Nicht mehr vorhandene Gebäude,  Wohnhäuser

Günzburger Str. 19

Lageplan

Die erste archivalisch nachprüfbare Besiedlung stammt aus dem Jahr 1465, als Hans Decker und Hans Decker jung hier verzeichnet sind. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1475 wird der Eigentümer Hans Degler geschrieben. Ungesichert ist die nächste Zuschreibung an Hansen Käßer Wittib. Die Eigentümerschaft von Hanns Rentz 1496 ist wieder gesichert, auch wenn die Schreibweise 1505 Hans Venntz ist.

1508 hat Jacob Gertauer (vorher Günzburger Str. 9) das Haus übernommen, er wird 1511 Jacob Gerthopfer geschrieben. 1515 erscheint Jacob Glaßer, bevor für die Jahre 1518-1534 keine Aufzeichnungen vorliegen.

1534 wird in der Urkunde U185 ein Zinsbrief für Utz Wohllaib an die Sondersiechenpfleg um Haus, Hofraiten und Garten in der Unteren Vorstadt ausgestellt wird. Das heißt, dass Utz Wohllaib einen Kredit bei der Sondersiechenpfleg aufgenommen hat. Ulrich Wollaib wird noch einmal 1548 im Steuerbuch B304 genannt.

1551 ist Jörg Schwarz, 1556 Greg Schwartz und Petter Veichel (vorher auf GZ 25, später auf GZ18) als Eigentümer eingeschrieben. 1559 ist Jorig Schwarz wieder Alleineigentümer, 1575 seine Witwe und 1587 Jorg Schwartzen Witib und Hanns Meßmer. 1594 sind Jorg Schwartzen Witib und Christan Betz, Metzger (vorher Günzburger Str. 28) als Besitzer genannt, 1595 dann Christian Betz, Jörg Schwartz und seine Mutter. Scheinbar ist der Sohn Jörg Schwarz jetzt volljährig geworden und darf Eigentümer werden.

1598 ist die Mutter wohl gestorben, jetzt erscheinen Jörg Schwartz, Ulrich Leberwurst und Jörg Leberwurst als Eigentümer. Ulrich Leberwurst zieht 1604 auf das Haus Günzburger Str. 21 als Austrag. In den nächsten Jahren sind immer mehrere Eigentümer genannt, 1604 Jörg Schwartz, Jacob Bayerland und Berlen Oschwaldt, 1607 Jörg Schwartz, Jacob Bayerland und Conrad Seiz und 1610 Jörg Schwartz, Jacob Bayerland und Conrad Seiz‘ Witwe. Jacob Bayerland zieht 1614 auf das Haus GZ15. Hans Oschwaldt (wohl der Sohn von Berlen Oschwaldt), übernimmt 1614 Behausung, Hofraithen, Stadel, Garten für 430 fl. Hans Oschwald ist ab 1626 auf dem Haus GZ25 zu finden, gibt diese Haushälfte aber 1636 auf (danach nur noch als Hofstatt geführt) und zieht wieder auf GZ19 hierher zurück. 1629 wird der Hafner Matheus Seiz im Steuerbuch geführt.

1636 kommt Hans Oschwald hierher zurück. Im Gebäudebeschrieb wird mit Behausung, Hofraiten, und Garten, Wert 280 fl, der Stadel nicht mehr genannt, er dürfte demnach abgebrochen worden sein. 1651 wird der Wert nurmehr mit 210 fl angegeben, mit dem Zusatz mehr wegen Adam Rapps Hofstatt und von Ulrich Leberwursts Hofstatt. Bei dieser Hofstatt müsste es sich um das Grundstück GZ21 handeln, was zu dieser Zeit von Ulrich Leberwursts Tochter Christina bewohnt war. Diese siedelt ca. 1660 auf Zollstr. 6 (ehemals Adam Rapp von 1594-1636) um. Hans Oschwald gehörte bis 1651 auch die halbe Hofstatt GZ25, die allerdings nicht unmittelbar benachbart ist.

Um 1660 erscheint mit Hans Eißel, Huetter ein neuer Eigentümer, in diesem Zusammenhang wohl auch die o.a. Rochade. 1674 heißt es im Steuerbuch B91: Hans Eißel, Behausung Hofraithen Stadel und Garten, samt einer Hofstatt von Christian Hausser; Wert 325 fl. Die genannte Hofstatt konnte noch nicht zugeordnet werden, da ein Christian Hausser (oder auch Hauffer o.ä.) nicht gefunden werden konnte. Es wird vermutet, dass es sich um das Grundstück Zollstr. 5 handelt. Jetzt ist auch wieder ein Stadel erwähnt, dieser wohl neu erbaut.

