
Obere Mühlstr. 1
Bei dem Grundstück handelt es sich um einen schmalen Streifen östlich der Oberen Mühlstr. unterhalb des Hanges der Bebauung in der Memmiger Str. Besonders über die Nutzung der kleinen Grünfläche an der Einmündung in die Illerberger Str. gab es im 19. Jhdt. einige Auseinandersetzungen.
Seit ca. 1824 gehörte das Haus Obere Mühlstr. 2 dem Schneidermeister Johann Waidhofer. Auf seinen Antrag im Jahr 1847 hin erhielt er die auf der gegenüberliegenden Straßenseite Communalfläche gegen einen Grundzins als Lager für Brennmaterial zur Nutzung. Ihm gehörte schon ein südlich angrenzender Stadel dort.


1848 kaufte der Zimmermeister Valentin Gaiser aus Grafertshofen das Grundstück Illerberger Str. 1 und errichtete dort ein Wohnhaus mit Werkstatt. Gaiser beantragte, die vor seinem neu erkauften Anwesen gelegene Fläche zu einem Wurzgarten nutzen zu dürfen. Mit Weidhofer hatte sich Gaiser geeinigt, dass dieser einen Teil der Fläche als Brennholzlager behalten könne. Der Magistrat entsprach daher diesem Antrag.
Nachdem der Schneider Weidhofer 1861 gestorben war, fragte Josef Wersing als Nachfolger des Valentin Gaiser im Anwesen Illerberger Str. 1 bei der Stadt an, den Weidhoferschen Teil des Gemeindegrundes auch zu erwerben, um seinen Garten zu vergrößern und die Holzstapel des Weidhofer nicht mehr vor seinem Fenster zu haben.
Der Müller Ludwig Eberle aus Grafertshofen hatte aber das Weidhofersche Haus OM02 gekauft und möchte diesen Grundstücksteil weiter pachten, was ihm der Magistrat auch zugestand.
1872 starb Ludwig Eberle, seine Witwe Franziska hatte keinen Bedarf mehr an dieser Fläche und der Magistrat vergab die Fläche an den Sattler Pankraz Schlafer.
Die Familie Schlafer ist mind. seit 1806 in Weißenhorn als Sattler auf dem Haus Hauptstr. 15 ansässig. Möglicherweise wurde der ursprüngl. Stadel bereits von Schlafer gebaut, da auf dem Grundstück in der Hauptstr. kein Platz für ein Lagergebäude war. Pankraz Schlafer vertauschte am 08.03.1855 sein neuerbautes Haus HS15 gegen das Haus Martin-Kuen-Str. 3.
1874 stellte Schlafer einen Bauantrag zum Anbau an sein Ökonomiegebäude in Fachwerkbauweise.

Um 1890 erwarb Schlafer auch ein Grundstück mit in der Herzog-Georg-Str. 18, auf dem er 1895 einen Stadel mit Dunglege errichtete.
Am 04.09.1897 verplichtete sich der Sattlermeister Hermann Schlafer gegenüber der Gemeinde, die Gartenmauer gegenüber dem Gastwirt Stiefel (MM04) bis zum Herbst 1897 neu aufzuführen. Er kam dieser Verpflichtung bis 1904 jedoch nicht nach, worauf sich Stiefel beim Magistrat beschwerte. Der Magistrat wies Schlafer auf diese Verpflichtung hin und Schlafer baute die Mauer bis zum Nov. 1904. Im gleichen Jahr mauerte Schlafer das Fachwerk seines Stadels massiv aus.
Schlafer starb vermutlich 1921, denn am 26.01.1921 ging der Besitz zu gleichen Teilen an seine Töchter Therese und Magdalena Schlafer über1. Der Stadel in der oberen Mühlstraße wurde an den Kaufmann Nägele zur Lagerung von Seegras verpachtet.
Therese Schlafer beschwerte sich 1925, dass Kaufmann Schmöller (MM04) und Buchbinder Hamberger (MM06) den Weg an ihrem Stadel aufgefüllt hätten, so dass der Luftzug durch den Stadel, in dem der Pächter Seegras lagere, unterbunden sei. Schmöller und Nägele wurden von der Stadt aufgefordert, den Weg wieder instandzusetzen.
Im Jahr 1930 erneuerte Auguste Wörsing, IL01, ihren Gartenzaun, um fremde Schuttablagerungen auf ihrem Grundstück zu verhindern. Mit den Geschw. Schlafer einigte sie sich darauf, den Zaun so zu führen, dass Schlafer weiterhin zu ihrem Stadel gelangen können.
1948 wird das Gebäude von Walter Loderer als Garage genutzt.

Das Gebäude wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt Ende der 60er-Jahre durch einen massiven Neubau ersetzt. Ein Bauantrag konnte noch nicht zugeordnet werden. Auf einem Luftbild 1971 ist bereits der Neubau zu sehen.

- Therese Schlafer heiratete einen Josef Jehle. Zusammen erbauten sie 1935 das Wohnhaus Herzog-Georg-Str. 18. Sie bauten das Anwesen durch Umbau des Stalles, eine Edeldüngerhütte und einen Wagenschuppen bis 1937 zu einer vollwertigen Landwirtschaft aus. ↩︎

