Roggenburger Str. 37 + 41 – ehem. Bräuhauskeller, später Mosterei Böck
22. November 2021/No Comments
Bierkeller und Mosterei: Hier wurden Getränke gelagert oder hergestellt. Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Gewerbebetrieb mit Geschichte.
Nach der Mediation 1848 verkauften die Fugger um 1863 ihren ganzen Besitz in Weißenhorn, u.a. wurde auch das fuggersche Bräuhaus Kirchplatz 6 meistbietend versteigert und von Georg Goßner erworben. Zum Bräuhaus gehörte zur Fuggerzeit auch ein Bierlagerkeller an der fugg. Ziegelei Roggenburger Str. 57. Auch die Ziegelei wurde verkauft, mit ihr wohl auch der Bierkeller, so dass Johann Goßner (Sohn des Georg Goßner) sich um 1878 genötigt sah, für seine Brauerei einen neuen Bierkeller zu bauen. Die Stadt verkaufte ihm hierzu die Pl.Nr. 2305/4 Culturtheile am Galgenberg zu 22 Dez. oder 10,9 Ar in der Steuergemeinde Weißenhorn zur Anlage eines Lagerbierkellers und Abänderung einer Zufahrt.
Um 1900 verkaufte Johann Goßner das Bräuhaus an Kajetan Kempfle. Offenbar übernahm Kempfle diesen Bierkeller aber nicht mit, da er auch den ehem. Marstall Fuggerstr. 2b mit umfangreichen Kellern mit erworben hatte. Der Keller wurde zu dieser Zeit an Fridolin Böck (Sohn des Xaver Böck) verkauft. Xaver Böck hatte bereits 1865 die ehem. äußere Badstube Illerberger Str. 9 erworben und zu einer Gastwirtschaft umgebaut. Gleichzeitig errichtete er dort die damals erste und einzige Most-Kelterei im Landkreis. Wegen des prosperierenden Geschäfts und weil er am Standort Illerberger Str. neben der Roth keinen Keller graben konnte, suchte sein Sohn Fridolin nach einem Lagerkeller für den Most, den er dann hier fand. 1912 baute Böck einen Eiskeller hinzu. Im Jahr 1921 verkaufte bzw. tauschte die Stadt die westlich gelegenen Grundstück dazu.
1953 wurden Teile der Außenwand erneuert. Da Böck auch eine Schafzucht betrieb, baute er auch einen Sommerstall für seine Schafe hinzu.
1976 baute Böck auf das 1921 erworbene Grundstück eine landwirtschaftliche Scheune. Im Jahr 1990 verlegte er seine Obstkelterei von seinem Stammsitz Illerberger Str. 9 nach hierher. Hierzu erweiterte er 1991 die vorhandenen Gebäude um Neubauten mit einer Flaschenabfüllanlage und 1992 durch eine Sozial- und Bürogebäude mit Aufenthaltsraum und Lagerräumen.
Wegen Zahlungsunfähigkeit des Eigentümers kam es aber leider im Jahr 2000 zur Zwangsversteigerung. Beim ersten Termin bot die Stadt 725.000 DM, erreichte damit aber nicht den notwendigen Mindestwert. Bei einem 2. Termin ersteigerte die Schwester des Eigentümers das Anwesen für 1 Mio. DM, konnte die Summe aber nicht aufbringen. Beim 3. Termin steigerte die Stadt bis 1,32 Mio. DM mit, wurde aber von der R&S Vermögensverwaltung überboten, die auch den Zuschlag erhielt. [3]NUZ 26.10.2000 Die Vermögensverwaltung verkaufte die Immobilie an einen Privatmann, der sie als Kapitalanlage erwarb. Zurzeit ist das Gebäude ungenutzt.
Quellen:
GaststättenGewerbe
By Burkhard Günther
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