
Ulmer Str. 2
Das Haus trug den Hausnamen ‚Beim Schlachter‘. Es wurde von 1921 bis 1995 unter der Adresse ‚Albrecht-Dürer-Str. 2 geführt.
Noch vor 1840 hatte der ‚Fornehmer‘1 Franz Josef Müller von Beuren (a.a.O. aus Meßhofen) das Haus Günzburger Str. 32 erworben und stellte 1840 Antrag auf den Bau eines Ökonomiegebäudes für das landwirtschaftliche Anwesen auf dem Nachbargrundstück. Ungewöhnlich ist die Ausführung des Ökonomiegebäudes, welches eher wie ein Wohnhaus als wie ein Nebengebäude aussieht. Der Bau wurde genehmigt und 1843 errichtet.

1845 möchte Müller das 1843 errichtete Ökonomiegebäude (A 123-M 11) um 30′ (8,75 m) nach Norden erweitern. Die Baukommission hatte zwar in baulicher Hinsicht keine Bedenken, bemerkte aber, dass das Gebäude zwar als Stadel genehmigt sei, aber so ausgeführt wurde, dass es sich mehr zu einem Wohngebäude eigne und so auch leicht umgebaut werden könnte. Miller habe als „Güterhändler“ (Makler?) offenbar die Absicht im Hinterhalt, die Polizeibehörde zu hintergehen und eine Ansiedlung vorzubereiten. Das LG Roggenburg sah als Genehmigungsbehörde keine Möglichkeit, den Bau zu verhindern.



Am 28.02.1846 tauschte der Söldner Thomas Martin sein Haus Nr. 92 (Untere Mühlstr. 8) an den Gutsbesitzer Franz Josef Miller gegen dessen Stadelgebäude und einer Geldaufgabe von 825 fl. Wie zu erwarten stellte Martin 1851 den Antrag, den Stadel in ein Wohnhaus mit Ökonomieteil umzubauen. Der Magistrat und die Gemeindebevollmächtigten verwehrten Martin die Genehmigung, weil für das Gebäude kein Recht zur Ansiedlung bestehe und der Verkäufer Miller in dem ertauschten Hause nicht wohnen werde. Martin erhob hiergegen Widerspruch und erhielt von der Regierung in Augsburg Recht.
Das Haus wurde bis zuletzt von der Familie Martin bewohnt. Am 07.02.1889 übernahm der Sohn Ulrich Martin das Anwesen. 1892 wurde eine Remise angebaut. 1932 wird Mechthilde Martin als Eigentümerin geführt, 1936 Bernhard Martin. 1948 ist Anna Martin Eigentümerin.


1954 wurde die Remise von 1892 abgebrochen und durch einen Scheunenneubau ersetzt. 1956 wurde die westliche Stallmauer erneuert und 1957 eine neue Wagenremise errichtet.
Um 1995 wurde die Landwirtschaft aufgegeben und das Betriebsgelände ab 1999 mit Wohnhäusern bebaut.

2015 ist niemand mehr auf diesem Gebäude als Bewohner geführt.
- Franz Josef Müller war der erste, der sich aktenkundig als Makler betätigte, indem er Häuser kaufte oder baute und diese weiter verkaufte. Es gab damals noch keinen Begriff für diese Tätigkeit, so wurde er manchmal als ‚Güterhändler‘ oder auch als ‚Fornehmer‘ bezeichnet. ↩︎

