Der Schlossplatz – Herrschaftsbereich in der Stadt
17. Dezember 2021/No Comments
Den Schlossplatz als eigene, offzielle Straßenbezeichnung gibt es erst seit dem Ausbau des Platzes 2016. Vorher gehörte die Fläche zum Kirchplatz, wurde im Volksmund aber immer schon als Schlossplatz bezeichnet. Der Platz setzt sich hinsichtlich seiner Gestaltung deutlich von der Altstadt ab. Wir verstehen hier den Schlossplatz als Herrschaftsbereich und möchten diesen darstellen. Lageplan
Die Geschichte des Schlossplatzes folgt im wesentlichen der Geschichte des Kirchplatzes. Der Platz war immer schon der Herrschaft gehörig und daher von den übrigen Straßen abgegrenzt. Wie diese Abgrenzung ausgesehen hat ist nicht bekannt, es gibt keine zeitgenössische Darstellung. Erstmals ist das Gelände im Urkataster 1823 dargestellt. Hier sind auch die Mauern und Zäune eingetragen, so dass wir das Gelände eindeutig definieren können.
Zum Herrschaftsbereich gehörten neben dem Neuffen- und Fuggerschloss mit Verbindungsbau das Bräuhaus (Hs.Nr. 2), die Fronfeste (Hs.Nr. 47), zwei weitere Nebengebäude, der Schlosshof, der Schlossgarten im Süden und der Schlossweiher im ehem. Stadtgraben. Die Gebäude sind in eigenen Artikeln behandelt.
Inhalt
Der Schlossgarten
Der Schlossgarten entstand erst im Rahmen der Barockisierung der Schlösser. Auf der Stadtansicht von 1555 ist deutlich die Stadtmauer zu sehen, auf der das Fuggerschloss und der Mittelbau aufsitzen. Die vorgelagerte Zwingermauer ist vollständig, der Zwischenraum bis auf das bezeichnete ‘Wildbad’ unbebaut.
1689/90 wurden an den Mittelbau die sog. ‘Fürstenzimmer’ angebaut (dendrochron. datiert). Mit diesem Bau begann die Barockisierung der Schlösser, die sich in Etappen bis ca. 1750 hinzog. Der Anbau griff über die bisherige Südgrenze der Gebäude hinaus und sogar über die Zwingermauer. Deren Mauerreste wurden bei der Sanierung der Schlösser freigelegt und im UG dauerhaft sichtbar erhalten. Die Fundamentsohle des Anbaus konnte nicht ergraben werden, sie liegt deutlich tiefer als das jetzige UG.
Es ist nicht überliefert, wann die heute noch sichtbare ca. 10 m breite Bastion gebaut wurde, die wir heute (fälschlicherweise) als Stadtmauer bezeichnen. Es handelt sich um eine Stützmauer mit Stilelementen barocker Festungsarchitektur, die angelegt wurde, um auf der Höhe des oberen Geländes einen barocken Ziergarten anlegen können, der in der Katasterzeichnung auch schematisch dargestellt ist.
Nach der Mediation 1848 zogen sich die Fugger vollständig aus der Stadt zurück und verkauften zw. 1850 und 1862 sämtliche Immobilien in der Stadt. Die Stadt kaufte die Schlösser und verkaufte sie anschließend an den Bayerischen Staat, der sie zu Amtssitzen (Finanzamt, Forstamt, Amtsgericht, Vermessungsamt) umbaute. Die Amtsleiter hatten ihre Dienstwohnungen in den Schlössern und nutzten die Gartenflächen privat.
Nach der Verlegung der Ämter blieb nur noch das Amtsgericht im Neuffenschloss. Die Stadt kaufte um 1930 das Fuggerschloss und den Mittelbau und baute diese zur städt. Haushaltungsschule um. Von nun ab wurde der Garten als Schulhof genutzt. Man stellte einen (neuen) Zugang zum Schlossweiher her, der mittlerweile aufgefüllt war und nutzte diese Fläche ebenso. Das Grundstück war eingezäunt und dicht bepflanzt, so dass es von außen nicht einsehbar war.
In die Gartenfläche hinein baute man 1931 einen Heizraum für die Zentralheizung an die Schlösser an und nutzte die Fläche als Terrasse.
