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Vom Korpsdepot zum Industriegebiet

Im Jahr 1962 wurde das Gelände des ehem. Lufttanklagers wieder von der Bundeswehr beansprucht und als Korpsdepot genutzt. Diese Nutzung dauerte bis 1998. Danach wurde das Gelände völlig freigeräumt und zu einem Industriegebiet entwickelt. Heute erinnert nichts mehr an die damalige Nutzung.

Die Stadt hatte das Gelände des ehem. Lufttanklagers der Luftwaffe zwar treuhänderisch überlassen bekommen und konnte darüber auch für Gewerbeansiedlungen verfügen, entgegen früherer Erwartungen bekam sie das Gelände aber nicht rückübereignet. Nur der nördliche Teil des Geländes (bis zur heutigen Rudolf-Diesel-Str.), der erst am 25.10.1944 notariell verkauft worden war, war im Grundbuch noch nicht vollzogen und wurde nach langen Verhandlungen mit Vereinbarung vom 22.05.1957 rückübereignet. Da die Stadt mit Beschluss vom 26.07.1951 aber die Gebäude (spätere Lehrerinnen-Bildungsanstalt Robert-Bosch-Str. 3-15) nicht übernehmen wollte, waren diese im Besitz des Bundes, Eigentümer blieb aber die Stadt.

Wiederaufnahme der militärischen Nutzung

Bereits 1952, also schon drei Jahre vor Gründung der Bundeswehr, wurde mehr oder weniger offen über eine weitere militärische Nutzung des Geländes gesprochen. So gab BM Happle in der Stadtratssitzung am 22.12.1952 bekannt, dass im Zuge der ‘Remilitarisierung’ verschiedene frühere Wehrmachtsgebäude von der dort untergebrachten Industrie geräumt werden müssten und dass es daher empfehlenswert sei, sich wegen der Ansiedlung weiterer Industriebetriebe mit den zuständigen Stellen ins Benehmen zu setzen. Er gab den Inhalt einer größeren Denkschrift mit Anlagen bekannt, die er dem Landesplanungsamt im Wirtschaftsministerium und der Landesanstalt für Aufbaufinanzierung in München vorgelegt habe. Das Stadtratskollegium begrüßte dieses Vorgehen und werde sich für die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe wirksam einsetzen, zumal für diese Zwecke Darlehen mit Zinsfüßen zu 2 % zur Verfügung stehen.

Nach der Gründung der Bundeswehr am 12.11.1955 begann das Bundesverteidigungsministerium mit dem Aufbau einer neuen militärischen Infrastruktur. Im Zuge dieser Neuorganisation wurden auch alte Standorte untersucht und auf ihre Brauchbarkeit hin überprüft. So kam man zwangsläufig auch auf die Reste des Lufttanklagers, die seit ca. 10 Jahren noch ungenutzt ‘herumlagen’. Der Gleisanschluss war noch vorhanden, die unterirdische Tankanlage (UTA) war nicht zerstört, der Löschteich war noch dicht und auch die Benzinleitungen waren noch vorhanden. Die Reaktivierung des Tanklagers wurde in der Öffentlichkeit nahezu ebenso geheim behandelt wie die Ersteinrichtung im III. Reich. Es gab kaum eine Diskussion im Stadtrat, keine öffentliche Darstellung, keine Bürgerbeteiligung, keine Informationen. Die Behandlung im Stadtrat wurde auf die rechtlich absolut notwendige Minimalfunktion eines Eigentumsübergangs reduziert. Interessant ist auch, dass in den Niederschriften immer noch die aus dem III. Reich stammende Terminologie ‘Wehrmacht’ verwendet wurde, wenn die Bundeswehr gemeint war.

Mit dem 01.09.1956 ging die Zuständigkeit der bay. Vermögensverwaltung an den Bund über. Vielerorts wurden jetzt Befürchtungen bzgl. einer militärischen Wiederverwendung durch das neu gegründete Bundesverteidigungsministerium laut. Weißenhorn wurde beschwichtigt, wegen der fortgeschrittenen Gewerbe- und Wohnbebauung käme eine Rückkehr zur ehemaligen Tankanlage nicht mehr in Betracht.

Am 21.08.1956 traf eine Kommission von Sachverständigen und Behördenvertretern im Rathaus ein, um das Projekt des Wiederaufbaues der Tanklager im Eschach zu überprüfen. Es waren dies Vertreter des Bundesverteidigungsministeriums, des WBK VI in München, der Oberfinanzdirektion in München, der Regierung von Schwaben und des Landratsamtes in Neu-Ulm, die sich im Amtszimmer des ersten Bürgermeisters zunächst mit diesem trafen. Am Ende der Beratungen wurde abschließend verlautbart, dass eine militärische Wiederverwendung des früheren Tanklagers nicht infrage steht.

