Gesundheitswesen,  Nicht mehr vorhandene Gebäude

Das Heilig-Geist-Spital

Lageplan

Mitten in der Altstadt, an der Kreuzung der Hauptstraße mit der Heilig-Geist-Str., befand sich das Heilig-Geist-Spital. Heute steht hiervon nur noch die Heilig-Geist-Kirche. Das Hl.-Geist-Spital wird gemeinhin immer nur mit der Stiftung des Priesters Peter Arnold in Verbindung gebracht. Die Ursprünge des Spitals dürften aber noch älter sein.

Baubestand vor dem Spitalbau

Im Zinsbuch der Liebfrauenpfleg1 2 von 1475 sind die zur Pfarrei steuerpflichtigen Grundstücke verzeichnet und ihre Lage durch die linken und rechten Nachbarn beschrieben. Hier finden wir das ‚Spitaul‚ zwischen des Predigers Haus (jetzt Hl.-Geist-Str. 3) und einem Hans Pair, welcher dem damals noch mit einem Wohnhaus bebauten Grundstück Hauptstr. 17 zuzuordnen ist. Auch in der ältesten städt. Steuerliste von 14653 finden wir Hans Pair an dieser Stelle. Somit war die Hl.-Geist-Kirche im Jahr 1475 noch nicht erbaut. Ab 1492 finden wir einen Hans Bayr auf dem Haus Bärengasse 2, was jetzt erstmals erwähnt wird. Vermutlich hat er sein Haus in der Hauptstr. zum Neubau der Hl.-Geist-Kirche verkauft und sich in der Bärengasse ein neues Haus erbaut.

Bei Bauarbeiten während der Sanierung der Hl.-Geist-Kirche 1974 wurden im Chorbereich Reste dieser Vorgängerbebauung gefunden, aber leider nicht dokumentiert. 4

Beim Grundstück Hauptstr. 15 ist dessen Lage beschrieben zwischen ‚des Spitals Kirchn‚ und einem Paulin Schmidt (Hauptstr. 13). Demnach muss sich hier auch schon vor der Hl.-Geist-Kirche eine Kirche oder Kapelle befunden haben, entweder östlich oder südlich des Spitalgebäudes.

An der Stelle des heutigen Hauses Heilig-Geist-Str. 3 stand damals das sog. Prediger-Haus. Westlich davon befand sich ein weiteres Wohnhaus (Hl.-Geist-Str. 5). Nach dem Lagebeschrieb im Zinsbuch B 38 soll sich davor ein öffentlicher Brunnen befunden haben, vermutlich an der Einmündung zum Wettbach. Südlich dieser Häuser, also auf der Nordseite der heutigen Sebastian-Seiler-Str., stand der Spitalstadel, also das landwirtschaftliche Nebengebäude des Spitalguts.

Großbrand 1493

Am 24.10.1493 entstand im Bereich des Hl.-Geist-Stadels ein Großbrand, dem neben dem Stadel vier weitere Häuser zum Opfer fielen. Der Brand brach im Haus [Conrad] Waydman, Wettbach 17 (Nr.64), aus5. Außer dem Prediger-Haus dürfte auch das Haus Hl.-Geist-Str. 5 bei dem Großbrand komplett abgebrannt sein. Es wird später nicht mehr erwähnt. Die Spitalpfleg kaufte scheinbar die Grundstücke anschließend zusammen, um den Bereich neu zu ordnen, wenn auch nur ein Kaufvertrag (U 143: Anna Goldner, Witwe aus Weißenhorn, verkauft ihre Pfründstube mit Hofraiten und zugehörigem Grund an die Spitalpfleger Endriß Klaiber, Hans vom Land und Drepold Schwartz, zwischen Heinrich Legler (Egender, Wettbach 12, (Nr.60)) und des Predigers Hofraitin (Heilig-Geist-Str. 3)) überliefert wurde. Nicolaus Thoman beschreibt den Brand in seiner Historie folgendermaßen:

