Schulen, Kindergärten, Bildung

Schulen in Weißenhorn – Teil 2, 1807-1919

II. Das bayerische Schulsystem 1802-1919

Nach den napoleonischen Kriegen und der danach durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 veranlassten politischen Neuordnung wurden die Grenzen in Europa neu gezogen. Österreich verlor u.a. seine Vorlande. Im Friedensvertrag von Pressburg vom 26.12.1805 wurde unser Gebiet dem Königreich Bayern zugeschlagen, welches am 01.01.1806 in München proklamiert wurde.

Das Volksschulwesen

Bayern hatte bereits am 23. Dezember 1802 unter Graf Montgelas gegen den Widerstand der Kirche die allgemeine Schulpflicht eingeführt, wobei aber auch die ‚Kinder Unseres Adels, Unserer Räthe und anderer vermöglicher Personen“ auch weiterhin privat unterrichtet werden durften. Eine allgemeine Schulpflicht im strengen Sinn, mit einem für alle verbindlichen Besuch der Grundschule, gibt es erst seit der Weimarer Verfassung von 1919. Vom 6. bis zum 12. Lebensjahr sollte jedes Kind – also auch alle Mädchen – zumindest Lesen, Schreiben und Grundbegriffe im Rechnen lernen sowie Religionsunterricht erteilt bekommen. Die sechsjährige Schulpflicht galt in Bayern bis 1856. 1857 wurde die Schulpflicht auf 7 Jahre verlängert. Im Anschluss sollte bis zum 18. Lebensjahr eine Verfestigung des Gelernten und eine Weiterbildung in den Sonn- und Feiertagsschulen folgen. Um den nötigen Zwang hinter die Verordnungen zu setzen, mussten bei Heirat und Grunderwerb die Abschlusszeugnisse vorgelegt werden. Den Sachaufwand für die Schulen hatten die Gemeinden zu tragen. Von den Eltern wurde aber dennoch weiterhin Schulgeld erhoben.

Der Staat löste die Kirchen in der Oberaufsicht über alle Schularten ab und schuf 1808 im Ministerium des Inneren die Sektion für die öffentlichen Unterrichts- und Erziehungsanstalten. Maßgeblichen Einfluss hatte hier Georg Friedrich von Zentner, der von 1807 bis 1815 die oberste Schulbehörde leitete. Die Finanzierung des Schulwesens sollte aus Geldern der aufgehobenen (säkularisierten) Klöster geleistet werden, die teilweise in einem Schul- und Studienfond angelegt wurden.

1821 wurde durch Erlass festgelegt, dass nur unverheiratete Frauen ein Lehramt übernehmen durften (sog. Lehrerinnen-Zölibat)

Am 01.05.1899 wurde die Geschlechtertrennung gegen den Willen der Kirche aufgehoben.

Zum 01.01.1903 wurde erstmals eine amtlich festgesetzte Rechtschreibung eingeführt.

Mit bezirksamtl. Verfügung vom. 09.07.1903 wurde eine neue Schulordnung, Lehrordnung und ein Lehrplan für Zeichnen eingeführt.

Der erste Volksschulbau Schulstr. 5

Lageplan

Im Jahr 1816 entstand in der Schulstraße 5 ein neues Schulhaus. Eine über dem westlichen Eingang befindliche Steinplatte trägt die Inschrift: Erbaut von Weißenhorns Bürgern der Jugend zur Erziehung in Weisheit, in Sitten, in christlicher Tugend 1816. Am 13. Oktober 1817 wurde diese Schule feierlich eingeweiht und eröffnet. Das Grundstück kaufte die Stadt von Josef Wagner; der Kauf wurde aber erst am 04.07.1836 vollzogen.

