Aktuell,  Memminger Str. 19,  private Gebäude

Memminger Str. 19 – Das erste italienische Eis

Das kleine barocke Haus beherbergte lange Zeit Schneider und Herrenausstatter. 1978 kam hierher die erste italienische Eisdiele in Weißenhorn.

Erster Vorgängerbau

Der erste Name der wahrscheinlich zugeordnet werden kann ist Conrat Mair im Jahr 1491. Der Name findet sich nicht im Zinsbuch B 38 von 1475 oder im Salbuch B 303 von 1480. Das Haus muss demnach zwischen 1480 und 1491 erbaut worden sein. 1491 geht das Haus an den Weber Michael Kraumer und Conrat Mair ist als Vorbesitzer genannt. Ein Michel Kram ist 1465 in der Stadt kleineren Orts (Hauptstr. 2) verzeichnet. Hier könnte ein verwandtschaftlicher Zusammenhang bestehen. Michael Kraumer gehört nach den Angaben auch ein Imbißwerk (?) zwischen dem Grasigen Weg und dem Galgenberg. Weder der Begriff Imbißwerk [1]Der Begriff Imbißwerk erscheint öfters in den Akten, besonders bei den Lehensakten über die Vergabe von Mühlen. Er wird auch noch im 18. Jhdt. verwendet. Es konnte bislang noch nirgends eine … Continue reading noch die Lage konnten bisher bestimmt werden.

Zwischen 1492 und 1499 finden sich wieder keine Einträge, der Name Kramer kommt aber von 1496-99 als Martin Kramers Kindspfleg auf Memminger Str. 8a vor. Möglicherweise bestehen hier Zusammenhänge, die das hiesige Haus als Zweitbesitz ansehen lassen. 1499 ist eine Zuordnung sicher. Hainrich Wagner kommt vom Vorgängerbau Fuggerstr. 2b hierher, spätestens jetzt ist ein Neubau anzunehmen. 1502 kommt Hainrich Wagner alt (der Vater) von Fuggerstr. 2b. 1505 ist es Martin Wagner, er besitzt auch das Haus Fuggerstr. 2b. 1509 ist seine Witwe genannt.

Ab 1515 ist das Haus (wieder ?) im Eigentum der Familie Cramer, jetzt Claus Cramer. Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 wird der Schuster Gall Cramer als Eigentümer geführt, als Vorgänger wird Claus Cramers Witwe erwähnt. Im Steuerbuch der Liebfrauenpfleg ist beim Nachbarbeschrieb von MM21 von ‘Galle Cramers Häusern’ die Rede, demnach muss Cramer hier mehrere Häuser besessen haben. 1614 ist im Liegenschaftsbeschrieb nur noch von einem Haus die Rede, somit wurde das zweite Haus (wohl MM17) zw. 1550 und 1614 abgebrochen.

Von 1562-72 ist im Steuerbuch für Gall Cramer eine weitere Steuerzahlung “mer für sein Brued Stoffely” (seinen Bruder Christoph) angeführt. 1594 sind Balle Kramer (Schreibweise!) und Hans Kramer jung als Besitzer geführt, 1598 nurmehr Hans Kramer. 1614 ist die Liegenschjat als Behausung Stadel und Hofraithen; Wert 150 fl, beschrieben. 1636 finden wir Adam Kramer mit dem Zusatz jetzt Hans Kramer. Wir finden Adam Kramer 1636 auch als Eigentümer des Gebäudes Hauptplatz 7 und seit 1626 des Gasthofs Kreuz (MM54). Adam Kramer dürfte das Haus geerbt haben und an Hans Kramer (Verwandtschaftsverhältnis?) weitergegeben haben. 1648 ist Adam Kramers Witwe auf HP07 verzeichnet.

Hans Kramer kam danach offenbar in finanzielle Schwierigkeiten, denn 1648 wird von seinen Gläubigern gesprochen. 1651 sind es immer noch Hans Kramers Gläubiger, die Beschreibung Behausung Stadel und Hofraithen ist gestrichen, wahrscheinlich wurde das Haus abgebrochen.

