
Stadt- und TSV-Halle
Die Anfang des 19. Jhdt. erwachende Turnerbewegung erreichte natürlich auch Weißenhorn. Auf Initiative des Goldarbeiters Nikolaus Kurz wurde am 10.11.1847 in Weißenhorn ein Turnverein gegründet. Auch die Stadt unterstützte den Turner-Gedanken und beschloss am 09.03.1849 die Einrichtung einer Turnschule. Als Übungsstätte wählte man den Grabenbereich vor der nördlichen Stadtmauer, der ja schon für den Maulbeergarten aufgefüllt worden war. Mit Einsetzen der Bebauung in der Bahnhofstraße ab 1878 wurde der Turngarten etwas nach Westen verschoben. Die Bauplätze verkauften sich schlecht, erst zwischen 1905 und 1909 wurden die Grundstücke Bahnhofstr. 3-7 erbaut. Bis dahin bestand hier der Turngarten, der auf zeitgenössischen Zeichnungen und Fotos dokumentiert ist. Nach dem Verkauf der Grundstücke um 1904 wurde ein neuer Turnplatz beim „Volksbad“ eingerichtet. Diese Fläche wird heute noch ‚Turnerwiese‘ genannt.
Die Stadthalle
Bei den Beratungen einer Vereinsversammlung im „Rößle“, seit 1864 Vereinslokal des TSV, wurde 1894 erstmals der Wunsch nach einem geeigneten Übungsraum in Form einer vereinseigenen Turnhalle laut. Die Mittel zur Schaffung eines finanziellen Grundstocks wurden aus Einnahmen für Varieteveranstaltungen im Stadttheater, Unterhaltungsabenden und turnerischen Aufführungen geschöpft. Auch freiwillige Spenden und Stiftungen, einige sogar als letztwillige Verfügung, flossen diesem Grundstock zu. Immer lauter wurde der Ruf nach einer Turnhalle. Die unerschöpfliche Erfindungsgabe der Mitglieder in der Durchführung gesellschaftlicher Veranstaltungen und ihrer Beharrlichkeit in der Überwindung sich bietender Schwierigkeiten ließen den Turnhallenbaufonds anwachsen.1
Der Turnverein errichtete schließlich im Jahre 1907 auf dem von den städtischen Collegien bestimmten Platz an der westlichen Promenade eine Turnhalle. Diese ging sofort nach ihrer Erbauung in das Eigentum der Stadtgemeinde über. Die vertraglichen Vereinbarungen sprechen dem Turnverein für alle Zeiten unbeschränktes Recht auf unentgeltliche Benützung zu.
Mittlerweile hatte die Turnerbewegung so an Eigendynamik gewonnen, dass auch der Stadtmagistrat sich diesen Gedanken öffnete und am 07.12.1906 beschloss: ‚Der Magistrat erkennt das Bedürfnis nach einem größeren Saalbau, in welchem die Turnhalle untergebracht werden kann, an und sollen hiewegen die nothwendigen Vorarbeiten durch den Magistrat besorgt werden‚. Am 20.08.1907 beschloss der Magistrat nach einem Ortstermin, die neue Turnhalle gegenüber dem Volksbad an der westl. Promenade zu errichten. Der Turnverein errichtete schließlich im Jahre 1907 auf dem von den städtischen Collegien bestimmten Platz an der westlichen Promenade eine Turnhalle. Diese ging sofort nach ihrer Erbauung in das Eigentum der Stadtgemeinde über. Die vertraglichen Vereinbarungen sprachen dem Turnverein für alle Zeiten unbeschränktes Recht auf unentgeltliche Benützung zu.
Die Stadt übernahm die Verzinsung des veranschlagten Kapitals von 16.000 M auf die Dauer von 20 Jahren. Die Finanzierung erfolgte außerdem über Anteilscheine, die von den Bürgern gezeichnet werden konnten und 1920 zur Rückzahlung fällig wurden.

Der Neubau der Turnhalle wurde am 07.11.1907 vom Bezirksamt genehmigt. Auf Gesuch des Turnvereins wurde die neu erbaute Turnhalle für 384,08 RM gleich mit elektrischem Licht ausgestattet. Vom 20.-21.06.1908 wurde die Stadthalle im Rahmen eines Gauturnfestes eingeweiht. Die Schlussrechnung des Turnhallenbaus schloss mit 17.950 RM und 88,35 RM für die Beleuchtung ab.



