Gesundheitswesen,  Nicht mehr vorhandene Gebäude

Der Spitalstall (Sebastian-Seiler-Str. 4)

Lageplan

Der Spitalstall wurde nach dem Großbrand des Spitals 1493 neu erbaut. 1984 fiel er einem Brand zum Opfer. Das Grundstück ist bis heute unbebaut.

An der Stelle des Spitalstalls befand sich bis 1493 der alte Spitalstadel. Am 24.10.1493 entstand im Bereich des Hl.-Geist-Stadels ein Großbrand, dem neben dem Stadel vier weitere Häuser zum Opfer fielen. Der Brand brach im Haus [Conrad] Waydman, Wettbach 17 (Nr.64), aus1. Außer dem Prediger-Haus dürfte auch das Haus Hl.-Geist-Str. 5 bei dem Großbrand komplett abgebrannt sein. Es wird später nicht mehr erwähnt. Die Spitalpfleg kaufte scheinbar die Grundstücke anschließend zusammen, um den Bereich neu zu ordnen, wenn auch nur ein Kaufvertrag (U 143: Anna Goldner, Witwe aus Weißenhorn, verkauft ihre Pfründstube mit Hofraiten und zugehörigem Grund an die Spitalpfleger Endriß Klaiber, Hans vom Land und Drepold Schwartz, zwischen Heinrich Legler (Egender, Wettbach 12, (Nr.60)) und des Predigers Hofraitin (Heilig-Geist-Str. 3)) überliefert wurde.

Über den Spitalstall liegen nur wenige Angaben vor. Es ist nicht zu klären, ob der Querbau des Spitalstalls in einem Zug mit dem neuen Spitalstadel in der Hl.-Geist-Str. erbaut wurde oder zu einem späteren Zeitpunkt. Der Stall wurde als Pferde- und Viehstall genutzt und besaß im EG eine Halle aus toskanischen Säulen mit 3 mal 3 Jochen. Diese Gestaltung des Stalles mit toskanischen Säulen legt eher einen späteren Bau nahe. 1614 wird der Bau im Steuerbuch B 87 beim Nachbarbeschrieb als „Spitalbehausung“ bezeichnet. Demnach könnte das Gebäude, zumindest in Teilen, auch als Wohnhaus genutzt worden sein.

Nach der Auflösung des Spitals 1837 wurde der Stall, zusammen mit dem daneben stehenden Wohnhaus Seb.-Seiler-Str. 2, an den Hasenwirt verkauft.

Am 27.11.1984 gegen 21:00 Uhr brannte der Spitalstall ab, 500 Jahre nach dem letzten Großbrand. Schon nach einer halben Stunde war das Feuer unter Kontrolle und nach eineinhalb Stunden gelöscht. Verletzt wurde niemand. Das Feuer richtete aber großen Sachschaden an. Die freistehenden Giebel drohten einzustürzen. Als Brandursache wurde fahrlässige Brandstiftung vermutet, die Brandursache konnte aber nie geklärt werden.

Schon am übernächsten Tag begann der Eigentümer mit dem Abbruch der einsturzgefährdeten Teile, weil Polizei und Feuerwehr ihn aus Sicherheitsgründen dazu aufgefordert hatten und wegen der eintägigen Verspätung bereits mit einer Anzeige drohten. Das Landratsamt stellte jedoch auf Intervention des Denkmalamtes die Abbrucharbeiten ein. Letzten Endes durften an den Giebelmauern dennoch die Abbrucharbeiten fortgesetzt werden. Das aus drei mal drei Jochen bestehende toskanische Gewölbe, welches zuletzt als Rinderstall genutzt wurde, müsse aber auf Forderung des Denkmalamtes erhalten bleiben und überdacht werden. So blieb die Brandruine weitere neun Monate lang offen der Witterung ausgesetzt stehen.

Im August 1985 entschied das Landratsamt, der Spitalstall müsse nicht als bauhistorisches Denkmal erhalten bleiben. Leider unterblieb damals aber trotz der langen Zeitspanne eine Dokumentation des Gebäudes, so dass die Geschichte des Spitalstalls nicht weiter geklärt werden kann.

So klafft an dieser Stelle im Altstadtgrundriss seit 40 Jahren eine ungepflegte Lücke. Mehrere Versuche der Stadt, hier eine Bebauung zu erreichen, waren erfolglos und scheiterten am Interesse der Eigentümer.

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