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Die Schweinezuchtanlage

An die bedeutende Schweinezuchtanlage erinnert heute fast nichts mehr. Sie wurde 1910 als Vorzeigeobjekt gebaut und um 1960 endgültig aufgelöst. Heute steht an dieser Stelle das Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium und das Baugebiet ‘Waldviertel’. Gehen Sie mit auf Spurensuche!

Mit zunehmender Industrialisierung und den damit zusammenhängenden soziologischen Folgen rückte die Sicherstellung der Ernährung immer mehr in den Focus der Politik um die Jahrhundertwende. Für die arbeitende Bevölkerung war dabei besonders die Fleischversorgung als kalorienreiche Kost wichtig. Die Arbeiter konnten bei zunehmender Verdichtung der Wohnverhältnisse keine eigenen Tiere mehr halten. Es war also erforderlich, eine Fleischversorgung aufzubauen. Erfolge in der Schweinezucht ermöglichten eine rationelle Aufzucht.

So kam auch im Bezirk Neu-Ulm der Gedanke an den Bau einer modernen Schweinezuchtanlage auf. Treibende Kraft war hier Regierungsrat Risch. Über die Gedanken und Gespräche im Vorfeld sind keine Dokumente überkommen. Ursprünglich war die Anlage am Buchberg in Steinheim geplant. Dort hätte aber aller Grund erworben werden müssen, so dass ein Gelände in der Stadt Weißenhorn ins Gespräch kam, das schon zum größten Teil der Kommune gehörte. In einem Rundschreiben des kgl. Bezirksamtes Neu-Ulm an die Gemeinden des Landkreises vom 07.01.1910 wird jedenfalls schon unausgesprochen von einer Situierung der Zuchtanstalt in Weißenhorn ausgegangen. Es gebe zurzeit keine wichtigere Aufgabe für die bay. Landwirtschaft, als die nachhaltige Förderung der Schweinezucht. Daher sei im Amtsbezirk Neu-Ulm die Errichtung einer größeren Schweineweide mit Aufzucht beabsichtigt. Diese soll in Form einer Genossenschaft mit 200 M Kapitaleinlage erfolgen. Die Bürgermeister wurden gebeten, Personen aus der Gemeinde zu nennen, die bereit sind, sich an der Genossenschaft zu beteiligen, auch wenn sie keine Schweinezüchter sind. Eine entsprechende Verzinsung der Einlage werde garantiert. Am 19.10.1910 reduzierte das Bezirksamt die Kapitaleinlage auf 100 M und garantierte in einem Rundschreiben vom 01.02.1910, dass der Kaufschilling mit 3,5% verzinst werde. Wenn die Genossenschaft nach 5 Jahren Gewinne mache, werde die Verzinsung auf 5% steigen. [1]Stadtarchiv Weißenhorn, II – 703.100

Vorgängerbebauung

Im Bereich der geplanten Schweinezuchtanlage befanden sich vorher zwei Ziegeleien [4]detaillierte Darstellung erfolgt noch, die städtische Ziegelei im Ohnsangwald und die Ziegelei des Georg Nusser, die beide offenbar nicht mehr wirtschaftlich arbeiten konnten und die aufgegeben wurden.

Bau der Schweinezuchtanlage

Die Stadt hatte in diesem Bereich schon ca. 9 ha Grundbesitz. Weitere 14 Grundeigentümer wurden von der Stadt angeschrieben. Diese waren zum Verkauf bzw. zum Tauch ihrer Grundstücke bereit. Den alten Pächtern der Grundstücke wurde eine Pachtentschädigung gewährt.

Schon am 01.03.1910 konnte eine Vereinbarung über den Grundstückskauf mit den Eigentümern abgeschlossen werden. Eine Woche später überlegten es sich einige Eigentümer allerdings anders, sie wollten nun nicht mehr verkaufen, sondern tauschen. Doch auch hier fand sich eine Lösung. Insgesamt hatte die Schweineweide jetzt eine Fläche von ca. 12 ha.