Nach dem Auszug der Schule um 1972 (in die neue städt. Realschule) überließ man das Gelände weitgehend sich selbst. 1988/89 wurde die ‘Stadtmauer’ saniert und statisch gesichert. Anschließend wurden die Grünflächen freigelegt und als öffentliche Parkanlage hergestellt. Der Weiher wurde wieder hergestellt und eine Fußgängerbrücke als Verbindung vom Parkplatz zur Innenstadt hergestellt. (siehe eigener Beitrag)
Nach der Sanierung der Schlösser wurde auch der obere Garten frei gemacht und geöffnet. Der Bereich hinter dem Neuffenschloss wurde als Biergarten des im Schloss entstandenen neuen Lokals ‘Anno 1465’ genutzt.
Der Schlossweiher
Der Schlossweiher befindet sich unterhalb des Schlossgartens im ehem. Stadtgraben. Es ist nicht überliefert, wann der Weiher angelegt wurde, vermutlich gleichzeitig mit der Anlage der Bastion. Es wird vermutet, dass diese Fläche immer schon der Herrschaft gehörte und früher den Wassergraben des Vorgängerbaus sowie die externe Zufahrt hierzu darstellte.
Nach der Darstellung im Urkataster 1823 besaß der Weiher eine kleine Insel in der Mitte, die über eine kleine Brücke erreichbar war.
Der Weiher führte wohl Grundwasser. Über die Jahrzehnte hinweg muss der Grundwasserspiegel ständig gesunken sein, heute liegt er gut 1,50 m unter dem Gelände. Bei der Anlage des neuen Weihers im Schlossgraben 1989 wurde das Grundwasser gesucht, lag aber für eine optische Nutzung zu tief. Daher wurde der neue Weiher mit einer Folie abgedichtet und befüllt.
In den Schlossgraben lief aber auch alles Oberflächenwasser der Stadt. Der gesamte südliche Stadtbereich wurde durch Kanäle in der Reichenbacher Str. und der Memminger Str. entwässert, die am Hauptplatz bei der Einmündung der Illerberger Str. zusammengefasst wurden und dort auch ein Auslaufbauwerk hatten, also ab dort frei in den Stadtgraben abflossen. Dieser Kanal leitete auch das Überwasser aus den Laufwasserbrunnen ab. Dies führte zwar immer wieder zu einer Auffüllung des Grabens mit Wasser, brachte aber auch Schlamm, Unrat und Fäkalien mit sich, denn eine Schmutzwasserbeseitigung gab es noch nicht. Hierdurch verschlammte der Weiher und der Graben immer mehr, was zunehmend zu Beschwerden der Bevölkerung über Geruchsbelästigung führte. Nur bei stärkerem Regen fand am nördl. Ende des Grabens eine Ableitung in die Roth statt. Somit staute sich das Abwasser in diesem ‘Teich’, der zunehmend verschlammte und zur ‘stinkenden Cloace‘ wurde.
Im Januar 1866 erarbeitete der kgl. Baubeamte Huber vom Bezirksamt Illertissen ein Gutachten zur Kanalisierung des westl. Stadtgrabens um den gesundheitsgefährlichen Zuständen zu begegnen. Der Teich sollte verfüllt werden, eine gepflasterte Rinne erhalten und ein neuer Kanal ab dem Ende des Grabens mit Abfluss in die Roth bei der Unteren Mühle angelegt werden. Der Abfluss in die Nebenroth bei starkem Wasseranfall sollte erneuert und vergrößert werden. Auch die weiteren Abwasserzuflüsse zu dem Graben sollten angeschlossen werden. 1867 legte Maurermeister Deibler einen Plan mit Kostenschätzung für die Auffüllung des Schlossweihers und den Bau eines offenen Kanals zur Ableitung des anfallenden Wassers vor.
Seit 1867 war der Schlossweiher also verfüllt. Mit dem Bau einer modernen Abwasserbeseitigung ab 1911 wurde dieses Problem dann endgültig gelöst.
Die so entstandene Grünfläche wurde fortan zusammen mit dem Schlossgarten genutzt.
