Gewerbe,  Nicht mehr vorhandene Gebäude,  Wohnhäuser

Blumengasse 4 – Gärtnerei Paul Ziegler

Das ursprünglich mit einem Gartenhaus bebaute Grundstück wurde ab 1845 als Erwerbsgärtnerei genutzt. 2012 wurde das Haus zugunsten der Neubebauung ‚Stadtgarten Weißenhorn‘ abgebrochen.

Lageplan

Das Grundstück im Bereich der ehemaligen Oberen Krautgärten war ab ca. 1635-1700 mit einem Stadel bebaut. Lage und Größe des Gebäudes kann aus den Steuerbüchern jedoch nicht genau abgeleitet werden. Die Lange Gasse ist die jetzige Kammerlanderstraße, die im 17. Jhdt vermutlich so über die Kaiser-Karl-Str. zur Blumengasse hinweg zur Handgasse (jetzt Jägergasse) verlief, dass sie einen kurzen Weg von der Unteren Vorstadt zu den Äckern im Mittelfeld ermöglichte. Diese Wegverbindung wurde vermutl. im späten 18. Jhdt. aufgegeben, denn im Urkataster 1824 ist sie nicht mehr enthalten. Der Verlauf der jetzigen Blumengasse ist für damals nicht gesichert.

1636 ist das Grundstück im Steuerbuch B 88, S. 131 beschrieben als Steffel Keuffel, Stadel und Garten in der Langen Gasse, zwischen dem oberen Stadtgraben [östl. Promenade] und dem Handgäßlein [Jägergasse]; Wert 175 fl, 1651 heißt es Steffan Käuffel; ain stadel und Garten in der Langen Gasse,
zwischen oberen Krautgärten und dem Herrschaftsgarten; Wert 131 fl
. Die Beschreibung bleibt in ähnlicher Form bis 1692, ab 1677 ist der Metzger Martin Böck (Hauptplatz 5) als Eigentümer genannt.

1706 ist der Stadel nicht mehr erwähnt, das Grundstück allerdings auch nicht und ein Eigentumsübergang ist ebenfalls nicht vermerkt. Es wird angenommen, dass der Stadel abgebrochen wurde. Der weitere Eigentümerverlauf konnte nicht ermittelt werden. Es ist denkbar, dass zu dieser Zeit die Wegeführung geändert wurde und das Grundstück daher im Eigentum eines anderen Besitzers aufging.

Am 31.01.1833 wird der Garten an Sailer Franz Seraph v.Bubenhausen verkauft, als Voreigentümer wird Joseph Kretz genannt. Zu dieser Zeit war das Grundstück schon mit einem Gartenhaus bebaut. 1839 hat der Knopfmacher Franz Sailer den Garten zwischen Blumengasse und Kaiser-Karl-Str. gekauft und baut das bisherige Gartenhaus zu einem vollwertigen Wohnhaus um. Von ihm stammt der Hausname ‚Beim Knopfmacher‘ ab.

1843 wird Franz Seiler als Gärtner bezeichnet. Zu dieser Zeit entstanden die ersten Gärtnereien die Gemüse anbauten und somit diejenigen Bürger mit Lebensmitteln versorgten, die keinen eigenen Krautgarten zum Gemüseanbau besaßen. 1862 wird Franz Sailer bereits als Gärtnermeister bezeichnet, als er einen Fachwerkstadel an das Haus anbaut.

Am 25.09.1871 ging das Eigentum an den Sohn Adam Sailer über. 1888 baut er ein Viertel an den Stadel an. 1895 stirbt Adam Sailer, seine Frau Barbara übernimmt die Gärtnerei.

Am 01.12.1869 kauft der ledige Gärtner Paul Ziegler von Feuerbach das Anwesen. Das hiesige Bürgerrecht erhielt er aber erst im Jahr 1903. Ziegler erweitert die Gärtnerei laufend und nimmt zahlreiche Um- und Anbauten vor. 1901 wird der Wohnteil umgebaut, gefolgt von einem weiteren Anbau 1903.

Die Dunggrube wurde 1905 vergrößert und 1908 wurde das erste Gewächshaus erbaut. 1910 erfolgen weitere An- und Umbauten, 1924 wird ein Geräteschuppen angebaut und 1926 kommt ein weiteres Gewächshaus, dem 1940 noch eines folgt.

Um 1956 geht die Gärtnerei an den Schwiegersohn Eugen Schrodi, der 1956 eine Garage baut und 1961 der Kamin erneuert.

Im Jahr 1958 baut Schrodi an der Kaiser-Karl-Str. 11 einen damals hochmodernen Verkaufspavillon im Stil der Zeit. Ebenfalls in dieser Zeit erfolgte eine teilweise Umstellung der Gärtnerei auf den Verkauf von Blumen.

1980 errichtet Schrodi auf seinem Betriebsgrundstück auf der anderen Seite der Kaiser-Karl-Str. 24 einen modernen großen Verkaufsraum. Der alte Blumenladen wurde danach aufgegeben und anderweitig vermietet.

Ab 1989 mietete der Bau-Antiquitätenhändler Pollack das Haus Blumengasse 4 und den ehem. Blumenladen Kaiser-Karl-Str. 11 als Ausstellungs- und Verkaufsgebäude.

2012 wurden die Gebäude für den Neubau der Wohnanlage „Stadtgarten Weißenhorn“ abgebrochen.

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