Am 13.02.1957 fand in der Landwirtschaftsschule die erste Musterung der Nachkriegszeit statt.

[1]NUZ 1957/38-9

Am 07.05.1957 wurde das Eschachgelände durch 12 höhere Offiziere aus Ulm besichtigt. BM Happle sprach mit den Herren. Die Besichtigung habe nur informativen Charakter und gebe keinen Anlass zur Beunruhigung. Dies entsprach nicht ganz der Wahrheit, denn schon im Juni wurden Verhandlungen zwischen der Stadt und der Bundesvermögensverwaltung wegen des Grunderwerbs geführt. Gemäß einer Entschließung des Bundesfinanzministeriums verzichtete der Bund auf eine weitere Verwendung der Fl.Nr. 1034 (nördl. Teil bis zur späteren Rudolf-Diesel-Str.) für seine Zwecke. Die Verwaltung verblieb beim Landesamt für Vermögensverwaltung Augsburg. Am 22.07.1957 wurde in München über die Rückübereignung dieses Grundstücks an die Stadt eine Vereinbarung abgeschlossen. Das restliche Gelände des ehem. Lufttanklagers verblieb beim Bund. Am 06.11.1957 wurde die Rodung des Tanklagergeländes genehmigt.

Allen Versicherungen zum Trotz wurde BM Huber am 09.10.1957 durch einen Vertreter der Bundesvermögensverwaltung lapidar informiert, dass die neue Bundeswehr beabsichtige, das frühere Tanklager wieder zu benützen. Am 02.04.1958 fand eine Besprechung mt Bezirks­planer Schmitt von der Bezirksplanungsstelle der Regierung von Schwaben, Landrat Köhl, 1. Bürger­meister Huber und den Inhaber der betroffenen Betriebe im Industriegelände statt. Die Bundeswehr werde im früheren Tanklager „bald“ ein Betriebsstoff-Nebendepot mit 1500 t errichten. Von dem ursprünglichen Gelände werde hierfür zunächst nur ein Teil beansprucht. Dieser Teil würde die betreffenden Industrieunternehmen nicht oder nicht wesentlich berühren, so dass diese, wie es in der Verlautbarung des Wehrkreis­kommandos VI heißt, „vorläufig“ bleiben könnten. Im Wesentlichen bewegte sich die Besprechung um dieses Wort „vorläufig“, das keinem definitiven Entscheid gleichkommt und keine Garantie für den dauernden Ver­bleib der Industrieunternehmen bietet. Hier­an sind aber sowohl die Unternehmer als auch die Stadt sehr stark interessiert, ebenso der Landkreis und die Regierung von Schwaben. Schließlich gehe es hierbei aber auch um rund 550 Arbeits­plätze.

Mitten in dem ehem. Tanklagergelände lag nun der Gewerbebetrieb Reichmann. Die Bundeswehr verhandelte mit Herrn Reichmann über einen Verkauf. So berichtete Herr Reichmann (damals auch Stadtrat) bereits in der Stadtratssitzung am 14.03.1958, dass das LTL in nächster Zeit wieder aufgemacht werde. Daher solle der Eschachweg entsprechend ausgebaut werden, weil die quer durch das alte Tanklager führende Straße dann nicht mehr zur Verfügung stehe. Reichmann verkaufte den alten Betrieb an den Bund, kaufte 1962 ein Grundstück an der Rudolf-Diesel-Str. und erbaute dort einen neuen Betrieb.

Am 04.03.1958 diskutierte man im Stadtrat ausführlich über einen Verkauf weiterer Flächen aus dem rückübereigneten Grundstück an die Bundeswehr. Es überwog die Meinung, man solle keine Flächen verkaufen, weil man auch nicht wisse, was die Bundeswehr langfristig vorhabe.

Am 25.09.1959 berichtete die NUZ, dass über eine etwaige Wiederverwendung des ehemaligen Geländes des Luftwaffentanklagers selbst bei den militärischen Dienststelen die Meinungen ziemlich auseinandergehen. Fest stehe jedenfalls, dass eine Verwendung im früheren Sinne nicht geplant sei, da die erhaltene Anlage veraltet und zu­mindest für moderne Zwecke viel zu klein wäre.