Bei der Bezirksversammlung des landw. Bezirksverbandes Neu-Ulm am 20.02.1910 im Gasthaus Mayer in Straß wurde unter anderem die Gründung einer Genossenschaft angeregt, für die sich bereits 150 Landwirte gemeldet hätten, die eine Schweinezuchtanlage in Weißenhorn aufbauen wollen.

Am 11.03.1910 lud das Bezirksamt Neu-Ulm die Landwirte des Amtsbezirks zur Gründungsversammlung auf Samstag, 19.03.1910, 14:00 Uhr in den Gasthof ‘Stadt Athen’ [5]ehem. Augsburger Str. 50, jetzt Augsburger-Tor-Platz, im Krieg zerstört in Neu-Ulm ein. Hier wurde auch der Standort Weißenhorn bekannt gegeben. Es lägen bereits über 200 Beitrittserklärungen vor. Offiziell führte die Gesellschaft den Namen ‘Genossenschaft für Rationelle Schweine- und Geflügelzucht im Amtsbezirk Neu-Ulm’.

Das Betriebskonzept der Schweinezuchtgenossenschaft mit allen Kalkulationen wurde im Rothtalboten, aufgeteilt auf mehrere Ausgaben, ausführlich dargestellt. Besonderer Wert wurde auf eine natürliche, tiergerechte Aufzucht gelegt. Die Tiere hatten frei Auslauf und ernährten sich auf der Weide, nur im Winter sollte zugefüttert werden.

Am 23.03.1910 wurde das Gelände ausgepflockt, am 25.04.1910 wurde der Vermessungsantrag gestellt. Die Stadt war jetzt Eigentümerin des gesamten Geländes und verpachtete dieses an die Genossenschaft. Die Stadt selbst erwarb auch Anteilscheine an der Genossenschaft. Ein Entwurf des Pachtvertrages datiert auf den 13.05.1910, am 18.05.1910 wurde der Pachtvertrag unterzeichnet und am 21.05.1910 von den städt. Gremien ratifiziert. Der Vertrag dauert 30 Jahre, danach fallen die Gebäude an die Stadt gegen Ablösung der Anteilscheine. Bei stadteigenen Grundstücken muss die Genossenschaft den jeweiligen Pachtschilling bezahlen. Die Genossenschaft bestand am Beginn aus 200 Mitgliedern.

Die Schweinezuchtanlage war offenbar so bedeutend, dass sogar Innenminister von Brettreich der Stadt am 31.08.1910 – mit dem Automobil! – einen Besuch abstattete. Am selben Tag stimmte die Stadt auch dem vorgelegten Bauplan zu.

Während die ehem. Ziegeleien über einen Weg ungefähr entsprechend dem heutigen Buchenweg und Kiefernweg erschlossen waren, legte man für die Schweinezuchtanlage eine neue Erschließungsstraße an, die ungefähr dem heutigen nördlichen Birkenweg entspricht. Die baulichen Anlagen waren sparsam geplant, sie sahen einen großen Abferkelstall, drei Futterhallen als Vorratsräume für Kraftfutter, einen Futterzubereitungsraum und einen Rübenkeller vor. Für den Schweinemeister war ein einfaches Wohnhaus vorgesehen (jetzt Birkenweg 18). Das Projekt wurde von Prof. Dr. Falke aus Leipzig erarbeitet.

Die Lehmgrube der Ziegelei Nusser wurde zu einem Feuerlöschteich umgebaut, der 1957 zugeschüttet wurde und nicht mehr zu sehen ist. Eine erste Darstellung im Lageplan findet sich als Nachtrag in einem Plan der Flurbereinigung von 1904. 1921 wurde die Schweinezuchtanlage bei der Neuvermessung der Stadt genau aufgenommen und kartiert.

