Die Friedhofskirche St. Bartholomäus
Die Kirche
Die Friedhofskirche St. Bartholomäus wurde erst 1727 auf dem 1542 nach hier hin verlegten alten Friedhof als barocker Saalbau neu errichtet. Der Turm wurde 1744 angefügt. Ein Vorgängerbau ist nicht bekannt.
Aus dem Jahr 1831 liegt ein Plan und Kostenanschlag über ein Vorzeichen (Vorhaus) an der Friedhofskapelle des Zimmermeisters Abt vor. Das Vorhaus wurde allerdings ohne gedrechselte Säulen realisiert.

1854 wurde der Turm nach Plänen von Maurermeister Franz Deibler erhöht. Hierbei wurde die welsche Haube durch einen Spitzhelm ersetzt. Außer der Turmform sollte auch die Vorhalle wieder geändert und massiv ausgeführt werden, was jedoch unterblieb.


1909 wurden die eingebauten Grabmonumente von der Gottesackerkapelle in die Hl.-Geist-Kirche versetzt. In den ‚Mitteilungen des Heimatmuseums Weißenhorn‘ erschien ein Artikel über die Kapelle.
Der Magistrat beschloss am 24.07.1914 die Reparatur der Friedhofskapelle und der Friedhofsmauer. Die Mauer wurde weitgehend erneuert und erhielt einen neuen Verlauf. Der I. Weltkrieg vereitelte jedoch die Reparatur der Friedhofskapelle. Erst 1938-41 wurden die Arbeiten ausgeführt. Die Kosten wurden vom Gottesackerverschönerungsverein übernommen.

Nach dem Abbruch des Kriegerdenkmals am Hauptplatz 1960 wurden die Tafeln mit den Namen der im deutsch-französischen Krieg 1870/71 Gefallenen auf der Nordseite der Kirche angebracht.






Die letzte Sanierung der Friedhofskirche fand 1998/99 mit einem Kostenaufwand von 92.000 DM statt. Die Kapelle wurde am 23.06.1999 durch Stadtpfarrer Hermann Josef Kugler und Pfarrer Andreas Erstling eingesegnet.

Die Kapelle soll in 2026 saniert werden. Daher ist die Kirche derzeit leer. Die Ausstattungsstücke sind in den Museumsfundus überführt worden.



Die Ausstattung der Kapelle
Von der wertvollen Ausstattung der Kapelle sind zu erwähnen:
Barocker Altar um 1727, Holz, schwarz mit vergoldetem Akanthusdekor, Altarbild Gemälde des auferstandenen Heilands von Konrad Huber, Ostern 1830 als sein letztes Werk gemalt.




An der pilastergerahmten Mensa Ovalbild des Leichnams Jesu, um 1800 von Konrad Huber.
Über dem verkröpften Gesims Auszug mit Ovalbild Jesu als Weltenrichter, um 1727 von Johann Jakob Kuen.
An den Seitenwänden befindet sich ein nazarenischer Kreuzwegzyklus aus der Zeit um 1856.1














An der östlichen Außenwand des Turmes befindet sich ein Wandbild ‚Johannes und Maria mit dem Leichnam Christi‘ von Anton Bischof, um 1910.

Grabdenkmäler
Epitaphe von Konrad Huber, Johann Nepomuk Fugger und Franz Anton Fugger. Die Fuggerepitaphe befanden sich ursprünglich wohl in der Krypta der alten Stadtpfarrkirche, die als Fuggergruft genutzt wurde. Diese Grabplatten wurden zu unbekanntem Zeitpunkt an die Nordmauer des Friedhofs versetzt2 und auch zu unbekanntem Zeitpunkt in die Kirche verbracht.














Bemerkenswert ist der Epitaph Anton von Schweizers und man fragt sich unwillkürlich, was dieser wohl mit Weißenhorn zu tun hat. Anton Schweizer war eine bemerkenswerte Person. 1784 in Deggingen geboren, trat er 1806 in den Dienst der österreichischen Armee, nahm am Frankreichfeldzug 1809 und am Russlandfeldzug mit Napoleon 1812 teil, wurde aber 1826 aus dem Militärdienst entlassen.


Zusammen mit seiner 1815 geheirateten Frau baute er den Sauerbrunnen in Ditzenbach zum heutigen Bad Ditzenbach aus, zog sich aber um 1840 aus dem Badebetrieb zurück. Seine Frau starb 1835, mit ihr hatte er 6 Kinder. Ab 1840 studierte Schweizer als Spätberufener Theologie in München, Würzburg und Rom und wurde 1843 zum Priester geweiht. Als solcher bat er 1844 den Augsburger Bischof um eine Stelle und erhielt am 16.10.1844 die Stelle als Leoprosenbenefiziat in Weißenhorn. Leider verstarb er schon am 19.12.1844 an einem Schlaganfall und wurde hier begraben. Wer ihm den Epitaph widmete, ist nicht bekannt. Die ausführliche Lebensgeschichte wurde hier veröffentlicht3:
- Ein ähnlicher Kreuzweg befindet sich im oberen Oratorienchor der Stadtpfarrkirche, der dem „Atelier“ des Münchener Kunstmalers Johann Schlotthauer zugeschrieben wird. Der hiesige stellt jedoch eine verkleinerte, etwas vereinfachte und teilweise seitenverkehrte Kopie dar. ↩︎
- Es ist nicht dokumentiert, wann die wohl aus dem 13. Jhdt. stammende Krypta der alten Stadtpfarrkirche aufgegeben wurde. Auf den Bestandsplänen der alten, 1859 eingestürzten Kirche sind keine Abgänge zu einer Krypta eingezeichnet. Daher wird vermutet, dass die Krypta schon zu einem früheren Zeitpunkt aufgegeben und zugeschüttet wurde. ↩︎
- August Breucha: „Anton von Schweizer (1784-1844), der Ditzenbacher Badgründer, Ein ungewöhnliches Leben in unruhigen Zeiten“, in Hohenstaufen Helfenstein, Historisches Jahrbuch für den Kreis Göppingen, Band 4, 1994, Anton H. Konrad Verlag, 89264 Weißenhorn ↩︎