Am 20.11.1908 beschloss der Magistrat, die neue Turnhalle auch an hiesige Gastwirte für Feierlichkeiten zu überlassen. Im Jahr 1911 wurde daher ein Anbau für Küche und Garderobe vorgenommen.
Während des I. Weltkriegs wurde die Turnhalle als Lazarett eingerichtet. Am 31.12.1918 wurde dieses Vereinslazarett aufgelöst.




1922 wurde die Turnhalle durch Malermeister Haberes für 3311 RM renoviert. Die Ufer der Nebenroth wurde 1926 im Zuge der Regulierung der Roth mit Faschinen befestigt. 1930 wurde die Stadthalle auch innen renoviert.
Von 1936-1952 wurde die Stadthalle auch für Filmvorführungen benutzt. Hierzu wurde durch den Illertisser Lichtspielbesitzer Ludwig Kassenetter ein Filmvorführraum eingebaut. Die Filmvorführungen fanden hier bis zum Neubau des Kinos in der Kaiser-Karl-Str. 28 statt.
Während der Zeit des ‚Dritten Reiches‘ wurde die Stadthalle von der Gefolgschaft des Lufttanklagers im Eschach als Wehrbetreuungshalle vereinnahmt. Schon 1937 war die Bühne umgebaut worden. Auf Druck der NSDAP beschloss der Stadtrat, für etwaige religiöse Veranstaltungen die städt. Gebäude (insbes. die Turnhalle) nicht zur Verfügung zu stellen. Die Führung des LTL störte sich an der Gestaltung der Halle und hielt diese für unzweckmäßig. So gab der Stadtrat der militärischen Einrichtung am 15.03.1942 freie Hand zur Umgestaltung. Im Tätigkeitsbericht 1944 brüstet sich der Dienststellenleiter mit dem Ergebnis.



Die Soldaten veranstalteten aber auch eine Weihnachtsfeier, für die sie Spielzeug für die Kinder bastelten.
Nach dem II. Weltkrieg wurde im Jahr 1945 das Inventar der Stadthalle von der amerikanischen Besatzungsmacht nach Neu-Ulm mitgenommen. Der Stadtrat versuchte, die Gegenstände beim Truppenabzug wieder zurückzubekommen. Die Stadthalle wurde den politischen Parteien gegen Übernahme der Heizungs- und Reinigungskosten zur Verfügung gestellt. Auch für Filmvorführungen sollte die Stadthalle wieder zur Verfügung gestellt werden.
Zunächst allerdings wurde die Stadthalle als Notunterkunft für die vielen Flüchtlinge benötigt. Am 06.11.1946 wurde die Halle von Flüchtlingen geräumt. Für die Halle wurden 100 Holzstühle und 300 Klappstühle gekauft.
1964 wurde in die Stadthalle eine Zentral-Warmluftheizungsanlage eingebaut.
Im Jahre 1975 erfolgte in Zusammenarbeit mit dem TSV eine völlige Renovierung und Erweiterung der alten Halle. Der Anbau von 1954 wurde zum Geräteraum und Stuhllager. Die Küche wurde in den Südteil des Gebäudes verlegt, modernisiert und zeitgemäß mit neuen Möbeln und technischen Geräten ausgestattet. Auf der Nordseite wurden ein Sportlereingang sowie sanitäre Anlagen und Umkleideräume angebaut. Die TSV-Halle bekam eine neue Holzverkleidung, Heizung und Elektroinstallation. Zwischen Stadt- und TSV-Halle wurde eine verschiebbare Trennwand eingebaut. Für Veranstaltungen entstand an der Ostseite eine großzügige neue Eingangshalle, die wiederum nach der Erbauung in das Eigentum der Stadt überging. Die Stadthalle erhielt neue Fenster und einen neuen Außenanstrich.
Hierfür wurde das ‚Volksbad‘, was seit 1969 nicht mehr in Betrieb war, abgebrochen.





1990 wurde die Stadthalle auch innen renoviert. Hierbei wurde ein Parkettboden an Stelle des alten Bretterbodens eingebaut und die Trennwand zur TSV-Halle erneuert. Der Innenraum wurde wieder in die bauzeitliche Fassung zurückversetzt und die rustikale Gestaltung aus der NS-Zeit überstrichen.