Der Schlosshof – jetzt Schlossplatz
Der Schlosshof der Herrschaft
Der Schlosshof war immer schon ein mit Mauer umgebener Bereich der Herrschaft. Es gab einen Ausgang aus dem Hof im Westen neben der Fronfeste und ein Tor im Osten auf den Kirchplatz. Über den Platz liegen keine historischen Unterlagen vor, der älteste Plan ist das Urkataster von 1823. Hier ist in einem sehr geringen Abstand von nur ca. 4,50 m zur Westfassade der alten Kirche ein Gebäude eingetragen, was auch noch auf einem zeitgenössischen Gemälde des Kircheneinsturzes vom 22.02.1859 dargestellt ist. Demnach handelte es sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit Walmdach. Die Fundamente dieses Gebäudes wurden bei den archäologischen Untersuchungen 2016 aufgedeckt.
Funktion und Alter dieses Gebäudes sind nicht bekannt. Das Walmdach könnte einem Bau aus der Barockzeit zugerechnet werden, es könnte sich aber auch sogar um denjenigen Bau handeln, der in der Urkunde U 47 aus dem Jahr 1452 genannt ist, aus welchem seitens der Herrschaft Mist und Abwasser aus dem Fenster in den Durchgang zwischen Kirche und Schloss geworfen wurde. Auf einer Lithographie des Jahres 1870 ist noch die alte Eingangssituation in den Herrschaftsbereich zu sehen, der Vorbau vor dem Neuffenschloss ist aber schon abgebrochen. Das Neuffenschloss trägt noch die Zinnen.
Sicher ist auch, dass der Schlosskomplex schon 1538/39 beim Bau der ersten Wasserleitung in die Stadt “ain Röhrle In ds Schloß bewilliget” 1 bekam. Außerdem befand sich im Schlosshof ein Pumpbrunnen, der allerdings nie im Kataster verzeichnet war. Seine Existenz ist noch auf Fotos der 50er- und 60er-Jahre dokumentiert, der gemauerte Brunnenschacht wurde später dokumentiert und eingemessen.
Die Herrschaft hatte über eine Brücke einen direkten Zugang aus dem 1. OG des Neuffenschlosses auf die Empore der Kirche. Diese Brücke wurde nach dem Einsturz der Stadtpfarrkirche 1859 mit deren Abbruch beseitigt.
Auf der Westseite des Grundstücks ist neben dem Haus Wettbach 1 ein weiteres Nebengebäude eingezeichnet, über dessen Alter und Funktion ebenfalls nichts bekannt ist.
Der Schlosshof wird aufgeteilt
Am 30.05.1862 kaufte die Stadt Weißenhorn neben anderen Immobilien der Fugger auch die beiden Schlösser. Das gräfl. Bräuhaus wurde am 26.03.1863 durch Georg Goßner ersteigert. Die beiden neuen Eigentümer einigten sich 1872 auf eine Aufteilung zwischen den Grundstücken, zogen eine Grenze und erbauten eine Gitterzaun auf gemauertem Sockel mit dazwischenliegenden Pfeilern als Einfriedung. Diese Abgrenzung blieb bis zu ihrer Beseitigung im Rahmen des Kirchplatzausbaus 1985. Goßner verwendete die Pfeiler, die von der Herrschaft übrig geblieben waren, weiter.
Die Schlösser wurden vom Bayerischen Staat jetzt zu Amtsgebäuden (Finanzamt, Forstamt, Amtsgericht, Vermessungsamt) umgebaut. Die Amtsleiter hatten ihre Dienstwohnungen in den Schlössern und nutzten die Gartenflächen privat. Der Vorbau vor dem Neuffenschloss wurde abgebrochen, ebenso die Hofmauer zur Kirche, so dass sich jetzt die Situation, verbunden mit der Verschiebung der Kirche für einen Neubau deutlich offener darstellte. Beim Umbau der Gebäude wurden die Zinnen am Giebel des Neuffenschlosses nach 1875 entfernt.
Georg Goßner und sein Nachfolger Cajetan Kempfle nutzten ihr Grundstück immer intensiver als Betriebshof und bebauten es zunehmend mit Nebengebäuden, was der Gestaltung des Platzes nicht unbedingt diente. Kempfle baute 1904 ein Kühlhaus auf der Südseite an, was bis ~1920 aber wieder abgebrochen wurde.