Nach der Inbetriebnahme der neuen Schule wurden die beiden alten Schulhäuser meistbietend versteigert. Für das obere Schulhaus (Lateinschule) gab Stadtpfarrer Knappich im Namen des Bäckers Johann Schön mit 1605 fl das höchste Gebot ab. Das untere Schulhaus (Deutsches Schulhaus) wurde von Niklas Klotz für 930 fl ersteigert.

Spätestens mit Einführung des 7. Pflichtschuljahres 1857 entstand weiterer Raumbedarf. Die Diskussion über die zu kleine Schule von 1816 begann schon 1854. Die Schülerzahl war so gestiegen, dass eine vierte Klasse eingerichtet werden musste. Man schob die Angelegenheit zwar hinaus, sie löste sich aber nicht von selber. Interimsweise brachte man die Schulklasse in einem Gewölberaum im Erdgeschoss der Kray (Kirchplatz 2) unter. Um 1859 kam es für die Stadt dann ganz dicke: Man diskutierte und plante einen Rathausneubau an Stelle der Stelle der Schranne, man brauchte einen neuen Pfarrhof, das Schulhaus war zu klein und am 22.02.1859 stürzte zu allem Unglück auch noch die Stadtpfarrkirche ein. Die Stadtväter waren wirklich nicht zu beneiden, hier die richtigen Prioritäten zu setzen und die richtigen Entscheidungen zu fällen! Bezüglich der Platznot muss allerdings angeführt werden, dass der Schulunterricht nur in den unteren beiden Stockwerken stattfand, das obere Stockwerk stand den Lehrern als Wohnräume zur Verfügung. Der Suche nach einer Lösung ist ein eigener Artikel gewidmet.

Mit der Fertigstellung der neuen Schule im Jahr 1859 wurde das alte Schulgebäude komplett zu Lehrerwohnungen ausgebaut. Um 1890 kam noch ein Anbau für eine Abortanlage hinzu.

Von 1956-1960 wurden im alten Schulhaus noch einmal interimsweise sechs Schulklassen untergebracht.

Der zweite Volksschulbau Schulstr. 7

Lageplan

Nach der Entscheidung der Standortfrage beschlossen Magistrats und Gemeindebevollmächtigte am 07.08.1859, ein neues Schulhaus nur mit 4 Schulzimmern zu bauen und das alte Schulhaus zu Lehrerwohnungen umzubauen und die Bausubstanz zu sanieren. Mit dem Bau sollte sofort begonnen werden, der Auftrag sollte im Submissionswege erfolgen. Schon am 23.08.1859 legte Maurermeister Deibler nach mdl. Auftrag des Magistrats v. 09.08.1859 Plan, Bauprogramm und Kostenanschlag für das neue Schulhaus vor.

Doch auch diese Schule war bald zu klein. Die wachsende Schülerzahl führte 1898 zu einer Aufstockung des Gebäudes, welches nun 3-geschossig wurde. Außerdem wurde 1898 noch der östliche Anbau mit den WC-Anlagen (damals noch Abtritt genannt) errichtet.

Im Jahr 1902 konnte das südlich gelegene Anwesen Schulstr. 9 erworben werden. Das Haus wurde abgebrochen. Es entstand somit ein ordentlicher Schulhof, der neu eingezäunt wurde.

Das Lehrpersonal der Volksschule 1802-1919

Auch hier sind die Angaben über die Lehrer1 nicht lückenlos. Es ist aber gesichert, dass diese Lehrer an der Volksschule Dienst taten.

1765-1805Johann Nepomuk Beller (+ 1809) führte seinen Dienst auch schon unter österreichischer Herrschaft aus.
-1809Xaver Schmöger (auch Chorregent)
1805-1821Anton Rösle aus Herbertshofen (+)
-1832Magnus Mayer (+1832)
1817-1873Martin Feßler aus Hergensweiler, Hilfslehrer (+1884)
1821-1872Nikolaus Kammerlander aus Günzburg (+1875), Lehrer und Chorregent
1849-1861Wilhelm Walther
-1874Karl Deschler (+)
1875-1903Anton Schleifer
1875-1898Wilhelm Huber
1875-1904Alois Kopp
1898-Franz X. Heidl
1903-Adolf Sattelmair

Die nachfolgenden Lehrer sind nicht mehr namentlich aufgelistet. Mit zunehmender Schülerzahl kamen auch noch mehr Lehrer hinzu, deren Aufzählung das Thema des Beitrags sprengen würde.

