Abwasserbeseitigung,  Straßen und Plätze

Der Neuffenplatz

Lageplan

Benennung

Wegen der Nähe zum Neuffenschloss wurde der Platz nach dem Herrschergeschlecht derer von Neuffen benannt.

Das Geschlecht taucht in den Quellen erstmals mit Mangold von Sulmetingen aus dem edelfreien Geschlecht der Herren von Sulmentingen auf, der als Anhänger der päpstlichen Partei im Investiturstreit zwischen 1100 und 1120 die Burg Hohenneuffen erbaute. Durch die Heirat mit Mathilde aus der Familie der Grafen von Urach verband er sich mit einem der wichtigen schwäbischen Adelsgeschlechter. Mangolds Sohn Egino benannte sich als erster der Familie nach der Burg Neuffen. Er und seine Nachkommen sind mehrfach im Gefolge der Welfen und Zähringer zu finden. Über Bertholds I. Heirat mit Adelheid, der Tochter des letzten Grafen von Gammertingen fiel ihm 1170 die Grafschaft Achalm und der Grafentitel zu.

Im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts vollzog die Familie unter Berthold I. einen Schwenk hin zu den Stauferherzögen von Schwaben, Bertholds gleichnamiger Sohn wurde Protonotar Friedrichs II. und Bischof von Brixen, seine beiden weiteren Söhne Heinrich und Albert sind ebenfalls häufig am Königshof bezeugt. In der späten Regierungszeit Friedrichs sind Heinrich und seine Söhne jedoch auf der Seite der Gegner des Kaisers zu finden und unterstützen zuerst den Aufstand Heinrichs (VII.), später den Papst und den Gegenkönig Heinrich Raspe.

Die Hauptlinie der Familie erlosch bereits mit Heinrichs Söhnen Heinrich II. und Gottfried von Neuffen. Ihr Besitz, die Grafschaften Neuffen und Achalm, fielen an die von Albert begründete Marstetter Linie. Zwar verkaufte Alberts Enkel Berthold IV. 1284 die Burg Neuffen an seinen Schwager Konrad von Weinsberg, jedoch gelang es ihm ansonsten, den Familienbesitz um Weißenhorn zu konsolidieren. Er selbst heiratete mit Jutta die Erbtochter des Grafen Gottfried von Marstetten, seinen Sohn Albert II. konnte er mit Elisabeth, Erbtochter des Grafen Berthold III. von Graisbach, vermählen. Aus dieser Ehe ging mit Berthold V. das wohl bedeutendste Mitglied der Familie hervor. Er war als Reichsvikar für Italien und Hauptmann von Oberbayern einer der engsten Vertrauten Kaiser Ludwigs des Bayern.

Bertholds einziger legitimer Sohn Berthold konnte als Domherr zu Augsburg die Linie genauso wenig fortsetzen wie der illegitime Sohn Konrad von Weißenhorn. Die Töchter Elisabeth und Margarete traten als Äbtissin von Niederschönenfeld bzw. Klarissin zu München ebenfalls in den geistlichen Stand. Bertholds dritte Tochter Anna schließlich heiratete Friedrich den Weisen, so dass die Allodialgüter der Familie wie die Grafschaften Marstetten und Graisbach an die Wittelsbacher fielen.1

Lage und Größe

Der Neuffenplatz erstreckt sich südlich der Stadtpfarrkirche bis zur Illerberger Str. Der Platz hat keine eindeutige Abgrenzung, der Übergang zum Hauptplatz und zur Illerberger Str. ist fließend. Er weist eine Fläche von ca. 1600 m² auf.

Ausbau

Anlage des Platzes nach Fertigstellung der Stadtpfarrkirche um 1875 im Zusammenhang mit Kirchplatz und Hauptplatz, im Rahmen der Altstadtsanierung wurden 1989 die Wege eingefasst, aber wassergebunden belassen, 2010 bituminöse Befestigung im Zuge der Neugestaltung des Hauptplatzes.

Historie

Der Neuffenplatz ist kein historischer Platz. Er entstand erst um 1875 nach dem Neubau der Stadtpfarrkirche. Vorher befand sich an dieser Stelle der innere und äußere Stadtgraben mit dazwischenliegendem Wall. Das Gelände befand sich außerhalb der Stadtmauern. Beim Bau der neuen Stadtmauer um 1488 wurde hier ein Fußgängerausgang mit Brücke über den Stadtgraben geschaffen.

Im Urkaster 1823 ist der Wassergraben bereits aufgefüllt und mit kleinparzelligen Gärten genutzt dargestellt. 1837 wurden die Stadtmauer und die Zwingermauer abgebrochen und durch eine niedrigere Mauer ersetzt. Die Gärten wurden 1854 neu parzelliert und versteigert.

