Handwerk,  Wohnhäuser

Professor-Jann-Gasse 4

Lageplan

Die Gebäude PJ04 und PJ06 waren ursprünglich eine bauliche Einheit mit zwei Haushälften. Zwischen 1651 und 1660 wurde vermutlich das Haus PJ04 neu errichtet; zwischen 1788 und 1800 wurde die Einheit aufgehoben und eines der Gebäude vielleicht neu errichtet, denn Gestaltung und Höhenlage lassen heute nicht mehr auf einen ehemals zusammenhängenden Baukörper schließen. Da die archivalischen Daten keine Auskunft über einen Neubau geben, kann ohne nähere Bauforschung nicht gesagt werden, welcher Teil älter ist. Ohne nähere Beweise wird vermutet, dass das Haus PJ06 älter ist, denn auf einem hist. Foto ~1910 weist dieses Haus noch barocke Fenstertypen auf. Auch scheint eine bauliche Trennung in Querrichtung eher wahrscheinlich als eine Teilung entlang der Traufe. Vielleicht war das Dach über dem vorspringenden unterkellerten Bauteil von PJ04 früher abgeschleppt. Da nach dem Bauplan 1879 dieser Teil auch gemauert ist, könnte er noch vom Vorgängerbau stammen.

Bis 1614 können die Bewohner nicht eindeutig den jeweiligen Haushälften zugeordnet werden. In dieser Zeit sind 8 Eigentümer erwähnt. Die Namen können bei Interesse dem Datenblatt entnommen werden.

Ab dem Steuerbuch 1614 können die Haushälften den Eigentümern eindeutig zugeordnet werden. 1614 besitzt Thomas Vogel eine halbe Behausung mit einem Wert von 130 fl. Danach (ohne Datumsnennung) wird das Haus Georg Waidtmann zugeschrieben. Um 1620 ist Michael Bader hier wohnhaft und um 1630 der Schuster Jerg Kast. Der wohnt 1651 auch noch hier. 1658 ist der Einlasser Hans Geyer hier gemeldet, der Wert des Hauses ist auf 80 fl abgesunken.

Das Haus ist im Steuerbuch als halbe Behausung genannt, ohne zu sagen, wem die andere Hälfte gehört habe. Der geringe Wertansatz von 80 fl könnte darauf zurückgeführt werden, dass die Hälfte des Jerg Kast noch einmal unterteilt wurde. Im nächsten Steuerbuch von 1660 wird die gesamte Haushälfte wieder gemeinsam genannt und mit 260 fl bewertet. Hieraus kann aber auch geschlossen werden, dass beim Verkauf an Geyer die Haushälfte in einem solch schlechten Zustand war, dass quasi nur der Bauplatz angesetzt und das Haus danach neu erbaut wurde. Klarheit können hier nur weiterführende Bauforschungen mit dendrochronologischer Altersbestimmung schaffen.

1660 wird Marx Stuber hier genannt. Der neue Wert von 260 fl könnte auf einen Neubau zurückzuführen sein. Ab 1674 kehrt etwas Ruhe in die Eigentümerfolge ein. Der Glaser Lorenz Miller ist bis 1716 genannt, dann übernimmt das Haus (sein Sohn?) Johannes Müller, dieser bleibt bis ca. 1765 auf dem Haus. Es folgt mit Josef Kerber wieder ein Glaser. Als dieser stirbt, heiratet seine Witwe Maria Kerber am 20.05.1791 den Hospitalmeister Michael Kohler.

Am 01.09.1800 erwarb Lukas Reißler der Behausung anderer halber Teil, so jetzt allein stehet. Demnach wurde das Gebäude mit zwei Eigentumseinheiten zwischen 1788 und 1800 baulich getrennt. Wahrscheinlich wurde der asymmetrische Vorbau zu dieser Zeit errichtet, denn er ist im Urkataster 1823 bereits dargestellt.

1819 wohnen hier Lukas Reißler, Söldner und als Mieter Franz Xaver Jann, Priester (Prof. Jann, wohnhaft hier 1810-1828).

1824 wird Lukas Reißler als Bräuer bezeichnet. Am 09.04.1829 heiratet seine Witwe den Schuhmacher Christian Sailer. 1831 und 1832 sind Christian Sailers Witwe und Viktoria Heinrich, Witwe hier genannt. Am 11.04.1833 wird Werner Seeleitner, Schuster, durch Heirat [der Witwe Sailer bzw. Reißler] Eigentümer. Doch schon am 10.02.1836 wird der Schuhmacher Johann Pfenninger, wieder durch Heirat der Witwe Senleithner bzw.Sailer/Reißler] neuer Eigentümer. Am 14.11.1867 folgt Konrad Pfenninger, Sohn des Johann Pfenninger als Eigentümer. Er erneuert 1879 die Umfassungswände und den Kamin.

Am 01.07.1899 wird eine Übergabe an Konrad Pfenninger verbrieft, vermutlich der gleichnamige Sohn. 1911 stellt ein Johann Pfenninger (wieder ein Sohn?) einen Bauantrag zur Kaminerneuerung, welcher auch noch 1922 im Einwohnerverzeichnis erscheint.

Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt wurde das Haus an den Privatier Urban Vogeser verkauft. Dieser wird am 06.05.1927 in das Spital als Pfründner aufgenommen und bringt sein Haus Prof.-Jann-Gasse 4 und andere Grundstücke in das Spital ein. Die Spitalstiftung verkaufte das Haus Prof.-Jann-Gasse 4 am 07.05.1929 für 400 RM an die Leichenfrau Maria Borst weiter.

1932 gehört das Haus dem Schlosser Thomas Borst und 1948 Frau Rosa Böck. Diese lebt hier bis nach 1985.

1994 wird das Haus umgebaut und saniert. Unter anderem entsteht ein Balkonanbau auf der Nordseite.

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