Gewerbe,  Wohnhäuser

Memminger Str. 8

Das jetzige Haus ist das vierte nachweisbare Gebäude an dieser Stelle. Seit 1863 ist hier ein Fuhrunternehmen in Familienbesitz ansässig.

Lageplan

Vorgängerbebauung

Die Eigentümerbeschreibung in der Steuerliste B 84 von 1548 lassen vermuten, dass hier ursprüglich größeres Haus mit getrennten Einheiten gestanden hat (Hs.Nr.153 und 153.1). Dieses wurde wohl um 1553 abgebrochen und 1556 durch einen Neubau ersetzt.

In der nördlichen Einheit finden wir von 1465 bis 1492 einen Hans Viol. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1492 ist niemand erwähnt und 1496 -1515 ist ein Hans Herman hier verzeichnet. Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 ist Hans Hernom (nach B 304-9 Hörmann) mit Behausung und Hofraitin genannt.

In der südlichen Haushälfte ist 1465 Herr (Ratsherr) Peter Viol genannt, wohl eine Verwandtschaft zur nördlichen Hälfte. 1475 folgt Claus Abele. Auch in der südl. Hälfte ist 1492 niemand genannt. 1496 ist Martin Cramers Kindpfleg (eine Vormundschaft über nicht volljährige Kinder) verzeichnet, auch 1498. Ab 1499 ist kein Bewohner mehr aufgeführt. Der Hausteil wurde wahrscheinlich zusammen mit dem nördlichen Teil genutzt, bis 1517 sind keine separaten Eigentümer zu erkennen. Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor. 1548 erscheint Enderlin Clelin (nach B 304-9 auf MM14, Doppelbesitz?)
und Margreth Braun, 1553 Margrach Erdyman (Der Eigentümer ist wieder gestrichen, vielleicht schon ein Leerstand ?)

Nachfolgebau 1556

1556 wird der Spitalpfleger Hans Walbach genannt. Hans Walbach war als Spitalpfleger wohl an einem
repräsentativen Gebäude gelegen, auch aus der deutlich erhöhten Steuerzahlung ist auf einen Neubau zu schließen. Der südliche Teil des Grundstücks blieb danach unbebaut und wurde vor 1619 an den Nachbarn Memminger Str. 10 verkauft, der dort einen Neubau errichtete.

1572 lebt Hans Walbachs Witwe hier, 1594 Christoph Waldbach, trotz abweichender Schreibweise wohl eine Verwandtschaft. 1614 wechselt das Haus mit Christoph Schwarz an einen neuen Besitzer, 1636 an dessen Witwe. Ohne genaue Jahresangabe wird folgend der Zimmermann Hans Müller als Eigentümer angegeben, der aber 1641 schon auf dem Haus Memminger Str. 41 und ab 30.01.1642 auf Memminger Str. 14 erscheint. Wahrscheinlich verkaufte Müller das Haus am 21.03.1641 an den Weber Jos Jelim1, der es bis zu seinem Tod 1677 bewohnt, danach wird das Erbe aufgeteilt.

1677 erwirbt Herr (Ratsherr) Hans Thomas Brandtmayer, wohl Sohn des Thomas Brandmaier, Memminger Str. 34, das Haus. 1682 wird Brandmaier die Haushälfte seines Vaters in der MM34 zugeschrieben, die 1694 an Balthas Papellon weiterverkauft wurde.

Neubebauung 1716

1716 ist der Lodweber Bartholomä Thoman der Eigentümer. Hier ist ein Neubau benannt, der den Steuerwert um 150 fl auf 650 fl erhöht. Barthle Thoman stirbt ca. 1726. Seine Witwe Katharina zieht ca. 1728 mit den Kindern Nepomuk, Hans Jörg und Maria auf das Haus Seb.-Seiler-Str. 5. Das Erbe der Kinder Nepomuk und Maria wird bis 1733, das von Hans Jörg bis 1736 von verordneten Pflegern verwaltet. Bartholomä Thoman hat noch drei Kinder aus erster Ehe: Franz Anton, Severina und Leonhardt. Auch deren Erbe wird von verordneten Pflegern verwaltet, bei Severina bis 1744, bei den beiden Söhnen bis 1753. Dann wird das Vermögen liquidiert. Leonhard Thoman kauft als Bortenmacher2 das väterliche Haus zurück. Der Sohn Franz Anton ist bereits seit ca. 1738 nicht mehr anwesend, daher wird sein Vermögen weiterhin verwaltet. 1768 lässt Leonhard seinen Bruder für tot erklären, da er schon 30 Jahre lang nichts mehr von ihm gehört habe.

