gantmasse kaufte Daniel Einstein, Handelsmann aus Ichenhausen, am 12.06.1852 das Anwesen. Einstein war nur Aufkäufer. Am 17.07.1857 verkaufte er das Anwesen an Kreszenz Buchmiller, Bauerswitwe von Beuren. Nach deren Tod verkaufte ihre Tochter Anna Buchmiller, ledige Brauerstochter von Beuren, an den Schreiner Joh. Schäpp von Attenhofen, der das Haus noch am selben Tag an den ledigen Sattler und Tapezierer Leonhard Volz verkaufte. Die Gründen für diesen Vorgang sind aus den Akten nicht zu entnehmen.
Leonhard Volz bleibt bis 1876 auf dem Haus, gefolgt von Jakob Laupheimer und 1882 der Witwe Birk. Ihr folgt Johann Dilger, der 1886 Waschküche und Kamin neu baut und 1896 das Grundstück neu einfriedet. 1906 wird Josefa Dilger als Besitzerin genannt, auch noch 1922.

1932 stehen Maria Seitler; Josef Imbiel; Karl Oster 1und Anna Sander als Bewohner im Adressbuch. 1937 war Karl Oster Eigentümer, er erneuerte den südlichen Giebel, baute 1938 eine Waschküche und 1942 eine Garage. 1949 konnte Oster das gegenüberliegende Gebäude Günzburger Str. 9 erwerben. Dieses Haus wurde abgebrochen und im rückwärtigen Teil des Grundstücks eine Omnibusgarage erbaut.

1951 wurde das Haus umgebaut und erhielt neue, breite Fenster. 1961 folgte eine weitere Garage. 1972 kam das Ehepaar Oster bei einem Flugzeugabsturz auf Teneriffa ums Leben2. Der Betrieb blieb in Privatbesitz und wurde von Friedrich Schäfer als Geschäftsführer weitergeführt. Am 01.01.1979 übernahm Wolfgang Heim die Betriebsführung, bis der Sohn, Karl-Heinz Oster, das Unternehmen übernehmen konnte.1978 wurde die Verwaltung des Unternehmens in das gegenüberliegende Haus Günzburger Str. 7 verlegt.
1986 wurd das Gebäude gründlich umgebaut und modernisiert. In das Erdgeschoss wurde 1988 ein Café-Bistrot eingebaut, mit einer Außenbewirtschaftung im Hof. 1992 erfolgte ein Umbau der Wohnung im OG und DG in 3 Wohnungen. 2008 errichtete Oster eine Grenzmauer, einen Carport und einen Biergarten, der aber bereits 2011 in einen Hobbyraum umgebaut wurde. Das Café lief nicht mehr richtig, es wurde geschlossen und steht seitdem leer.



- Karl Oster betrieb als erster Unternehmer im Landkreis einen Omnibusverkehr. 1914 installierte er die erste Buslinie im Landkreis, von Weißenhorn über Pfaffenhofen nach Neu-Ulm. Die Geschichte des Unternehmens ist noch nicht erforscht. Im Adressbuch 1922 ist er unter der Adresse Martin-Kuen-Str. 5, Gasthaus Löwen) aufgeführt, vermutlich als Mieter. Auch 1932 findet er sich noch als Mieter im Haus Günzburger Str. 6. Es ist nicht bekannt, wann er dieses Haus erwarb, 1937 war er jedenfalls Eigentümer. ↩︎
- Das Flugzeugunglück auf Teneriffa am 3. Dezember 1972 betraf eine Chartermaschine der spanischen Fluggesellschaft Spantax vom Typ Convair 990 Coronado. Kurz nach dem Start auf dem Flughafen Los Rodeos auf Teneriffa stürzte die Maschine in Folge eines Pilotenfehlers unkontrolliert ab. An Bord befanden sich 155 Insassen, darunter 148 Passagiere, von denen die Mehrheit bayerische Busunternehmer und deren Angehörige waren. Diese Reisegruppe war über den Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmer organisiert und war zuvor auf einer Kreuzfahrt gewesen ↩︎
