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Günzburger Str. 15

Lageplan

Die Bebauung dieses Grundstücks lässt sich bis 1465 zurückverfolgen, als Jerg Kamensetzer Besitzer war, Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar.

1492 sind Jorg Kamesetzn und Drepold Mösn hier verzeichnet, 1496 Diepold Mößs Wittib und 1502 Diepold Mößs Wittib und Anna Moßin. 1505 gehört das Haus Jorgen Prachmillers Wittib et pueri. Ab 1508 wohnt hier der Hafner Hans Allgeuer. Der Name Hans Algeuer als Hafner trat bereits bis 1492 auf
dem Nachbargebäude Günzburger Str. 17 auf. Im Jahr 1511 wird im Steuerbuch B 83 der Name einmal Hanns Hepfelin genannt Algim und an anderer Stelle Hans Hafner, genannt Algeuer. Wieder einmal wechselt die Bezeichnung zwischen Beruf und Namen.

Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 ist Crista Algeur, Hafner, verzeichnet und 1551 Claus Algeur.

Ab 1553 gehört das Haus der Familie Kramer. Laux (Lucas) Kramer, wechselt von WB05x auf das hiesige Grundstück. Vermutlich hat ihm das kleine Haus im Wettbach nicht genügend Platz geboten. 1556 lautet der Eigentümer Laux Kramer Brottschetz, mit dem Zusatz mer vir sein Bruder Stoffl. Die Gebrüder Kramer werden von 1559 bis 1572 zu Steuerzahlungen für ihren Bruder Christoph herangezogen. Der Name Christoph Kramer tritt nie als Eigentümer auf. Der Grund für diese Steuerzahlung ist unbekannt.

1581 ist Laux Kramers Witwe genannt, 1587 Clauß Kramer Witwe (Claus Kramer wohnte vorher Bärengasse 10). 1594 gehört das Haus Matheus Kramer, Pfarrer in Biberach. 1601 ist kein Bewohner mehr genannt, vielleicht wurde das Haus abgebrochen.

1614 erscheint Jacob Bayerlander, vorher Günzburger Str. 19, als Eigentümer mit Behausung, Hofraithen, Stadel, Garten, Wert 500 fl, es war wohl ein Neubau. 1617 haben wir Hans Haberes, um 1630 Ferdinand Baumann und 1636 Hans Hoffmayer, der Wert ist auf 300 fl gesunken, evtl. durch den 30-jährigen Krieg.

Ab ca. 1655 bis 1870 ist das Haus jetzt im Eigentum der Fa. Thalhofer, zuerst Adam Thalhofer. Ab ca. 1670 gehört das Haus dem Sattler HansThalhofer. 1774 kauft Hans Thalhofer von Andreas Bayer (Peter-Arnold-Str. 4) die Hofstatt Peter-Arnold-Str. 4x hinzu, die westlich an seinen Garten grenzt, Wert 45 fl. Ab ca. 1690 bis 1767 heißt der Eigentümer immer Peter Thalhofer, Sattler. Innerhalb dieser ca. 70 Jahre muss mind. einmal ein namensgleicher Generationenwechsel stattgefunden haben.

Nach 1764 verkauft Peter Thalhofer die Hofstatt Peter-Arnold-Str. 4x an den Rotgerber Johannes Kurz, Peter-Arnold-Str. 4. Somit ist das Grundstück wieder bei seinem Stammgrundstück zurück.

Peter Thalhofer stirbt am 08.04.1767, die Behausung wird an Eugen Thalhofer (Verwandtschaftsgrad nicht angegeben) verkauft. Am 06.06.1794 wird der Sattler Johann Stephan Schlafer durch Heirat Eigentümer. Das Haus bleibt also weiter, wenn auch mit einem anderen Namen, im Besitz der Familie. Auch beim nächsten Eigentümerwechsel bleibt das Haus in der Familie, der Sattler Volz Jakob wird durch Heirat am 12.01.1833 neuer Eigentümer.

