 
	Untere Mühlstr. 8
Inhalt
Vorgängerbebauung
Bereits 1465 war dieses Grundstück bebaut. Im Steuerverzeichnis wird ein Hans Wolff genannt. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1480 ist Hanns Wolff noch einmal hier genannt, dann hören die Einträge auf.
Im Bereich der Unteren Mühlstraße befinden sich einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben.
Hans Wolff findet sich 1492 auf Zollstr. 8 wieder. Es ist anzunehmen, dass Wolff nach dem Hochwasser dort neu baute. Ab 1492 findet sich an etwas anderer Stelle als der Vorgänger eine Neubebauung.
1492 stehen Wilhalm Ziegler und Hansn Bertles Wittib im Steuerbuch. Ab 1505 kommt der Bader Cristan Steckh hinzu. 1515 wird Wilhelm Ziegler nicht mehr genannt, dafür mehrere andere Personen: Cristan Steckh, Crista Ledeger, Alt Malerin (nach Steuerbuch B 8 Els Ullerin) und Dorothea Malerin. Im Salbuch finden wir den Zusatz bey der Bruck über die Rott. Demnach hat damals schon eine Brücke über die Roth zur Garnsiede (Untere Mühlstr. 10x) auf der Insel bestanden. 1517 werden die Bewohner mit Crista Ledergerb, Alt Malerin (nach B 8 Els Ullerin) und Vischer Maister dix[it] Kloz benannt.
Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 wird Gall Genuster genannt, ab 1556 seine Witwe und 1567 kommt Marthen Schreiber hinzu.
Martin Schreiber kommt 1567 auf das Haus und wird gleich mit einer Steuer von 4 fl 7 kr 6 h geführt, gehört also zu den eher wohlhabenden Bürgern. Die Steuer wird dann immer geringer und geht bis auf 1 fl 51 kr 1 h zurück. 1581 wird er gar nicht mehr genannt, 1587 nur noch mit 50 kr. Von 1594-1595 wird nur noch von Martin Schreibers Haus, ohne Steueransatz, gesprochen. Es ist anzunehmen, dass Martin Schreiber in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und das Haus vielleicht leer Stand. Balthas Sälzle kommt 1604 auf das Haus, er zahlt gleich 2 fl 23 kr 4 h Steuerm; war also auch gut situiert. Vielleicht hat er das Haus renoviert oder neu gebaut.
1572 steht noch Martin Schreiber im Steuerbuch. 1581 wird kein Bewohner genannt, 1587 noch einmal Martin Schreiber und von 1598-1604 wird kein Bewohner mehr erwähnt. Es könnte sein, dass das Haus leer stand oder abgebrochen wurde.
Neubebauung 1604
1604 erscheint Balthas Sälzle, mit einer Steuer von 2 fl 23 kr 4 h. Es wird angenommen, dass es sich um einen Neubau handelt. Der Beschreibung im Steuerbuch nach betreibt Sälzle hier eine Wäscherei oder Mang. Hiermit tritt er in Konkurrenz zur städt. Mang, die sich im Gebäude Günzburger Straße 5 befindet. Ihm wird eine Feuerstatt zum Waschen und Laugen bewilligt, daß er aber an Kesseln und Schäffern nit mehr nehme, als andere bisher genommen haben, desgleichen darf er weder zum Nachteil der Geminde noch des Benachbarten Müllers ins Wasser bauen. 1610 ist Balthas Sälzles Witwe Eigentümerin. Das Haus wird anschließend geteilt.
Teil A
Im Teil A des geteilten Hauses bleibt zunächst Balthas Sälzles Witwe wohnen. 1626 gehört das Haus Georg Sälzlin, möglicherweise ein Sohn des Balthas Sälzle. 1629 geht das Haus an Ulrich Höllwirth. Es gehörte dann zum umfangreichen Besitz des Ulrich Höllwirth, Untere Mühlstr. 8.
Ulrich Höllwirth kaufte 1629 das halbe Haus Untere Mühlstr.8. 1636 erwarb er die andere Haushälfte hinzu. 1651 kaufte er die beiden Hofstätten Untere Mühlstr. 10 mit dem Grundstück des ehem. Dietschschen Stadel UM08x. 165x erwarb er noch die Hofstatt UM06x und das Haus Wettbach A. Er übergab die Grundstücke UM08 und UM10 an seinen Sohn Jacob Höllwirth und zog selber nach Wettbach A. 1674 starb Ulrich Höllwirth. Sein Sohn Jacob erbte UM06x und Wettbach A, gab dieses Haus weiter an seinen Sohn Matheus und verkaufte UM06x 1682 an Jacob Wiedemann. Jacob Höllwirth starb 1696.
Teil B
Den Teil B des geteilten Hauses bewohnt ab 1614 Balthas Sälzle (Sohn des Balthas Säzle?), beschrieben als halbe Behausung davor und zwischen Herrn Bürgermeister Anton Dietschs Stadel. 1620 wird Hans Clelin als Eigentümer geführt und 1623 Hans Mayer, der auch Eigentümer der Unteren Mühlstr. 10 ist.
wieder vereintes Haus
1636 kauft Ulrich Höllwirth, der 1629 schon die Haushälfte A gekauft hatte, auch den Teil B und besitzt nunmehr das ganze Haus.
Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.
Die Baubeschreibung „Behausung und Stadel an der Roth“ ist gestrichen und erneut aufgeschrieben worden. Es ist denkbar, dass das Haus bei dem vermuteten Hochwasser um 1636 abgegangen ist, Höllwirth dann die andere Hälfte kaufte und das Haus renovierte.
Ulrich Höllwirth, Thorart, ist 1651 hier noch als Eigentümer genannt, danach geht der Besitz an seinen Sohn Jacob Höllwirth, Siebmacher. 1660 ist der Wert wieder auf 300 fl hochgesetzt.
1696 erwirbt Michael Müller, Unterer Garnsieder, Untere Mühlstr. 10x, das gesamte Anwesen mit den zwei Hofstätten UM10. Er bricht das Gebäude Untere Mühlstr. 8 ab und erbaut mit dem Material ein Laughaus auf der Stadtbleiche. Die Hofstatt UM08 verkauft er an den Maurer Balthasar Erlacher, der aber schon bald darauf verstirbt. Seine Erben verkaufen die Liegenschaft weiter an Georg Claus, den Nachfolger Michael Müllers auf der Unteren Garnsiede. Item Ein Hoffstad von Jacob Höllwürthen seel herrührend, so Michael Müller AD 1698 ahn sich erkaufft, die Behausung danach abgebrochen und zu einem laughaus auf der Stadtblaich transferiret hat und dann diese Hofstad geg Balthasar Erlacher Maurer Verkhaufft hat, von denen Erlachs Erben aber auf Ihm H Georgen Clausen verkaufflich gekhommen. Dieser Vorgang konnte allerdings archivalisch nicht belegt werden. Michael Müller wird am 25.09.1696 die Wirtschaft zum Grünen Baum, Schulstr. 1, zugeschrieben, auf der vorher ein Michael Müller, Metzger, lebte. Es wird vermutet, dass der Garnsieder Müller hier nur als Vormund für ein minderjähriges Kind auftrat, bis 1684 dieser Sohn (wieder Michael Müller genannt) als Metzger die Wirtschaft übernahm. Garnsieder Müller baut 1716 in der Oberen Mühlstr. 14 ein neues Haus. Es wird als unwahrscheinlich angesehen, dass das Baumaterial 20 Jahre lang unbenutzt lagerte. Auch bei der Stadtbleiche Obere Mühlstr. 23 ist kein Neubau eines Laughauses in dieser Zeit erwähnt.
Um 1700 kaufte Balthasar Erlacher, Maurer, die Hofstatt; er war vorher auf Zollstr. 2. Der Zeitpunkt des Übergangs auf Balthas Erlacher ist nicht überliefert, er muss zwischen 1696 und 1706 erfolgt sein. Erlacher ist von 1674-mind.1692 auf Hs.Nr. 99, ZO02, ansässig, 1706 wird er dort nicht mehr genannt. Erlacher bebaut das Grundstück auch nicht. Nach 1700 geht die Hofstatt an seine Erben. 1706 geht die Hofstatt an den Garnsieder Georg Clauß, Untere Mühlstr. 10, und am 10.05.1708 an seinen Sohn Simon Clauß. Nach 1730 verkauft Simon Claus die Untere Garnsiede UM10x an Balthas Keufel, behält aber die Hofstatt als Eigentum zurück. Er verkauft die Hofstatt separat an Jacob Kleber.
Wiederbebauung 1754
Am 29.03.1754 wird das von Jacob Kleber neu erbaute eingeschossiges Haus ihm zugeschrieben. Das Grundstück wird neu vermessen, weil das Haus im Norden an Melchior Giggenbachs Grundstück (UM10) stößt. Über die grenznahe Bebauung wird eine Vereinbarung getroffen. NB Dieses Hauß statt hinten auf Melchior Giggenbachs garten iedoch daß darauf Jacob Kleber ein Schuh zu Tachtrauf aber inclusive der Tachtrauf 2 1/2 Werckschuh gebühren, wie es dato untermarckhet word sub 29t Marty 1754.
Am 13.05.1768 geht das Haus für 80 fl an Thaddäus Hauf, Taglöhner und am 07.02.1770 an Maria Anna Ehinger, welche von Memminger Str. 36 kommt. Der Schneider Thaddäus Quintenz erwirbt am 05.02.1773 das neue Haus, nachdem er schon am 30.10.1770 das Nachbargrundstück Untere Mühlstr. 8x gekauft hatte. Eine Hofstatt, von Jakob Höllwirth herrührend, worauf ein einstöckiges Haus gebauen nebst Gärtl. Dieses Haus stößt hinten auf Michael Kohlers Garten, Wert 80 fl.
Am 31.05.1776 kauft Johann Martin, Taglöhner, das Haus. Sein Sohn Peter Martin übernimmt das Haus am 08.11.1800 (a.a.O.1810), es wird beschrieben als Behausung und Gärtlein zw. der gemeinen Gassen und dem Altwasser, hinten auf Leonard Holls Garten stoßend.
1838 erweitert Peter Martin sein Ökonomie-Gebäude um 12′ (3,50 m) nach Westen auf den städt. Weg hinaus. Die Stadt stimmt der Abtretung des Grundes von 275 Fuß² (23,4 m²) für einen Betrag von 10 fl zu. Hierbei wurden die Aufwendungen Millers für den Hochwasserschutz im Bereich des Fahrweges berücksichtigt.

