Nicht mehr vorhandene Gebäude,  Wohnhäuser

Untere Mühlstr. 10

Lageplan

Vorgängerbebauung

1480 ist an dieser Stelle ein Claus Ulin genannt. Eigentümer vor 1480 sind archivalisch nicht feststellbar. Claus Ulin finden wir ab 1492 auf dem Haus Zollstr. 4 wieder, welches er dort neu erbaute.

Im Bereich der Unteren Mühlstraße befinden sich einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben.

Das Haus hier wurde nach dem Hochwasser offensichtlich aufgegeben. Das Grundstück blieb anschließend bis 1575 unbebaut.

1561 ist im Steuerbuch der Leprosenpfleg B 305 Elißabitt Brigel genannt; sie ist in den städt. Steuerbüchern aber nicht zu finden, sie war wohl nur zur Leprosenpfleg steuerpflichtig. Da Nachbarbezeichnungen fehlen, erfolgt die Zuschreibung hier nur über die Eigentümerin Ursula Algeyerin im Jahr 1588. Es ist möglich, dass Frau Brigel 1561 nur Eigentümerin des unbebauten Grundstücks war und deswegen in den städt. Steuerlisten nicht erschien.

Wiederbebauung 1575

Bartlme Algeyers Witwe und ihr Sohn Peter werden 1575 erstmals hier erwähnt. Es handelt sich um einen Neubau. Die Eigentümer waren vorher auf Hauptplatz x3 ansässig. 1587 ist nur Bartlme Algeyers Witwe verzeichnet. Das Salbuch der Leprosenpfleg 1588 nennt Ursula Algeuer als Steuerpflichtige. 1594 ist Jacob Pauer eingetragen und 1598 Lorenz Stigele. Anschließend wird das Haus geteilt.

Teil A

Lorenz Stigele bleibt 1604 auf dem Hausteil A wohnhaft. Anschließend wechseln die Eigentümer in relativ kurzen Abständen. 1607 ist es Georg Stigele alt, 1610 Georg Franckh, 1614 Georg Rapp, 1617 Hans Rösch, 1623 Hans Clelin und 1629 Hans Weggerlin.

1636 werden Hans Weggerlins Erben für die halbe Behausung angegeben, es wird aber kein Wert genannt. Es wird gefolgert, dass das Haus zu dieser Zeit nicht mehr stand.

Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.

1651 kauft Ulrich Höllwirth, Thorwart, Untere Mühlstr. 8, die beiden Hofstätten Untere Mühlstr. 10 mit einem Wertansatz von 25 fl. Die Altbebauung wurde offenbar nach dem Hochwasser abgebrochen.

Ulrich Höllwirth kaufte 1629 das halbe Haus Untere Mühlstr.8. 1636 erwarb er die andere Haushälfte hinzu. 1651 kaufte er die beiden Hofstätten Untere Mühlstr. 10 mit dem Grundstück des ehem. Dietschschen Stadel UM08x. 165x erwarb er noch die Hofstatt UM06x und das Haus Wettbach A. Er übergab die Grundstücke UM08 und UM10 an seinen Sohn Jacob Höllwirth und zog selber nach Wettbach A. 1674 starb Ulrich Höllwirth. Sein Sohn Jacob erbte UM06x und Wettbach A, gab dieses Haus weiter an seinen Sohn Matheus und verkaufte UM06x 1682 an Jacob Wiedemann. Jacob Höllwirth starb 1696.

Teil B

Nach der Teilung 1604 wird die andere Haushälfte von Hans Fahrenschon erworben. 1610 geht die Haushälfte an Hans Stöck. 1614 kauft Hans Mayer die halbe Behausung. 1623 wird er als Hans Mayr, Maurer, genannt Mazenhofer, benannt, wohl weil er aus Matzenhofen kam. Hans Mayr Mazenhofer ist ab 1636 auch auf dem Anwesen Zollstr. 4 gemeldet, wird aber hier weiterhin mit der Hofstatt genannt.