Am 27.09.1863 war die ehem. Fronfeste abgebrochen worden. Das Grundstück wurde dem Bräuhaus zugeschlagen. Die Grundmauern des Hauses blieben stehen, die Grundfläche wurde als Garten und teilweise auch als Mistgrube benutzt, denn im Bräuhaus befand sich weiterhin eine Landwirtschaft. Das Nebengebäude an der Stadtmauer wurde abgebrochen und eine neue Einfriedungsmauer nach Westen erstellt. Die Pfeiler der Toreinfahrt sind noch in der Neuvermessung 1921 enthalten.
1913 wollte Kempfle eine Gaststallung auf der Fläche der ehem. Fronfeste errichten und hierzu einen städt. Grund erwerben bzw. tauschen. Der Magistrat stimmte dem Bauvorhaben zu, sofern das Gebäude einen Meter weiter hineingerückt und der Stall ausschließlich für Pferde genutzt werde. Die benachbarten Hauseigentümer wandten sich in einem Beschwerdeschreiben gegen das Bauvorhaben, sie befürchteten Geruchsbelästigung, Verkehrsprobleme und Wertminderung wegen Aussichtsbeschränkung ihrer Grundstücke. Der Magistrat beriet nochmals über den Bauantrag des Cajetan Kempfle: Der Stadt Magistrat beschließt in Abänderung seines Beschlusses vom 31. August – nur falls im seinerzeitigen Kaufvertrag der Stadt mit dem Vorbesitzer des Kempfle nicht enthalten ist, dass der infrage kommen der Platz nicht überbaut werden darf – und zwar einstimmig, dass er mit der Bauführung des Kempfle einverstanden ist, wenn die Stallung 50 cm schmäler ausgeführt wird als im Plan eingezeichnet ist, die nordöstliche Ecke etwas abgerundet wird und dass der Bau nie als Viehstallung sondern als Gaststellung benutzt wird. Die Oberste Baubehörde bei der Regierung von Schwaben wandte sich in einem Gutachten gegen den Stallbau aus Gründen des Verkehrs, der Gesundheit und der Denkmalpflege. Das Bezirksamt Neu-Ulm lehnte den Bauantrag aufgrund des Gutachtens der Obersten Baubehörde ab und forderte darüberhinaus eine Erneuerung der Dunggrube im Wettbach, da diese nicht mehr den geltenden Vorschriften entspreche. Kempfle stellte daher 1914 einen Bauantrag für eine neue Dunggrube und einen Waschküchenanbau. Hierdurch wurde die Situation im Bereich der ehem. Fronfeste neu geordnet. Das auf dem Abbruchgrundstück befindliche Gärtchen wurde neu angelegt, eine massive Dungstätte gebaut, das Nebengebäude an der Stadtmauer abgebrochen und eine neue Einfriedungsmauer nach Westen erstellt.
1933 baute die Stadt an die Westseite des oberen Gartens einen Schweinestall mit angrenzendem Schuppen. Dieses Gebäude wurde später als Waschküche genutzt.
Zwischen 1933 und 1944 wurde das Gärtchen bei der ehem. Fronfeste entfernt, die Mistgrube blieb allerdings noch. 1958 war die Dunglege nicht mehr in Betrieb.
Die Schwäb. Warenvermittlung (spätere BayWa) kaufte um 1922 das Bräuhaus und übernahm interimsweise den Gasthof, sie nutzte das Rückgebäude als landw. Lagerhaus. 1924 wurde eine Laderampe im Wettbach angebaut.
Nach der Verlegung der Ämter um 1928 blieb nur noch das Amtsgericht im Neuffenschloss. Die Stadt kaufte um 1930 das Fuggerschloss und den Mittelbau und baute diese zur städt. Haushaltungsschule um. Von nun ab wurde gehörte der Vorplatz der Stadt und wurde entsprechend halböffentlich genutzt.
1971 wurde das Amtsgericht Weißenhorn aufgelöst. Die Stadt erwarb das Gebäude zurück und nutzte es fortan als weiteres Rathaus, da das alte Rathaus zu klein geworden war. 1973 wurde das Gebäude außen renoviert, dabei brachte man an den Giebeln wieder Zinnen an. Die Wellblechschuppen des Bräuhauses wurden abgebrochen, so dass die Umgebung jetzt nicht mehr ganz so wild aussah.