Nach magistratischem Beschluss vom 22. Sept. 1854 werden die Gärten hinterhalb der Pfarrkirche, deren Pachtzeit mit 1. Okt. d.J. zu Ende geht, nicht mehr verpachtet, sondern diese Gärten sollen abgegraben, Grund u. Boden so wie Zaun u. Mauer an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Die Versteigerung wurde auf den 16.10.1854 anberaumt. Die Fläche wurde in 8 Parzellen aufgeteilt. Bedingung zum Verkauf war u.a.:
Das Gelände muss bis auf die Höhe des vorbeilaufenden Weges abgegraben werden.
Sollte Mauerwerk bei den Aushubarbeiten gefunden werden, darf dieses nicht abgetragen werden.
Sollten Gebeine beim Abgraben gefunden werden, müssen diese ausgeschieden und besonders gesammelt werden.
Der Boden darf nicht in den Bereich zwischen Pfaffenturm und Stadtmauer geworfen werden, sondern muss abgefahren werden.

Bei der Versteigerung wurde das Sockelmauerwerk des Zaunes, die obere und die unter Hälfte des Zaunes sowie die 8 Parzellen einzeln versteigert, wobei Seb. Kast zwei Parzellen (2+3) ersteigerte.

1867 wurde der Abzugskanal von der Reichenbacher Str. über den Hauptplatz bis zur Illerberger Str. vergrößert und neu verlegt. Am Ende des Kanals war ein gemauerter Auslauf ungefähr in Höhe des Gebäudes Memminger Str. 2 (siehe Foto von 1910). Im Katasterblatt 1863 wurde der Kanal aber erst ab Höhe Illerberger Str. 1 dargestellt. Von dort aus lief das Wasser als offener Graben entlang der alten Straße und wurde bei der alten Brücke in die Roth abgeschlagen.2 Auf dem Plan 1863 ist der tiefer liegende Fußweg nicht mehr eingetragen, die Gärten sind anders aufgeteilt und die Platzfläche des Hauptplatzes vergrößert.

Nach dem Neubau der Stadtpfarrkirche und dem damit verbundenen Abbruch der Stadtbefestigung in diesem Bereich wurde der Neuffenplatz angelegt. Zum Schlossgraben hin wurde eine Stützmauer errichtet und das Gelände mit einem gleichmäßigen Gefälle zur Illerberger Str. hin eingeebnet. Gestalterisch wurden der Kirchplatz, der Hauptplatz und der Neuffenplatz zusammengefasst. Auf den südlichen Haupteingang der Kirche zu wurden strahlenförmige Fußwege angelegt, dazwischen entstanden Grünflächen, die mit großkronigen Laubbäumen bepflanzt wurden.

Nach Herstellung einer öffentlichen Wasserversorgung ab 1910 fiel deutlich mehr Abwasser an, so dass der offene Kanalauslauf am Neuffenplatz nicht mehr belassen werden konnte und zu nicht dokumentiertem Zeitpunkt ein Kanal unmittelbar zur Roth angelegt wurde. Die Straße wurde verbreitert, der Kanal verlief nun unter der Straße.

Der Neuffenplatz blieb in dieser Form nun lange Zeit. 1960 wurde die Illerberger Str. im Stadtbereich als Kreisstraße aufgestuft und ausgebaut. Hierbei wurde die Straße verbreitert und am Neuffenplatz Parkplätze angelegt.

In den Jahren 1964-67 erhielt Weißenhorn eine Kläranlage. Hierzu wurde das Kanalnetz entsprechend angepasst und saniert. Am Neuffenplatz wurde ein Regenüberlauf zur Entlastung der Kläranlage hergestellt. 1989 wurde der Regenüberlauf zu einem Regenüberlaufbecken umgebaut und der Kanal vergrößert.

Im Rahmen der Altstadtsanierung wurden 1989 die Wege eingefasst, aber wassergebunden belassen und vor dem südl. Haupteingang der Kirche eine halbkreisförmige gepflasterte Fläche angelegt. Am Südwesteck der Kirche wurde zum Kirchplatz hin ein Trenngitter gebaut.

Aus Anlass der 500-Jahr-Feier der kgl. priv. Schützengesellschaft stiftete Steinmetzmeister Berschin 1997 einen Gedenkstein, der auf dem Neuffenplatz aufgestellt wurde.

Nach Beschwerden der Bevölkerung wegen der wassergebundenen Wege wurden die Wege zur Kirche im Zuge der Neugestaltung des Hauptplatzes 2010 bituminös befestigt.

  1. Wikipedia ↩︎
  2. Die Datierungen der Katasterpläne dürfen nicht so genau genommen werden. Da Planänderungen auf den Lithografiesteinen aufwändig waren, wurden oftmals bereits durchgeführte Änderungen – besonders auf öffentlichem Grund – erst später nachgeführt, andererseits aber auch noch Änderungen nach dem signierten Datum nachgetragen. ↩︎

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