Gesundheitswesen,  Nicht mehr vorhandene Gebäude

Friedhofweg 8 – Seel- und Brechhaus

Lageplan

Leider sind von diesem Gebäude keine Pläne überkommen. Wir sind also einzig auf die Archivakten angewiesen.

Das Gebäude gehörte wohl von Anfang an zur Friedhofsnutzung. Es ist erstmals im Steuerbuch B 87 von 1614 als ‚Seel- oder Brechhaus‘ erwähnt, dürfte aber schon älter gewesen sein. Möglicherweise ist es schon mit dem Friedhofsbau 1538-1542 hergestellt worden. Es ist im Urkatster 1823 enthalten und im Einwohnerverzeichnis 1786 als Haus Nr. 109 ‚Arme-Seelen-Haus‘ erwähnt.

1674 wird es als Brech= oder Seel Behausung bey dem Todtsacker und dem Mittl. Krauths und Hopfgärten bezeichnet, 1773 als Behausung, Brech= oder Seel Hauß bey dem Gottsagger und zwischen dem Mittl. Krauths und Hopfengärten.

Im Einwohnerverzeichnis A 261 von 1819 ist es als ‚Allmosenschreinstiftung Armenhaus‘ bezeichnet. Als Bewohner sind Hinträger Ursula und Viktoria, Toteneinnäherinnen, und Marianne Fluom, Witwe, Strickerin vermerkt. 1831 wohnen dort Hinträger Viktor, Totenwärter, Marianne Fluom, Witwe; Martin Gimpel, Witwer, und Katharina Wohlgschaft, Witwe.

Am 10.02.1837 beschloss der Magistrat, das alte Leprosenhaus (Hs.Nr.107), das alte Pfründhaus (Hs.Nr.23, Hinter der Hl.-Geist-Kirche) und das sog. Arme-Seelen-Haus (Hs.Nr.109) auf Abbruch zu verkaufen, da diese Gebäude nach dem Bau des neuen Krankenhauses entbehrlich geworden seien. Der Verkauf des Arme-Seelen-Hauses soll jedoch ausgesetzt werden und das Gebäude vorderhand seiner Bestimmung belassen werden.

Bezüglich des Arme-Seelen-Hauses forderte das Landgericht Roggenburg am 08.03.1837 Bericht, warum dieses belassen werden soll, da diese Aufgaben durch das neue Krankenhaus übernommen würden und die Stiftung durch den Erhalt des Hauses nur Kosten habe.
Vielmehr biete es sich an, das Haus für den Bau einer Leichenhalle und einer Wohnung für den Totenwärter zu erwerben und hierfür die Mittel aus dem „sehr vortheilhaft verkauften äußeren Baadhause“ (Illerberger Str. 9) zu verwenden. Wenn das Haus an einen Dritten verkauft werde, müsse man es später einmal teuer zurückkaufen.

Der Magistrat beschloss daraufhin am 17.03.1837, das sog. Armenseelenhaus beim Friedhof von der Wohltätigkeitsstiftung um den Schätzpreis von 650 fl zur Errichtung eines Leichenhauses anzukaufen. Das Gebäude war 44 Schuh lang und 32 Schuh breit (12,84 / 9,34 m), die West und Südseite des EG und OG waren in Ziegeln, die Nord- und Ostseite in Fachwerk. Der Dachstuhl und der Bauzustand wurde als mittelmäßig bezeichnet. In einer gemeinsamen Sitzung der GB und des Magistrats am 11.04.1837 wurde der Beschluss zum Ankauf gefasst. Der Armenpflegerat stimmte ebenfalls dem Verkauf zu. Der notarielle Vertrag wurde allerdings erst am 19.07.1841 abgeschlossen.

1843 wurde das Haus von Geiger Marianne, Totennäherin; Kiefer Katharina, Schmid
Ursula, Weitmann Kreszenz und Thalhofer Kreszenz, Armenpfründnerinnen bewohnt, 1855 waren es Geiger Marianne, Totennäherin; Thalhofer Kreszenz, Froschmaier Lorenz und Prötzel Viktor. 1875 war zuletzt Josef Stetter aus Hegelhofen hier wohnhaft.

Das Gebäude wurde nach der Friedhoferweiterung zw. 1875 und 1880 abgebrochen. Im Katasterblatt 1880 war das Haus nicht mehr dargestellt. Die Hausnummer wurde auf die neuerbaute Leichenhalle
übertragen.

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