Im Jahr 1959 machte man eine Bestandsaufnahme der Situation. Auf der Planzeichnung ist sehr gut der damalige Zustand zu erkennen. Interessant, welche Restbestände der Tanks noch vorhanden waren. Auch die noch sichtbaren Bombenkrater wurden kartiert. Das Gleis zum ehem. Lokschuppen war noch vorhanden, auch die westliche Schutzweiche. Eigenartigerweise wurde das Nebengebäude des Lokschuppens nicht kartiert, obwohl es noch bis mind. 1976 stand.

Am 05.12.1959 wurde bekannt, dass militärische Sachbearbeiter erneut das Eschachgelände besichtigt haben und hierbei bereits ausgearbeitete Pläne für militärische Anlagen bei sich führten. Über Art und Umfang der Nutzung wurde aber nichts bekannt gegeben. Bürgermeister, Anwohner und Industrieunternehmen formulierten ein gemeinsames Protestschreiben und forderten eine sofortige Einstellung der Planung. Am 11.12.1959 organisierte der DGB eine Protestaktion gegen die Wiedererrichtung einer militärischen Anlage. Es wurde auch kritisiert, dass durch die beabsichtigte Schließung der durch das Gelände führenden Straße die Bewohner große Umwege in Kauf nehmen müsste. Auch der Landtagsabgeordnete Dr. Soennig unterstützte die Aktion und stellte eine entsprechende Anfrage an Ministerpräsident Dr. Seidl. BM Huber fuhr noch an diesem Wochenende mit RA Dr. Voigt, Memmingen, der die Stadt in der Sache der Rückübereignung der Grundstücke vertrat, zum Verteidigungsministerium in Bonn. Er kam mit der Zusage zurück, dass man jegliche weitere Planung zurückstelle und die Angelegenheit erneut eingehend prüfen werde.

Leider konnte man dieser Zusage kein Vertrauen schenken. Offenbar waren die zuständigen Stellen über die Weihnachtsfeiertage hinweg so fleißig, dass die Wehrbereichsverwaltung VI schon am 11.01.1960 berichten konnte, die Überprüfungen hätten ergeben, dass das Bundesverteidigungsministerium auf die teilweise Wiederverwendung der Anlagen im Eschach nicht verzichten könne und eine entsprechende Weisung erlassen habe. Die Bauplanungen stünden kurz vor dem Abschluss. Vorgesehen sei die Errichtung eines Betriebsnebendepots, das zugleich als Divisionsversor­gungspunkt diene. Die noch vorhandenen unterirdischen Tankanlagen wurden als in einem sehr guten baulichen Zustand be­zeichnet und würden auch heute noch einen sehr hohen Wert darstellen. Dem Vorhaben habe im Raumordnungsverfahren auch die Bayerische Staats­kanzlei zugestimmt. Den Belangen der in diesem Gebiet liegenden Betriebe werde Rechnung getragen. Eine dementsprechende Mitteilung erhielt auch der CSU-Abgeordnete Dr. Soennig.

Über die Rodung des Waldes entstand eine Auseinandersetzung mit dem Bund. Die Stadt vertrat die Meinung, dass das Deutsche Reich damals zum Holzeinschlag nicht berechtigt gewesen sei, weil das Holz der Stadt gehörte. Die Stadt verklagte daher die Bundesrepublik am 13.05.1960 wegen der ungerechtfertigten Holzeinschlagserlöse im Eschach. Dies sei ein Musterprozess, an dem auch der Bundesrechnungshof interessiert sei. Es handle sich um 80.000 DM, von denen aber zur Reduzierung der Gerichtskosten zuerst nur 10.000 DM eingeklagt werden wurden. Am 24.03.1961 gab das Landgericht München der Stadt Recht. Es sollte nun ein Vergleich mit dem Bund von ca. 40.000 DM angestrebt werden. Der Vergleich wurde von der Rechtsabteilung der BRD am 08.09.1961 widerrufen, so dass der Prozess fortgesetzt werden musste. Aufgrund der Beweiserhebung belief sich der Streitwert nun auf 51.721 DM aus Forsterlösen, 25.000 DM Zinsen und 35.000 DM aus Geschäftsführung ohne Auftrag (Kriegsfolgegesetz). Am 09.03.1962 entschied das LG München den Prozess endgültig zugunsten der Stadt.