Zweiter Vorgängerbau

1654 hat Jerg Heß das Haus neu erbaut, Behausung und Hofraiten werden neu erwähnt. 1660 ist Georg Heß als Binder auf dem Haus. Der Wert beträgt nun 300 fl, was die Annahme eines Neubaus unterstützt. 1674 beträgt der Wert sogar schon 350 fl. Heorg Höss verkauft 1692 die Nebenhofstatt (MM17) an Jacob Oßwald.

1694 gehört das Haus dem Binder Mathias Hinträger, der Wert ist 220 fl, weil die Nebenhofstatt ja verkauft wurde. 1729 geht das Haus an die Witwe Catharina Hinträger. Diese verkauft ihrem Sohn Sebastian Hinträger ihre Behausung mit Hofraiten, der Wert wird mit 214 fl veranschlagt.

Neubebauung um 1760

Im Steuerbuch B 98 ist ohne Jahresangabe (wohl in den 1760er-Jahren) für den Binder Sebastian Hinträger eine Erhöhung der Steuertaxe um 110 fl wegen eines neuen Baus vermerkt. 1773 gehört das Haus dem Schneider Anton Jung. Die Übergabe an Anton Jung und der Neubau sind nicht datiert. Daher ist nicht klar, ob der Neubau noch unter Seb. Hinträger oder schon unter Anton Jung aufgeführt wurde.

1786 ist Anton Jungs Witwe Anna als Eigentümerin angeführt und 1819 ihre ledige Tochter Theresa Jung, jetzt als Spezereyhändlerin. 1824 ist Valentin Wagner, Kramer, hier Eigentümer, Theresa Jung wohnt weiter hier. 1843 übernimmt mit Mathias Wagner der Sohn das Haus. Sein Beruf ist mit Bräuer angegeben. Da auf dem Haus kein Braurecht lag, wird er hier auch keine Wirtschaft betrieben haben. 1852 folgt seine Witwe Walburga als Eigentümerin und ist auch noch 1855 hier genannt.

1875 sind der Merzler Paul Kempf und Theresia Habisreitinger als Eigentümer genannt. Paul Kempf war der Sohn des Schreiners Andreas Kempf von MM18. Er eröffnete hier einen Lebensmittelladen, den er 1886 in das gegenüberliegende elterliche Haus nach dessen Übernahme verlegte. Das hiesige Haus wurde an Josef Dauner verkauft.

1905 ging das Haus an den Schneidermeister Johann Bischof, der auch einen neuen Abort anbaute. 1910 erneuerte Johann Bischof einen Teil der Umfassungsmauern. Johann Bischof übergab zw. 1932 und 1948 das Haus an den Schneider Matheus Beck, der die Schneiderei zu einem Herrenbekleidungsgeschäft ausbaute, welches bis 1977 bestand.

1977 wurde das Geschäfts- und Wohnhaus umgebaut und erweitert. Mit dem Eis-Café Rizzo kam 1978 das erste italienische Eis nach Weißenhorn. Vorher verkaufte nur der Konditor Heinrich in der Bahnhofstr. 4 Eis. 1988 ging der Laden an die Familie Saviane, die den Eissalon übernahm. Die Nachfrage nach dem Eis war groß. 2002 konnten die Savianes ihre Eisdiele an den Hauptplatz 6 verlegen und sich dort erheblich vergrößern.

Das Haus wurde wieder verkauft und vom neuen Eigentümer renoviert. Der Laden wurden öfters verpachtet, stand aber auch oftmals leer. Auch der Versuch hier ein weiteres Café anzusiedeln schlug offenbar fehl.

Quellen:

Quellen:
1 Der Begriff Imbißwerk erscheint öfters in den Akten, besonders bei den Lehensakten über die Vergabe von Mühlen. Er wird auch noch im 18. Jhdt. verwendet. Es konnte bislang noch nirgends eine Begriffsbestimmung gefunden werden
2, 3, 4, 5, 6, 7 Heimatmuseum Weißenhorn; Foto: Heimatmuseum Weißenhorn

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert