Wohnhäuser

Zollstraße 8

Lageplan

Das Haus hatte bis zur Verlegung der Ulmer Str. 1973 die Bezeichnung Ulmer Straße 8.

Im Bereich der Unteren Mühlstraße sind einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben.

Eigentümer vor 1475 sind archivalisch nicht feststellbar. Der 1475 eingetragene Eigentümer ist scvhlecht lesbar, es könnte Zeien Bet heißen. Bis 1492 fehlen dann Einträge, es kommt Hans Wolff, der vorher auf Untere Mühlstr. 8 gemeldet war. Es wird angenommen, dass Hans Wolff nach dem Hochwasser dieses Haus erwarb und hierher zog. 1497 ist er auch hier notiert, 1515 dann Hanns Wolfs Töchter.

Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. Da keine Nennung in den Steuerlisten erfolgt, wird angenommen, dass das Haus zwischen 1518 und 1548 aufgegeben und abgebrochen wurde. 1601 wird wieder ein Haus erwähnt. Das damals neu gebaute Haus war von Anfang an als Doppelhaus konzipiert und umfasste daher zwei halbe Behausungen.

Teil A (östliche Hälfte), später Peter-Arnold-Str. 5

1601 wechselt Jörg Zelle von Zollstr. 4 hierher und baut neu. 1614 ist Mang Schnitzlers Tochter Ursula verzeichnet, halbe Behausung und Gärtlin; Wert 195 fl. 1617 steht Hans Paur, Hirt, im Steuerbuch und 1626 Hans Hartmann. 1629 sind es der Schlosser Martin Bayer und Christian Hauff, 1636 Martin Bayer alleine. 1651 kauft Martin Bayr die Haushälfte B des Jerg Schwartz für 46 fl, welcher auf das Haus Günzburger Str. 7 zieht.

1660 geht die Haushälfte an Hans Beyer, Sohn des Martin Bayer; er hat das Haus saniert, was jetzt mit 124 fl Wert veranschlagt ist. Mitte der 1660er-Jahre gehört das Haus Hans Claibers Witwe Anna. Als diese 1682 stirbt, wird ihr Erbe aufgeteilt. Es folgt noch im gleichen Jahr Lorenz Schwaiger, der Wert beträgt nun 100 fl.

1696 kauft Anthoni Walser, Spitalsknecht, die Haushälfte als Hofstatt für 25 fl. Das Gebäude muss sich in einem so schlechten Zustand befunden haben (Spätschäden des Hochwassers 1635?) dass es abgebrochen wurde und als unbebaute Hofstatt weiter verkauft wurde. 1706 wird Anthoni Walsers Witwe auf dem ganzen Haus geführt, der Wert beträgt nun 130 fl (einschl. der Hofstatt). Nach ihr kommt noch vor 1710 Caspar Walser, Maurer, Sohn des Anton Walser (ganzes Haus). 1716 kommt Matheus Walser, vermutlich Caspar Walsers Bruder, er übernimmt die Hofstatt für den Wert von 20 fl. Matheus Walser baute auf die Hofstatt nördlich ein neues Haus (Peter-Arnold-Str. 5). Da es sich steuerlich weiterhin um zwei Haushälften handelte, behielt man die Bezeichnung in den Büchern wohl bei, obwohl die Häuser jetzt keinen baulichen Zusammenhang mehr hatten. Die Behandlung des neuerbauten Hausteils erfolgt nun unter der Adresse Peter-Arnold-Str. 5.

Teil B (westl. Hälfte), später Ulmer Str. 8

Auf der westlichen Haushälfte wird 1601 Martin Clölen, Schuster, genannt. 1621 wird Hans Höllwirt Eigentümer, 1623 Georg Schwarz.

Im Steuerbuch B 88 von 1636 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.

1651 ist Georg Schwarz, Hutmacher, noch als Eigentümer geführt, die Behausung halber Teil an der Roth ist aber gestrichen, ebenso die Wertangabe. Das Haus ist scheinbar abgegangen, wohl auch im großen Hochwasser. Nach 1651 verkauft Georg Schwarz seine Haushälfte an Martin Bayr, den Nachbarn der anderen Hälfte, und erwirbt für sich das Anwesen Günzburger Str. 7. Claus Säckler erwirbt die Haushälfte samt dem Gärtlein von Martin Bayr. Er saniert das Haus oder baut diese Hälfte neu auf. Wertstellung 82 fl. 1660 wird Säckler immer noch geführt, 1682 seine Witwe.

1696 kauft Anthoni Walser, Spitalsknecht, die Haushälfte B, Wert 130 fl. Er kauft die andere Haushälfte A als Hofstatt für 25 fl. Dieses Gebäude muss sich in einem so schlechten Zustand befunden haben (Spätschäden des Hochwassers 1636?) dass es abgebrochen wurde und als unbebaute Hofstatt weiter verkauft wurde. 1706 gehört Anthoni Walsers Witwe das ganze Haus, Wert 130 fl. Nach ihr kommt noch vor 1710 Caspar Walser, Maurer, Sohn des Anton Walser (ganzes Haus). 1716 kommt Matheus Walser, vermutlich Caspar Walsers Bruder, er übernimmt die Hofstatt für den Wert von 20 fl. Matheus Walser baute auf die Hofstatt nördlich ein neues Haus (Peter-Arnold-Str. 5).

1729 ist Caspar Walser, Maurer, auf der Haushälfte B, Wert 120 fl. Caspar Walser stirbt am 05.12.1766, das Erbe wird aufgeteilt. Fidelis Fischer, Maurermeister, kauft das Anwesen zum Wert 120 fl; er war vorher auf Untere Mühlstr. 6x. Am 17.04.1789 übernimmt sein Sohn Josef Fischer, Maurer, das Haus, verkauft es aber 10 Jahre später, am 20.03.1799 an Johann Nepomuk Stigele, Hutmacher. Am 24.11.1833 übernimmt Schlenz Thomas von Weißenhorn, durch Heirat das Haus, der Schwiegervater bleibt aber weiter hier wohnhaft. 1843 sind Thomas Schlienz, Taglöhner und Nepomuk Stigele, Schrannenmesser, hier gemeldet. 1853 baut Thomas Schlienz an sein Wohnhaus im Norden eine Holzremise an.

Am 24.04.1880 wird das Haus an Bretzel Creszenz, Ökonomenstochter von Weißenhorn verkauft. Am 27.04.1899 kauft Zimmermann Johann, Malzfabrikant von Weißenhorn, das Haus als Zwischeneigentümer. Die Stadt erwarb am 07.01.1900 das Haus zur Verbreiterung der Straße und brach es ab. Daraufhin wurde eine Baulinie zur Neubebauung festgesetzt.

Neubau 1901

Der Goldarbeiter Karl Veh erwarb 1901 das Grundstück und baut hier ein neues Wohnhaus. Karl Veh blieb bis zu seinem Tod hier wohnhaft, 1948 gehört das Haus seiner Witwe Karolina Veh.

Nach deren Tod ging das Haus an den Postschaffner Johann Eberle (erstmals 1959 im Adressbuch genannt), er baute 1960 einen Abstellraum und 1974 einen Windfang an. Das Haus blieb auch nach dem Tod von Johann Eberle in Familienbesitz.

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