Bahnhofstraße 1
Zweigeschossiges neoklassizistisches Wohn- und Geschäftshaus, 1879 erbaut, nur geringfügig modernisiert.
Der Bereich der heutigen Bahnhofstraße war früher Teil der Stadtbefestigung mit Wall und Graben, auf der Dammkrone verlief ein Fußweg. 1755 wurde hier ein ‚Seidengarten mit Maulbeerbäumen angelegt, der aber bereits 1784 aufgegeben wurde. Die Flächen wurden danach als Gärten bis 1877 verpachtet.
Nach Ablauf der Pachtverträge für die Gärten vor dem Unteren Tor beschloss der Magistrat, die Gärten nicht mehr zu verpachten sondern die Grundstücke als Bauplätze zu parzellieren und zu verkaufen. (siehe hierzu den Beitrag über die Bahnhofstraße) Die Gemeindebevollmächtigten stimmten diesem Vorgehen am 25.11.1877 zu. Am 15.02.1878 wurden die Bauplätze versteigert. Der Spengler Johann Nep. Bader ersteigerte den Bauplatz und stellte 1879 einen Bauantrag für ein Wohn- und Geschäftshaus.
1896 ging das Eigentum an den Sattler Alois Weber über, der im gleichen Jahr noch ein schutzdach auf der Westseite anbaute. 1897 erwarb Weber hier auch einen Streifen von 1,0 m Breite um eine Zufahrt anlegen zu können.
1906 beantragte Weber den Neubau einer Werkstätte. Der Nachbar, Käsereibesitzer Engelbert Mangold (HS25) wendete sich gegen den Bau, weil er ihm das Licht in seinen Käsereiräumen nehmen würde. Auch der Magistrat stimmte dem Bauvorhaben nicht zu, weil dann auf dem Bauplatz Bahnhofstr. 3 kein zweistöckiges Haus mehr gebaut werden könnte. Weber änderte seine Pläne ab und erweiterte 1911 das Wohnhaus nur geringfügig.
Im Jahr 1919 wurde der Sattlermeister Martin Lutzenberger Eigentümer des Gebäudes. Er baute dann 1920 eine Werkstatt an. 1949 baute Lutzenberger noch den Laden um. 1968 ist seine Witwe Therese als Eigentümerin eingetragen. Eleonore Lutzenberger führte den Laden als Raumausstatter weiter, bis 1992 ein Reisebüro einzog.