Reichenbacher Str. 1
Die erste archivalische Erwähnung dieses Grundstücks erfolgt im Jahr 1465, als ein Peter Decker hier zugeordnet werden kann. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1492 kann ein Ulrich Deckher zugeordnet werden. 1509 erscheinen Ulrich Deckher und Jacob Schlegel (vorher Hauptplatz 4,
wohl während der Bauzeit seines neuen Hauses). 1511 gehört das Haus Diepolt Schmid; Jacob Schlegel geht wieder auf Hauptplatz 4 zurück. 1515 ist Laux Schmid verzeichnet.
Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Steuerlisten vor. Im Jahr 1543 wird eine Urkunde ausgestellt (U 189), in der Claus Zimmermanns Erben das Anwesen an Thomas Albrecht verkaufen. Dieser wird auch 1548 im Steuerbuch B 84 erwähnt. 1578 wird Thoma Albrechts Witwe zugeordnet. 1594 gehört das Haus Hans Waldpach und 1601 dessen Witwe. 1604 erscheint Caspar Strohmayer und 1614 Christoph Bader.
Das Anwesen wird nur als Behausung, ohne Stadel, Hofraum und Garten beschrieben, mit einem Wert von 430fl. Um 1623 erwirbt Christoph Bader den Stadel Reichenbacher Str. 13 von Bernhart Roth, Memminger Straße 4. Zwischen 1632 und 1636 erwirbt Christoph Bader das Nachbaranwesen HPx3 von
Hans Khon, Erbe des Georg Khon. Dieser Kauf ist nicht unmittelbar dokumentiert, kann aber
aus den Einträgen im Steuerbuch abgeleitet werden. Bader besaß vorher nur eine Behausung, dann kommt eine Behausung mit Stadel und Hofraithe mit 800 fl Wert hinzu. Dieser Eintrag ist wieder gestrichen, woraus geschlossen wird, dass er dieses Gebäude abbrach. Bei archäologischen Grabungen im Bereich des Hauptplatzes 2010 wurden Mauerreste gefunden, bei denen es sich um die Grundmauern eines solchen Hauses handeln könnte. Bader übernimmt ab 1636 auch die Steuern aus dem Khon’schen Anwesen.
Christoph Bader alt kaufte 1632 zu seinem Haus RB01 auch das Nachbargrundstück HP01 hinzu. Sein Sohn Christoph jung übernahm 1636 beide Häuser. Der Vater wechselte auf HS20, was er auch 1636 erworben hatte. Christoph Bader jung brach HP01 ab, bebaute das Grundstück neu und zog dorthin. 1660 verkaufte er HP01 an Christian Nepperschmid und kaufte dessen Haus Schulstr. 1, was er auch abbrach, neu erbaute und 1684 an Michael Müller verkaufte. Das Haus RB01 wurde um 1636 an Bernhard Müller verkauft, der das Haus abbrach und neu erbaute. Zur gleichen Zeit kaufte Christoph Bader jung auch die Häuser HS14 und Hasengasse 1, bebaute HS14 neu und verkaufte beide 165x an Martin Stigele.
1636 steht Christoph Bader jun. mit Behausung, Stadel und Hofraiten, Wert 800 fl im Steuerbuch B 88, die Werterhöhung und die jetzige Erwähnung eines Stadels mit Hofraiten lassen auf die Erweiterung des Besitzes um das Gebäude am Hauptplatz schließen. Die Besitzbeschreibung ist immer noch gestrichen, d.h es bestand kein Gebäude zu dieser Zeit. Christoph Bader alt wechselt auf Hauptstr. 20, welches er von 1636-1651 innehatte. Das entspricht auch dem Zeitraum, in dem hier am Hauptplatz der Neubau entstand.
Nicht ganz zu klären ist die Situation des alten Baderschen Wohnhauses in der Reichenbacher Str. 1. Der Abbruch dieses Hauses lässt sich nicht nachweisen. Aber Bader verkaufte 1636 das Grundstück an Bernhard Müller, der ab 1636 als Eigentümer des Hauses Reichenbacher Str. 1 erscheint. Nach der Bauweise dieses Gebäudes ist eher ein Baujahr 1636 wahrscheinlich als die Weiterverwendung eines Altbaus aus dem 16. Jhdt. Es wird wieder nur eine Behausung erwähnt, mit einem Wert von 450 fl.