Zur Abrundung des Geländes erwarb die Stadt am 05.10.1910 auch die von der Gemeinde Oberhausen ausgebeutete Kiesgrube an der Reichenbacher Str. von 14.400 m² für 5000 M. Diese Kiesgrube ist bereits im Urkataster 1823 enthalten.

Kreiswanderlehrer Josef Wein konstatiert anlässlich einer Besichtigung am 28.10.1912, dass die Baumpflanzungen auf der Schweineweide in Weißenhorn, ca. 300 Stück 2-jähriger Halbstämme (Sorten Boiken, Landsberger und Trierer-Weinäpfel) in ganz vorzüglicher Kultur und Entwicklung sind.

Am 08.11.1913 besichtigte eine Abordnung von Landräten die Anlage, die mittlerweile insgesamt als vorbildlich eingestuft wurde. Die Stadt gab zu diesem Anlass ein Festessen.

Ungefähr zeitgleich mit dem Bau der Schweinezuchtanlage wurde im Zuge der neuen Wasserversorgung in der Stadt hier auch ein erster Hochbehälter (jetzt Birkenweg 16) mit 300 m³ Inhalt gebaut.

1914 wurde die Schweinezuchtanlage durch einen Brand schwer beschädigt. Leider sind die näheren Umstände dieses Brandes und seine Auswirkungen nicht dokumentiert worden. Nach dem Brand wurde der Abferkelstall in verputztem Mauerwerk hergestellt (vorher Holzbau). Der schräg abgewinkelte Stall wurde nicht wieder aufgebaut (im Kataster 1921 aber noch eingetragen, evtl. Ruine). Stattdessen wurde auf der Nordseite ein neuer Stadel in verputztem Mauerwerk errichtet. Für das Jahr 1917 ist der Neubau eines Abferkelstalles verzeichnet. Leider sind keine Baupläne aus dieser Zeit vorhanden. 1921 wurde ein weiterer Stadel hinzugebaut.

Nach dem ersten Weltkrieg übernahm Inspektor Alfons Engelhart die Leitung der Schweinezuchtanlage. Engelhart war auch von 1919-29, 1932-33 und 1945-56 Mitglied des Stadtrates. Er blieb bis zu seinem Tod 1960 auf der Schweineweide.

1921 wurde der Genossenschaft für rationelle Schweinezucht eine entsprechende Eiche zur Herstellung eines Feldkreuzes zur Verfügung gestellt. Das Feldkreuz wurde an der Einmündung des heutigen Buchenweges aufgestellt. Bei der Verlegung der Einmündung im Zuge des Straßenbaus 1965 wurde das Feldkreuz abgebaut und an die Einmündung Birkenweg versetzt.

1930 erhöhte die Stadt im Zuge der Verlängerung des Pachtvertrages den Pachtzins für die Grundstücke. Die Genossenschaft beklagte sich zwar hierüber, der Vertrag wurde aber bis 1940 verlängert.

Das Genossenschaftswesen war den ab 1933 herrschenden neuen Machthabern aber ein Dorn im Auge. Am 05.05.1933 wurde der erst seit 16.03.1933 gewählte Stadtrat ausgetauscht. Nur vier Stadträte blieben im Amt, die anderen wurden durch linientreue Personen ersetzt. Die NSDAP erzwang die Selbstauflösung der Schweinezuchtgenossenschaft am 07.06.1933 und deren Liquidation zum 01.10.1933.

Die Stadt war vertraglich verpflichtet, die auf den Pachtgrundstücken errichteten Gebäude und Obstbaumpflanzungen abzulösen. Die Ablösungssumme sollte durch ein Schiedsgericht ermittelt werden. Zum Schiedsgericht ernannte jede Vertragspartei zwei Schiedsrichter. Die 4 Schiedsrichter wählten wiederum den Vorsitzenden. Zur Verhandlung mit der Genossenschaft wurde ein Ausschuss, bestehend aus dem Vorsitzenden und den Stadträten Seif, Jedelhauser und Bär, ermächtigt. Die Stadt bot der Genossenschaft 10.000 RM als Ablösesumme, was der aber zu wenig war. Letztlich einigte man sich am 14.09.1934 auf einen Kaufpreis von 12.000 RM. Hierzu musste die Stadt einen Kredit aufnehmen.