Auch hier wird eine Zerstörung durch Hochwasser vermutet.

Ulrich Höllwirth, Thorwart, Untere Mühlstr. 8, kauft 1651 auch die beiden Hofstätten Untere Mühlstr. 10 mit einem Wertansatz von 25 fl. Die Altbebauung wurde offenbar nach dem Hochwasser abgebrochen. Außerdem erwirbt er das Grundstück Untere Mühlstr. 6x, so dass ihm nun der gesamte Bereich hier gehört.

Unbebautes Grundstück

Nach 1651 übergab Ulrich Höllwirth an seinen Sohn Jacob Höllwirth und zog selber nach Wettbach A. 1696 kaufte Michael Müller, Unterer Garnsieder, UM10x, die zwei halben Behausungshofstätten. Um 1700 wurde Balthasar Erlacher, Maurer, Inhaber von UM08 und den beiden Hofstätten. 1706 verkaufen Balthasar Erlachers Erben die Hofstätten an Georg Claus, den Nachfolger Michael Müllers auf der Unteren Garnsiede UM10x.

Die Hofstätten sind in den folgenden Steuerbüchern nicht mehr einzeln aufgeführt, nur noch die Hofstatt UM08 ist genannt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass auch die beiden Hofstätten UM10 zu dem Besitz gehörten.

Bei der Beschreibung der Liegenschaften des Simon Claus, UM10x, im Jahr 1736 werden jetzt weitere zwei halbe Hofstätten neben Nicasius Brandesser (Peter-Arnold-Str. 3, jetzt Zollstr. 7) genannt. Hierbei muss es sich um das Grundstück Untere Mühlstr. 10 handeln. Es ist davon auszugehen, dass Simon Claus dieses Grundstück von Georg Claus übernommen hat, auch wenn dies im Steuerbuch nicht dokumentiert ist.

Neubebauung

Nach 1736 wird Balthas Keufel Eigentümer. Die Garnsiede UM10x wurde im Jahr 1749 aufgehoben. Es wird angenommen, dass die Garnsiede zwischen der Roth bereits vor 1749 aufgegeben wurde, sei es, dass die Geschäftsgrundlage fehlte oder das Gebäude baufällig war, vielleicht auch durch Brand oder Hochwasser. Der Zeitpunkt des Eigentumsübergangs von Simon Claus auf Balthas Keufel ist auch nicht genau bestimmt. Die Garnsiede wurde dann auf das Grundstück Untere Mühlstr. 10 verlegt und hier neu errichtet. Als Wert der neuen Garnsiede werden nur noch 320 fl angesetzt, gegenüber 1050 fl der alten Garnsiede. Das genaue Datum der Neubebauung ist nicht überkommen, es dürfte aber kurz nach 1749 liegen.

Am 22.09.1749 erhält Melchior Giggenbach aus Heimertingen den Consens für eine Ehe nach Weißenhorn, der Name der Braut wird im Dokument nicht genannt. Es ist anzunehmen, dass er kurz nach diesem Consens geheiratet hat und den Neubau vollzog. Melchior Giggenbachs Garten wird 1754 beim Neubau des südl. Nachbarhauses UM08 als Nachbar erwähnt, da ist das Haus also schon gestanden.

1761 wird Michael Kohler als Eigentümer geführt und am 14.10.1768 erwirbt Leonhart Holl das Haus. 1786 gerät Leonhard Holl, im Akt als Kaufmann bezeichnet, in finanzielle Schwierigkeiten. Weil er überschuldet ist, wird das Haus am Ende des Schuldenprozesses verkauft. Daher geht das Haus am 27.04.1787 in die Hände des Taglöhners Josef Wolf. In der Beschreibung heißt es Behausung samt dem Stadel und einer halben Hofstatt jen- und diesseits der Roth an Jakob Meyers Behausung (PA03) gelegen. Wieder wird die Lage beidseitig der Roth beschrieben und noch eine halbe Hofstatt genannt. Dies kann sich also nur auf Flächen der alten Garnsiede auf der Rothinsel beziehen.