Anno domini 1493 am donstag, der da was der 24 tag des monatz Octobris, da was ain gross brunst hie, das feur gieng auf in des Waydmans hauß, der was ain bader gewesen, nach der vesper, kam nichts auß. Es was ain maler darin, dem verbran ain newe köstliche tafel. Waydman der was bey seinem sun. Der was pfarrer hie, der hieß magister Hans Waydman, in seinem pfarrhaus. Alß sy herten, das das fewr da aufgangen was, fluche sy bayd auß der statt. Es stunt vor über der Spitalstadel, da was ain wand herauß gefallen, da flugen die flammen in den stadel, der was gantz follen kores, ward ach brinnen. An dem stadel stunden fuer hewser, verbrunnen mit sampt dem stadel zu bulver. Sant Lenhartz caplans hauß verbran de tagwerck obnen der merer tayl und die seyt gegen dem stadel, wan die seyten am stadel die fuelen daran. Ich ermanet die lewt fast, damit ich ayns tayls erleschet, wan eß was fast ful fremds folcks hier komen, do das fewr gethemt wurt. Da gab man den fremden zu trincken, man hett grosse sorg, es wurd die gantz stat außprinnen. Die newen basteyen im graben hetten all brunnen, die schlos man auf, da het man wasser fast genug, was auch grosse not, es were ubel mit wasser gangen.

Gebäudesituation nach dem Großbrand 1493 (Rekonstruktion)

Wiederaufbau des Heilig-Geist-Spitals

Nach dem Großbrand wurden die betroffenen Gebäude des Spitals neu errichtet. Hierbei wurden der Spitalstadel und der Stall neu gebaut. Das Grundstück des abgebrannten Spitalstadels wurde teilweise verkauft. An seiner Stelle wurden die Gebäude Sebastian-Seiler-Str. 2 (1505) und Sebastian-Sailer-Str. 6 (1493) neu erbaut.

Das Spitalpfründhaus (Heilig-Geist-Str. 1a)

Das Gebäude war mit der Hl.-Geist-Kirche zusammengebaut und bestand vermutlich schon vor der Hl.-Geist-Kirche, da es im Zinsbuch 1475 bereits als ‚Spitaul‘ genannt wird, auf dem Platz der Kirche aber noch ein Hans Pair als Eigentümer genannt wird. Es war durch den Brand offenbar nicht oder nur unwesentlich betroffen. Das Baujahr des Gebäudes selbst lässt sich nicht mehr ermitteln oder auch nur vermuten. Nach der Darstellung im Urkataster 1824 besaß das Haus eine Außentreppe auf der Südseite am Giebel, von wo aus ein Laubengang im 1. OG erreicht wurde, von dem aus die einzelnen Pfründwohnungen erschlossen waren. Diese Bauweise war für Spitalbauten in dieser Zeit typisch. In der Stadt Ochsenfurt/Main ist ein solcher Bau erhalten geblieben. So ähnlich dürfte auch das Weißenhorner Spital (ohne Bögen im EG) ausgesehen haben.

1819 wird das Gebäude im Einwohnerverzeichnis A 261 als Armenhaus bezeichnet und ist mit 10 fPfründnern besetzt. Da die Namen der Bewohner für die Stadtgeschichte nicht relevant sind, werden sie hier nicht aufgeführt.

Im Jahr 1829 regte das Kgl. Landgericht an, das Spitalpfründhaus bei der Schule [Schulstr. 5] neu zu bauen. Die Stadt lehnte diesen Vorschlag ab, da das Pfründhaus dort zu weit von der Kirche entfernt sei und der Stifterwille eindeutig einen Zusammenbau mit der Hl.-Geist-Kirche erkennen lasse. Das Haus muss sich zu dieser Zeit schon in einem schlechten Bauzustand befunden haben. 1831 und 1832 waren noch Pfründner hier gemeldet. Nach dem Neubau des Krankenhauses an der Günzburger Str. 41 wurden die Pfründner dorthin verlegt. Im Einwohnerverzeichnis 1843 werden keine Bewohner mehr genannt. Das Haus wurde 1837 abgebrochen. Das Spital wurde an dieser Stelle aufgegeben, die Gebäude und Grundstücke wurden verkauft.

Die Heilig-Geist-Kirche

Die Heilig-Geist-Kirche wurde erst aufgrund der Spitalstiftung von 1470 gebaut. Nachdem 1475 an dieser Stelle noch ein Vorgängerbau nachzuweisen ist, dürfte die Kirche kurz danach gebaut worden sein. Das Datum der Weihe ist nicht überliefert.

Die ursprüngliche Bauform und Gestaltung von Kirche und Turm ist nicht bekannt. Auf der bekannten Stadtansicht von 15556 ist auf dem Kirchturm ein Storchennest dargestellt. Demnach kann der Turm zu dieser Zeit keinen typisch spätmittelalterlichen Spitzturm besessen haben und muss relativ flach gedeckt gewesen sein.

Die ausführliche Baugeschichte der Hl.-Geist-Kirche wird in einem eigenen Beitrag behandelt.

