 
	Untere Mühlstr. 7
Vorgängerbebauung
Eine Bebauung dieses Grundstücks kann bis 1465 zurückverfolgt werden, als hier ein Martin Klocker ansässig war. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1496 geht das Haus an einen Sixt Hofmaister, ab 1499 ist hier kein Bewohner mehr nachweisbar.
Im Bereich der Unteren Mühlstraße befinden sich einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben. Anschließend wurden einige Gebäude scheinbar noch ein paar Jahre genutzt, bis sie schließlich um 1496 endgültig aufgegeben wurden.
Für das Jahr 1502 ist Hans Braun als Bewohner genannt. Es kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, was mit dem Haus geschah. Möglicherweise wurde es wieder bewohnbar gemacht und noch ein paar Jahre genutzt, oder es wurde ein einfacher Neubau errichtet, der dann aber doch wieder abgebrochen wurde. Jedenfalls ist 1511 noch Hans Brauns Witwe hier wohnhaft und 1515 Margreth Hienn’s, Hanß Bran Weib (wohl dieselbe Person). 1517 ist noch ein Jorg Schechorn als Eigentümer genannt.
Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. Da keine Nennung in den Steuerlisten nach 1548 erfolgt, wird angenommen, dass das Haus zwischen 1518 und 1548 aufgegeben und abgebrochen wurde.
Wiederbebauung 1595
Im Jahr 1595 errichtet Caspar Häberlin hier einen Neubau, der 1614 als Behausung und Stadel an der Roth mit einem Wert von 180 fl angegeben wird. 1636 sind Caspar Häberlins Erben als Eigentümer genannt, es ist aber kein Wert mehr angegeben, auch noch im Jahr 1651.
Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden. Auch dieses Haus ist dem Hochwasser zum Opfer gefallen.
Eine Hungersnot im Jahr 1634, eine Pestepidemie 1635 und ein Hochwasser um 1636 führte im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen im Rahmen des 30-jährigen Krieges in unserem Gebiet zu großen Zerstörungen und zu Armut. Insgesamt konnten 32 Haushalte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und kamen in die Gant (Privatinsolvenz mit Versteigerung). In zwei großen Gantprozessen am 06.08.1637 und am 21.07.1639 wurde das Eigentum liquidiert, so auch dieses Haus.
1651 gehört das Grundstück noch Caspar Häberlins Erben, aber es ist kein Wert angegeben. Im Steuerbuch B 90 von 1660 ist das Grundstück nicht mehr aufgeführt.
1678 kauft Andreas Schnitzer, Rotgerber, (wohl Sohn des Andreas Schnitzer, Hauptstr. 1) das Haus Günzburger Str. 23. Es ist anzunehmen, dass er das Grundstück hier gleichzeitig gekauft und darauf eine Werkstatt gebaut hat, denn im Steuerbuch B 91 heißt es ein Hofstatt, darauf ein Werkstad steht; Wert 50 fl. 1694 erbt Hannß Faulhaber, Günzburger Str. 23, das Haus.
1696 kauft der Rotgerber Jakob Widenmann (Peter-Arnold-Str. 4, jetzt Untere Mühlstr. 16), der schon 1682 den Bauplatz Untere Mühlstr. 6x gekauft hatte, auch diese Hofstatt mit Werkstatt für 80 fl hinzu. Sein Nachfolger auf dem Hof, Joseph Fuchslocher, übernimmt 1706 auch Hofstatt mit Werkstatt.
1729 kauft Jacob Huber (Günzburger Str. 24) die Hofstatt von Joseph Fuchslocher und bebaut das Grundstück mit einem kleinen Haus, welches im Steuerbuch B 97 mit 80 fl veranschlagt wird. Joseph Fuchslocher behält die Werkstatt weiterhin, sie geht 176x an seinen Nachfolger Johannes Kurz über, bei dem sie bis 1773 auf dessen Steuerblatt verzeichnet ist.
Huber blieb nicht lange auf diesem Haus, um 1730 wird es an Johann Schachter für 80 fl verkauft, um 1740 geht es an Hans Jörg Müller, um 1750 an den Zinngießer Joseph Weitmann und 1765 an Barbara Friedrich.
Am 08.04.1768 geht das Haus für 80 fl an den Maurergesellen Joseph Stegmann. Am 24.11.1790 kauft Josef Schneider das Haus, der Wert wird nun mit 175 fl angegeben. Entweder wurde das Haus wieder neu erbaut oder baulich erweitert.
Sachlich wird vermutet, dass die Werkstatt noch bis ca. 1794 bestand, solange noch Rotgerber auf Peter-Arnold-Str. 4 (Untere Mühlstr. 16) saßen. Johann Hauf als Maurer ab 1794, brauchte die Werkstatt nicht mehr. 1799 ist sie als Nachbarbeschrieb bei UM06x noch als ‚Kurzische Werkstatt‘ genannt. Sie wurde dann wohl abgebrochen, denn im Urkataster 1824 ist kein Gebäude mehr eingetragen, nur aus der Grenzführung ließe sich ein Standort ableiten.
Josef Schneider, Metzger, übernahm das Haus am 10.04.1813, ein halbgemauertes Wohnhaus mit Stadel nebst Strohhütte und Gärtchen. Hiernach lässt sich die bauliche Erweiterung von 1790 bestimmen als Stadel und Hütte. 1831 wird Schneider Franz Josef, Metzger, als Eigentümer genannt. Es könnte ein Sohn gewesen sein. 1838 wird ein St[ephan?] Schneider genannt, 1843 Schneider Johann Josef, Metzger, und 1844 wird eine Übernahme durch Felix Schneider, Metzger, notiert. Die Verwandtschaftsverhältnisse können nicht nachvollzogen werden. Felix Schneider wechselt am 19.07.1852 auf Memminger Str. 44 und verkauft das hiesige Haus an Krettenauer und Hilaria Kögel, die 1855 hier gemeldet sind.
Am 03.04.1857 geht das Haus an Ignaz Krettenauer und Ehefrau Walburga. 1864 stellt Krettenauer einen Bauantrag über einen Stadelanbau, von dem wir aber nicht wissen, ob er durchgeführt wurde, denn im Kataster findet sich kein entsprechender Eintrag.