1849 baut der Sattlermeister Jakob Volz an sein Haus eine Remise nach Westen an.

Am 04.05.1859 übernahm der Sohn Leonhard Volz das Anwesen. Am 27.11.1868 kauft der Sattler Jakob Volz (Verwandtschaftsverhältnis nicht angegeben) das Haus.

Am 09.07.1870 endet die 215-jährige Familiengeschichte der Thalhofers auf dem Gebäude. Der Privatier Anton Ritter aus Illertissen erwirbt das Haus. Am 05.08.1881 werden der Gerber Josef Ritter und seine Ehefrau Elisabeth, geb. Ettenhofer, neue Eigentümer. Ritter erstellt 1881 einen Anbau und baut 1886 einen Dampfkessel zur Herstellung der Gerberlohe ein. 1887 wird die hintere Umfassungsmauer erneuert.

1894 ist ein Bauantrag mit dem Titel ‚Wohnhauserneuerung durch Joseph Ritter‘ verzeichnet und ein weiterer Bauantrag ‚Stockwerkserhöhung am hinteren Teil des Hauses durch Joseph Ritter‘. Es wird davon ausgegangen, dass das Haus grundlegend umgebaut und erneuert wurde.

1909 wurde das Haus von Julius Langenstein übernommen, der zusammen mit Anton Kling hier eine Gesellschaft zur Herstellung von Rechen und Gabeln gründete. Nach Auflösung der Gesellschaft lautete die Firma ab 14.12.1911: Kling Anton, Bayerische Fabrik landwirtschaftlicher Geräte. Im Mai 1919 war die Firma auf der Leipziger Messe vertreten. Es wurden außer Rechen und Gabeln auch kleine Wagen und Ski hergestellt. 1913 kaufte Anton Kling ein Grundstück in der Maria-Theresia-Str. und verlegte den Betrieb nach dorthin.

Die Fa. Anton Kling, landw. Geräte erwarb die Anwesen 136 und 137 (GZ15+17) am 22.02.1913 und wünschte einen Rückersatz der ‚Besitzveränderungsabgabe‘ (entspr. heute Grunderwerbsteuer), welcher ihr aber nicht gewährt wurde. Nach dem Neubau der Fabrik in der Maria.Theresia-Str. verkaufte Langenstein die Häuser GZ15+17 zu einem unbekannten Zeitpunkt.

Der Mechaniker Paul Gutter (vorher Mariengasse 1) kaufte das Haus GZ15 und errichtete 1921 einen Lagerschuppen und 1930 eine Autogarage. Um 1937 ging das Haus an den Mechaniker Norbert Rogg, der 1938 Schaufenster in das Gebäude einbaute.

1939 wurde die Shell-Tankstelle von GZ07 hierher verlegt. Eine beantragte Überdachung der Tankstelle wurde nicht ausgeführt. Es ist nicht dokumentiert, bis wann diese Tankstelle bestanden hat.

Norbert Rogg führte die mech. Werkstätte als Fahrradgeschäft. 1949 baute er eine Schaufensteranlage ein und fügte im Hof eine Werkstatt an. 1955 wurden Einscheibenfenster eingebaut, hierbei wurden auch die Stuckelemente der Fassade abgeschlagen. Ab Anfang der 50er-Jahre betrieb Hubert Hauf in diesem Haus auch einen Musikalienladen. Nach seinem Tod wurde der Laden von seiner Frau weitergeführt.

1970 brannte es im Dach. Der Dachstuhl des Hinterhauses wurde danach erneuert.

Um 2015 wurden die Läden aufgegeben. Das Gebäude wurde verkauft und 2018 einschl. aller Nebengebäude abgebrochen. Anschließend entstand ein Neubau, der leider trotz Ensembleschutz die historische Gebäudestruktur nicht aufnahm und eine unregelmäßige und unsymmetrische Fensterteilung aufweist.

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