1961 war die neue Militäranlage fertig geplant. Nun stand die Frage der Erschließung im Vordergrund. Bei der Diskussion über die Neuplanung der Wasserversorgung wurde am 23.01.1961 nebenbei vom ‘unvermeidlichen Ausbau der Bundeswehranlage’ gesprochen. Es bestünde die begründete Aussicht, von der Bundeswehr namhafte Zuschüsse zu erhalten, wenn eine ausreichende Wasserversorgung sichergestellt würde. Am 17.07.1961 führte 2. BM Dr. Rauth aus, dass bzgl. der Kanalisation im Eschach eine neue Situation dadurch entstanden sei, als die Bundeswehr nunmehr bereits im Frühjahr 1962 die Baumaßnahmen im Eschachgelände für Zwecke des Heeres durchführen wolle. Die Kanalisation im Eschach sei daher vordringlich, um die entsprechenden ‘Wehrmachtszuschüsse’ und zinsverbilligte Darlehen der Wehrmacht als Bundeshilfe zu erhalten, um zu verhindern, dass die Bundeswehr keine eigenen Klär- und Entwässerungsanlagen durchführe. Von den Kanalisationskosten von 785.000 DM erhalte die Stadt so viel Zuschüsse und Beiträge, dass nur noch 120.000 DM Eigenmittel erforderlich seien. Auch an den Kosten der Kläranlage von 2.000.000 DM beteilige sich Bund und Land so weit, dass nur 400.000 DM Eigenmittel übrig blieben. Dementsprechend forcierte die Stadt den Bau der Kläranlage und des Hauptsammlers Eschach (siehe hierzu besonderer Artikel).

Am 10.09.1962 begann die Bundeswehr mit den Bauarbeiten. Sie übernahm die noch intakte Infrastruktur und baute sie für ihre Zwecke aus. Der Benzinbahnhof wurde 1964 erneuert und dabei auf ein Gleis zurückgebaut. Die UTA wurde repariert und reaktiviert. Das Gebäude des ehem. Notstromaggregats wurde zu einem Werkstattgebäude umgebaut, die Turnhalle des Deutschen Gymnasiums (ehem. Schuppen 3) wurde abgebrochen.

Der Haupteingang des Korpsdepots wurde an die Adolf-Wolf-Str. verlegt. Hier wurde auch ein neues Wachgebäude mit Hundezwinger, einige Lkw-Garagen mit Werkstatt und ein Heizwerk erbaut.

Vor allen erhielt das Gelände ein neues Wegenetz, wobei die Haupttrasse des Weges an der Stelle des alten Hauptweges verblieb. Das Gelände wurde durch weitere Abholzungen im Inneren im Wesentlichen frei gemacht. Entlang einer neuen Ringstraße wurden 5 neue offene Lagerhallen zur Benzinlagerung errichtet, mit dazwischenliegenden Brandschutzhügeln. Am Haupterschließungsweg wurden neue Abfülleinrichtungen für Treibstoffkanister und Tankwagen gebaut. Mitten im Gelände wurde ein Hubschrauberlandeplatz vorgesehen.

Etwas abseits im Wald wurden Munitionsschränke an einer neu angelegten Straße hergestellt. Die alten Keller- und Bunkeranlagen verblieben. Auch der Löschteich blieb und wurde weiter verwendet.

Das Gewerbegebäude der Fa. Reichmann am alten Gleisanschluss wurde vom Bund aufgekauft. Die Firma Reichmann erbaute dafür an der neu entstandenen Rudolf-Diesel-Str. ein neues Werksgebäude, welches bis heute genutzt wird. Das alte Gebäude wurde von der Bundeswehr als Lager genutzt.

Selbstverständlich wurde das ganze Gelände neu eingezäunt und erhielt zwei Zufahrtstore. Zur Sicherung wurde entlang des Zaunes ein Kolonnenweg angelegt und ein Hundezwinger gebaut. Die ehem. Stabsgebäude an der Robert-Bosch-Str. befanden sich außerhalb der Umzäunung. Auch der Eisenbahnverkehr für die Anlieferung der Fa. Groer musste entsprechend gesichert durch das Gelände abgewickelt werden.

Hauptaufgabe des Lagers wurde jetzt die Bevoratung und Abfüllung von Dieselkraftstoff. Dieser wurde – wie schon während des Krieges – durch Eisenbahnkesselwagen der VTG, einer Nachfolgeorganisation der Wifo, angeliefert, in der UTA zwischengelagert und dann an der Abfüllanlage entweder in Tankwagen der Bundeswehr oder in Kanister abgefüllt. Die Kanister wurden in den offenen Lagerhallen gelagert und von dort zu den Einsatzstellen verbracht.