1978 wurde das Bräuhaus als Gaststätte endgültig aufgegeben und in das Gebäude eine Filiale der Drogeriemarktkette Schlecker eingebaut. Im Februar 1979 wurde der westliche Teil des Bräuhauses abgebrochen und als Brachfläche liegen gelassen. 1966 war das Haus Wettbach 1 abgebrochen worden, um auf dem Grundstück fünf Fertiggaragen aufzustellen. Der desolate Zustand der Altstadt stieß zunehmend auf Kritik bei den Bürgern. Diese Kritik wurde auch vom Stadtrat aufgenommen. In die Rahmenplanung zur Altstadtsanierung wurde selbstverständlich auch der Schlossplatz einbezogen.
Der Schlossplatz bei der Altstadtsanierung 1985
Mit der Rahmenplanung für die Altstadtsanierung und der Neuplanung des Kirchplatzes wurde der aus Günzburg stammende Architekt Dr. Friedhelm Amslinger mit Büro in München beauftragt. Er traf durch eine betont zurückhaltende Planung mit wenigen modernen Elementen und einem einheitlichen Platzbild den Geschmack des Stadtrats. Bei der Bürgerbeteiligung wünschten sich manche zwar etwas mehr Grün durch Bäume, letztlich folgte man aber der Auffassung des Architekten, der auf dem Kirchplatz die umgebende Architektur unverdeckt wirken lassen wollte und argumentierte, an allen Ausgängen des Platzes Grünflächen oder Bäume anzuordnen: zum Hauptplatz, zum Neuffenplatz, zum Schlossplatz, in die Hauptstraße und An der Mauer. Die Hauptidee des Entwurfs war die Umgebung des Platzes durch Ziergitter, um dem Platz eine Umgrenzung zuzuweisen. Als besonders wichtig bezeichnete er die Abgrenzung zum Schlossplatz, da dieses Gitter die Abgrenzung zum Herrschaftsbereich aufzeige aber dennoch transparent sei. Leider wurde diese Idee bei späteren Umbauten nicht mehr verstanden und beibehalten: Das Gitter zum Schlossplatz wurde entfernt, das zum Neuffenplatz halbiert und das zum Hauptplatz seiner Bekrönungen beraubt. 2024 wurde auch dieses Gitter sang- und klanglos entfernt und entsorgt.
Weil schon 1985 beabsichtigt war, die Schlösser einmal zu sanieren und zu einem großen Rathaus zusammenzufassen, wollte man den Schlossplatz noch nicht endgültig ausbauen. Als Abschluss des Kirchplatzausbaus wurden die alten Mauern am Schlossplatz entfernt. Da weitere Planungen für die Nutzung der Schlösser noch nicht vorlagen, wurde der Schlossplatz als Provisorium in Art eines barocken Schlossgartens mit Buchsbaumhecken und Blumeninseln neu angelegt.
Im Jahr 1984 wurde das Grundstück Wettbach 1 an einen örtlichen Bauträger verkauft, der 1985 den Plan über eine Neubebauung mit einem modern gestalteten und gegliederten Baukörper mit drei angereihten Giebeln einreichte. Diese Bebauung stieß zunächst auf einigen Widerstand, da die alte Bebauung traufständig war. Da sich aber die angereihten Giebel nach Meinung der Fachleute doch ganz gut den beiden eng stehenden Giebeln von Wettbach 3+5 anpassen, wurde die Bebauung genehmigt und bis 1987 durchgeführt. Im Zuge des Neubaus wurde auch die zum Fuggerschloss gehörige alte Waschküche abgebrochen und in diesem Bereich beim Ausbau des Schlossgrabens 1989 ein Fußweg mit Brücke zum Altstadtparkplatz angelegt.
1997 wurde die Brachfläche hinter dem Bräuhaus zu einem Parkplatz umgestaltet. Hierbei wurde der Parkplatz auch mit einer Buchsbaumhecke umgeben und so der Schlossplatzgestaltung angeglichen. Endlich wurde auch der sichtbare Brandgiebel des Bräuhauses verputzt und somit diese unschöne Situation zumindest abgemildert.
In den Jahren 2000 und 2001 wurde das Wettbach nach Plänen des Stadtbauamts unter Wahrung des Rahmenplans altstadtgerecht ausgebaut. Hierbei wurde im Anschluss an den Schlossplatz das Prinzip buchsbaumumgrenzter Grünflächen fortgesetzt.