Mit Christian Willbach erscheint um 1690 wieder ein neuer Eigentümer, 1706 dessen Witwe. 1716 ist Andreas Öffner, Metzger, Eigentümer, dieser stirbt 1749, das Erbe wird aufgeteilt. Als Anmerkung steht im Steuerbuch: NB. Johann Öffner hat zwar die Hofstatt nicht verkauft, wohl aber den ganzen fundus, mithin bleibt das ewige [Zinse] auf dem fundo und wird das Hofstattrecht cum consum Magistratus auf ein anderes Ort der Gemeind transferirt. Die genannte Hofstatt konnte nicht lokalisiert werden, auch nicht der Ort, wohin das Hausrecht übertragen wurde.

Um 1760 haben wir schon wieder einen anderen Besitzer, Balthas Merkle. Dieser ist Ulmer Fuhrmann, d.h., er hatte die Aufgabe, Nachrichten und Waren nach Ulm zu transportieren. Am 12.02.1794 übernahm Amt und Haus sein Sohn Franz Merkle. Nach seinem Tod am 07.02.1794 regelt seine Witwe Maria Anna Merkle in einem Testament die Nachfolge. Am 27.06.1808 übernimmt Eusebius Merkle alle Aufgaben. 1819 ist Franz Josef Merkle fahrender Ulmer Both, und ab 06.07.1837 Michael Linder. Linder wird 1849 insolvent und muss verkaufen.

Raphael Landauer von Hürben, ein Jude, tritt als Zwischenaufkäufer auf, er verkauft das Anwesen am 23.12.1852 weiter an die Witwe Agathe Jedelhauser und ihre Kinder Balbine, Walburga, Monika, Katharina, Josef und Melchior. Frau Jedelhauser hat ihr bisheriges Wohnhaus Nr. 22 1/2 (Heilig-Geist-Str. 3) an den Eisenhändler Jakob Kircher verkauft und dafür das Haus des ehemaligen Boten Michael Bader erworben. Sie möchte dieses Haus nun teilweise abbrechen und neu errichten. Der Magistrat erteilt am 07.07.1854 hierzu die Genehmigung.

Die Witwe Agathe Jedelhauser hat sich 1855 mit Georg Wieser von Hetschwang verheiratet und führt infolge Ablebens desselben den Namen Agathe Wieser. Georg Wieser stirbt kurz danach und Frau Wieser heiratet in dritter Ehe Erhard Ritter.

Aus dem Jahr 1869 liegt ein Bauantrag zum Anbau einer Wagenremise für Moritz Baur vor, obwohl dieser damals nicht Eigentümer war.

1876 tritt mit Blasius Henk ein neuer Eigentümer auf. Er baut 1877 das Haus um. Hierbei wurde das ehemalige steile Walmdach entfernt und das Gebäude auf die Traufhöhe des Neubaus von 1854 angehoben. Außerdem wurde das Gebäude nach Westen erweitert. 1872 wurde der Stall eingewölbt.

Am 26.07.1876 wird Erhard Ritter, Sattler, nach Ableben der Vorbesitzerin, mit der er in 3. Ehe verheiratet war, erbschaftsweise Eigentümer. Am 30.07.1876 gibt er das Haus weiter an seinen Stiefsohn Blasius Henk und dessen Ehefrau Maria, Privatierseheleute. Henk lässt 1888 den Keller neu wölben, 1892 den Kamin erneuern und einen Anbau am Wohnhaus durchführen.

Ab 1906 steht der Landwirt Sebastian Knaur als Eigentümer im Einwohnerverzeichnis. 1964 wird er letztmals erwähnt, 1968 steht das Haus leer.

Trotz seiner Größe und seiner bewegten Geschichte konnte von diesem Gebäude bisher noch kein Foto als Einzelgebäude gefunden werden. Es ist nur am Rande einer undatierten Postkarte und auf dem Ausschnitt eines Luftbilds von 1957 zu sehen.

1970 wurde das Haus verkauft und abgebrochen. Das Grundstück wurde mit einem Mehrfamilienhaus bebaut, welches die Straßenbezeichnung Zollstr. 1 erhielt. Mit dem Bau des Gebäudes wurde 1973 begonnen.
Ursprünglich von einem Privatmann geplant, verkaufte dieser das Objekt an den Bauträger Fa. Treuco. Dieser geriet aber nach Beginn des Rohbaus in Zahlungsschwierigkeiten Der Bau blieb mehrere Jahre unvollendet stehen, bis ihn 1977 die Fa. Wohnbau Inhofer übernahm und fertigstellte.

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