1660 steht Johann Schweiger im Steuerbuch und noch in diesem Jahrzehnt geht das Haus an den Bürgermeister David Lutzenberger, dem auch das Gebäude An der Mauer 5 gehört. David Lutzenberger stirbt 1679, das Erbe wird aufgeteilt. Am 14.05.1680 kauft Christoph Lutzenberger das Haus für 450 fl. 1692 erwirbt Christoph Lutzenberger für 180 fl auch die ehemalige Stahlschützenhütte Reichenbacher Str. 8.
1706 geht das Haus an Mathias Mezger, Kupferschmied. Ihm gehört auch die Hofstatt Lessingstr. 7. 1729 ist Mathias Metzger gestorben, seine Witwe Cleova übernimmt das Haus. Cleova Metzger stirbt 1733, das Erbe wird aufgeteilt. Mathias Metzgers sel. Erben verkaufen ihrem Bruder Leonard Metzger, Kupferschmied, am 31.01.1733 Behausung, Stadel und Garten um 1564 fl 45 kr mitsamt einigen Äckern. Es sind noch 189 Pfund neues und 83 1/2 Pfund altes Kupfer darunter. Mathias Metzger heiratet Magdalena Stigele (vermutlich aus der Familie Stigele, Reichenbacher Str. 4). Im Steuerbuch B 989 wird für den 19.01.1762 ein Vertrag über einen neuen Schweinestall erwähnt. Vermutlich starb Leonard Metzger 1764, danach wurde das Haus an den Sohn übergeben. Beim Tod seiner Witwe Magdalena 1778 ist bei ihr kein Grundbesitz mehr benannt.
Dominicus Mezger, Kupferschmied, übernahm das Haus am 14.07.1764. Er ist auch 1786 im ersten Einwohnerverzeichnis der Stadt benannt.
1819 werden Max Böhms Erben als Eigentümer geführt. Max Böhm war der Apotheker auf der Stadtapotheke Memminger Str. 10. Es konnte nicht nachvollzogen werden, welche Verbindung zu diesem Eigentümerwechsel führte. Die Erben waren hier nur Eigentümer, bewohnt wurde das Haus zu dieser Zeit von Johannes Zeller, Taglöhner; Anna Maria Merklin, Spinnerin und Kreszentia Krautheim, Spinnerin.
Am 15.11.1821 wird das Haus von Balthasar Thalhofer, Weißgerber, übernommen. Der Begriff ‚übernommen‘ deute auf eine Übergabe infolge eines Verwandtschaftsverhältnisses hin, welches aber nicht nachgewiesen wurde. Als nächster Eigentümer erscheint 12.05.1827 Xaver Mayerhauser, dem am 20.12.1828 Thomas Mayer, Küfer, folgt. 1831 ging das Haus an Georg Maiers Witwe. Weiterhin wohnten hier Mathias Kretz, Taglöhner; Kreszenz Schreiber, Ex-Nonne und Maximilian Noker.
Das Haus wurde am 09.06.1832 schon wieder verkauft, jetzt an den Taglöhner Matheus Kretz. Georg Maiers Witwe wohnte weiterhin bis ca. 1843 hier. 1861 wechselt der Besitz an Genofeva Kretz. 1875 sehen wir mit Thaddäus Kiefer, Säckler, schon wieder einen neuen Eigentümer. 1894 ist der Buchbinder Mathias Weber Eigentümer geworden, er erneuert den Abort und 1897 den Kamin. Er dürfte auch duie ersten Schaufenster in das Gebäude eingebaut haben.



1922 ist Karl Kurz von der Goldwarenfabrik als Eigentümer eingetragen. Vermutlich dessen gleichnamiger Sohn Karl Kurz eröffnet hier eine Schreibwarenhandlung mit Buchbinderei. Kurz bringt auch eine neu Werbeanlage an. Kurz erweitert 1930 seine Küche und baut 1947 neue Schaufenster ein. Dabei wird auch die Werbeanlage erneuert. 1950 wird ein Badezimmer und eine Waschküche auf der Nordseite angebaut. 1952 wird der westliche Giebel durch Josefa Kurz erneuert. Der ursprüngliche, im 2.DG auskragende Giebel aus Fachwerk wurde durch eine massive gerade Giebelwand ersetzt.








1978 richtet der Getränkehändler Eugen Hitz, Adolf-Wolf-Str. 22, hier einen Getränkeverkauf ein.
Nach der Aufgabe des Getränkeverkaufs zieht in den Laden eine Änderungsschneiderei ein. Nach erneutem Verkauf des Gebäudes wird es privat als Wohnhaus genutzt. Um 2007 werden die Fenster im EG ausgewechselt.