Das weiterführende Schulwesen

Bei der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im Jahr 1802 lag der Schwerpunkt auf der Breitenbildung. Das weiterführende Schulwesen oblag zunächst den vorhandenen Institutionen, besonders den Kirchen. Es war weiterhin humanistisch altsprachlich geprägt.

Die zunehmende Bedeutung der Technik und Wirtschaft im 19. Jahrhundert erforderte aber eine intensivere Ausbildung in den ‚realen‘, d.h. den praktisch anwendbaren, Fähigkeiten. So wurden 1816 die besonders von Kaufleuten gewünschten ‚Höheren Bürgerschulen‘ eingeführt und 1832 die Gewerbeschulen, die ab 1877 Realschulen genannt wurden. Diese Schulen führten zu einem mittleren Bildungsabschluss. Als Anreiz zum Besuch dieser Schulen wurde (in Preußen schon ab 1814) für deren Abschluss der Wehrdienst von 3 Jahren auf 1 Jahr herabgesetzt. Daher wurde der Realschulabschluss im Volksmund noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts als das ‚Einjährige‘ betitelt.

Ab 1864 etablierte sich nach langjährigen Auseinandersetzungen das ‚Realgymnasium‘, ab 1907 Oberrealschule‘ genannt, um in den neusprachlichen und naturwissenschaftlichen Fächern auch einen höheren Schulabschluss erreichen zu können.

Die Lateinschule

Die alte Lateinschule fiel der bayerischen Schulreform zum Opfer. In der Zeit des Übergangs war Franz Xaver Schmöger deutscher und lateinischer Schullehrer, Chorregent und Musiklehrer. Leider wissen wir nicht seinen Dienstantritt, er starb 1809. Ein Nachfolger ist nicht dokumentiert. Wir wissen daher nicht, ob und wie ein Unterricht an der Lateinschule stattgefunden hat.

Das Lateinschulhaus am Kirchplatz x1 wurde 1817 versteigert und fortan als Bäckerei genutzt.

1819 stellte der Magistrat die Bitte an die Pfarrkirchenstiftung, dem Frühmessbenefiziaten (auch Frühmesser genannt) aufzuerlegen, eine lateinische Vorbereitungsschule zu halten. In der Folge entstand eine zweiklassige (zweijährige) Lateinschule, die am 06.11.1821 eröffnet wurde. Es ist anzunehmen, dass der Unterricht im Benefiziatenhaus Wettbach 19 stattgefunden hat.

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Als Lehrer waren hier tätig2

Prof. Pius Merz
-1839Joseph Alois Mayr (*26.04.1803, +25.06.1839), Frühmesser und Lehrer der kath. Schule
Josef Jäckle
1865-1866Franz Permanne
1866-1872Johann Nepomuk Mayer
1872-1874Joseph Stelzer

1874 ging die Lateinschule ein.

Die Sonn- und Feiertagsschule

Die Sonn- und Feiertagsschule ist am ehesten mit unserer heutigen Berufsschule zu vergleichen. Wie so oft – und bis heute – werden für Schularten immer neue Begriffe eingeführt, die manchmal nicht erkennen lassen wo sie hingehören und es werden auch alte Begriffe in einen neuen Kontext gesetzt.