Der Genossenschaftsinspektor Engelhart zeigte Interesse daran, die Schweinezuchtanlage als Privatmann weiterzuführen. Er wurde daher um ein äußerstes Kaufs- oder Pachtangebot ersucht. Am 22.12.1933 beschloss der Stadtrat aber, die Schweinezuchtanlage nicht zu verkaufen, sondern zu verpachten. Hierzu wurde Herrn Engelhart am 28.03.1934 ein Pachtpreis von 1400 RM/Jahr angeboten. Nach weiteren Verhandlungen einigte man sich auf 1000 RM/Jahr und 12 Jahre Pachtzeit. Am 24.01.1935 wurden die Gebäulichkeiten an Herrn Engelhart übergeben.

Nach dem Krieg zeigte sich, dass die alte Schweinestallung bei der Schweineweide dringend der Instandsetzung bedürfe. In der Sitzung am 28.11.1947 beschloss der Stadtrat, die sofort notwendigen Stützmaßnahmen durchzuführen, die weiteren Instandsetzungsarbeiten sollen im Frühjahr ausgeführt werden. Stadtrat Ziegler wies darauf hin, dass seinerzeit bei der Errichtung der Schweinestallung mit Strohdach der als Sachverständiger beigezogene Professor Falke auf den Hinweis, dass die ganze Stellung nach ihrer Bauweise nicht lange ihrem Zweck dienen könne, erklärte, dass die Schweinezuchtgenossenschaft zu diesem Zeitpunkt schon so viel verdient habe, dass man die baufälligen Teile dann als Freudenfeuer anzünden könne. Er wollte damit feststellen, dass es nicht verwunderlich sei, dass bei der ungenügenden Bauweise mit Reparaturen schon lange gerechnet werden musste.

Nicht nur baulich war die Schweinezuchtanlage jetzt am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Die Neuausrichtung der Landwirtschaft nach dem Krieg wandte sich von dieser Art der Schweinezucht ab, die Zukunft gehörte kleineren leistungsfähigen privaten Betrieben. Es lohnte sich nicht mehr, die Gebäude zu ertüchtigen. Am 15.03.1954 erklärte Herr Engelhart als Pächter der Anlage, dass er gegen Ende des Jahres abziehen wolle. Am 13.09.1954 stimmte der Stadtrat der Auflösung des Pachtverhältnisses zu und beschloss, das Gelände als Ganzes neu zu verpachten.

Man fand in dem Viehkaufmann Helmut Frieß nach einer Pachtausschreibung einen neuen Pächter, mit dem man am 29.12.1954 einen neuen Vertrag über 4200 DM/Jahr abschloss. Das LRA beanstandete am 10.02.1955 aber den Pachtvertrag mit Frieß, weil dieser nicht dem Landpachtgesetz entspreche. Die Stadt erhob Klage gegen die Beanstandung, weil das Grundstück immer schon gewerblich (Schweinezucht) genutzt gewesen sei. Am 06.06.1955 entschied das Amtsgericht, dass der Pachtvertrag mit Frieß nicht zu beanstanden sei.

Der schlechte Zustand der Gebäude führte dazu, dass der Pächter Frieß um eine Pachtermäßigung nachsuchte. Für die Jahre 1956 und 1957 wurden ihm daraufhin je 1200 DM erlassen, wenn er den Betrag gegen Nachweis in die Renovierung der Gebäude stecke. SR Happle stellte im August 1957 die von Frieß beabsichtigte Renovierung der Gebäude in der Schweineweide infrage, ob diese noch rentierlich sei, da der Verfall schon weit fortgeschritten sei. Ein Kaufantrag des Pächters Helmut Frieß um den Verkauf der Hauptgebäude der Schweineweide mit 1360 m² Grund wurde am 17.10.1960 als indiskutabel abgelehnt. Im Juni 1961 stürzte eine Feldscheune auf dem Gelände infolge Baufälligkeit ein.