Am 29.07.1813 übernimmt Felix Wolf, Ökonom, vermutlich der Sohn, Wohnhaus, Stadel, Stall, Hofstatt, Wurzgärtel. Jetzt werden keine Flächen mehr jenseits der Roth genannt. Das Bauland der alten Garnsiede dürfte endgültig aufgegeben worden sein, was auch mit den Darstellungen im Urkataster 1823 übereinstimmt. 1819 ist der Vater Joseph Wolf noch als Pfründner erwähnt. 1846 verkauft Felix Wolf sein Anwesen an den Güterhändler (Makler) Franz Jos. Miller und erwirbt von diesem das Gebäude Peter-Arnold-Str. 7. Miller möchte das Haus an Dionis Bretzel von Leibi verkaufen, dieser erhält aber nicht die Genehmigung zur Ansässigmachung. Daher verkauft Miller das Haus am 03.09.1846 an Anton Endres.

30 Jahre später verkauft Anton Endres das Haus am 14.08.1876 an Georg und Barbara Mayer, Schäferseheleute. 1884 bricht Georg Meier den alten Anbau auf der Nordseite ab und baut einen
neuen Stadel mit Schafstall an.

1900 wird der Giebel des Hauses erneuert. Am 05.02.1903 übernehmen der Sohn Jakob Mayer, Schäfer und Ehefrau Ursula, geb. Schuler, das Haus. 1905 wird ein weiterer Schafstall angebaut und 1912 der Kamin verändert. Am 07.09.1913 verkauft die Stadt eine Teilfläche aus der Unteren Mühlstr. an Jakob Mayer. 1935 wird ein Pferdestall angebaut und 1946 das Wohnhaus repariert. 1948 geht das Anwesen mit Georg Mayer an die nächste Generation. Es wird ein Getreidestadel angebaut und 1952 eine Dungstätte errichtet. 1964 wird der Viehstall erweitert. 1966 folgte noch ein Grünfuttersilo. Die Landwirtschaft prosperierte offensichtlich.

1964 erwarb Georg Mayer auch das Nachbargrundstück Untere Mühlstr. 8. Er brach das alte Anwesen 1965 ab und errichtete sich dort ein neues Wohnhaus.

Am 15.06.1976 brannte das alte Haus vermutlich durch Selbstentzündung des gelagerten Heus ab. Zu Schaden kamen keine Personen, auch der Viehbestand konnte gerettet werden. Das Haus, welches sogar im Entwurf der neuen Denkmalliste enthalten war, konnte nicht gerettet werden. Es wurde anschließend abgebrochen. Von dem Gebäude konnten bislang leider noch keine guten Fotos gefunden werden. Nur in Luftbildern der Jahre 1957 und 1958 konnte das Gebäude geortet werden. Hiernach muss es sich um ein stattliches Gebäude mit einem Schmuckfachwerkgiebel gehandelt haben.

Da die Eigentümer ja bereits ein neues Wohnhaus erbaut hatten, wurde die zuletzt unbewohnte Wohnung im Altbau nicht mehr benötigt. Noch 1976 erbaute Georg Mayer auf dem Grundstück einen neuen landwirtschaftlichen Betrieb nach damals modernen Gesichtspunkten. Er bestand aus Stall, Stadel und einer großen Bergehalle, aber ohne Wohnteil.

Nach 2000 wurde die Landwirtschaft aufgegeben und die Gebäude verkauft. Hierbei wurde das Grundstück wieder geteilt. Die Bergehalle hat nun wieder die Adresse Untere Mühlstr. 10.

2006 wurde der ehem. Stall (Untere Mühlstr. 8) in eine Kfz-Werkstatt umgebaut und anschließend um ein Wohnteil erweitert. Der Stadel und die Bergehalle werden zurzeit untergeordnet genutzt.

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