Mit Urkunde vom 19.10.1895 übernahmen Fridolin und Walburga Krettenauer, Kinder des Vorigen, das Haus. Am 08.02.1896 wurde das Haus einer Maria Krettenauer zugeschrieben, die am 17.02.1869 Christian Karg von Schelldorf (bei Kipfenberg, Lkr. Eichstätt) heiratete und ihn hierdurch zum Eigentümer machte.
Christian Karg baute 1896 eine Remise, wölbte 1900 den Stall ein und baute 1904 einen neuen Stadel. 1959 übernahm sein Sohn Georg Karg die Immobilie.
Der Zustand des alten Gebäudes verschlechterte sich zusehends und wurde immer mehr zum Ärgernis. Am 07.03.1969 ordnete das Landratsamt die Abschrankung des Gebäudes wegen Baufälligkeit an. Für den Eigentümer Georg Karg, der sich in der Heilanstalt Reisensburg befand, wurde Alois Hinträger als Pfleger bestimmt. Die Stadt führt die Abschrankung durch, sah jedoch weiterhin Gefahren wegen des schlechten Bauzustandes. Daraufhin ordnete das Landratsamt den Abbruch des Gebäudes wegen Baufälligkeit an. Noch im Jahr 1974 stritt sich die Stadt mit dem Pfleger über die Abbruchkosten und den noch immer ungepflegten und unaufgeräumten Zustand des Grundstücks.




Das Grundstück blieb ca. 20 Jahre lang unbebaut.

Neubau 1988
Im Jahr 1988 fand das Grundstück einen neuen Interessenten. Dieser errichtete ein modernes Einfamilienhaus an dieser Stelle.


 
	
	 
	
			
			