Im Zuge der Altstadtsanierung wurde 2001 der Eingang zum Foyer neu gestaltet und die schweren Betontröge entfernt. Der Eingang erhielt eine Rampe für Rollstuhlfahrer und wurde mit einer Ornamentplatte mit den ‚drei F‘ des Turnvaters Jahn, ‚frisch, fromm, fröhlich, frei‘ betont.






Die Nutzung der Stadthalle als Veranstaltungsraum und der TSV-Halle als Sportstätte brachte immer mehr Probleme, da sich die Nutzungen gegenseitig behinderten. Als sich der Stadt die Möglichkeit bot, bei der Realschule eine neue Mehrzweckhalle zu bauen, wurde die Trennwand zwischen den Hallen wieder vermauert.
Die TSV-Halle
Im Jahr 1932 reifte im TSV Weißenhorn der Wunsch nach einer eigenen, größeren Vereinssporthalle. Der Verein machte sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort.
Die Stadt Weißenhorn hatte am 20.02.1931 die sog. ‚Kling’schen Hallen‘ der Fa. Kling in der Maria-Theresia-Str. 8-16 wegen der finanziellen Probleme dieser Firma für 22.033 RM gekauft. Anschließend versuchte die Stadt, die Gebäulichkeiten sinnvoll zu verwenden bzw. zu veräußern. Unter anderem zeigte auch der TSV an Teilen der Gebäude Interesse. Die Stadt überließ dem TSV am 03.03.1933 eine Halle kostenfrei. Der TSV musste aber schon im Sommer die Halle wieder räumen, um den hiesigen SA-Stürmern Platz zu machen, wogegen sich der Verein erfolglos beschwerte. (siehe hierzu eigener Artikel).
Der TSV betrieb daher das Projekt eines eigenen Sporthallenbaus weiter. Die Entwicklung der einzelnen Abteilungen drängte zu Beginn der 30er Jahre zum Bau einer neuen Halle. Und schließlich konnte Vorstand Anton Laupheimer mit Unterstützung der Stadtverwaltung und dank materieller und finanzieller Beihilfen den Lieblingsplan seines verstorbenen Vorgängers verwirklichen. Wiederum wurde Architekt Schüler mit der Planung beauftragt. Dieser legte am 18.05.1933 ein Projekt über einen Sporthallenanbau an die Turnhalle vor. Der Plan sah einen Anbau auf der Südseite mit Überbauung der Nebenroth vor. Am 09.06.1933 stimmte der Stadtrat dem Projekt zu. Nutzholz und Kies wurden aus dem städt. Besitz bis max 3.000 RM unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Nach der Baugenehmigung und der Klärung der Finanzierung konnte der erste Spatenstich am 31.8.1933 erfolgen. Bereits am 16. Oktober war Aufrichtsschmaus und ein Jahr später, am 25. und 26. August 1934, konnte die neue Halle als Anbau an die alte Turn- und nunmehrige Stadthalle ihrer Bestimmung übergeben werden. In der Chronik.ist zu lesen: „Einen festlichen Höhepunkt und Abschluß eines opferfreudigen, eifrigen Schaffens in den Reihen unseres Turnvereins bildete die feierliche Übergabe der neugeschaffenen Turnhalle der künftigen sportlichen Tätigkeit. Mühe und Arbeit des letzten Halbjahres ließen ein Werk und einen Bau erstehen, der nicht nur dem Turnverein, sondern auch unserem Städtchen selbst zur Ehre gereicht.“2 Am 02.03.1934 wurde das Grundstück an den TSV verkauft.


Unter den Vorständen Alfons Laupheimer und Karl Happle wurde im Jahre 1954 die bereits bestehende TSV-Halle auf der Südseite durch den Anbau eines Gymnastikraumes erweitert.



Im Sommer 1985 ließ der TSV das Turnhallendach isolieren und neu eingedecken.
Die TSV-Halle wurde viel Jahre lang von der Städtischen Realschule und der Förderschule bis zum Bau der Fuggerhalle 2014 genutzt.
2008 wurde ein neuer Geräte- und Gymnastikraum angebaut.