Ihren Ursprung hat die heutige Berufsschule schon im Schulgesetz von 1802. Neben der allgemeinen Schulpflicht für die 6- bis 12-jährigen Kinder wurde auch für alle Kinder von 12 bis 18 Jahren der Besuch von Sonn- und Feiertagssschulen vorgeschrieben, zur Weiterbildung und Verfestigung des Gelernten. Danach hatten die 12- bis 18-Jährigen nach ihrer Entlassung aus den „Elementarschulen“ regelmäßig einen Unterricht zu besuchen, der an den Nachmittagen der Sonn- und Feiertage stattfand und der ursprünglich dazu dienen sollte, neben der religiösen Belehrung die Inhalte der absolvierten Elementarschule zu wiederholen. Diese Schulart erlaubte eine relativ große didaktisch-inhaltliche Flexibilität. Daher konnte der Unterrichtskanon auch mit berufspraktischen Inhalten ergänzt werden.

Zu einem nicht genannten Zeitpunkt ging man vom sonntäglichen Schulbesuch auf den Abend über und bezeichnete die Schule danach als Abendfortbildungsschule. Diese wurde wiederum 1914 in eine Berufsfortbildungsschule umgewandelt (oder auch nur umbenannt) und kann so als direkter Vorläufer der Berufsschule angesehen werden.

Im gleichen Jahr wurde die Sonntagsschule, die zuletzt nur noch die Mädchen betraf, als Volksfortbildungsschule bezeichnet. 1926 wurde in den Volksfortbildungsschulen der Fachunterricht eingeführt, bis dieser Schultypus dann 1930 in die Berufsschulen überführt wurde.

Es ist nicht dokumentiert, wo dieser Unterricht stattfand. Da er zeitlich außerhalb der normalen Schulzeiten lag, wird davon ausgegangen, dass er im Schulhaus Schulstr. 7 stattfand. Es waren ja auch dieselben Schüler, die werktags in diese Schule gingen.

Die Tagesfortbildungsschule

Die Tagesfortbildungsschule entsprach im Ansatz der Sonn- und Feiertagsschule und sollte eine Vertiefung der berufsbezogenen Kenntnisse vermitteln. Der Unterricht fand jedoch, wie der Name sagt, nicht am Sonntag, sondern an den Werktagen statt. Sie war daher am ehesten mit der heutigen Realschule vergleichbar.

In diesem Sinne wurde in Weißenhorn am 01.10.1898 eine zweikursige (2-jährige) Tagesfortbildungsschule für Knaben (auch Bürgerschule genannt) ins Leben gerufen. Die Leitung übernahm Hauptlehrer Georg Hornung. Die Schule unterrichtete in den Räumen des Gebäudes Hauptstr. 8 und bestand in dieser Form bis 1921, als sie in das Berufsschulwesen überführt wurde.

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Mit bezirksamtl. Verfügung vom. 09.07.1903 wurde eine neue Schulordnung, Lehrordnung und ein Lehrplan für Zeichnen eingeführt.

1916 erhielt die Tagesfortbildungsschule eine neue Lehrordnung.

Nach dem ersten Weltkrieg passte dieser Schultypus wohl nicht mehr in das Bild der Weimarer Republik. Am 03.06.1921 teilte das Kultusministerium mit, es gewähre keine weiteren Zuschüsse für die Bürgerschule. Eine Entscheidung über das Weiterbestehen der Schule wurde zunächst vertagt. Am 01.07.1921 beschloss der Stadtrat dann aber die Auflassung der Bürgerschule und die Einführung des 8. Schuljahres für Knaben ab 01.05.1922. Das 8. Schuljahr für Mädchen komme nicht in Betracht, weil eine städt. Mädchenmittelschule (siehe unten) bestehe.

Die Industrieschule

In „Industrieschulen“ wurden vom Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts Kinder niederer Stände in elementaren Dingen unter­richtet. Gegen geringen Lohn (als Ersatz für Schulgeld) mussten sie Textil-, Garten- und Feldarbeit verrichten. Ziel war eine Erziehung zur „Industriosität“, also zum Fleiß und zur richtigen Verwendung von Zeit und Kräften.