In den Jahren 2009-2013 wurden die Schlösser umfassend saniert und zum Rathaus der Stadt ausgebaut. Am 04.10.2013 nahm die Stadtverwaltung in den sanierten Räumen den Dienstbetrieb auf.
Gegen Ende der Schlössersanierung konnte 2013 auch für das Bräuhaus ein neuer Eigentümer gefunden werden. Der Ulmer Großgastronom Eberhard (Beppo) Riedmüller kaufte das Bräuhaus und richtete im EG und UG eine Gaststätte mit Hausbrauerei seiner Gasthauskette ‘Barfüßer’ ein. So wurde das Bräuhaus nach 40 Jahren anderweitiger Nutzung wieder eine Gaststätte. Durch einen Hotelneubau auf dem Parkplatz hinter dem Bräuhaus wurde die seit 1979 klaffende städtebauliche Lücke am Schlossplatz wieder geschlossen.
Durch die Baumaßnahmen war die Fläche des Schlossplatzes sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber es war ja ohnehin die Umgestaltung dieser Fläche beabsichtigt.
Die Neugestaltung des Schlossplatzes
Nach der Sanierung der Schlösser sollte auch der davor liegende Schlossplatz neu gestaltet werden. In die Neugestaltung musste jetzt auch der Wunsch der Bräuhaus-Gaststätte nach einem Biergarten einbezogen werden. Die ursprünglich von der Stadt geplante schlichte Freiraumplanung unter Beibehaltung des Ziergitters und größerer Grünflächen fand nicht die Zustimmung der Regierung von Schwaben als zuschussgebender Stelle, da grundsätzlich keine Eigenplanungen gefördert würden. Die Zuschussgewährung wurde von der Durchführung eines Architektenwettbewerbs abhängig gemacht.
Zu dem Wettbewerb wurden 8 Architekturbüros eingeladen. In der Auslobung wurde weder das Vorhandenseins eines Rahmenplanes erwähnt noch die Intention des Ziergitters. Dessen Verwendung wurde freigestellt. Die Planer hatten demnach völlig freie Hand, ihre Ideen auszuarbeiten. Dementsprechend eigenständig wurden auch die Entwürfe. Mit den Planungsintentionen der 30-jährigen Altstadtsanierung wollte sich kein Planer auseinandersetzen, die Gestaltungsprinzipien (örtliche Materialien, Farbe, Textur, Formensprache, Wasserführung, Höhenanpassung, Grünflächen, Beleuchtung) wurden offenbar als unzeitgemäß angesehen. Der Erhalt des Gitters war für keinen Teilnehmer eine Option.
Die Preisgerichtssitzung fand am 30.03.2015 statt. Das Preisgericht kürte mehrheitlich den Entwurf des Landschaftsarchitekten Prof. Schegk als ersten Preisträger, der in seinem Entwurf das Ziergitter durch eine Lampenreihe ersetzte und so die historische Trennung neu interpretierte. Bei der Diskussion zur Auftragsvergabe im Stadtrat konnte sich aber der 2. Preisträger, Landschaftsarchitekt Lex Kerfers, mehrheitlich durchsetzen und erhielt den Auftrag zur Weiterbearbeitung.
Die Flächen wurden mit gesägtem chinesischem Granit belegt, das Wasser über Schlitzrinnen abgeführt. Die Höhenübergänge wurden gestuft. Grünflächen wurden nicht vorgesehen, es wurden runde Pflanztröge mit Sitzmöglichkeit in freier Aufstellung gewählt. Der Übergang zu der Altfläche des Kirchplatzes wurde frei gewählt. Es wurden Beleuchtungskörper abweichend vom Wettbach und vom Kirchplatz eingebaut. Die Bepflanzung erfolgte nicht mit heimischen Bäumen, sondern mit Gingko.
Parallel zu den Bauarbeiten wurden archäologische Grabungen durchgeführt, die die Untersuchungen bei den Schlössern ergänzen sollten (siehe bes. Beitrag).
Zum Abschluss der Arbeiten wurde durch großdimensionierte Buchstaben RATHAUS der Eingang gekennzeichnet.
- Stadtarchiv A 116/0 ↩︎