Café Heinrich – Bahnhofstr. 4
4. September 2021/Lageplan
Das Café Heinrich wurde 1880 erbaut und bis 1946 betrieben, danach als Nährmittelfabrik und als Eisdiele. 2020 wurde das Haus renoviert.
Im Zuge des Ausbaus der Bahnhofstraße als Zufahrt zum neuen Bahnhof werden die Grundstücke links und rechts der Straße als Bauplätze verkauft. (siehe hierzu den Beitrag über die Bahnhofstraße) Am 22.02.1879 beschließt der Magistrat den Verkauf des Bauplatzes BS04 an Luitpold Gaiser. Dieser tritt als Bauträger auf und verkauft den Platz mit Haus 1880 an den Konditor Franz Heinrich. Nachdem bereits der Konditor Mack mit seinem Café in der Östl. Promenade Erfolg hatte, sah Franz Heinrich hier auch für sich ein Geschäftsmodell.
Am 14.12.1888 beantragt Konditor Heinrich den Kauf der westlich seines Grundstücks gelegenen Grundstücke BS06, die er bereits als Garten nutzt. Die Stadt stimmt dem Verkauf grundsätzlich zu und verlangt einen Preis von 120 M/Dez. Heinrich ist aber nur bereit 90 M zu zahlen, weswegen der Verkauf nicht zustande kommt.
1905 führt Franz Heinrich einen Anbau nach Norden an seinem Haus durch.
1922 geht das Eigentum an den Sohn Alois Heinrich über. 1932 führte Heinrich bauliche Änderungen an seinem Lokal durch, weil er sein Café zu einer vollständigen Gastwirtschaft erweitern wollte. Hierzu beantragte er auch eine Bierausschankkonzession. Dies lehnte der Stadtrat mit Beschluss vom 26.08.1932 aber ab, da es schon genug Bierwirtschaften gebe. Man gewährt ihm aber eine Weinkonzession. Doch auch die Weinkonzession wurde widerrufen. Im folgenden Jahr versuchte Heinrich, die seit 1919 ungenutzte Tafernengerechtsame für Bier vom ehem. Gasthof Georgen (MM04) auf sein Haus zu übertragen. Doch auch dies wird nicht genehmigt. Er erhält aber nun doch eine Konzession für den Weinausschank. Am 07.10.1938 wird auf Betreiben der NSDAP die Gaststättenkonzession des Café Habis (MM02) zurückgenommen und stattdessen die Konzession des Café Heinrich erweitert. Politische Willkür gegen einen Nonkonformisten.
Leider sind von diesem Gebäude bisher keine aussagekräftigen Fotos aufgetaucht. In Gesamtansichten der Bahnhofstr. Mitte der 30-er Jahre kann aber der Laden auf der Ostseite gem. Bauplan von 1880 erkannt werden.
Ab 1942 betreibt Alois Heinrich neben der Konditorei eine Kindernährmittelfabrik. Hierfür baut er einen Kettenofen ein. In der Folge konzentriert er sich mehr auf diesen Geschäftszweig, worunter das Café leidet. Mit der Begründung, das Café Heinrich sei eingegangen, erhält Hans Leins am 05.04.1946 die Genehmigung für ein Café in der Östl. Promenade 11. 1948 steht Alois Heinrich als Kindernährmittelfabrikant im Adressbuch.
Alois Heinrich baut 1950 das Café zu einem Laden um. 1960 wird der Laden in den linken Teil des Hauses verlegt. Die gliedernden Architekturelemente des Hauses werden entfernt und Einscheibenfenster eingebaut. Heinrich beginnt einen Neustart als Eisdiele. Diese bestand bis Ende der 90er-Jahre. Danach stand der Laden mehrere Jahre leer.
Um 2018 wird das Haus verkauft. Der neue Eigentümer baute den Laden zurück und tauschte die Fenster wieder als Einscheibenfenster aus. Das DG wurde ausgebaut und um eine Terrasse nach Norden erweitert. Das Haus erhielt einen Vollwärmeschutz. Leider wurde die Chance vertan, das Haus stilistisch wieder dem Original anzunähern.