 
	Untere Mühlstr. 4
Erstbebauung
Das Grundstück war bereits im 15. Jahrhundert bebaut. Eigentümer vor 1465 sind archivalisch nicht feststellbar. 1465 war ein Lentz App hier ansässig, 1475 ein Jorig Appe, 1492 wieder Lentz App und 1496 Adam App.
Im Bereich der Unteren Mühlstraße sind einige Gebäude, deren Lage im Salbuch 1480 eindeutig definiert ist, die aber in späteren Steuerlisten nicht mehr auftauchen und deren Eigentümer später an anderer Stelle auftreten. Hieraus wird geschlossen, dass zwischen 1480 und 1492 ein Ereignis stattgefunden haben muss, wonach diese Gebäude nicht mehr existierten. Wegen der Nähe zur Roth ist es naheliegend, hier an ein Hochwasserereignis zu denken, welches auch zu einer Uferveränderung der Roth geführt haben muss. Nikolaus Thoman beginnt seine Stadtgeschichte ca. 1485; er beschreibt darin kein solches Hochwasser, demnach muss es zw. 1480 und 1485 stattgefunden haben. Anschließend wurden einige Gebäude scheinbar noch ein paar Jahre genutzt, bis sie schließlich um 1496 endgültig aufgegeben wurden.
Zweitbebauung 1502
1502 wechselt Adam App auf das Haus Günzburger Str. 4. Dies wird so gedeutet, dass er das Haus hier aufgegeben hat und während der Zeit eines Neubaus in der Günzburger Str. wohnte, denn 1504 erscheint er wieder in der Unteren Mühlstr.
1514 wird der Eigentümer Adam Rapp geschrieben. Es wird angenommen, dass es sich nur um eine andere Schreibweise handelt. Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Steuerbücher vor. Wir haben aber eine Urkunde (U 173) aus dem Jahr 1522, in der Anna App, Witwe des Endres App (Sohn des Adam App?)
und die Nachlasspfleger ihrer Kinder das Grundstück an die Stadt verkaufen (vertreten durch den Bürgermeister), welche die Gasse verlegen möchte. Das Haus mit Hofraiten kauft Heinrich Klelin, dem auch der angrenzende Garten gehört. Nachdem für die Jahre 1518-1548 keine Steuerbücher vorliegen, war ein Abgleich der Grundstückseigentümer nicht möglich. Bei allen möglichen Nachbarn (Günzburger Str. 3, 5, 7, und 9) ist keine Kontinuität zwischen 1518 und 1548; und der Name Hainrich Klelin tritt auch nicht auf. Ebensowenig kann der Name des anderen Nachbarn (Ursula Strethin?) einem Grundstück zugeordnet werden. Somit ist leider keine auch nur halbwegs gesicherte Zuordnung möglich.
1548 wird Christian Mayer, Zimmermann, aufgeführt, und als Vorbesitzer wird Jorg Wollaib genannt. Beide sind aber auch als Eigentümer des Grundstücks Untere Mühlstr. 5 erwähnt. In den Steuerbüchern vor 1614 sind die Gebäude nicht beschrieben, daher kann es sich bei Grundstücken auch um unbebaute Hofstätten handeln. Dies wird hier für das Grundstück Untere Mühlstr. 4 vermutet. 1551 wird noch einmal Crista Mayr Zimerman verzeichnet, der Name wurde aber gestrichen. Das ist ein Zeichen dafür, dass das Haus nicht mehr bestand. Das ist die letztmalige Erwähnung einer Bebauung, von 1553-1601 erfolgte kein Eintrag mehr in die Steuerbücher.
Drittbebauung 1601
Das ändert sich erst 1601. Jetzt wird Thomas Schottmüller genannt, was einen Neubau nahelegt. Thomas Schottmüller muss Verwandtschaft zur Unteren Mühle sein, die bis 1615 an Bernard Schottmüller verpachtet war. 1614 wird die Bebauung beschrieben als Behausung, Stadel und Garten, zwischen dem Manggarten, Bernhardt Schottmüllers Stadel und Jacob Paurs Witibs Behausung (UM05); Wert 340 fl. 1636 stehen Thomas Schottmüllers Erben im Steuerbuch, es ist aber kein Wert mehr eingetragen. Wieder wird ein Hochwasserereignis vermutet.
Im Steuerbuch B 88 werden 14 Gebäude im Bereich der Oberen und der Unteren Mühlstraße nicht mehr geführt, 11 weitere sind im Wert deutlich gesunken. Zwar ist in diesen Jahren allgemein wegen des 30-jährigen Krieges, einer Hungersnot 1634 und der Pest 1635 ein Rückgang der Gebäudewerte zu verzeichnen, nirgends jedoch so massiv wie hier unter Verlust von Bausubstanz. Es wird vermutet, dass in diesen Jahren auch ein großes Hochwasser stattgefunden hat, dem diese Häuser zum Opfer fielen. Dieses Geschehen soll in einem eigenen Beitrag entsprechend aufgearbeitet werden.
Es wird angenommen, dass das Haus bei dem großen Hochwasser so beschädigt wurde, dass sich ein Wiederaufbau nicht lohnte.
Eine Hungersnot im Jahr 1634, eine Pestepidemie 1635 und ein Hochwasser um 1636 führte im Zusammenhang mit kriegerischen Auseinandersetzungen im Rahmen des 30-jährigen Krieges in unserem Gebiet zu großen Zerstörungen und zu Armut. Insgesamt konnten 32 Haushalte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen und kamen in die Gant (Privatinsolvenz mit Versteigerung). In zwei großen Gantprozessen am 06.08.1637 und am 21.07.1639 wurde das Eigentum liquidiert, so auch dieses Haus.
1651 werden Thomas Schottmüllers Erben letztmals im Steuerbuch erwähnt; es ist kein Gebäudewert mehr eingetragen, vielleicht stand das Haus schon nicht mehr. Lorenz Stigele, Günzburger Str. 4, hat um 1636 die ehemalige städt. Mang (Günzburger Str. 5) gekauft und erwirbt jetzt auch die leere Hofstatt, die an den Manggarten anstößt. Das Grundstück wird fortan nicht mehr separat aufgeführt.


Bis 1986 blieb das Grundstück jetzt unbebaut. Zuletzt stand noch ein landwirtschaftlicher Schuppen auf dem Grundstück.
Neubebauung 1986
1986 wurde dieser Schuppen abgebrochen und das Grundstück mit einem zweigeschossigen Einfamilienhaus neu bebaut.

 
	
	 
	
			
			