Am 28.02.1846 geht mit Thomas Martin das Anwesen an die nächste Generation. Er tauscht bis 1851 sein Haus Nr. 92 (Untere Mühlstr. 8) an den Gutsbesitzer Franz Josef Miller gegen dessen Stadelgebäude Ulmer Str. 2 und eine Geldaufgabe von 825 fl. Müller ist nur Händler, er verkauft das Haus 1855 an Felix Schneider, vorher Memminger Str. 44. Nach dessen Tod erbt seine Witwe das Haus, die es 1875 an Georg Veh, Söldner (vorher Untere Mühlstr. 6a) verkauft. 1893 findet das Haus in Nikolaus Jedelhauser einen neuen Eigentümer, der sogleich die westl. Umfassung an dem Wohn- und Ökonomiegebäude erneuert und 1894 gleich das ganze Haus erneuert, gemeint ist wohl renoviert, denn ein Neubau erfolgte nicht.
Am 09.04.1897 erwarb Jedelhauser eine Fläche aus der Straße und erbaute 1903 darauf einen Stadel. 1911 kam ein Anbau hinzu. Am 07.09.1913 konnte er noch einmal eine Fläche aus der Straße hinzuerwerben. 1920 wurde das Wohnhaus mit Scheune unmgebaut.

1948 ist Max Jedelhauser als Eigentümer eingetragen. Letztmals erscheint dieser 1964 als Eigentümer.



Neubau 1965
Der Nachbar Georg Mayer, Untere Mühlstr. 10, erwarb das Grundstück und stellte 1965 den Bauantrag zum Abbruch und Errichtung eines neuen Wohngebäudes mit Garage und Maschinenraum. 1966 kam ein Grünfuttersilo hinzu.
1975 brannte das Gebäude Untere Mühlstr. 10 ab. 1976 wurde das landwirtschaftliche Anwesen neu aufgebaut. Es bestand aus Stall, Stadel und Bergehalle, aber ohne Wohnteil.

Nach 2000 wurde die Landwirtschaft aufgegeben und die Gebäude verkauft. Hierbei wurde das Grundstück wieder geteilt. Die Bergehalle hat nun wieder die Adresse Untere Mühlstr. 10.
2006 wurde der ehem. Stall in eine Kfz-Werkstatt umgebaut und anschließend um ein Wohnteil erweitert.




2009 wurde das Wohnhaus renoviert. Hierbei wurde das Gerätelager in eine Tierarztpraxis umgebaut und
6 Stellplätze errichtet.


 
	
	 
	
			
			