Am 02.09.1728 verkaufen Bartle Thomas sel. Erben das Haus dem ‚edlen und hochgelehrten Herrn J.V.C. Johann Würth‘ um 600 fl. Leonhard Thoma (wohl der Sohn) kauft das Haus zurück und wird 1753 wieder als Eigentümer geführt, gefolgt 1786 von Anna Maria Thoma, Handelsfrau und ab 01.08.1795 der Tuchmacher Fidel Thoma, wohl der Sohn. Am 07.02.1807 wird Meinrad Stigele, Krämer und Seifensieder, durch Heirat der Tochter Eigentümer. Am 20.09.1842 übergibt Ursula Stigele, Witwe des Meinrad Stiegele, an Johannes Dauner von Bubenhausen. Der Begriff ‚übergibt‘ lässt an einen Besitzübergang innerhalb der Familie schließen, vermutlich durch Heirat. Seit dann befindet sich das Haus im Besitz der Familie Dauner bis heute.

1863 vergrößert der Bote Johannes Dauner seine Stallungen durch einen Anbau an das Wohnhaus auf der Westseite. Dauner war der sog. Ulmer Bote, d.h., er überbrachte Briefe und sonstiges nach Ulm, ob zu Fuß oder mit einem Wagen ist nicht erwähnt. Seit diesem Zeitpunkt ist die Familie Dauner im Transportgewerbe tätig.

Gleichzeitig ist im Plan der Abbruch und die Neuerrichtung eines größeren Stadels beim Nachbargebäude Memminger Str. 6 verzeichnet.

1874 erfolgt ein weiterer Anbau auf der Westseite des rückwärtigen Stadels.

Am 31.12.1877 übernimmt Anton Dauner, Bote, das Anwesen. Er heiratet 1884 die ledige Gärtnerstochter Nägele Theresia v.Söflingen. 1907 erneuert er Umfassungsmauer und Kamin. Die Lage des Gebäudes ist in den Katasterplänen 1909 und 1921 unterschiedlich. Es ist nicht zu klären, ob es sich hier nur um eine Ungenauigkeit des alten Aufmaßes handelt oder ob das Haus 1907 durch die Umfassungsänderung auch in der Lage verändert wurde.

Vermutlich im Zeitraum zwischen 1919 und 1928 wird das Haus umgebaut und erhält einen Schweifgiebel, wie viele andere Gebäude in Weißenhorn zu dieser Zeit auch.

1922 steht die Witwe Theres Dauner als Eigentümerin im Einwohnerverzeichnis, 1932 ihr Sohn Johann Dauner, nun als Spediteur bezeichnet. 1932 wird der rückwärtige Stadel erneuert und 1948 eine Garage eingebaut.

Neubau 1967

1966 sollte das Wohnhaus umgebaut werden. Da dies wohl zu unwirtschaftlich war, wurde das Haus 1967 abgebrochen und auf den Grundmauern neu erbaut. Hierbei wurde der Schweifgiebel in der Form verändert.

1974 wurde eine neue Stützmauer auf der Westseite zur Oberen Mühlstraße hin errichtet. 1983 wurde eine Werbeanlage angebracht und 1998 erneuert. 2004 wurde ein Balkon in Stahlkonstruktion auf der Westseite angefügt. 2024 wurde das Büro im EG zu einer Wohnung umgebaut. Hierbei wurde die straßenseitige Türe vermauert und durch ein Fenster ersetzt.

Neubau Wohnhaus Memminger Str. 8a

Lageplan

2004 wurde der rückwärtige Stadel abgebrochen und 2013 durch ein neues Wohnhaus ersetzt.

  1. Jos Jelim gehört ab 1651 auch das Haus Memminger Str. 38 und und ab 1660 auch das Haus Zollstr. 2 ↩︎
  2. Von ihm stammt der Hausname des Gebäudes ‚Beim Botawirker‚ (Bortenwirker) ab ↩︎

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