Günzburger Str. 21
Lageplan
Das Haus hatte den Hausnamen ‚Beim Junker‘.
Eigentümer vor 1475 sind archivalisch nicht feststellbar. 1475 ist ein Jörgi Kirchner verzeichnet, ein Jorig Kürßner jung ab 1496 auf Günzburger Str. 8.
Die frühe bauliche Situation in diesem Bereich ist nicht zweifelsfrei zu klären. Nach dem Lagebeschrieb im Zinsbuch B 38 von 1475 muss sich hier eine nennenswerte Bebauung befunden haben, die aber in den späteren Steuerbüchern nicht mehr auftritt, einige der hier genannten Eigentümer finden sich ab 1492 eindeutig an anderen Bauten. Es wird daher die Hypothese vertreten, dass diese alte Bebauung einem Brand oder wegen der Nähe zur Roth auch einem Hochwasser zum Opfer fiel und die Bebauung anschließend neu geordnet wurde.
Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. Es wird angenommen, dass zwischen 1518 und 1548 eine Neubebauung des Grundstücks erfolgte. 1548 kann ein Hainrich Merckh(le) dem Grundstück zugeordnet werden. 1551 erscheint Claus Miller, Beck, Hauptstr. 16, als Eigentümer, Zweitbesitz bis 1572; Miller hat wahrscheinlich nicht hier gewohnt.
Im Jahr 1572 ist Valenthin Leberwurst, Zollstr. 2, als Eigentümer anzusehen. Er übernimmt auch den Steueranteil zur Liebfrauenpfleg, den bis dato noch Claus Miller, Bäcker (Hauptstr. 16) für das Anwesen Günzburger Str. 21 inne hatte. Ihm dürften jetzt die Häuser Zollstr. 2 und Günzburger Str. 21 beide in Teileigentum gehört haben. Es ist nicht zu klären, in welchem Gebäude er tatsächlich gewohnt hat.
Zwischen 1601 und 1604 besitzt Vele Leberwurst die Häuser Zollstr. 2 und Günzburger Str. 21 beide ganz. Seine Steuerlast ist hierbei mit nur 55 kr relativ gering. Es ist nicht zu klären, was mit den beiden Häusern in dieser Zeit geschah. Möglicherweise wurde eines der Häuser abgebrochen und neu gebaut, wenn ja, dürfte dies eher das Haus Zollstr. 2 gewesen sein. Trotz der unbewiesenen Situation wird diese Möglichkeit im Gebäudeatlas dargestellt.
1604 gehört das Haus Ulrich Leberwurst, (Eltr. Vogler nachträglich eingefügt) und
Thoman Lehenherr. Ulrich Leberwurst, (vorher auf Günzburger Str. 19, Sohn des Jörg Leberwurst (Günzburger Str. 25) zieht nach hierher in den Austrag. Nach den Lagebeschrieben war dem Haus ein Garten vorgelagert, daher von der Straße abgerückt.
1614 gehört Ulrich Leberwurst alt eine halbe Behausung, Wert 100 fl, und Thomas Lehenherrs Erben eine halbe Behausung, Wert 125 fl. Ulrich Leberwurst alt übernimmt jetzt die Hälfte des Thomas Lehenherr, ihm gehört dann das ganze Haus. Nach Ulrich Leberwurst alts Tod (Zeitpunkt unbekannt) übernimmt sein Buder Georg Leberwurst das Haus. Einen Teil des Hauses dürfte Ulrich Leberwurst jung als Erbteil seines Vaters erhalten haben.
Ulrich Leberwurst jung (Zollstr. 2) zieht 1617 auf das Haus Günzburger Str. 20. Er tauscht sein Haus ZO02 mit seinem Onkel Georg Leberwurst. Der Zeitpunkt dieses Tauschs ist nicht dokumentiert. Jedenfalls kommt vor 1736 Ulrichs Tochter Christina auf das Haus Günzburger Str. 21, als Wert werden noch 150 fl angegeben. 1651 ist Christina Leberwurst noch immer hier ansässig, ein Wert für das Haus wird aber nicht mehr angegeben. 1660 zog Christina Leberwurst auf das Haus Zollstr. 6 und ist dort ab 1660 verzeichnet. Ab 1660 ist das Haus nicht mehr erwähnt. Es wurde wohl abgebrochen.
In den folgenden Jahren ist das Grundstück nicht separat nachzuverfolgen. Es wird angenommen, dass es weiterhin zum Besitz Zollstr. 2 zählte, denn dort findet sich 1773 auch der Vermerk eines Eigentumübergangs. Der dortige Verweis auf das Grundstück Günzburger Str. 22 konnte aber bislang in keinen Zusammenhang gebracht werden.
Neubau 1770
1770 wird im Steuerbuch B99 Thaddä Hauff, Taglöhner, mit deßen neuerbauten Haus, ein Garten und Stadel verzeichnet. Es war eines der wenigen traufständigen Gebäude in der Unteren Vorstadt. Ihm folgt nach 1786 Elisabetha Hauf, Witwe des Thaddäus Hauf. Sie stirbt am 25.09.1795, ihr Erbe wird aufgeteilt. Immobilienbesitz ist im Inventarium nicht mehr vermerkt, aber ein Barvermögen von 800 fl. Daraus ist zu schließen, dass das Haus bereits verkauft wurde, vermutl. an ihren Sohn Johann, mit dem Rest wurden die anderen Erben ausgezahlt.
Für das Jahr 1794 ist Johann Hauff, Maurer, als neuer Besitzer eingetragen. Er verkauft das Haus am 06.03.1817 an Martin Glassenhart, Taglöhner, (halbgemauertes Wohnhaus mit Stadel und Garten) und wechselt anschließend nach Peter-Arnold-Str. 4.
Am 06.03.1817 erwirbt Joseph Thoma, Metzger, das Haus. Er übergibt das Haus am 30.05.1862 an seine Tochter Josepha und deren Bräutigam Johann Göppel. Für sich baut er in den Garten ein einstöckiges Pfründehaus (Günzburger Str. 21a). Josef Göppel dürfte der Sohn des Amtsdieners Jos. Göppel gewesen sein. Sie verkaufen das Haus am 15.06.1862 an den Holzhändler Moritz Grünwied und bewohnen es nicht selber. Grünwied tritt nur als Zwischeneigentümer auf, er verkauft das Haus schon am 01.10.1863 weiter an Johann Weber. Am 14.04.1866 geht das Haus an dessen Witwe Walburga über.
Am 21.01.1870 findet das Haus mit dem Maurer Bonifaz Waizinger schon wieder einen neuen Eigentümer. Bonifazius Waitzinger baut 1872 einen Stadel auf der Südwest Seite an. 1883 baute Waitzinger das Gebäude um, um seinen Viehstall zu vergrößern. 1891 folgte noch eine Remise.