1933-37 wurde die Hl.-Geist-Kirche innen und außen renoviert. Die Kosten für den Innenraum in Höhe von 2.000 Mark trug die Kirche, wobei die Stadt Holz, Sand und Kies unentgeltlich zur Verfügung stellte. Außen wurde die Kirche neu verputzt und neu eingedeckt. Die Kosten hierfür übernahm die Spitalstiftung. Am 26.07.1937 fand die Übergabe der Hl.-Geist-Kirche statt, welche als Ehrenmal für die gefallenen Soldaten der Stadt renoviert und ausgeschmückt wurde7.

1989 wurde die Hl.-Geist-Kirche letztmals renoviert.

Bis 1995 befand sich die Hl.-Geist-Kirche im Eigentum der Spitalstiftung. Dann tauschte man sie gegen die St.-Leonhard-Kirche, die sich bis dahin im Besitz der Pfarrkirchenstiftung befand.

Der Spitalstadel (Heilig-Geist-Str. 3+5)

Nachdem der alte Spitalstadel in der Sebastian-Seiler-Str. bei dem Großbrand am 24.10.1493 einschl. der umgebenden Häuser komplett abgebrannt war, kaufte die Spitalstiftung mit Urkunde von 1494 die Brandruine Hl.-Geist-Str. 58, räumte auch das abgebrannte Predigerhaus Hl.-Geist-Str. 3 ab und erbaute über beide Grundstücke hinweg einen neuen Spitalstadel welcher 1507 bereits als Bestand dokumentiert ist. Vermutlich wurde im Zug des Stadelbaus auch der öffentliche Brunnen, der früher im Wettbach vor dem Haus Heilig-Geist-Str. 5 war, nach hierher verlegt. 1833 wird hier die Existenz eines öffentlichen Brunnens beschrieben. Dieser ist auch noch im Urkataster 1824 dargestellt.

Für die folgenden Jahre fehlen Aufzeichnungen über den Spitalstadel, so dass nicht geklärt werden kann, ob der Spitalstadel einmal erweitert oder erneuert wurde. Im Urkataster 1824 ist der Stadel in seiner vollständigen Ausdehnung von der Schrannenstraße bis zum Wettbach dargestellt. Dem Stadel in der Hl.-Geist-Str. vorgelagert war ein Anbau, der als Feuerwehrhaus diente. Das Baujahr dieses Vorbaus ist nicht überliefert, er könnte im Zuge der Anschaffung einer neuen Feuerspritze im Jahr 1717 erstellt worden sein.

Nach der Verlegung des Spitals in das neue Krankenhaus Günzburger Str. 41 waren die Spitalgebäude entbehrlich und wurden verkauft. So wurde auch der Spitalstadel verkauft. Der Vorbau, in dem die Feuerwehr untergebracht war, wurde nach 1854 abgebrochen und die Feuerwehr im ehem. Zehentstadel Wettbach 23 (jetzt hist. Stadttheater) untergebracht.

1832 wurde der östliche Teil des Stadels (Hl.-Geist-Str. 3) an Johann Kretz sen. verkauft, der westliche Teil (Hl.-Geist-Str. 5) an den Ökonomen Franz Harder von Hegelhofen. 1833 übergab Johann Kretz den Stadelteil an seinen Sohn, der ihn abbrach und hier einen Neubau (jetzige Hl.-Geist-Str. 3) erbaute9.

Originale Reste des Spitalstadels sind nicht mehr vorhanden.

Die gesamte Baugeschichte der Gebäude Heilig-Geist-Str. 3 und Heilig-Geist-Str. 5 wird in eigenen Artikeln behandelt.

Der Spitalstall (Sebastian-Seiler-Str. 4)

Über den Spitalstall liegen nur wenige Angaben vor. Es ist nicht zu klären, ob der Querbau des Spitalstalls in einem Zug mit dem Stadel in der Hl.-Geist-Str. erbaut wurde oder zu einem späteren Zeitpunkt. Der Stall wurde als Pferde- und Viehstall genutzt und besaß im EG eine Halle aus toskanischen Säulen mit 3 mal 3 Jochen. Diese Gestaltung des Stalles mit toskanischen Säulen legt eher einen späteren Bau nahe. 1614 wird der Bau im Steuerbuch B 87 beim Nachbarbeschrieb als „Spitalbehausung“ bezeichnet. Demnach könnte das Gebäude, zumindest in Teilen, auch als Wohnhaus genutzt worden sein.

