Schulen, Kindergärten, Bildung,  Stadtentwicklung

Grundschule Süd – Reichenbacher Str. 26

Lageplan

Das Grundstück für die Schule wurde bereits 1926 gekauft. Gebaut wurde die Schule aber erst 1961.

Das Grundstück an der Reichenbacher Straße

Am 22.11.1904 kaufte die Stadt Weißenhorn einen Acker an der Biberachzellerstraße (heute Reichenbacher Str., Fl.Nr. 2111 alt) mit 8100 m² von dem Posthalter Herrn Bachthaler in Weißenhorn für 3555 M. Hiermit wurde dieser für die Stadtentwicklung wichtige Bereich schon einmal grundsätzlich gesichert. Das Grundstück wurde seit 1905 als Krautgärten genutzt.

Im Bereich der Einmündung Röslestr. / Reichenbacher Str. betrieb die Gemeinde Oberhausen seit nicht dokumentierter Zeit eine Kiesgrube für ihren Straßen- und Wegebau. Im Jahr 1910 war die Grube offenbar wirtschaftlich ausgebeutet. Die Gemeinde suchte das Grundstück zu verkaufen und bot es der Stadt zum Kauf an. Die Stadt erklärte sich zum Kauf bereit, wollte aber nur 5000 M zahlen. Ein Gutachten stellte den Wert mit 5500 M fest. Dennoch war dies der Gemeinde Oberhausen zu wenig. Sie fand mit den Gebr. Molfenter einen Käufer, der mehr zahlte (Kaufpreis unbekannt). Im Oktober 1910 stellen die Gebr. Molfenter einen Antrag auf Ausweisung einer Baulinie. Sie stellen am 29.09.1911 auch einen Antrag auf Kauf des angrenzenden gemeindl. Grundstücks 2111, der vom Stadtrat abgewiesen wurde.

Am 29.11.1911 legten die Gebr. Molfenter einen von Baumeister Gaiser gefertigten Baulinienplan zur Genehmigung vor. Am 07.12.1911 setzte der Stadtrat die Baulinie wunschgemäß fest und das Bezirksamt genehmigte die Baulinie am 18.01.1912.

Für die Stadtratssitzung am 07.06.1912 legten die Gebr. Molfenter einen Plan für ein Wohnhaus vor. Dieser Bauplan wurde aber nicht verwirklicht. Er ist im Bauantragsverzeichnis nicht gelistet, kam folglich gar nicht ins Verfahren. Die Gebr. Molfenter haben das Grundstück nicht bebaut, sondern an den Baumeister Luitpold Gaiser verkauft, der spätestens 1923 hier als Eigentümer genannt ist.

Im Jahr 1922 wurde die Reichenbacher Str. ausgebaut. Hierzu war ein Eingriff in die anliegenden Grundstücke erforderlich. Die Stadt forderte die Pächter der Krautgärten am 12.05.1922 auf, ihre Zäune entsprechend anzupassen und ordnete den städt. Zimmermann zu diesen Arbeiten ab. Die Fam. Gaiser trat unentgeltlich Grund zum Straßenbau ab und erhielt hierfür die Bestätigung des dauernden Bestands der Baulinie.

Vorausschauend setzte die Stadt 1924 in ihrem ersten Generalbaulinienplan [Planfertiger Arch. Hansen, München] (Vorläufer des heutigen Flächennutzungsplans) eine Fläche an der Reichenbacher Straße für einen Schulhausneubau fest. Auch in die Fortschreibung des Generalbaulinienplanes 1938 [Landbauamt Augsburg] wurde dieser Standort, mit größer Fläche, aufgenommen.

Die Grundstücke Fl.Nr. 2110 a+b an der Reichenbacher Str. wurden mit Beschluss vom 12.11.1926 für einen Schulhausneubau von Luitpold und Josefa Gaiser für 16.000 RM gekauft. Die Flächen wurden zunächst als Kleingärten verpachtet. Am 12.06.1959 wurde die sog. ‚Seb.-Engelhart-Kolonie‘ aufgelöst.

Planung für schulische Nutzung

Schon Anfang der 20er-Jahre zeichnete sich ab, dass das bestehende Schulgebäude Schulstr. 7 mit 6 Klassenräumen die steigenden Schülerzahlen trotz Klassenstärken um die 60 Schüler/Klasse nicht aufnehmen könne.

Das Bezirksamt Neu-Ulm regte am 21.09.1923 den Neubau eines Schulhauses und den Einbau von Wohnungen in das alte Schulhaus an. Vor einer Entscheidung über einen Schulneubau sollte nach Ansicht des Stadtrates aber erst die Entwicklung der Währungsverhältnisse abgewartet werden. Da sich die wirtschaftlichen Verhältnisse Ende der 20er-Jahre aber nicht besserten, war an einen Schulneubau nicht zu denken.