Für die Gefallenen des Luftangriffs von 1945 wurde eine kleine Gedenkstätte angelegt.

1963 waren die Umbauarbeiten beendet.

1964 wünschte die Bundeswehr einen Ausbau der Adolf-Wolf-Str. vom Bahnhof bis zum Korpsdepot. Die Stadt vertrat die Meinung, dass sich die Straße in einem für den zivilen Verkehr ausreichenden Zustand befinde und sich die Stadt ausschließlich mit den Kosten einer Teerung in Höhe von ca. 12.000 DM an dem Straßenbau beteiligen könne. Die Verhandlungen über die Kostenaufteilung zogen sich bis 1967 hin, die Zuständigkeit auf Seite des Bundes wurde ständig verlagert. Endlich begann der Ausbau am 26.09.1967 und war bis zum 15.12.1967 fertiggestellt.

Auch die Eigentumsverhältnisse des Grundstücks waren lange Zeit ein Streitpunkt. Am 05.04.1966 fand eine Besprechung mit der Bundesvermögensstelle über den Verkauf des Bundeswehrgeländes statt. Es ging um eine Fläche von 28.318 m² und eine weitere Teilfläche von 2890 m² zu einem Preis von 14 DM/m² zzgl. 15.000 DM für den Holzbestand. Die Bundeswehr traf keine Aussage, was mit dem Gelände langfristig geschehen soll. Der SR wollte daher eine Absicherung, dass die umliegenden Gewerbebetriebe und Wohnbauten keine Nachteile zu befürchten haben. Am 29.08.1966 konnte der Veränderungsnachweis über die Neuvermessung des Geländes vollzogen werden. Die OFD legte am 07.11.1966 endlich einen Kaufvertragsentwurf bzgl. des Bundeswehrgeländes vor. Der SR stellte eine Entscheidung aber zurück, da in dem Vertragsentwurf die Interessen der betroffenen Firmen Oetinger und Groer nicht klar berücksichtigt wurden. Nach einer Nachbesserung wurde der Kaufvertrag mit der OFD über das BW-Lager im Eschach gebilligt und am 09.01.1967 wurde der Kaufpreis für das Eschachgelände in Höhe von 437.400 DM bezahlt. Am 04.12.1967 wurde die Kaufurkunde vollzogen.

1971 gewährte die Wehrbereichsverwaltung VI einen Zuschuss zur Sammelkläranlage in Höhe von 111.460 DM.

Um 1980 erbaute die Bundeswehr neben den alten Betriebsgebäuden ein neues massives Gebäude als Waffenkammer. Mitte der 80er-Jahre reichten die vorhandenen Sozialgebäude nicht mehr aus, weswegen ein neues Büro- und Sozialgebäude errichtet wurde.

Die militärische Anlage war derart geheim, dass sie auf Luftbildern, die die Stadt 1989 in Auftrag gab, nicht zu sehen sein durfte, so dass hier sog. ‘Luftbildpläne’ erstellt werden mussten, auf denen andere Fototeile in dieses Gelände eingefügt werden mussten.

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 und der dadurch eingetretenen geopolitischen Veränderung fand eine Neuordnung der militärischen Strategie statt. Die Anlage wurde als Militärgelände nicht mehr benötigt. 1997 ging die Sicherung des Grundstücks auf einen privaten Sicherheitsdienst über, der eine neue Hundzwingeranlage errichtete.

Zum 01.04.1998 wurde das Korpsdepot endgültig aufgelöst.

Endgültiges Ende der militärischen Nutzung – Entwicklung zum Industriegebiet.

Nach der sog. ‘Wende’ fand ab 1996 eine Neuordnung der militärischen Strategie statt. Die Anlage wurde als Militärgelände nicht mehr benötigt. Das Bundesvermögensamt wollte die Immobilien verwerten. Zuerst erhielten staatl. und kommunale Stellen ein Zugriffsrecht auf Gelände und Gebäude. So nahm der Freistaat Bayern zwei der Stabsgebäude für die Umsiedlung der Polizei von der Fliederstraße hierher (Robert-Bosch-Str. 1+3). Das Straßenbauamt erhielt einen Bauplatz für den Bau einer Salzlagerhalle. Die übrigen Flächen außerhalb des eigentlichen Militärgeländes erwarb die Stadt Weißenhorn und stellte hierfür den Bebauungsplan “E 8 – Robert-Bosch-Str.” auf, der am 11.12.1998 rechtsverbindlich wurde.

