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Das Café Leins – Östl. Promenade 11

Das Café Leins wurde von 1946 bis wohl 1957 betrieben, ansonsten war das Gebäude Handwerkerhaus und Wohnhaus.

Die Östliche Promenade ist Teil der ehemaligen Stadtbefestigung, bestehend aus Wall und Graben. Im 19.Jhdt. wurde der Graben sukzessive verfüllt und der Wall abgetragen. Im gleichen Zug begann die Bebauung, wobei die Gebäude östlich des Grabens lange Zeit nur über kleine Brücken zu erreichen waren. Nach Einsturz der Pfarrkirche 1859 wurde auf den heutigen Grundstücken Östl. Promenade 14-16 im Jahr 1860 eine hölzerne Interimskirche errichtet, was die Grabenverfüllung und Erschließung der östlichen Bauplätze wesentlich beförderte. (Die Geschichte der Östlichen Promenade ist in einem separaten Beitrag behandelt)

Das Haus Östl. Promenade 11 liegt sowohl an der Östlichen Promenade als auch an der Straße An der Mauer an. Die ursprüngliche Stadtmauer wurde Ende des 19. Jhdts. abgebrochen und durch Stadelbauten ersetzt. Diese mussten auf Anordnung der vormaligen churfürstl. Landes-Direction in Schwaben, welche die Abhebung der vormaligen Stadtmauern u. Verkauf der Area als bodenzinsiges Eigenthum bewilligt hat, in gleicher Höhe aufgeführt werden. Ab ca. 1820 mehrten sich die Wünsche, die Stadel zu zweigeschossigen Wohnhäusern umzubauen, was viele Jahre lang auf Widerstand des Magistrats stieß. Erst ab ca. 1860 wurde, wohl auch wegen des Baus der Interimskirche, dieser Widerstand langsam aufgegeben und die Gebäude zweigeschossig erweitert.

So verhielt es sich auch bei diesem Haus. Im Jahr 1843 möchte der Schreinermeister Alois Schwager seine Werkstätte und sein Holzlager An der Mauer zu einem Wohnhaus erweitern und hierzu ein weiteres Stockwerk aufbauen. Der Bau soll auch den nördl. Stadel bis zum Pfarrstadel umfassen. Sein bisheriges Wohnhaus An der Mauer 11 möchte er dann verkaufen. Das Abwasser möchte er in verdeckte Senkgruben ableiten. Die Baukommission sieht das Baugesuch wie jenes des Jahres 1841 (Östl. Promenade 15) an und hält die gleichen Argumente dagegen. Der Pfarrvikar Hitzler hält sich als Nachbar aus der Sache heraus. Joh. Nep. Reißler als Nachbar stimmt dem Bau grundsätzlich zu und fordert nur geringfügige Anpassungen (Feuerwände, Verwahrungen, Ausgüsse etc.). Das LG Roggenburg lehnte den Bauantrag unter Berufung auf seine Entscheidung von 1841 ab. Die Regierung in Augsburg gibt dem Rekurs des Schwager statt und erlaubt den Bau, wenn keine offenen Ausgüsse auf die Promenade hinaus angelegt werden. Schon damals hatte also ein Einspruch an die nächsthöhere Verwaltungsinstanz Erfolg! Dennoch hat Schwager den Bau nicht ausgeführt, vermutlich war er infolge seiner Schulden (nach Angabe im Akt 1.500 fl) hierzu nicht mehr in der Lage.

1868 baut dann der nächste Eigentümer, Johann Vogel, den Stadel zu einem 2-geschossigen Wohnhaus um. Zu dieser Zeit war das Gebäude von Osten her nur durch eine Brücke über den Stadtgraben zu erreichen. Der Bau soll nur das Haus ohne den Stadelbereich bis zum Pfarrstadel umfassen.

1882 ist der Hutmacher Max Hochwind Eigentümer des Gebäudes. 1888 gehört es Karl Schmidhuber, ebenfalls Hutmacher. Er beantragt 1888 die Erweiterung des Wohnhauses nach Osten, so wie andere bauten auch schon erweitert worden sind. Die Baumaßnahme wurde aber offenbar nicht durchgeführt. Im Kataster 1921 ist die Erweiterung nicht dargestellt, erst 1925 wird ein ähnlicher Anbau wieder beantragt und auch durchgeführt.

Für das Jahr 1901 ist ein Bauantrag für eine Wohnhauserweiterung durch den Mechaniker Paul Gutter verzeichnet. Die Zuordnung dieses Bauantrags ist nicht ganz gesichert. Den Einträgen nach bezieht sich der Bauantrag auf das Anwesen Östl. Promenade 11. Hier ist Paul Gutter aber nie gemeldet. Hypothese: Paul Gutter suchte um 1901 nach einem Objekt, wollte ÖP11 kaufen und umbauen, konnte dann aber MG01 kaufen und siedelte sich dort an. Der Umbau von ÖP11 unterblieb daher.

1906 steht der Handelsmann Anton Mairock (1922 auch als Hutgeschäft bezeichnet) im Adressbuch. Dieser beantragt dann im Jahr 1925 die Erweiterung des Hauses in Richtung Östl. Promenade und erwirbt hierzu am 10.07.1925 auch eine Fläche aus der Promenade. 1932 ist der Sohn Josef Mairock, Kürschner, als Eigentümer gelistet. Dieser erwirbt dann das Haus Kaiser-Karl-Str. 9 und zieht nach dorthin.

1933 findet sich schon ein anderer Eigentümer: Frieda Kempf stellt den Antrag auf Einbau eines Kamins u. Backofens. 1939 gehört das Haus dem Vertreter Hans Leins, der eine neue Abortgrube einbaut und 1942 den Antrag auf Einbau einer weiteren Wohnung stellt.

1946 beantragt Hans Leins (1948 als Feinbäcker bezeichnet) die Einrichtung eines Cafés in dem Haus. Er erhält hierzu die Genehmigung, da das Café Heinrich (Bahnhofstr. 4) eingegangen sei. Über das Café Leins gibt es nur ein Bilddokument aus dem Jahr 1952. Es ist nicht bekannt, wie lange das Café betrieben wurde. 1957 ist beim Bauantrag für eine neue Abortgrube bereits Hildegard Leins als Bauherrin genannt und 1958 wird durch Willi Stadler ein neues Fenster eingebaut und das Dachgeschoss umgebaut. Ab 1959 wird Xaver Stadler aus Isny als Eigentümer genannt, eigenartigerweise aber 1968 wieder Hildegard Leins.

Um 2000 wird das Haus verkauft und die beim Umbau 1958 eingebaute Dachterrasse mit einer unpassenden Verkleidung versehen. 2004 wird der Dachstuhl erneuert und hierbei eine gestalterisch verträgliche Lösung für die Dachterrasse gefunden.

Quellen:

Quellen:
1 Stadtarchiv Weißenhorn; Foto: Heimatmuseum Weißenhorn

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