Erst am 11.09.1936 beriet man wieder über einen Schulhausneubau an der Reichenbacher Str. Architekt Huf, der schon mehrere Vorhaben in Weißenhorn geplant hatte, legte am 07.10.1938 auch einen Entwurf für ein neues Schulhaus vor, der leider nicht überliefert wurde. Der beginnende zweite Weltkrieg beendete aber 1939 alle Planungsarbeiten.

Schulhausneubau

Nach dem Ende des Krieges stellte man am 30.08.1946 fest, da mittlerweile über 500 schulpflichtige Kinder in der Stadt seien, werde ein weiteres Schulgebäude erforderlich. Am 26.10.1951 wurde beschlossen, mit Planungsarbeiten für ein neues Volksschulgebäude zu beginnen. Die Leitung der Volksschule regte einen Architektenwettbewerb für den Schulhausneubau an. Der BM stellte am 09.09.1955 den Finanzierungsplan für den Schulhausneubau vor. Hiernach werden 75.000 DM Staatszuschuss erwartet, 150.000 DM aus Aktienverkauf (E-Werk) und 300.000 DM Kreditaufnahme, zus. 525.000 DM.

Die Regierung v. Schwaben forderte am 02.09.1959, eine Entscheidung über den Bau einer neuen Volksschule bis 01.11.1959 zu treffen. Es folgte ein einstimmiger Beschluss zum Neubau.

So schnell ging es jetzt aber doch nicht. Der damals als Schulplaner bekannte Architekt Strohmayer aus Stadtbergen gab ein Angebot über einen Vorentwurf ab, für den er 18.000 DM verlangte, wenn der Planungsauftrag an ein anderes Büro ginge. Die Leitung der Volksschule und die Stadträte Happle und Heinle befürworteten einen Wettbewerb. Eine Entscheidung wurde nicht getroffen, zuerst wollte man auf einer Tagfahrt am 09.11.1959 eine Informationsfahrt zu Schulneubauten durchführen. Die Regierung legte am 22.01.1960 das Raumprogramm für die Schule fest und empfahl die Architekten Ruf, Mindelheim, und Strohmayer, Stadtbergen.

Am 06.05.1960 erhielt Architekt Strohmayer den Planungsauftrag in Arbeitsgemeinschaft mit Arch. Sapper aus Weißenhorn. Schon am 06.07.1960 stellte Arch. Strohmayer den Entwurf für die Schule vor. Auf dem Bauplatz sei auch die Erbauung einer neuen Realschule sowie einer Schwimmhalle möglich. Der Stadtrat hielt die vorgeschlagene Stellung der Realschule aber nicht für glücklich und wünschte eine weitere Variante. Nach eingehender Diskussion über die von Arch. Strohmayer vorgestellten Alternativen wurde am 22.07.1960 einstimmig beschlossen, das Projekt 1 (Turnhalle an der Nord-West-Ecke) weiter zu verfolgen.

Die Flure sollen nur 3 m breit werden. Mit dem südl. angrenzenden Nachbarn sollen Grunderwerbsverhandlungen geführt werden. Außerdem sollen Probelöcher gegraben werden. Am 03.08.1960 besichtigte man die Volksschule Schwabmünchen, anschließend erhielt Arch. Strohmayer den Auftrag, den Bauantrag zu fertigen. Diesen legte er am 29.08.1960 vor und ergänzte ihn noch durch ein Modell.

Der endgültige Finanzierungsplan des Volksschulneubaus lautete: 2,2 Mio. DM Baukosten, 140.000 DM Zuschüsse, 825.000 DM Kredite und 450.000 DM Staatszuschussdarlehen. Am 25.11.1960 erfolgte die Vergabe der Bauarbeiten nach einem VOB-Verfahren an die Fa. Ihle, Vöhringen, zu 413.937 DM. Wegen der Vergabe der Bauarbeiten an eine auswärtige Firma wurden in der Bevölkerung viele ungerechtfertigte Vorwürfe gegen den BM erhoben. Die SPD-Fraktion verwahrte sich gegen diese Diffamierungen und drohte einen Austritt aus dem Stadtrat an. BM Huber gab den Vorsitz des Stadtrats vorübergehend an den 2. BM Dr. Rauth ab.

In Zusammenarbeit mit der Stadt, der Regierung, der Schulaufsicht, der Oberrealschule, der Volksschule und dem Architekten wurde ein neuer Lageplan für die Gebäude unter Berücksichtigung des Neubaus der Oberrealschule entwickelt und vom SR am 05.12.1960 mit 10:3 beschlossen.

Die Grundsteinlegung fand schon 1960 im Rahmen der 800-Jahr-Feier statt. Im Frühjahr 1961 wurde mit dem Bau begonnen und am 31.07.1961 fand das Richtfest statt.