Bauplatz für das Gymnasium

Die Oberrealschule, die bis jetzt in der ehem. Goldwarenfabrik Kurz, Bahnhofstr. 11a, untergebracht war, wurde ab 1951 als Zweckverbandsschule vom Landkreis und der Stadt getragen. Die Unterbringung der Schule war unzureichend und für die Stadt zunehmend eine Belastung. Die Oberrealschule wurde zum 01.10.1960 verstaatlicht unter der Bdingung, dass Stadt und Landkreis als Träger des Zweckverbandes innerhalb der nächsten 3 Jahre ein Schulgebäude errichten. Für den Neubau einer Oberrealschule war zuerst die Freifläche neben der Volksschule Reichenbacher Str. 28 vorgesehen. Dieser Platz stellte sich aber als zu klein dar. Bei einer Besprechung mit dem Kultusministerium am 06.08.1962 kam der Vorschlag auf, die Schule bei der Schweineweide zu bauen.

Der Stadtrat war zwar erstaunt über die Wendung in der Standortfrage der Oberrealschule, da in allen früheren Besprechungen auch vom Kultusministerium Einverständnis mit dem Standort bei der Volksschule herrschte. Dennoch erklärte sich die Stadt am 07.09.1962 bereit, die erforderlichen 16.000 m² im Waldviertel für den Schulbau zur Verfügung zu stellen. Am 06.12.1964 wurde der Bauplan für die neue Schule dem Stadtrat vorgestellt. Die alten Gebäude wurden abgebrochen, dann wurde zügig mit dem Bau begonnen, so dass schon ein Jahr später, am 11.12.1964, Richtfest gefeiert wurde. Am 07.03.1966 wurde die neue Schule eingeweiht und erhielt den Namen ‘Nikolaus-Kopernikus-Gymnasium’. (Zur Schulentwicklung im Allgemeinen und zum Gymnasium im Besonderen siehe ausführliche eigene Artikel)

Der Mustergarten

Am 26.06.1920 beantragte der Bezirksgärtner Stoll die Einrichtung eines Mustergartens. Der Stadtrat stand dem Wunsch aufgeschlossen gegenüber, fand aber zunächst kein geeignetes Gelände. Nach einiger Diskussion beschloss man, das Gelände östlich der alten Oberhauser Grube (jetzt Bereich Tannenweg) als Garten herzurichten. 1930 wurde im Stadtrat vorgeschlagen, den Bezirksgarten bei der Schweineweide für die landw. Haushaltungsschule zu übernehmen. Der Vertrag über die Nutzung des Bezirksgarten kam aber nicht zustande. Es sollte der Schule ein geeignetes städt. Grundstück pachtweise überlassen werden. Am 24.10.1930 kaufte die Stadt den Garten für 2700 RM. 1934 wurde der Garten an den Gärtner Alfons Mareis für 9 Jahre verpachtet.

Das Gesindewohnhaus Birkenweg 16

Als Wohnhaus für den damals ‘Schweinemeister’ genannten Betriebsleiter der Schweinezuchtanlage wurde schon beim Bau der Anlage 1910 ein kleines bescheidenes Wohnhaus errichtet. Nach dem ersten Weltkrieg genügte dieses Haus nicht mehr den Ansprüchen eines Betriebsleiters, auch benötigte man weiteren Wohnraum für andere Beschäftigte der Anlage. So wurde für den Inspektor im Jahr 1921 ein neues Wohnhaus an der Reichenbacher Str., abgesetzt von der Zuchtanlage, gebaut. Das alte Haus wurde als Gesindewohnhaus benutzt.

