
Günzburger Str. 11
Das Vorgängergebäude stand traufständig zur Günzburger Straße und war mit dem nördlich gelegenen Nachbargebäude zusammengebaut. Bis 1875 waren die Häuser eine bauliche Einheit und wurden erst 1729 geteilt. Abbruch und Neubebauung fanden 1857 gleichzeitig statt.

Vorgängerbebauung
Hansen Buchler und Jacob Bichler (Schreibweise?) sind 1475 die ersterwähnten Eigentümer. Eigentümer vor 1475 sind archivalisch nicht feststellbar. 1492 ist Buchler Hans Wittib genannt. 1496 ist es Jacob Bühler, ab 1505 Jacob Bühler und Ursel Deckerin, welche 1508 auf Bärengasse 2 wechselt. Für die Jahre 1518-1548 liegen keine Aufzeichnungen vor.
1548 werden Semion Schneider (Simon Schwegler) und Lienhardt Abelins Witwe als Eigentümer geführt, 1551 Lienhardt Abelin alleine. 1553 sind es Hanns Abelin, wohl der Sohn von Lienhardt Abelen, GZ15, und Lienhardt Abelins Witwe, 1556 die Witwe alleine. Hans Abele wechselt gleichzeitig auf das Haus Untere Mühlstr. 6a.
1559 ist das Haus im Steuerbuch B 84 nicht mehr separat aufgeführt. Im Zinsbuch der Liebfrauenpfleg B304 sind im gleichen Jahr als Nachfolger von Lienhardt Abelins Witwe Albrecht Billings Erben angeführt. Auch im Salbuch der Leprosenpfleg ist für 1563 ein Albrecht Billing als nördlicher Nachbar von GZ15 genannt. Albrecht Billing finden wir ab 1548 als Eigentümer von Hauptstr. 28 in der Stadt kleineren Orts, ab 1567 seine Witwe und ab 1570 seinen Sohn Hans Billing, der noch bis 1594 auf diesem Haus saß. Es ist daher anzunehmen, dass die Fam. Billing hier einen Zweitbesitz hatte.
1572 erscheint Simon Schottmüller (Untere Mühlstr. 3) als neuer Eigentümer. Da er die Mühle offenbar an seinen Sohn Bernhard Schottmüller übergeben hat, wird er hierher als Teileigentümer gezogen sein. Simon Schottmüllers Witwe wechselt 1578 auf das Grundstück Günzburger Str. 7 und baut dort ein neues Haus. In diesem Jahr übernimmt Claus Seytz; er ist Eigentümer von Hauptstr. 12 (ab 1578 Hauptstr. 14), das Haus und wird im Zinsbuch der Liebfrauenpfleg als Nachfolger genannt, demnach Zweitbesitz. 1594 ist Claus Seytz‘ Witwe die Eigentümerin. Nach deren Tod übernimmt Hans Seitz, Sohn des Claus Seitz, das Anwesen, gleichzeitig übernimmt sein Bruder Michael das Haus Hauptstr. 14. Hans Seitz übernimmt 1620 die Sonnenwirtschaft Hauptstr. 12 und wechselt dorthin.
Am 24.11.1620 wird Kaspar Kast neuer Eigentümer des Hauses. Ab jetzt wechseln die Eigentümer häufiger. 1623 ist es Leonhardt Stadtmüller, 1629 Matheus Roth, 1636 der Metzger Georg Müller, um 1650 Wilhelm Ziegler und 1660 Jacob Bentzler, Metzger, der 1674 Jacob Bünßler geschrieben wird.
Am 14.05.1682 heiratet Franz Handel, Metzger von Illertissen die Anna Bentzler, Witwe des Metzgers Jakob Bentzler. Am 24.03.1691, wohl kurz vor ihrem Tod, setzt Anna Handel, geb. Bader, (zweite?) Ehefrau des Franz Handel, ihr Testament auf. 1692 wechselt Franz Handel auf das Gebäude Günzburger Str. 5.
Das Haus wird 1692 von Maria Klotz, BM-Witwe, bezogen. Um 1700 folgt ihr der Schuhmacher Johannes Stängle, der bis ca. 1710 hier aufgeführt wird.
Teilung 1729
Nach dem Schuhmacher Johannes Stängle kommt Hans Jörg Dräxler. Dieser teilt das Gebäude 1729, wobei 2/3 bei Hans Jörg Dräxler verbleiben und 1/3 an den Maurermeister Franz Joseph Fischer verkauft wird. Dieser nördliche Teil wird unter Günzburger Str. 13 weiterbehandelt. Dieser Teil war bis dahin nicht bewohnt. Franz Joseph Fischer erweitert sein Haus oder baut seinen Teil völlig neu, denn in einem Vermerk im Steuerbuch werden weitere 45 fl als Wert angesetzt ‚wegen neuem Bau‚.
Infolge der Teilung wird der Buchwert des Gebäudes auf 480 fl reduziert. Am 28.02.1765 verkauft Hans Jörg Dräxler die Hälfte seines Gartens an Johann Kurz, Peter-Arnold-Str. 4, mit einem Wertanteil von 80 fl; restl. Wert GZ11 42 fl.
Am 05.04.1782 wird das Anwesen an den Schuhmacher Johann Georg Stengle verkauft. Dieser bleibt bis 1818, als das Haus an den Schuster Seraphim Kathrein übergeht. 1831 werden Kathrein Lukas, Schuster, und Seraphim Kathrein, Pfründner, als Besitzer genannt.
Am 07.02.1833 erwirbt der Bürstenbinder Michael Pfahler das Gebäude und bleibt hier bis zum 12.08.1852, als das Haus an den Taglöhner Leonhard Bodenmüller verkauft wird.
Neubau 1857
1857 erfolgte der Abbruch des alten Gebäudes durch den Witwer Leonhard Bodenmüller „wegen totaler Baufälligkeit“. Bodenmüller errichtete einen Neubau, der allerdings nicht mehr traufständig wie das alte, sondern giebelständig ausgeführt wurde.

