Private Gebäude

Bahnhofstr. 6

Lageplan

Zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit Walmdach und Mittelrisalit, Rustikasockel; erbaut 1898/99, zunächst Bankhaus; EG innen 1974 modern verändert, denkmalgerechte Sanierung 2012, Balkonanbau 2013

Im Zuge des Ausbaus der Bahnhofstraße als Zufahrt zum neuen Bahnhof wurden die Grundstücke links und rechts der Straße als Bauplätze verkauft. (siehe hierzu den Beitrag über die Bahnhofstraße) Nach Ablauf der Pachtverträge für die Gärten vor dem Unteren Tor beschloss der Magistrat, die Gärten nicht mehr zu verpachten, sondern die Grundstücke als Bauplätze zu parzellieren und zu verkaufen. Die Gemeindebevollmächtigten stimmen diesem Vorgehen am 25.11.1877 zu. Am 15.02.1878 wurden die Bauplätze versteigert. Es fanden sich aber nicht für alle Bauplätze sofort Kaufinteressenten. 1879 wurde das Grundstück BS04 an den Konditor Heinrich verkauft.

Konditor Heinrich beantragte am 14.12.1888 den Kauf der westlich seines Grundstücks gelegenen Grundstücke BS06, die er bereits als Garten nutzte. Die Stadt stimmte dem Verkauf grundsätzlich zu und verlangte einen Preis von 120 M/Dez. Heinrich war aber nur berei, 90 M zu zahlen, weswegen der Verkauf nicht zustande kam.

Am 27.05.1898 wurden die Grundstücke BS10, BS06 und BS08 von der Stadt versteigert. Der Müller Joh. Klotz bot 800 M für BS10 und der Malzfabrikant Joh. Zimmermann bot 1025 M für die Grundstücke BS06 und BS08. In einem Nachgang bot der Bauunternehmer Luitpold Gaiser für alle Grundstücke zusammen 2000 M. Am 01.06.1898 beschloss der Magistrat, die Grundstücke an Gaiser zu verkaufen. Notariell wurden die Grundstücke am 29.04.1899 verkauft. Gaiser war bereits seit 27.05.1898 Besitzer dieser Grundstücke geworden und hatte sie zum Verkaufszeitpunkt schon mit dem Gebäude BS06 bebaut. Bezüglich des Grundstücks BS10 wurde im Vertrag auf das Vorhandensein des alten Entwässerungskanals des Promenadegrabens und auf den neu verlegten Abwasserkanal innerhalb des Grundstücks hingewiesen, die geduldet werden müssen.

Käufer des fertigen Gebäudes war der Kaufmann Josef Egner, Hauptstr. 2. Im Juli 1904 eröffnete Josef Carl Egner ein Bank- und Wechsel-Geschäft in der Hauptstraße 2. Egner vertrat auch den 1868 gegründeten „Landwirtschaftlichen Credit­Verein Augsburg“. Am 1. Juli 1917 übernahm das Bankhaus Carl Sighart und Co. von Josef Carl Egner die Kommandite der Bayer. Vereinsbank. und baute im Haus Bahnhofstr. 6 ein eigenes Bankgeschäft. Hierzu wurde ein Schaufenster eingebaut.

Während das Bankhaus Josef Egner 1931 in Konkurs ging, konnte Sighart seine Privatbank weiterbetreiben. Noch 1948 ist er als Bankier hier im Einwohnerverzeichnis genannt. Es ist noch nicht erforscht, wie lange er die Bank unter eigenem Namen führte. Da er bereits 1917 Anteile der Bay. Vereinsbank hielt, dürfte irgendwann Anfang der 50er-Jahre die Vereinsbank im Namen erschienen sein. Nach Sigharts Tod erwarb der Kaufmann Anton Huber (MT08) das Gebäude und 1968 erscheint der Textilkaufmann Erwin Knoll (HS22) als Eigentümer. Das Banklokal dürfte Anfang der 50er-Jahre ausgebaut und durch normale Fenster ersetzt worden sein. Auf einem Foto der 40er-Jahre ist es noch vorhanden, 1957 ist es bereits zurückgebaut.

Erwin Knoll bricht 1975/76 sein Haus in der Hauptstr. 22 ab und erbaut es neu. Während der Bauzeit nutzt er das Haus in der Bahnhofstr. 6 als Laden. Hierzu renoviert das Gebaäude und erhält hierfür sogar eine Anerkennung der Regierung von Schwaben. Für die Nutzung als Laden baut er in den Mittelrisaliten eine große Türe ein.

Nach der Fertigstellung des Neubaus in der Hauptstraße wird das EG an den Bauträger ST-Bau als Bürofläche vermietet. 1986 zieht die Fa. Autoteile Schwehr hier ein und bringt hierfür eine Werbeanlage an, wegen der Lage in der Altstadt als Ausleger in Alu-Guss.

Nach einiger Zeit des Leerstandes wird das Gebäude 2012 verkauft und unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu einer Kanzlei mit Atelier und 3 Wohnungen umgebaut. In das Dach wird eine Dachterrasse eingeschnitten und auf der Nordseite ein Balkon angebaut.

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