Bahnhofstraße 3
Zweigeschossiges neoklassizistisches Wohn- und Geschäftshaus, 1909 erbaut, 1974 durch Ladeneinbau unter Verlust der klassizistischen Gliederung modernisiert
Der Bereich der heutigen Bahnhofstraße war früher Teil der Stadtbefestigung mit Wall und Graben, auf der Dammkrone verlief ein Fußweg. 1755 wurde hier ein ‚Seidengarten mit Maulbeerbäumen angelegt, der aber bereits 1784 aufgegeben wurde. Die Flächen wurden danach als Gärten bis 1877 verpachtet. Nach Ablauf der Pachtverträge für die Gärten vor dem Unteren Tor beschloss der Magistrat, die Gärten nicht mehr zu verpachten sondern die Grundstücke als Bauplätze zu parzellieren und zu verkaufen. Die Gemeindebevollmächtigten stimmten diesem Vorgehen am 25.11.1877 zu. Am 15.02.1878 wurden die Bauplätze versteigert. (siehe hierzu den Beitrag über die Bahnhofstraße)
Doch es fanden nicht alle Bauplätze sofort einen Käufer. Nachdem nach der Versteigerung der Bauplätze 1878 nicht für alle Bauplätze ein Kaufinteressent gefunden werden konnte, stellte die Stadt die Grundstücke BS03-BS07 ab ca. 1882 dem Turnverein als Turngarten zur Verfügung.
Erst am 17.03.1904 konnte das Grundstück Bahnhofstr. 2 verkauft werden: 210 m² für 480 M an den Sattlermeister Alois Weber, dem auch das Nachbarhaus Bahnhofstr. 1 gehörte. Der Turnverein beschwerte sich, dass er durch den Verkauf um seinen Turnplatz gekommen sei und bat um Zuweisung eines neuen Platzes. Die Stadt wies ihm den Platz beim Volksbad zu, wo dann 1907 auch die heutige Stadthalle errichtet wurde.
Weber bebaute das Grundstück nicht selber, 1909 erbaute der Baumeister Luitpold Gaiser dann das heutige Gebäude. In den Einwohnerverzeichnissen 1922 und 1932 ist der Kaufmann Franz Lense (Hauptstr. 20) als Eigentümer benannt. Zumindest seit 1919 betrieb Resi Anwander hier einen Kolonialwarenladen mit Branntweinverkauf. Hierfür wurde ein Laden eingebaut. 1937 führt ihre Tochter Josefine das Geschäft.
Vor Einbau des Ladens
Anfang der 40er-Jahre wurde der Laden aufgegeben und ausgebaut. Nun waren hier zwei Fenster in der Fassade. Josefine Anwander heiratete den Verwaltungsangestellten Ernst Frebert, der 1948 als Eigentümer genannt wird. 1952 steht wieder Josefine in der Eigentümerliste, vermutlich verwitwet.
1972-74 wurde das Gebäude wieder umgebaut. Der Goldschmied Hans Martin baute ein Schmuckwarengeschäft mit breiter Schaufensterfront ein. Bei diesem Umbau verlor das Gebäude alle gliedernden Schmuckelemente.
2024 verlegte der Nachfolger des Goldschmieds Martin sein Geschäft nach Hauptplatz 4.