Die Einhaltung der VOB war öfters ein Diskussionspunkt im Stadtrat, da einige Stadträte öffentlich erklärt hatten, man könne auch bei 10% Unterschied noch den örtlichen Firmen Aufträge erteilen. Dies gipfelte darin, dass zu der ordnungsgemäß geladenen Sitzung am 07.02.1962 zu wenig Stadträte kamen, so dass der Ausschuss nicht beschlussfähig war. Dies verärgerte BM Huber sehr. Auf der Tagesordnung standen mehrere Gewerke zum Bau der Volksschule, die nun so nicht vergeben werden konnten. Das geschah dann erst am 16.03.1962.

Am 12.01.1963 wurde die Schule offiziell eingeweiht.

Durch den Fortfall der Oberrealschule, die Verschiebung der Turnhalle und den Verkehrsgarten wuchsen die Flächen der Außenanlagen von 700 auf 3000 m² an, was erhebliche Mehrkosten verursachte. Die Stadt warf dem Architekten vor, nicht früh genug informiert zu haben, dieser konterte, man habe die Flächen ja nicht brach liegen lassen können. Die Baukosten stiegen von 1,416 Mio. auf 1,518 Mio. DM.

1965 wurde eine Fahrradhalle bei der Grundschule errichtet. Am 20.11.1965 wurde auch die neue Turnhalle der Volksschule ihrer Bestimmung übergeben.

Doch schon 1965 stellte sich die Schule als zu klein dar. Durch Gastschüler und das einzuführende 9. Schuljahr entstünde ein Bedarf von bis zu 7 Schulräumen. Auf Antrag der Schulleitung sollte eine Erweiterungsplanung erfolgen. BM Baur hielt die vorherige Aufstellung eines Bedarfsplanes für erforderlich und schlug die Gründung eines Schulverbandes vor.

Die Sonderschule für Lernbehinderte begann im September 1966 mit einer Klasse im Kellergeschoß der neuen Volksschule an der Reichenbacher Straße. Ein Jahr später wurde diese Sonderschule in der Schulstraße 7 untergebracht.

Der Kunsthändler Ruths aus Weißenhorn wollte der Stadt Anfang 1969 eine Stahlplastik des spanischen Bildhauers Pablo Serrano schenken und hatte diese auf dem Platz vor der Grundschule aufstellen lassen. Der Stadtrat war sich uneinig, ob die abstrakte Plastik für Grundschüler verständlich sei. Man einigte sich darauf, das Kunstwerk eine Zeit lang stehen zu lassen um zu erfahren, wie die Bevölkerung reagiere, bevor der SR eine endgültige Entscheidung treffe. Man beschloss daraufhin, den Leiter des Ulmer Museums, Dr. Herrmann Pée und den Ulmer Kunstsammler Dr. Kurt Fried um eine Stellungnahme zur Qualität der Arbeit zu bitten.

Gegen die Aufstellung der Plastik von Pablo Serrano wurden von vielen Seiten Bedenken formuliert. Der Elternbeirat lehnte die Aufstellung ab, die Schulleitung gab keine Stellungnahme ab, da es sich um eine Geschmacksfrage handle. SR Horber fürchtete einen Missbrauch als Kletterobjekt und sah hierbei Gefahren durch scharfe Kanten. Auch wolle man den Vorplatz wegen der zu erwartenden Erweiterung nicht einschränken. Die Gutachten hätten ein positives und ein negatives Ergebnis gehabt. Mit 16:1 Stimmen wurde die Aufstellung abgelehnt.

Die Plastik wurde dann vor dem Haus des Notar Heinz Hübner, Reichenbacher Str. 66 aufgestellt und zu einem unbekannten Zeitpunkt wieder entfernt.

1969 wurde auch der Ausbau der Kleinschwimmhalle beantragt. Im Februar 1972 konnte die Kleinschwimmhalle im Kellergeschoss der Volksschulturnhalle an der Reichenbacher Straße fertiggestellt und eröffnet werden.

Die Schulbussituation vor der Grundschule verursachte immer wieder größere Diskussionen und Beschwerden. Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Schüler von ihren Eltern zur Schule gebracht (sog. Elterntaxis), die keine Rücksicht auf die Schulbusse nahmen und diese behinderten. Mehrere Planer wurden mit Ideen zur Lösung des Problems gefragt. Eine Abhilfe brachte dann endlich die Anlage eines weiteren Parkplatzes in der Schubertstraße und der Umbau der Busspur nach Plänen des Stadtbauamtes 1994.

Schon im Jahr 1996 war die Schülerzahl in der Grundschule Süd, damals der einzigen in der Stadt, so groß, dass diese nicht mehr im Gebäude untergebracht werden konnten. Man behalf sich 1996-99 zunächst, indem man Klassen in die Hauptschule oder die Realschule auslagerte. 1998-2000 wurde die Grundschule Nord gebaut. Hierzu wurde die Stadt in zwei Schulsprengel unterteilt.

2007 wurde die Grundschule Süd brandschutztechnisch ertüchtigt.

2018 wurden Container für die Mittagsbetreuung aufgestellt.

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