Mit der Aufstellung des Bebauungsplanes ‘E 8 – Robert-Bosch-Str. wurde eine Erschließungsstraße auf das Gelände gelegt, von der neben den Altgebäuden und der Salzlagerhalle des Straßenbauamtes zwei weitere Baugrundstücke erschlossen wurden, die ebenfalls an Privatpersonen verkauft und gewerblich bebaut wurden. Das Gebäude Robert-Bosch-Str. 15 wurde 1998 von einem Medienunternehmer erworben und unter weitgehender Beibehaltung des Originalzustands für seine Zwecke umgebaut.

Nach der formellen Aufgabe des Korpsdepots zum 01.03.1998 wurden die militärischen Restflächen am 01.03.1999 an die Stadt Weißenhorn als Generalmieter übergeben. Die Stadt behielt aus dem Konvolut die ehemalige Waffenkammer und baute diese zum Museumsdepot um.

So wurde auch das Gebäude der ehem. Fa. Reichmann (Adolf-Wolf-Str. 44) zunächst vermietet und später an den Mieter verkauft. So kam das Gebäude nach fast 40 Jahren militärischer Nutzung wieder in Privatbesitz zurück. Der neue Besitzer begann sofort mit Um- und Neubaumaßnahmen. Bis zu einer Entscheidung über die weitere Verwertung des
Geländes vermietete die Stadt einzelne Grundstücke und Gebäude übergangsweise an Kleingewerbetreibende.

Im Jahr 2003 wurde ein Bestandslageplan des Geländes erstellt. Ursprünglich war beabsichtigt, das Gelände unter Erhalt der vorhandenen Erschließungsanlagen und Waldflächen kleinteilig zu parzellieren und für kleinere Betriebe zur Verfügung zu stellen. Hierzu fanden sich aber nicht genügend Interessenten. Ein großes Problem stellten außerdem die auf dem Gelände vorgefundenen Altlasten dar. Die jahrzehntelange Nutzung als Mineralöllager hatte an vielen Stellen Bodenverunreinigungen hervorgerufen. Hierüber entstand eine lange Auseinandersetzung mit dem Bund über Verantwortlichkeit und Kostenübernahme. Der Bund wollte aus der Verantwortung für die Altlasten heraus und das Grundstück lieber billig verkaufen und dem neuen Eigentümer die Altlastenbeseitigung überlassen, die Stadt wollte diese Verantwortung mit unkalkulierbaren Kosten aber nicht übernehmen und nur ein unbelastetes Grundstück übernehmen, so dass der Bund die Altlastenbeseitigung durchführen sollte. Es wurde auch eine Altlastenuntersuchung durchgeführt, um die Kosten quantifizieren zu können. Letztlich übernahm der Bund die anfallenden Kosten.

Am 28.01.2008 beschloss die Stadt die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gelände. Ende 2009 wurde mit Abbruch, Demontage und fachgerechter Entsorgung der bestehenden Gebäude auf dem ehemaligen Betriebsstoffdepot begonnen.

Der Bebauungsplan sah u.a. einen neuen Gleisanschluss für die Fa. Groer (später Scholz) vor, die aus diesem Grund auch im Zuge der Sanierung der Eisenbahnstrecke eine Abzweigweiche montieren ließ. Durch den zwischenzeitlichen Eigentümerwechsel der ehem. Fa. Groer zur Firma Götz wurde aber der Transportweg anders gelöst, so dass diese Weiche nicht benutzt wurde.

Die Beseitigung der Altlasten auf dem Grundstück führte zu einem vollkommenen Bodenaustausch, dem alle alten Anlagen und der komplette Bewuchs zum Opfer fielen. So wurde aus dem alten Waldgrundstück die größte zusammenhängende befestigte Fläche in der Stadt.

Am 21.04.2011 wurde der Bebauungsplan rechtsverbindlich. Nach der vollständigen Beseitigung der ehem. BW-Bauten und der Altlastensanierung des Gebiets wurde das Gelände vollkommen befestigt und als Lagerfläche der Fa. PERI genutzt. Heute weist nur noch die alte Ausrundung der Randsteine auf die ehem. Zufahrt zu dem Bundeswehrgelände hin.

Quellen:

Quellen:
1 NUZ 1957/38-9
2, 12 Stadtarchiv Weißenhorn, Foto: Heimatmuseum Weißenhorn
3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 13 Foto: Heimatmuseum Weißenhorn
6 Luftbild Fa. Oetinger
14, 15, 16 GIS Neu-Ulm

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