Mit der Aufgabe der Schweinezuchtanlage 1954 wurde das Haus nicht mehr benötigt. Es gehörte zum Pachtumfang der Anlage und wurde vermietet. 1957 wurde der hinter dem Haus gelegene Löschweiher mit dem Aushub des Altenheims verfüllt. Um 1960 wurde die Anlage endgültig aufgegeben. Das Wohnhaus wurde mit 1000 m² Grund am 17.10.1960 an Stadtförster Roth für 15.000 DM verkauft.

Harald Roth baute das Haus 1961 nach seinen Bedürfnissen um. Es wurde aufgestockt und erweitert und erhielt hierbei ein Krüppelwalmdach. Um 1970 ging das Haus an den Tierarzt Dr. Heidenreich über. Neben dem Bau von Garagen wurde das Haus 1978 durch einen Anbau erweitert.

2005 wurde eine Voranfrage zum Neubau von drei Einfamilienhäusern auf dem Gelände des verfüllten Löschweihers von der Stadt abschlägig beschieden, da zum einen keine Bebauung so nah am Wald gewünscht war und es sich zudem um ein aufgefülltes Grundstück handelte. Es wurde nur einem weiteren Wohnhaus am Birkenweg zugestimmt.

Das Inspektorenwohnhaus Reichenbacher Str. 82

Nach dem ersten Weltkrieg genügte das kleine Wohnhaus des Schweinemeisters nicht mehr den Ansprüchen eines Betriebsleiters. Es wurde daher 1921 durch die Genossenschaft ein neues Wohnhaus für den Inspektor etwas abgesetzt von der Zuchtanlage erbaut. In diesem Bereich befand sich früher eine Kies- oder Lehmgrube der Gemeinde Oberhausen, die bereits im Urkataster 1823 eingetragen war. Diese Grube wurde von der Stadt im Jahr 1910 erworben. Beim Bau des Hauses verwendete man die Zufahrt zur Grube als Erschließungsweg zum Haus.

Mit der Planung des Inspektorenhauses wurde Arch. Huf aus München beauftragt. Huf war ein Vetreter des sog. Heimatstils und wurde von der Regierung protegiert. Er plante in Weißenhorn u.a. das Claretiner-Kolleg, den Pfarrhof Fuggerstr. 2a sowie einige Wohnhäuser in der Hagenthalerstr. und der Richard-Wagner-Str.

Östlich des Inspektorenhauses befand sich der sog. Bezirksgarten, der die Funktion des heutigen Kreismustergartens hatte und der Bevölkerung zeigen sollte, wie und welches Gemüse im Hausgarten angepflanzt werden könnte.

1930 wurde der Lehm- und Kiesabbau in der Grube beendet. Für die Entnahme von Lehm wurde ein neuer Platz in Richtung gegen die Schweineweide angewiesen, weil bei weiterer Ausbeutung der Lehmgrube mit einer Schädigung des dortigen Baumbestandes gerechnet wurde. Es wurde die Schliessung der Lehmgrube und Anlage einer neuen Grube in der Schweineweide beim Eisweiher vorgeschlagen.

Nach der von der NSDAP erzwungenen Selbstauflösung der Schweinezuchtgenossenschaft am 07.06.1933 und deren Liquidation zum 01.10.1933 beschloss die Stadt am 14.09.1934, das Inspektorenhaus zu verkaufen. Als Kaufpreis wurden 9000 RM festgelegt. Da dies dem dort wohnenden Inspektor Engelhart aber zu viel war, behielt die Stadt das Gebäude und vermietete es an Herrn Engelhart.

Alfons Engelhart starb am 02.03.1960. Das Wohnhaus wurde dann am 03.05.1961 an den nachgefolgten Pächter der Schweineweide, den Viehkaufmann Helmut Frieß, für 28.000 DM und 52.190 DM für das Grundstück verkauft.