In der Industrieschule wurden die Lernziele der Sonn- und Feiertagssschulen für Mädchen vermittelt, nachdem die Knaben ja ab 1898 bereits in der Fortbildungsschule unterrichtet wurden und die weibl. Fortbildungsschule ab 1911 zur Mädchenmittelschule mutierte.

Die Industrieschule wurde von den Franziskanerinnen parallel zur Institutsschule betrieben, sie war praktisch die Vorläuferin der späteren Haushaltungsschule. Ohne formellen Beschluss wurde die Schule mehr und mehr als ‚Arbeitsschule‘ bezeichnet. 1916 beschloss man stolz die Anschaffung einer Pfaff-Nähmaschine für die Arbeitsschule für 173,50 M.

Die Zeichenschule

Die Zeichenschule war keine Schule im öffentlich-rechtlichen Sinn, sie war ein privates zusätzliches Bildungsangebot an interessierte Personen. Sie war auch nicht an Altersgrenzen gebunden.

Schon im 15. Und 16. Jhdt. gab es in Weißenhorn eine ‚Malerschule‘. Auch von Konrad Huber (1752-1830) wissen wir, dass er jahrelang Zeichenunterricht gegeben hat.

Maurermeister Deibler war ein fähiger Baumeister, der u.a. auch eine Zeichnerausbildung bei Frh. V. Stengel genossen hatte. Nach heutigem Verständnis würden wir ihn als Architekten bezeichnen. Er inserierte am 17.09.1853: „Am 5. Oktober beginnt die Aufnahme in die Zeichenschule zu Weißenhorn. Es wird außer Mittwoch, Samstag und Sonntag Nachmittag alle Tage von 8 Uhr 30 bis 16 Uhr Privatunter­richt in der Arithmetik, Geometrie, Linear­zeichnen, Freihandzeichnen und Bossiren ((die Rohform einer Figur aus Stein heraus­schlagen)) erteilt. Auch werden, wie früher, Maurer, Zimmer- und Steinhauer-Gesellen, die sich zu einer Meisterprüfung vorbereiten wollen, angenommen“.

Leider wurde in dem Inserat keine Adresse angegeben (damals wusste man halt, wo der Deibler Franz wohnt!), so dass nicht dokumentiert ist, wo der Zeichunterricht stattfand. Franz Deibler war zu dieser Zeit im Haus Prof.-Jann-Gasse 3 gemeldet. Sein Sohn, Franz Deibler jun., baute 1866 die Requisitenkammer im Haus Memminger Str. 22a zu einem Arbeits- und Zeichenzimmer um.

In Fortsetzung wirkte der Weißenhorner Kirchen- und Dekorations-Malermeister Albert Heinle (geb. 1862, gest. 1934) 29 Jahre lang als Zeichenleh­rer.

Die weibliche Fortbildungsschule (Institutsschule)3

Was den Knaben recht war, sollte auch den Mädchen billig werden.

Im selben Jahr 1898 der Eröffnung der Knaben-Fortbildungsschule stellte der Stadtmagistrat unter seinem damaligen Bürgermeister Raimund Zeller (1894 – 1899) an das Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen das Ansuchen zur Gründung einer zweikursigen Mädchenfortbildungsschule, verbunden mit einer „Industrieschule“ (Handarbeitsschule) für schulpflichtige und schulreife Töchter. Doch die damalige Generaloberin, Angelina Schmid, hielt das dafür vorgesehene Gebäude Hauptstr. 8 nicht für geeignet, da zudem ein größerer Hofraum und Garten fehle. So lehnte das Mutterhaus ab.

