Das alte Mesnerhaus am Kirchplatz
17. Dezember 2021/Lageplan
Das alte Mesnerhaus stand hinter der alten Stadtpfarrkirche und wurde für den Bau der neuen Kirche um 1865 abgebrochen. Das Baujahr dieses Gebäudes ist ungewiss, es könnte schon 1381 erbaut worden sein.
Über dieses Haus sind nur wenige gesicherte Archivalien verfügbar. In einer der ältesten Urkunden der Stadt aus dem Jahr 1381 (U 11) wird die Stiftung einer Mittelmeß durch hiesige Bürger dokumentiert, die Confirmierung sei durch Bischof Burkhart 1381 erfolgt. Das Kloster Kaisheim hatte das Präsentationsrecht. Diese Urkunde ist in Latein abgefasst und bisher noch nicht übersetzt worden. Joseph Holl berichtet, der Mittelmeßherr habe in der Pfarrkirche seinen eigenen Altar und seine Wohnung bei der Kirche an der Stadtmauer neben der Schule gehabt. Da nördlich der Schule das Frühmeßhaus stand (Kirchplatz 2) müsste das Mittelmeßhaus hier gewesen sein. Diese Angaben konnten noch nicht verifiziert werden.
Im Zinsbuch der Liebfrauenpfleg und im Steuerbuch B 38 sind nur von 1475-1499 steuerpflichtige Einwohner genannt, und zwar 1475 Hans Mannig, 1492 Anna Hämerlein und ab 1496 Anna Mellin, wobei es sich um dieselbe Person handeln dürfte. Anna Mellin wechselt 1498 auf Hauptstr. 20. Ab 1499 sind dem Gebäude keine Eigentümer mehr zuzuordnen.
Jetzt wird das Haus 280 Jahre lang nicht mehr erwähnt, erst 1777 erscheint es als Mesnerhaus in der städt. Immobilienaufstellung: daß Mesner Haus ist nicht gar gut gebaut, etwas Armeres als das vorgesetzte Schuhlhaus und im Wert von 400 fl eine Wohnung des von der Stadt und Kirche besoldeten Mesners.
Erst ab 1794 können dem Haus eindeutig Bewohner zugeordnet werden. Das beginnt mit dem Mesner Anton Bader, der bis 1831 hier verzeichnet ist, danach seine Witwe und nachfolgend sein gleichnamiger Sohn Anton Bader. 1848 ist Lorenz Hauf hier Mesner. Er wechselt nach dem Abbruch des Hauses um 1862 auf Schulstr. 22.
Mit diesen dürftigen Angaben kann über das Baujahr des Hauses keine Aussage getroffen werden. Als 1850 das benachbarte Lateinische Schulhaus abgebrochen wurde, stand der Giebel des Hauses frei. Die Kirchenverwaltung beantragte daher am 22.04.1850 beim Magistrat, dass dieser Giebel auf Kosten der Stadt neu verputzt werde, weil der Giebel jetzt einen “höchst widerlichen” Anblick habe. Der Magistrat stimmte diesem Antrag zu, die Gemeindebevollmächtigten lehnten die Maßnahme jedoch ab, weil zwar die Pfarrkirche arm sei, die St.-Leohard-Stiftung aber genug Geld habe, diese Arbeit selbst zu bezahlen. Die Kirchenverwaltung zeigte sich befremdet über das Verhalten der GB und erklärte, die St.-Leonhard-Stiftung könne nicht zu den Kosten beitragen, da es sich um eine selbstständige Körperschaft handle. Wenn die Stadt die Kosten des Verputzes nicht übernehme, müsse der Giebel so bleiben, sofern nicht die Sicherheit dadurch betroffen sei. In einer gemeinsamen Sitzung von Magistrat und GB am 26.05.1850 wurde die Angelegenheit nochmals beraten, worauf die GB dem Verputz zustimmten.
Auch der Abbruch des Hauses ist nicht genau datiert. Das Haus wurde auf jeden Fall im Zuge des Neubaus der Stadtpfarrkirche zw. 1862 und 1865 abgebrochen. Das Haus ist mehrfach auf zeitgenössischen Darstellungen des Kircheneinsturzes von 1859 dargestellt, diese stellen aber keine authentische Zeichnung dar.