Straßenverkehr

Illerberger Str. – alter Busbahnhof

Lageplan

Die Fläche zwischen der Ostroth und den Gräben der Stadtbefestigung ist im Urkataster 1823 als Baumgarten dargestellt.

Der Schweinemarkt

Die Fläche wurde als Schweine- bzw. Viehmarkt genutzt. Der Viehmarkt fand jeden ersten Mittwoch im Monat statt. Dem Marktwesen wird ein gesonderter Beitrag gewidmet, so dass hier keine allgemeine Geschichte der Märkte beschrieben wird.

Die Weißenhorner Viehmärkte gehör­ten zu den größten in Bayern; sie fanden an der Roth beim späteren Busbahnhof statt.

Einige Beispiele über den Auftrieb: Beim Sebastiani-Viehmarkt im Jahr 1903 wur­den 650 Stück Vieh, beim Oster-Viehmarkt wurden 700 Stück Vieh, beim Ulrichs-Viehmarkt wurden 800 – 1000 Stück Vieh und beim Gallus-Viehmarkt wurden 1800 Stück Vieh aller Gattungen notiert.

Zu den Viehmärkten im Jahr 1909 wur­den 451 Ochsen, 2731 Kühe und 1358 Jungrin­der zugetrieben. Die Umsatzsumme betrug 1.362.000 Mark.

Der Viehmarktbericht zum Gallus­markt 1922 ergab eine Zufuhr von 36 Ochsen, 11 Bullen, 102 Kühen, 103 Jungrindern, 5 Käl­bern und 185 Ferkel. Folgende Preise wurden bezahlt: für Ochsen das Pfund Lebendge­wicht = 100 Mark, für Bullen das Pfund Le­bendgewicht = 90 – 95 Mark, für Kühe das Stück = 60.000 – 80.000 Mark, für Jungrinder das Stück = 10.000 – 15.000 Mark, für Ferkel das Stück = 2.800 – 3.200 Mark. [Anmerkung: Inflationspreise!]

Zum Ulrichs-Vieh- und Schweine­markt im Jahr 1933 wurden aufgetrieben: 98 Ochsen, 11 Bullen, 169 Kühe und Kälber, 98 Stück Jungvieh, 36 Kälber und 291 Saug- und 4 Läuferschweine.1

Das k. Bezirksamt Neu-Ulm forderte am 18.09.1914, dass auch die zweite Eintriebsstelle zum Viehmarkt gepflastert wird. Die Stadt antwortete, nur eine Eintriebsstelle zu öffnen und daher auf die Pflasterung zu verzichten. 1915 wurde die zweite Eintriebsstelle dann doch noch gepflastert.

Im Rahmen der Elektrifizierung der Stadt wurde beim Viehmarkt eine Trafostation errichtet. Sie wurde vermutlich nach 1933 bei der Netzumstellung auf 220/380 V entfernt.

1938 wurde der Schweinemarkt vom Hauptplatz auf den Viehmarktplatz verlegt.

Ich habe noch nicht erforscht, wie lange der Viehmarkt nach dem II. Weltkrieg noch hier abgehalten wurde. Das Luftbild von 1957 zeigt noch Zäune und Absperrungen für den Marktbetrieb. Beim Bau des Busbahnhofs wurde 1965 die Verlegung des Viehmarktes auf das Grundstück neben dem Bauhof angedacht, a.a.O. wird eine Verlegung an die Ulmer Str. genannt. Die Verkäufe am Viehmarkt waren auf jeden Fall noch am 16.04.1968 eine kurze Notiz in der NUZ wert.

  1. Hans Burkhart; Geschichte der Stadt Weißenhorn; 1988; Mareis Druck GmbH, Weißenhorn ↩︎

Umbau zum Busbahnhof

1963 beauftragte der Stadtrat das Stadtbauamt, einen geeigneten Platz für einen Omnibusbahnhof mit Wartehäuschen zu suchen. Die Wahl fiel auf den Viehmarktplatz. Im September 1965 wurden verschiedene Entwürfe diskutiert. Der Entwurf der Bundesbahndirektion mit hintereinander parkenden Bussen wurde gegenüber dem Entwurf des Stadtbauamtes mit parallel parkenden Bussen bevorzugt. Die Planvariante des Prof. Fischer für den Busbahnhof sollte ausgeschrieben werden. Für die Verlegung des Viehmarktes wurde das Grundstück neben dem Bauhof angedacht. Am 27.09.1965 erfolgte die Vergabe der Bauarbeiten.

Am 23.02.1966 stellte Stbm. Lieb seinen Entwurf für eine leichte Wartehalle in Stahl-Glas-Konstruktion für den Busbahnhof vor. Die Planung wurde gebilligt, aber noch um einen Kiosk erweitert. Auf der Grünfläche vor dem Busbahnhof wurde 1967 eine Uhrensäule aufgestellt. Diese steht noch heute.

Am 2. Juli 1968 konnte der neue Omnibusbahnhof am früheren Viehmarktplatz in Betrieb genommen werden. Die Baukosten lagen bei 81.896,85 DM.

Bereits im Jahr 1974 zeigte die Holzfassade des Wartehäuschens am Busbahnhof Fäulnis, daher wurde diese mit einer Aluminiumfassade verkleidet. Ebenfalls wurden die Urinale erneuert.

Umbau des Busbahnhofs zu einem Parkplatz

Im Jahr 1983 beschloss der Stadtrat, unter der Voraussetzung der Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm, vorbereitende Untersuchungen für die Altstadtsanierung in die Wege zu leiten. Der Auftrag hierfür erging an den Architekten Dr. Friedhelm Amslinger, München.

Das Ing. Büro Schächterle/Holdschuer, Ulm, erarbeitete ein Verkehrsgutachten für die Altstadt, besonders für den ruhenden Verkehr. Als Ergebnis wurde ein Bedarf an Parkplätzen für entfallende Stellplätze im Altstadtoval festgestellt. Da die Wendeschleife für Busse als zu groß angesehen wurde, konnte diese zurückgebaut und an ihrer Stelle Parkplätze errichtet werden.

Nach der Planung des Ing. Büro Garreis, Neusäß, erfolgte 1985-86 der Umbau der Fläche.

In den Jahren 1991-93 wurde der Stadtgraben im Rahmen der Altstadtsanierung von Arch. Baron, Ulm, umgestaltet. Nach dem Entwurf von Dr. Amslinger wurde eine Brücke über den Stadtgraben gebaut, die den Parkplatz kurzwegiger an die Altstadt anband.

Aufgabe des Busbahnhofs

Im Zuge der Reaktivierung der Eisenbahnstrecke wurde der Busbahnhof 2014 an den Bahnhof verlegt und die Fahrpläne der Verkehrsträger entsprechend angepasst. Der alte Busbahnhof wurde nicht mehr benötigt und als Parkplatz freigegeben. Die Fläche harrt noch einer Neugestaltung.

Durch den Fortfall des Busverkehrs hatte die Wartehalle ihre Funktion verloren. Der Kiosk hatte keinen Pächter mehr, so dass sich das Gebäude immer mehr zu einem ungeliebten Treffpunkt verwandelte. Daher wurde das Gebäude 2017 ersatzlos abgebrochen. Leider verlor die Stadt hierdurch ihre einzige öffentliche Toilette.

An der Stelle des öffentlichen WC wurde 2019 ein Taubenhaus auf der Brachfläche aufgestellt, mit dem man die Überpopulation der Tauben in den Griff bekommen wollte.

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