Neubebauung der Schweineweide

Schon zu Beginn der 50er-Jahre war erkennbar, dass die Schweinezuchtanlage in dieser Form veraltet war und sich nicht weiter entwickeln werde. Nachdem der Pächter zum 31.12.1954 die Pacht aufgab und sich zurückzog, lag es nahe, die große Fläche einer anderen Nutzung zuzuführen. Das Gebiet lag zwar ca. 1 km außerhalb der Stadt, aber die Wohnungsnot nach dem Krieg brachte die Stadt dazu, die Grundstücke als Bauplätze zur Verfügung zu stellen.

So wurde am 01.09.1950 Architekt Louis, der 1949 den Auftrag für einen Wirtschaftsplan (damalige Bezeichnung der heute ‘Flächennutzungsplan’ genannten Planungsebene) erhalten hatte, auch mit der Ausarbeitung eines Generalbaulinienplanes für die Stadt beauftragt.

Am 01.09.1952 legte Arch. Louis dem SR den Entwurf eines B-Plans bei der Schweineweide vor, der am 17.10.1952 vom Stadtrat gebilligt wurde.

Am 14.12.1953 beschloss der Stadtrat, vom Baugebiet bei der Schweineweide 10 Bauplätze unentgeltlich für eine Kriegsopfersiedlung des VdK zu überlassen. Für die weitere Bebauung der Schweineweide war gem. Verfügung des LRA vom 26.04.1954 ein B-Plan erforderlich. Die Stadt argumentierte, ein solcher sei bereits von Architekt Louis ausgearbeitet.

1957 wurde der Feuerlöschteich der Schweinezuchtanlage neben dem Hochbehälter mit dem anfallenden Aushub des Altenheim-Neubaus verfüllt.

Zum wiederholten Male wurde am 09.06.1960 über eine Bebauung des Schweineweidegebiets im Stadtrat beraten. Einige Stadträte vertraten die Meinung, man könne nur Bauplätze verkaufen, die auch erschlossen werden könnten. Hier könne aber weder ein Kanal angeboten werden (der zur Reichenbacher Str. hin entwässern müsste), noch habe man das Geld zum Straßenbau. Nach Diskussion beschloss man, nur die Grundstücke, die noch zur Hagenthalerstr. hin entwässert werden können, zu verkaufen, aber ohne eine Option auf den Straßenbau.

Das Stadtbauamt erarbeitete einen Teil-Bebauungsplan, der am 03.10.1960 gebilligt wurde. Am 28.10.1960 beschloss der Stadtrat, den B-Plan auf das gesamte Schweineweidengebiet auszudehnen. Ab 1961 wurde das Baugebiet ‘Waldviertel’ genannt.

Nach der Standortentscheidung für den Neubau der Oberrealschule am Standort der alten Schweinezuchtanlage wurde das Stadtbauamt beauftragt, den B-Plan ‘B’ für die Aufnahme der Oberrealschule umzuplanen, da das LRA für den Bereich der neuen Oberrealschule einen B-Plan forderte. Der von Stbm. Lieb gefertigte Entwurf wurde vom SR am 29.07.1963 gebilligt. Bei der Erschließungsplanung wurde am 16.09.1963 festgelegt, die Einmündung des Buchenwegs um 15 m nach Osten zu verlegen.

Der Straßenbau der Straßen erfolgte im Bauprogramm 1965. Die Gehwege wurden aber erst 1968 hergestellt. Die Hauptzufahrt zur Schweinezuchtanlage wurde zum Birkenweg ausgebaut. Für den Buchenweg im Westen des Geländes wurde eine neue Zufahrt zur Reichenbacher Str. angelegt. Das Feldkreuz wurde an die Einmündung des Birkenwegs versetzt.

Quellen:

Quellen:
1 Stadtarchiv Weißenhorn, II – 703.100
2, 3, 6, 7, 8, 9, 31 Stadtarchiv Weißenhorn
4 detaillierte Darstellung erfolgt noch
5 ehem. Augsburger Str. 50, jetzt Augsburger-Tor-Platz, im Krieg zerstört
10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41 Foto: Heimatmuseum Weißenhorn

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