Am 31.01.1873 geht das neue Haus an Bodenmüller Josefa, Witwe des Vorigen, über. Sie lässt 1884 eine Gewölbedecke in den Stall einziehen. Am 18.12.1886 erbt Bodenmüller Anton, Söldnerssohn der Vorigen, das Haus, das dann am 22.06.1891 an seine Witwe Appolonia, geb. Mayer v. Hegelhofen, übergeht. Appolonia heiratet am 07.12.1892 den Ökonomen Xaver Seifert. Deren Sohn Wilhelm Seifert wird 1906 im Einwohnerverzeichnis genannt und bleibt bis ca. 1940.
Ab 1948 ist Ludwig Schönberger, Angestellter, als Eigentümer geführt. 1977 wurde eine baufällige Scheune abgebrochen. Der Bauunterhalt des Gebäudes wurde vernachlässigt, so dass das Haus immer ungepflegter wirkte. 1977 wurde der große rückwärtige Stadel wegen Baufälligkeit abgebrochen. 1980 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt.




1985 fand das Haus einen neuen Eigentümer, der es abbrechen und ein neues Wohn- und Geschäftshaus errichten wollte. Dem Abbruch des Gebäudes wurde aber aus denkmalpflegerischer Sicht nicht zugestimmt. Das Gebäude blieb so stehen und verfiel immer mehr. 1987 stürzte ein Teil des hinteren Giebels ein, so dass das Gebäude aus Sicherheitsgründen dann doch abgebrochen werden musste. Der vordere Teil des Grundstücks blieb daraufhin leider unbebaut und führte, da das Nachbarhaus Günzburger Str. 9 schon 1949 abgebrochen worden war, zu einer großen städtebaulichen Lücke in der Günzburger Straße.





1987 baute ein örtlicher Elektroinstallateur in den hinteren Teil des Grundstücks eine Werkstatt mit Büro. Die Fläche wurde 19880mit einer Gartenmauer eingefriedet und mit Obstbäumen bepflanzt.


Als um 2015 das auf Günzburger Str. 9 benachbarte Omnibusunternehmen ins Industriegebiet Eschach aussiedelte, wurde das Grundstück GZ11 zusammen mit GZ09 zum Verkauf angeboten und 2016 verkauft. Seitdem warten beide Grundstücke seit nunmehr 10 Jahren auf eine städtebaulich adäquate Neuplanung.

