 
	Günzburger Str. 32
1838 baut der Traubenwirt Joseph Schweikard (Kirchplatz 8) in seinen Garten, auf welchem bereits ein Ökonomiegebäude stand welches eingefallen ist, ein neues Wohnhaus mit Stallung.

Schweikard hat das Haus wohl nur als Kapitalanlage oder als Spekulationsobjekt gebaut, denn gleichzeitig kaufte er auch das Haus Günzburger Str. 30. Schon 1840 wird der Gutsbesitzer Franz Josef Müller aus Meßhofen1 (a.a.O. aus Beuren) hier verzeichnet und am 20.06.1843 kauft Müller die beiden Häuser Günzburger Str. 30 und 32. 1843 tauscht Müller das Haus GZ30 gegen das Haus Friedhofweg 2 des Nagelschmieds Lochbronner, welcher fortan GZ30 bewohnt. Das eingetauschte Haus verkauft Müller 1852 weiter.
Das Haus GZ32 benutzt Müller weiter. 1851 möchte er an seinem Gebäude nach Süden einen Anbau mit Wohnung vornehmen.

Der Nachbar Thomas Martin (Ulmer Str. 2) erhebt gegen den Bau Einspruch, weil er hierdurch die Aussicht auf die Günzburger Straße verliere und sein Haus vollständig abgesperrt werde. Das Gesuch des Miller ziele ohnehin nur darauf ab „ein Pfründhauhs zu erbauen, u. der Stadt wieder eine Familie mehr auf den Nacken zu setzen„. Der Magistrat unterstützt die Auffassung des Martin und stellt fest, Miller besitze bereits drei Häuser. Miller erhebt Einspruch gegen diesen Beschluss und erhält von der Regierung in Augsburg Recht. Dennoch ist der Bau nicht verwirklicht worden. Eine Darstellung in den Katasterplänen fehlt.
1855 geht das Haus in den Besitz des Valentin Hartung über. Von 1861 bis zum Abbruch 2022 war das Haus dann im Besitz der Familie Knoll, beginnend mit Thaddä Knoll. 1888 wird Anton Knoll als Eigentümer genannt, er erneuert Teile der Umfassungswände und 1896 den Giebel.
Bei Grabungsarbeiten im Jahr 1911 werden im Bereich des Grundstücks 2 Reihengräber mit Grabbeigaben gefunden, 2 Schwerter (Sax), Messergriff, Gürtelschnalle, Reste von Lederzeug, Keramik. Man vermutet ein alemannisches Reihengräberfeld.
1913 wird eine neue Remise gebaut und der Garten neu eingezäunt. 1922 wird Wally Knoll als Eigentümerin geführt, 1925 Karl Knoll. 1977 ist der Metzger Erwin Knoll als Eigentümer verzeichnet. Es werden neue Fenster in das Haus eingebaut.



Ab ca. 2000 wird der Bauunterhalt des Gebäudes immer mehr vernachlässigt.




2007 wird das Haus durch einen Brand beschädigt. Bei den Renovierungsarbeiten wird der Westgiebel neu verputzt. 2012 wird eine Werbetafel für wechselnde Fremdwerbung aufgestellt. Das Gebäude steht einige Jahre leer und wird 2022 abgebrochen.


- Franz Josef Müller war der erste, der sich aktenkundig als Makler betätigte, indem er Häuser kaufte oder baute und diese weiter verkaufte. Es gab damals noch keinen Begriff für diese Tätigkeit, so wurde er manchmal als ‚Güterhändler‘ oder auch als ‚Fornehmer‘ bezeichnet. ↩︎
 
	
	 
	
			
			

