Wohnhäuser

Reichenbacher Str. 15

Lageplan

Michael Glaz, Metzger, erwirbt 1682 von der Herrschaft den Bauplatz und baut dort ein neues Haus hin. Als Gebäudewert werden 200 fl angesetzt mit einem Bauschilling1 für den Platz von 50 fl, später auf 300 fl erhöht. Wenn der Platz von der Herrschaft stammt, muss die Gartenmauer des Fuggergartens zu diesem Zweck verlegt worden sein.

Zwischen 1692 und 1701 erwarb Melchior Müller, Nagelschmied, das Haus und kaufte von der Herrschaft eine Fläche aus dem Fuggergarten für 50 fl hinzu, auf der er später eine Werkstatt errichtete. Melchior Müller pachtete ab ca. 1700 den Stadel des Christoph Lutzenberger (Reichenbacher Str. 8) und nutzte ihn als Werkstatt. Hier führte der Sonnenwirt Hans Seitz einst die sog. Blumenwirtschaft.

Da die Blumenwirtschaft zu Protest in der Bürgerschaft, besonders bei den Wirten, geführt hatte, wurde mit Revers (schriftl. Vereinbarung) vom 06.10.1701 der damalige Besitzer (nicht Eigentümer!) Melchior Müller, der seine Nagelschmiedwerkstatt in diesem Gebäude hatte, verpflichtet, “ auf diesem Hause als ehemaligen Blumenwirtschaft zu guten deren P.P. Capuzinern kein Wirtschaftshewerb in ewigen Zeiten mehr zu treiben, gleichwohlen aber in der untern Stube Branntwein zu schenken sich vorbehalten hat„.

Maria Miller, Witwe, übergibt am 28.12.1726 das Haus an ihre Tochter Anna für 500 fl. Anna heiratet den Metzger Hans Jörg Thoma aus Nordholz. 1770 geht das Haus an den Sohn Johann Thoma2, ebenfalls Metzger. Johann Thoma stirbt schon am 18.03.1774, das Erbe wird aufgeteilt. Bereits 1773 ist der Metzger Josef Schneider als Eigentümer in der Steuerliste aufgeführt.

Am 28.03.1792 geht das Haus an Franz Josef Erhard, Weißgerber, und am 09.04.1801 an Roman Berchtold, Hutmacher. Berchtold kauft am selben Tag auch die ehem. Stahlschützenhütte Reichenbacher Str. 8.

1818 baut Bonifazius Berchtold (Verwandschaftsgrad unbekannt, evtl. der Sohn, siehe 1845) in der Hollstraße einen neuen Stadel. Vermutlich hat man ihm den Stadel RB08 abkaufen wollen, um das Grundstück zu verkaufen und ihm daher den Bau des Stadels in der Hollstraße ermöglicht. 1845 übergibt Roman Berchtold Anwesen und Hutmacher-Konzession an seinen Sohn Bonifaz.

1854 baut Bonifazius Berchtold einen Stadel in den hinteren Teil seines Grundstücks. Demnach muss Bonifaz Berchtold einen Teil des Fuggergartens erworben haben, als die Fugger infolge der Mediation ihren Besitz in Weißenhorn aufgaben. Seinen Stadel in der Hollstr., 1818 erbaut, bietet er der Stadt zum Kauf und zur Verbreiterung der Straße an, weil er einen neuen Stadel in seinen Garten gebaut habe. Er stellt sich 225 fl als Entschädigung vor. Der Magistrat bietet jedoch nur 150 fl, in die Berchtold einwilligt.

1872 erneuert Berchtold den Anbau auf der Ostseite.

Bonifaz Berchtold dürfte um 1890 gestorben sein. Das Haus wird an den benachbarten Storchenwirt, Josef Ebenhoch, verkauft. Dieser baut 1895 eine Torfremise an und erneuert 1896 Teile der Umfassungsmauern und 1907 einen Kamin. Ebenhoch starb nach 1907, das Haus wurde an den Küfer Alois Rösch verkauft. 1919 baut Rösch einen Kamin in die Werkstätte ein und erneuert 1943 den Giebel und 1946 die östliche Außenwand des Gebäudes.

Ab 1959 ist Alois Rösch als Holzsäger bezeichnet. 1968 erscheint Maximilian Rösch als Eigentümer im Adressbuch. 1974 wird die Scheune abgebrochen und an ihrer Stelle 3 Garagen errichtet. 1997 ist Franz Rösch im Adressbuch zu finden. Weiter lässt sich die Eigentümerreihe nicht mehr verfolgen.

Im Jahr 2006 wurde einem Bauantrag auf Abbruch der Garage und Neubau einer Kfz-Werkstatt wegen der beengten Lage und der fehlenden Zustimmung der Nachbarn von der Stadt nicht zugestimmt. Der Bauherr zog daraufhin seinen Bauantrag zurück.

  1. Als Bauschilling wird ein Zuschuss oder eine Zahlungsverpflichtung für den Bau bezeichnet. ↩︎
  2. Hans Jörg Thoma muss noch einen Sohn gleichen Namens gehabt haben, der nach Temesvar (Banat, heute Rumänien) ausgewandert ist. Seine beiden Töchter reklamieren um 1790 ihren Erbteil (V 390.2). ↩︎

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