 
	Zollstraße 4
Das Haus wurde bis zur Verlegung der Ulmer Str. 1973 unter der Bezeichnung Ulmer Str. 4 geführt.
Im Bereich der Unteren Mühlstraße sind einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben.
Der erste Namenseintrag stammt aus dem Jahr 1475, hier wird Haintz Merck genannt. Eigentümer vor 1475 sind archivalisch nicht feststellbar. Bis 1492 erfolgt kein Eintrag mehr. Jetzt kommt Claus Velen hierher, der vorher auf Untere Mühlstraße 10 gewohnt hat. Es wird angenommen, dass Claus Ulin nach dem Hochwasser dieses Haus erwarb, es umbaute und hierher zog. Das Anwesen umfasst auch nördlich angrenzende Grundstücke, die dem späteren Gebäude Peter-Arnold-Str. 8 zuzuordnen sind.
1496 werden Claus Ulin und Peter Ulin genannt, 1502 Peter Ulin alleine. 1505 erscheint Hanns Widemann, ebenfalls 1517. Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 haben wir Marcelle Wachter, der im Steuerbuch B 84 als Martzel Schelling, Wachter, bezeichnet wird, wahrscheinlich war Wachter (Wächter) die Berufsbezeichnung. 1551 heißt es klar Marcell Schelling, Wachter. 1562 kommt sein Dochter Magdalena hinzu, 1570 wieder er alleine und 1578 wird Jörg Zelle, vielleicht ein Sohn, genannt.
Für das Jahr 1594 ist der Anbau einer weiteren Haushälfte nach Westen durch Adam Rapp, jetzt Zollstr. 6, dokumentiert. 1598 erscheint noch einmal Jörg Zelle, er wechselt auf Zollstr. 8. Christian Betz, Metzger, wird nächster Eigentümer, 1614 gehört die halbe Behausung Hans Clelin. 1617 wird Christian Hauff genannt, 1629 Adam Felber (wohl die andere Hälfte) und 1632 wieder Christian Hauf. 1636 wird Hans Mayer Matzenhofen mit einem Wert von 150 fl geführt.
Im Steuerbuch B 88 von 1636 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.
Hans Mayer war von 1614-1636 auf dem Anwesen Untere Mühlstr. 10 ansässig. Vermutlich wurde sein Haus bei dem Hochwasser so stark beschädigt, dass er auf dieses Haus hier umzog. Er wird aber noch als Eigentümer der Hofstätten UM10 genannt. Nach 1636 kauft Hans [Maier] Mazenhofer jun. die andere Hälfte hinzu, ihm gehört jetzt die ganze Behausung.
Eine Hungersnot im Jahr 1634, eine Pestepidemie 1635 und ein Hochwasser um 1636 führte im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen im Rahmen des 30-jährigen Krieges in unserem Gebiet zu großen Zerstörungen und zu Armut. Insgesamt konnten 32 Haushalte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und kamen in die Gant (Privatinsolvenz mit Versteigerung). In zwei großen Gantprozessen am 06.08.1637 und am 21.07.1639 wurde das Eigentum liquidiert, so auch dieses Haus. Hans Mayer Matzenhofers Witwe wird 1648 hier genannt, sie bleibt auf dem
westlichen Teil, Wert 56 fl, und verkauft die andere Hälfte an die Stadt, sie gehört jetzt einem Sonderlehen.
Von 1651 bis 1688 gehört dem Eschay (Flurschützen) Jacob Paur das Haus, danach bis 1716 dem Maurer Bartle Kugler. Der folgende Strumpfwirker Mathes Vogt bleibt nur kurz, Ende der 1710er-Jahre besitzt Michael Stegmann das Haus. Ca. 50 Jahre später übernimmt sein Sohn Johannes Stegmann, Taglöhner, das Haus, der auch noch 1786 im Einwohnerverzeichnis steht. Am 22.08.1800 kauft Bernhard Fuchs das Haus. Die bauliche Einheit der beiden Haushälften muss geändert worden sein, denn im Urkataster 1823 sind 2 unterschiedliche Gebäude eingetragen. Es wird vermutet, dass der östliche Teil (Zollstr. 4) bestehen blieb und der westliche Teil (Zollstr. 6) nach 1717 abgebrochen und durch einen selbstständigen Neubau ersetzt wurde.
Dem Waffenschmied Bernhard (a.a.O. gelesen Leonhard) Fuchs gehört das Haus bis zum 04.10.1834, als der Maurer Mathias Uhl durch Heirat neuer Eigentümer wird. 1837 möchte Math. Uhl sein bisher einstöckiges Wohnhaus Nr. 98 zweistöckig umbauen und nach Osten erweitern. Hierzu hat er von seinem Nachbarn Martin Glassenhardt einen Teil dessen Garten (30′ lang und 17′ breit) erworben. Das neue Haus soll eine Länge von 47-48′ und eine Breite von 27′ erhalten. Der Bau ist aber offenbar nicht ausgeführt worden, da im Kataster kein Eintrag zu finden ist und auch in den Katasterplänen bis 1893 ff kein Bau eingetragen ist.

Am 14.03.1857 ist Mathias Uhl gestorben. Seine Witwe übernimmt das Haus und heiratet 14 Tage später am 02.04.1857 Moritz Bauer. 1857 ist eine Margarete Baur eingetragen und am 17.08.1882 heiratet der Sohn Johann Baur, Weber, Theres Schneider und übernimmt den Besitz. 1890 baut Johann Baur noch einen neuen Stadel.
Neubau um 1900
Nach den Katasterdarstellungen wurde das alte Haus um 1900 abgebrochen und durch den Neubau eines landw. Anwesens ersetzt. Genauere Angaben sind nicht verfügbar, weil es aus dieser Zeit keine Bauverzeichnisse gibt. 1906 steht Joh. Bapt. Baur, Ökonom, im Einwohnerverzeichnis. Ab 1922 wird Johann Baur genannt, dieser erbaut 1932 eine neue Remise mit Heubühne. Der Nachbar Bolkart (GZ21a) erhebt Einspruch, weil sein Fenster verbaut würde. Nach Einschaltung des Bezirksamts wird der Bau um 50 cm verkürzt, woraufhin Bolkart den Einspruch zurückzieht.
1948 ist der Landwirt Anton Baur, Landwirt, wohl der Sohn, als Eigentümer geführt.

1961 erweitert er auf dem Grundstück Peter-Arnold-Str. 8 seinen Stadel und baut eine Garage. 1965 wird der Dachstuhl und die nördliche Umfassungswand erneuert. Ab 1968 trägt Baur die Berufsbezeichnung Säger. 1977 baut er weiter Garagen auf PA08 hinzu. Bis 1997 ist Anton Baur hier verzeichnet, 2015 gefolgt von Anna Sauter.

 
	
	 
	
			
			