Im Einwohnerverzeichnis 1906 ist der Ökonom Anton Kassenetter als Eigentümer verzeichnet, 1932 der Gastwirt Josef Wöhr1. 1948 gehört das Haus Lorenz Maier, der 1952 den Nordgiebel erneuert und 1966 die Umfassungswände, verbunden mit einer Modernisierung der Fassade. Das Haus ist bis heute im Besitz der Fam. Maier.


Neubebauung 2009
2009 wird das Haus abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Der Neubau ist wieder giebelständig.



Günzburger Str. 21a
Der Metzger Joseph Thoma übergab 1862 sein Haus Günzburger Str. 21 an seine Tochter Josepha und deren Bräutigam Johann Göppel. Für sich baute er in den Garten ein einstöckiges Pfründehaus.
Es ist nicht überliefert, wie lange Joseph Thoma noch in diesem Haus gewohnt hat und ob das Pfründhaus auch Gegenstand der Verkäufe des Stammgrundstücks war. Zumindest seit dem Verkauf 1870 an Bonifaz Weizinger gehören beide Gebäude zusammen. 1872 ist ein Josef Junker im Einwohnerverzeichnis genannt, vermutlich ein Mieter. Ebenfalls 1872 wurde das Haus durch einen Anbau von Bonifaz Weizinger erweitert.


Nach den Daten der Einwohnerverzeichnisse war das Haus meistens vermietet. Es hatte keine eigene Flurstücknummer und gehörte immer zum Stammgrundstück.
1954 wurde ein Schuppen mit Schweinestall angebaut. Ab 1959 steht der Schäfer Josef Haug im Einwohnerverzeichnis, ab 1977 seine Witwe Frieda Haug. Letztmals wird sie 1997 im Adressbuch geführt.


Das Haus war danach ungenutzt und wurde 2009 im Zuge des Abbruchs des Vorderhauses ebenfalls abgebrochen.
- Josef Wöhr ist nicht als Gastwirt einer Weißenhorner Gaststätte aufgeführt. ↩︎