Schon vor der Auflösung des Spitals 1837 wurde der Stall, zusammen mit dem daneben stehenden Wohnhaus Seb.-Seiler-Str. 2, 1819 an den Hasenwirt verkauft.

1984 brannte der Spitalstadel ab und wurde im Jahr darauf abgebrochen. Leider unterblieb damals eine Dokumentation des Gebäudes, so dass die Geschichte des Spitalstalls nicht weiter geklärt werden kann.

Siehe hierzu auch die ausführliche Baugeschichte des Spitalstalls.

Das Haus Sebastian-Seiler-Str. 2

Nach dem Großbrand 1493 und dem darauffolgenden Abbruch des alten Spitalstadels wurde das Grundstück verkauft. Im Jahr 1505 (dendrochronologische Datierung) wurde das heute noch stehende Haus von Martin Kamensetzer (vorher Eigentümer der Hauptstr. 13) neu erbaut. Es handelt sich um ein in alemannischer Bauweise errichtetes Fachwerkhaus mit Verblattungen und stellt eines der ältesten noch erhaltenen Gebäude in Weißenhorn dar. Auch das Erdgeschoss war zur Bauzeit in Fachwerk gebaut, das Obergeschoss kragte aus.

Um 1636 wurde das Haus von den damaligen Besitzern, Bartholomä Thomans Erben, an das Spital verkauft oder vermacht und von dann ab mit dem Spital genutzt. Bis 1786 wird es im Hausnummernverzeichnis als Spital geführt. Möglicherweise wurde das Haus als Armenhaus genutzt, denn zu gleicher Zeit wurde das bisherige Armenhaus (Unser-Lieben-Frauen-Pfründhaus) in der Mariengasse 3 als solches aufgegeben und fortan privat genutzt.

Das Haus wurde offenbar schon vor der Auflösung des Spitals verkauft, denn schon 1819 ist hier im Einwohnerverzeichnis Mathias Klotz, Hasenwirt, als Privteigentümer aufgeführt. Der genaue Zeitpunkt des Verkaufs konnte noch nicht ermittelt werden.

1833 verkaufte Sebastian Klotz, damaliger Hasenwirt, den Gasthof an Johann Goßner. Er selbst zog sich auf das Haus Seb.-Seiler-Str. 2 zurück und baute das Haus um, indem er die Fachwerkwände im Erdgeschoss entfernte und die Außenwände in der Flucht des Obergeschosses durch Mauerwerk ersetzte10.

Ab 1840 befand sich das Haus im Eigentum des Metzgers Mathias Bader, bis es um 1900 wieder in den Besitz des Hasenwirts kam, indem er das Haus den Erben abkaufte.

Um 1990 wurde das Gebäude bauforscherisch durch Arch. Müthe untersucht und aufgemessen. Wegen seiner Bedeutung wurde das Dachwerk mit staatl. Zuschüssen statisch saniert und der Giebel neu ausgemauert. Die Nordseite musste wegen der statischen Probleme abgestützt werden. Leider gelang eine Sanierung des Gebäudes trotz seiner Bedeutung und hoher Zuschusszusagen bislang nicht.

Die gesamte Baugeschichte des Gebäudes Seb.-Sailer-Str. 2 ist in einem besonderen Artikel dargestellt.

  1. Stadtarchiv Weißenhorn, B 83; Zinsbuch der Liebfrauenpfleg ↩︎
  2. Das Patrozinium der Stadtpfarrkirche ist Mariä Himmelfahrt. Die Gottesmutter Maria wird auch ‚Unsere liebe Frau‘ genannt. Daher die Bezeichnung ‚Liebfrauenpfleg‘. ↩︎
  3. Stadtarchiv Weißenhorn, A 149.1-1 ↩︎
  4. NUZ 1974/165-24 ↩︎
  5. Nicolaus Thoman, Weißenhorner Historie, 1533; Erstausgabe 1876, Neudruck 1968; Anton H. Konrad Verlag ↩︎
  6. „Ehrenspiegel des Hauses Österreich“, Bay. Staatsbibliothek Cgm 896, Blatt 277r ↩︎
  7. Hans Burkhart, Geschichte der Stadt Weißenhorn und ihrer Stadtteile, 1988, Mareis Druck GmbH Weißenhorn ↩︎
  8. Stadtarchiv Weißenhorn, U 143 ↩︎
  9. Stadtarchiv Weißenhorn, A 122-K 1 ↩︎
  10. Stadtarchiv Weißenhorn, A 122-K 3 ↩︎

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