Im Jahre 1900 erging ein erneutes Gesuch des Stadtrates an das Dillinger Mutterhaus und wurde diesmal von der mittlerweile neuen Generaloberin M. Innocentia Mussak O.S.F. „angenommen, da die Stadt Weißenhorn das alte Fuggerhaus in der Hauptstraße als vorläufigen Notbehelf bezeichnete und einen Neubau in einem Gar­ten in Aussicht stellte.“ (ehem. Heckel‘sches Grundstück Blumengasse 8 / Kaiser-Karl-Str. 19, später Standort des ersten Kindergartens)

Am 13.08.1910 legte der Weißenhorner Baumeister Luitpold Gaiser dem Rat der Stadt einen Umbauplan des anvisierten Schulgebäudes in der heutigen Hirschapotheke „zwecks Einrichtung einer Mädchenfortbildungsschule“ vor. Am selben Tag wurde der Vertrag zwischen der Stadt Weißenhorn, vertreten durch Bürgermeister Anton Hinträger, und dem Mutterhaus der Franziskanerinnen in Dillingen über die Führung und Leitung der neuen Schule abgeschlossen. Im Vertrag wurde die neue Schule als „Mädchenfortbildungsschule“, „Industrieschule“ und „Kinderbewahranstalt“ bezeichnet. (Der Geschichte des Kindergartens ist ein separater Artikel vorbehalten)

Am 02.11.1900 erfolgte die nötige Genehmigung durch die Kreisregierung von Schwaben und am 4. November 1900 zogen M. Alexia Schiele, Lehrerin und Oberin, M. Melita Mann, Handarbeitslehrerin, M. Beatrix Ertle, Kindergärtnerin, M. Modesta, Laienschwester für Hauswirtschaft und eine Kandidatin in das Anstaltsgebäude ein, während dieses noch in Reparatur stand. Bereits am nächsten Tag, dem 05.11.1900 wurde die Schule eröffnet. Die Franziskanerinnen erhielten ein Monatsgehalt von 33,33 RM.

Oberin M. Alexia Schiele erlag am 14.05.1902 einem Magen­leiden. Ihr folgte M. Raphaela Trutter O.S.F von 1902-1907. Deren Nachfolgerin war M. Theresa Ulbrich (an anderer Stelle auch „Ullrich“) bis 1928.

Aufgrund einer Verordnung vom 08.04.1911 der Reg. v. Schwaben erhielt die Schule den Namen „Institutsschule“ (namensgebend für die angrenzende Straße bei der Festlegung von Straßennamen 1921), außerdem wurde die bislang 2-klassige Lehranstalt nunmehr 3-klassig geführt. Sie war ihrem Lehrplan und Beispiel nach eine Mädchen­mittelschule.

Im Sinne derselben Verordnung regte die Staatsregierung 1913 an, die Anstalt in eine sogenannte „Mädchenmittelschule“ umzuwandeln, um der Neugestaltung des Mädchenschulwesens in ganz Bayern damals Genüge zu tun. Die Schulleitung wurde beauf­tragt, einen anderen Namen für die Fortbil­dungsschule vorzuschlagen, da letztere Bezeichnung nur für die „Sonntagsschule“ gelte. Die Umwandlung zur Mädchenmittel­schule wurde zunächst aber von der Stadt nicht vollzogen, da die bislang den Fortbildungsschulen gewährte Dispens vom 10. Schuljahr verloren gegangen wäre. Nachdem aber diese Dispens für alle Schulen Bayerns aufge­hoben worden war, unternahm der Stadtrat die nötigen Schritte zur Errichtung der 3-klassigen Mädchenmittelschule anstelle der bisheri­gen Institutsschule. Die Umwandlung erfolgte mit Regierungsentschließung vom 29.11.1918.

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 1, bis 1806

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 2, 1807-1919

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 3, 1919-1945

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 4, nach 1945

Fortsetzung: Schulen in Weißenhorn – Teil 5, Schulverband, Standortsuche Hauptschule

  1. Burkhart, S. 179-181; Holl S. 223-225 ↩︎
  2. Burkhart S. 180, Holl S. 223 ↩︎
  3. Josef Feistle: Festschrift 100 Jahre städt. Realschule, 2000 ↩︎

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