Eisenbahn,  Gaststätten und Brauereien,  Öffentliche Gebäude und Einrichtungen

Herzog-Georg-Str. 11 – Der Bahnhof – Endstation

21. September 2021/Lageplan

Das Bahnhofsgebäude wurde 1877 im Rahmen des Eisenbahnbaus errichtet. Einstmals Weißenhorns Tor zur Welt, wurde das Gebäude jahrzehntelang vernachlässigt, bis sich im Zuge der Reaktivierung der Strecke ein privater Investor des Gebäudes annahm und hier eine Gaststätte mit dem programmatischen Namen ‘Endstation’ einrichtete.

Ab 1872 wurde eine Eisenbahnverbindung von Senden nach Weißenhorn projektiert, die 1878 ihren Betrieb aufnahm. Die Geschichte des Eisenbahnbahnbaus wird in besonderen Artikel bearbeitet. (Planung, Bau, Betrieb, Städtebau und Reaktivierung) Hier soll nur die Historie des Bahnhofsgebäudes betrachtet werden. Da der Bahnhof vom Eisenbahnverkehrsträger errichtet wurde, sind Unterlagen und genaue Daten im Stadtarchiv nicht vorhanden. Bei den hier genannten Daten handelt es sich daher um ungefähre Angaben.

Der Bahnhof entsprach dem Standardbaumuster für Bahnhöfe der Kgl.Bay.St.B., dem sog. ‘Bayerischen Würfel’. Er war in Sichtmauerwerk ausgeführt. Im Erdgeschoss war die Schalterhalle mit Warteraum und Diensträumen, in den Obergeschossen waren Dienstwohnungen für Eisenbahner.

Bei diesem Foto handelt es sich um eines der ältesten Fotos der Stadt. . Im Jahr 1896 posiert das Weißenhorner Bahnpersonal vor einem Zug mit Lokalbahnwagen. Bei der Lokomotive handelt es sich um die 1885 von Krauss in München mit der Fabr.Nr. 1567 erbaute Lokomotive ‘Vohenstrauß’ der Gattung D VI (BR 98.75). Auf der Rückseite des Fotos sind die abgebildeten Personen benannt. Es handelt sich von links um den Oberzugführer Burger, den Adjunkt Greiner, den Lokomotivführer Satzinger, den Heizer Junginger und den ‚Kontukteur‘ Anwander. Vom Stationswärter und vom Bremser sind leider die Namen unleserlich.

Am 06.09.1912 bekam die Bahnstation (Güterstation) den Anschluss an das Ortstelefonnetz.

Vermutlich um 1940 wurde der Bahnhof modernisiert. Hierbei wurde das Sichtmauerwerk verputzt und die Werksteingewände entfernt. Auch wurde das alte hölzerne Abortgebäude durch einen massiven Neubau in verputzter Ausführung ersetzt.

Bei einem Luftangriff am 13.09.1944 wurde der Bahnhof schwer beschädigt, aber umgehend wieder instandgesetzt. Beim Wiederaufbau erhielt der Bahnhof eine Eingangsüberdachung aus Stahlbeton.

1950 wurde durch Kaufmann Walter Mehnert, Illertissen, ein Kiosk auf Bahngelände aufgestellt.

Am 24.09.1966 wurde der Personenverkehr eingestellt. Nachdem Mitte der 90er-Jahre auch der Stückgutverkehr eingestellt wurde, verkam das Bahnhofsgebäude zunehmend. In das Bahnhofsgebäude wurden Einscheibenfenster eingebaut.

1970 wurde der Güterschuppen neu erbaut. Nach 1990 wurde der Bauunterhalt des Bahnhofs stark vernachlässigt. Auch das gelände wurde nicht mehr gepflegt und wucherte zusehends mehr zu.

Im Jahr 2012 wollte die DB AG die Strecke stilllegen. Gemäß den gesetzlichen Vorgaben musste die Strecke aber vorher zum Verkauf angeboten werden. Die SWU (Stadtwerke Ulm) entschieden sich, die Strecke zu kaufen und als Personenverkehrsstrecke zu reaktivieren. Die SWU kaufte die reine Eisenbahnstrecke und erneuerte die Gleisanlagen. Die Stadt Weißenhorn kaufte die anderen Grundstücke und Gebäude. Güterschuppen und Abortgebäude wurden abgebrochen.

Der Landkreis Neu-Ulm als ÖPNV-Träger stieg in das Projekt mit ein. Nach einem Verkehrsgutachten wurden die Buslinien und deren Fahrpläne dem neuen S-Bahn-Konzept angepasst. Die Stadt Weißenhorn verlegte den Busbahnhof vom alten Standort Illerberger Str. an den Bahnhof und stellte acht Bushaltestellen einschl. eines digitalen Anzeigesystems her.

Das Bahnhofsgebäude wurde 2014 zum Verkauf ausgeschrieben. In der Ausschreibung wurde ein Konzept für die Nutzung des Bahnhofs gefordert. Ein Bewerber wollte das Gebäude abbrechen und hier ein größeres Wohn- und Geschäftshaus errichten. Den Zuschlag erhielt aber ein Bewerber, der das Gebäude erhalten und in dem Gebäude eine Gastronomie einrichten wollte.

Bei der Sanierung wurden wieder gegliederte Fenster eingebaut, das Vordach mit einem geneigten Dach versehen und mit dem roten Anstrich eine Verbindung zum ursprüngl. Sichtmauerwerk hergestellt. Südlich des Gebäudes wurde auf der Fläche des ehem. Güterschuppens ein Biergarten hergestellt. Neben der Gaststätte erhielt das Gebäude im EG auch eine öffentliche Toilette, nach dem Abbruch des Kiosks am alten Busbahnhof die einzige in der Stadt. Das Lokal erhielt den sinnhaften Namen ‘Endstation’.

  1. gegenüber 1902 hat sich einiges verändert: Die Bäume nördlich des Bahnhofs sind größer geworden, zwischen Bahnhof und Abortgebäude ist ein Zaun hinzugekommen und die großen Isolatoren des ersten Stromanschluss sind verschwunden. ↩︎

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert